Zum Inhalt springen

Schmalspurbahn Walkenried–Braunlage/Tanne

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. Dezember 2007 um 16:21 Uhr durch 212.144.254.3 (Diskussion) (Walkenried). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Südharz-Eisenbahn
Bahnhof Brunnenbachsmühle um 1900
Bahnhof Brunnenbachsmühle um 1900
Kursbuchstrecke (DB):200 f (1962)
Spurweite:1000 mm (Meterspur)
0,0 Walkenried SHE Anschl. Südharzstrecke 275 m
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
3,4 Wieda Süd Haltepunkt 312 m
Abzweig nach links (Strecke außer Betrieb)
3,7 Zündholzfabrik
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
5,2 Wieda Haltestelle 339 m
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
6,9 Wiedaerhütte Haltestelle 365 m
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
10,5 Stöberhai Haltestelle 463 m
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
16,0 Kaiserweg Haltestelle 592 m
Strecke nach rechts und geradeaus (außer Betrieb)Abzweig nach links und geradeaus (Strecke außer Betrieb)
Strecke (außer Betrieb)Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
{{BSkm|20,3|0,0}} Brunnenbachsmühle 531 m
Strecke (außer Betrieb)
24,3 Braunlage 548 m
Strecke (außer Betrieb)Abzweig nach links (Strecke außer Betrieb)
25,8 Anschluss Schachtelfabrik
Strecke (außer Betrieb)
27,6 Wurmberg Güterbahnhof 618 m
ca. 4,0 Warme Bode und innerdeutsche Grenze
Abzweig nach rechts (Strecke außer Betrieb)
4,7 Harzquerbahn ab 1913
Kreuzung geradeaus oben (Strecke geradeaus außer Betrieb)
4,9 Harzquerbahn Nordhsn.–Werniger.
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
5,1 Sorge (oberer Bf [SHE]) 486 m
Abzweig nach links (Strecke außer Betrieb)
7,3 Tanner Hütte
8,5 Tanne Anschluss Rübelandbahn 460 m

Die Südharz-Eisenbahn-Gesellschaft wurde im Jahre 1897 gegründet und eröffnete am 15. August 1899 eine 24 km lange kurven- und steigungsreiche Schmalspurstrecke von Walkenried über Wieda und Brunnenbachsmühle nach Braunlage. Hier schloss sich ab 1. November 1899 eine nur dem Güterverkehr dienende Fortsetzung von 3 km Länge zum Wurmberg an. Die Spurweite betrug 1.000 mm.

Bahnhof Braunlage 1899

In Brunnenbachsmühle zweigte seit dem 24. August 1899 eine 8 km lange Bahn nach Sorge und weiter nach Tanne ab. Sie stellte die Verbindung zur Harzquerbahn der Nordhausen-Wernigeroder Eisenbahn-Gesellschaft und zur Harzbahn der Halberstadt-Blankenburger Eisenbahn her. Somit war es möglich durchgehende Züge oder Kurswagen von Braunlage bis zum Gipfel des Brockens zu befördern. Diese Zweigbahn wurde seit 1945 von der Zonengrenze durchschnitten und der Verkehr unterbrochen.

Auf der „Stammbahn“ verkehrten Personenzüge und Triebwagen bis zum 30. September 1962. Der Güterverkehr endete am 3. August 1963; die Wurmbergbahn war schon seit 1958 nicht mehr befahren worden.

Betriebsführerin war stets die Centralverwaltung für Secundairbahnen Herrmann Bachstein GmbH, die auch bald nach der Gründung die Aktienmehrheit der Südharz-Eisenbahn-Gesellschaft erworben hatte, die 1965 in eine GmbH umgewandelt wurde.

Streckenbeschreibung

Walkenried–Braunlage

Die Hauptstrecke der SHE begann in Walkenried. Direkt nördlich der Bahnanlagen der Südharzstrecke Northeim–Nordhausen befanden sich die Gleisanlagen des Schmalspurbahnhofs. Ein eigenes Empfangsgebäude mit Güterschuppen diente der Unterkunft von Bediensteten, der Fahrkartenausgabe und der Stückgutverladung. Das Empfangsgebäude ist heute noch vorhanden und anhand des Stationsschildes leicht als solches zu erkennen.

Über eine kleine Rampe führte das Gleis die nördlich angrenzende Böschung hinauf, und zog in einem Bogen an den Walkenrieder Klosterteichen, dem Affenteich und dem Eckteich vorbei.

Am Waldrand entlang (heute Radweg) wurde die Straße nach Bad Sachsa überquert und bald darauf – direkt nach Überquerung des Flüsschens Wieda – die Station „Zündholzfabrik“ (ab 1935 „Wieda Süd“) erreicht. Hier zweigte ein im Bogen über die Landstraße führendes Anschlussgleis zur nahegelegenen Zündholzfabrik bzw. später Papierfabrik ab. Ein kleines hölzernes Wartehäuschen bot dürftigen Schutz.

An der Landstraße entlang zog sich die Trasse in Richtung Ortsmitte (heute Fußweg). Die Wieda wurde abermals überquert (Brücke noch vorhanden). Die Bahnlinie wechselte an den westlichen Talhang und mündete nördlich des Sportplatzes in den Haltepunkt Wieda. Dieser besaß ein kleines Empfangsgebäude (noch immer vorhanden – in unmittelbarer Nähe des Kurhauses), ein Ausweichgleis und ein Ladegleis.

Oberhalb der Station wurde der „Knicking“ passiert, eine Engstelle im Tal, an der es in den ersten Betriebsjahren häufig zu Erdrutschen gekommen war, die den Bahnverkehr behinderten.

Direkt am westlichen Flussufer folgte die Bahn der Wieda – entlang der Dorfstraße „Bohlweg“ durch die Ortsmitte, wechselte dann wieder an den westlichen Talhang und führte an den hinter den Häusern gelegenen Gärten der Wiedaer vorbei.

Direkt südlich des Geländes der Wiedaer Hütte befand sich der gleichnamige Bahnhof. Hier waren Anschlussgleise vorhanden, die dem Ladeverkehr des Ofenbaubetriebes dienten. Ein Empfangsgebäude mit angrenzender Trinkhalle diente den Reisenden. Lokomotiven konnten hier ein letztes Mal vor der Bergstrecke aus einem Schlauch Wasser ansaugen.

Auf dem Bahngelände wurde nach Abriss des Empfangsgebäudes (1962) und anschließender Einstellung der SHE eine Werkhalle errichtet. Sie dient heute als Tennishalle – das Werksgelände wurde in einen kleinen Kurpark umgestaltet.

Etwas weiter nördlich zweigte ein Anschlussgleis von der Hauptstrecke ab, das zu den auf der anderen Talseite gelegenen Gebäuden der Hütte (Materiallager) führte. Es überquerte auf einer Eisenträgerbrücke die Wieda (Reste der Brücke sind noch vorhanden) und danach auch die Landstraße nach Braunlage, die mitten durch den Betrieb hindurch führte.

Am Forsthaus und der Zufahrt zum 720 m hohen Gipfel des Stöberhai verließ die Bahntrasse den Ort.

Am Hang stieg sie empor, um schließlich in das Weinglastal westlich abzuschwenken. An dessen Südhang wurden weitere Höhenmeter gewonnen. In einer Wendekehre, die durch mehrere tiefe Felseinschnitte führte, wechselte die Bahnlinie auf den nördlichen Talhang und erreichte direkt danach den romantisch gelegenen Bahnhof Stöberhai.

Die Bahnlinie folgte dem Talhang nun in entgegengesetzter Richtung und erreichte wieder das Wiedatal. Am Westhang führte die Bahnlinie weiter nach Norden bergan. Abermals wurde dann mittels einer engen Kehre das Tal gequert und die Landstraße Wieda–Braunlage gekreuzt. Am Osthang des Tales verlief die Trasse nun wieder in Richtung Wieda zurück, um dann wieder mit einer Kehre nach Norden um einen Bergrücken herum in Richtung Braunlage zu verlaufen.

Es folgte die Haltestelle Kaiserweg und die Querung der Landstraße Wieda–Braunlage. Kurz darauf war mit 607,5 m der Scheitelpunkt der Strecke erreicht.

Bergab folgte die Bahntrasse dem Tal des Schächerbachs bis zur Kehre im Einschnitt vor der Station Brunnenbachsmühle. Hier trafen die Gleise aus Walkenried auf die Bahnlinie aus Tanne. Ein kurzes Stück verliefen beide Gleise parallel bis in den Bahnhof Brunnenbachsmühle hinein. Die einsam im Wald gelegene Station diente als Umsteigebahnhof.

Hinter dem Bahnhof Brunnenbachsmühle wurde das Tal des Brunnenbachs auf einem Damm gequert. Im Damm findet sich noch heute die in die Dammsohle eingelassene Steinbogenbrücke über den Bach.

Abermals überquerte die Trasse die Landstraße Wieda–Braunlage, kurz darauf auch die Reichsstraße/B 4/242 Braunlage–Hohegeiß um dann am Brandhai aus dem Wald auszutreten und über die Wiesen hinab den Bahnhof Braunlage zu erreichen (heute Wanderweg).

Brunnenbachsmühle–Tanne

Die Zweigstrecke der SHE nach Tanne begann im Bahnhof Brunnenbachsmühle (heute Jugendwaldheim). Die Strecke verließ den Bahnhof in südlicher Richtung und lief etwa 400 m parallel zur Strecke nach Walkenried. Dann schwenkte die Strecke in das Brunnenbachtal ab. Die Trasse verlief durch das Brunnenbachtal (teilweise als Wanderweg begehbar) und überquerte nach etwa 2 km den Bach auf einer eisernen Brücke, anschließend wurde die Reichsstrasse/Bundesstraße 242 überquert. Danach verlief die Bahnlinie parallel zur Strasse nach Sorge. Bei Streckenkilometer 3,7 wurde die Warme Bode sowie die innerdeutsche Grenze auf einer (heute noch samt Bahngleis erhaltenen) Steinbogenbrücke überquert. Dann ging es durch das Tal der Warmen Bode nach Sorge. Auf einer Brücke kreuzte die SHE die Strasse Elend–Sorge und die Strecke der NWE, die Brücke wurde 1958 abgerissen (Brückenwiederlager erhalten). Der Höhenunterschied der beiden Bahnen betrug ca. 7 m. 1911 wurde eine eiserne Brücke vom unteren Bahnhof (NWE) zum oberen Bahnhof (SHE) geschaffen. 1913 wurde zwischen dem oberen und dem unteren Bahnhof eine 200 m lange Gleisverbindung gebaut.

Nach dem Bahnhof Sorge führte die Strecke mit leichtem Gefälle talwärts weiter in Richtung Tanne (heute Radweg). Beim Kilometer 5,9 befand sich von 1904 bis 1909 ein Ladegleis für den Steinbruch Sorge. Am Ortseingang von Tanne wurde erneut die Bundes(Reichs-)strasse 242 überquert. Entlang der Warmen Bode ging es durch die Ortslage Tanne. Bei Kilometer 7,3 befand sich das Anschlussgleis der Tanner Hütte, einer Eisengießerei, welches noch bis 1958 - nun durch die Harzquerbahn - betrieben wurde. Dann wurde erneut die B 242 gekreuzt. Nach gut 8,5 km fuhren die Züge in den Schmalspurteil des Bahnhofs Tanne ein. Am Bahnsteig befanden sich eine offene Wartehalle und ein Abortgebäude. Außerdem gab es zwei Rollbockgruben und einen Kran zum Umladen der Güter von Schmalspur auf Normalspur. Von diesen Anlagen ist heute nichts mehr erhalten. Der ehemalige Bahnsteig wurde mit Garagen überbaut.

Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Strecke an der innerdeutschen Grenze unterbrochen. Der östliche Streckenteil wurde noch einige Jahre von der Harzquerbahn aus im Güterverkehr bedient.

Braunlage–Wurmberg

Die nur für den Güterverkehr genutzte Bahntrasse zum Güterbahnhof Wurmberg führte in gleicher Richtung aus den Bahnhofsanlagen heraus wie die Hauptstrecke in Richtung Brunnenbachsmühle bzw. Walkenried und Tanne. Es folgte sofort ein enger 180 Grad-Bogen, auf dem die Strecke in einigem Gefälle hinab in das Bodetal schwenkte. Am Ende dieser Kehre zweigte der Industrieanschluss des Sägewerks Buchholz ab. Die Bahn schwenkte nordwärts und folgte der Warmen Bode bis zur Wiethfelder Straße, die Braunlage mit dem Ausflugslokal Fuchsfarm verbindet. Hier, direkt unterhalb der Steinklippe, zweigte einige Jahre lang das kurze Anschlussgleis zum Sägewerk Herzberg ab.

Während das Anschlussgleis in gerader Linie auf das Firmengelände führte und alsbald endete, schwenkte die Bahn ostwärts, folgte weiter dem Fluss und überquerte diesen schließlich auf einer Stahlträgerbrücke. Nachdem die Uferseite gewechselt war führte die Bahn – teils auf hohen Stützmauern – dem Fluss weiter folgend am Schulgelände entlang und überquerte die Elbingeröder Straße (B 27 nach Elend). Dort, wo heute der Großparkplatz liegt, hatte das Sägewerk Fuchs Anschluss an die Wurmbergstrecke mit einem parallel zur Strecke angelegten Lagegleis. Am nördlichen Ende des heutigen Parkplatzes schwenkte die Bahn um einen Felsen herum, folgte weiter der Bode und erreichte den Abzweig des Anschlussgleises der Glashütte Braunlage des Industriellen Karl Röhrig. Das Anschlussgleis überquerte den Fluss auf einer Steinbogenbrücke, die noch heute vorhanden ist. Das Gleis wurde nur bis ca. 1905 benutzt, da die Glashütte stillgelegt werden musste. Wenig später wurde der Brockenweg – in nächster Nähe zu den Brockenwegschanzen – überquert. Die Bahntrasse führte weiter am Fluss entlang und erreichte schließlich in Höhe der Furt durch die Warme Bode den Güterbahnhof Wurmberg.

Das Ladegleis wurde über eine Spitzkehre erreicht. Direkt an den Verladegleisen befand sich auch das in den 1920er Jahren errichtete Schotterwerk, das durch einen Bremsberg – später durch eine Materialseilbahn mit dem Steinbruch am Wurmberghang verbunden war.

Lokomotiven

Als Erstausstattung wurden durch die Südharz-Eisenbahn drei Mallet-Lokomotiven der Lokomotivfabrik Arnold Jung (Kirchen/Sieg) beschafft. Sie erhielten die Namen „Stöberhai“, „Achtermann“ und „Wurmberg“ (Namen der höchsten an der Bahnlinie gelegenen Berge). Derartige Maschinen erhielt auch die benachbarte Nordhausen-Wernigeroder Eisenbahn-Gesellschaft (NWE). Zudem wurden zwei kleinere Lokomotiven der Baufirma mit den Namen „Karl“ und „Berlin“ eingesetzt. 1907 wurde eine weitere Mallet-Lokomotive von Jung beschafft. Sie erhielt den Namen „Braunlage“. Während „Karl“ und „Berlin“ um 1913 offenbar nicht mehr zum Einsatz kamen, erhielten die Mallet-Lokomotiven die Betriebsnummern 51–54 und reihten sich damit in das Nummernschema der Centralverwaltung für Secundairbahnen Herrmann Bachstein ein. Die Namensschilder verblieben an den Lokomotiven. 1913 folgte mit der Lok 55 die fünfte Mallet-Lokomotive. Sie war gebraucht von der Ruhr-Lippe-Kleinbahn beschafft worden. Hergestellt hatte sie 1904 die Lokomotivfabrik Hohenzollern. Bereits 1914 wurde diese Maschine zu Kriegsdiensten an die Heeresfeldbahnen abgegeben und kam auf Feldbahnen in Frankreich (um Montecornet) zum Einsatz. 1916 schließlich wurde als Ersatz eine neue Lokomotive – abermals von Fa. Jung – geliefert. Sie erhielt die Nr. 55 (II).

In den 1920er und 1930er Jahren wurden die kleinen Mallet-Lokomotiven zur Weimar-Rastenberger Eisenbahn (WRE) – einem weiteren Betrieb der Centralverwaltung für Secundairbahnen Herrmann Bachstein – umgesetzt. 1925 erhielt die Südharz-Eisenbahn zwei neue Mallet-Lokomotiven des Herstellers Henschel in Kassel (Betriebsnummern 56 und 57). Sie bereiteten mit ihrem hohen Gewicht und ihrer Größe auf den Strecken der SHE Probleme. Es wurde versucht, durch Verstärkung des Gleiskörpers diese Probleme beseitigen zu können. Doch das schlechte Laufverhalten – besonders in Kurven – ließ sich nicht abstellen. 1928 erwarb die Südharz-Eisenbahn eine ähnlich dimensionierte Maschine; diesmal von der Fa. Orenstein & Koppel, Berlin (Betriebsnummer 61). Sie war mit dem relativ neuen Luttermöller-Achsantrieb ausgestattet. Dieser konnte in den engen Kehren der Bergstrecke zwischen Wieda und Braunlage überzeugen. 1930 wurden daher auch die Nr. 56 und 57 bei Henschel in Kassel auf den Luttermöller-Antrieb umgerüstet. 1931 schließlich entstand in der Braunlager Werkstatt der SHE ein dieselelektrischer Triebwagen im Eigenbau (VT 02). Er sollte hauptsächlich die schwach frequentierte Nebenstrecke Braunlage–Tanne bedienen und war von Anfang an ein Erfolg. Bereits nach 29 Monaten zählte der Tachometer eine Laufleistung von 162.092 km. 1935 wurde von der Köln-Bonner Eisenbahn ein bei den Deutschen Werken in Kiel gebauter Benzoltriebwagen hinzuerworben und als VT 07 eingesetzt. Nach einigen Umbauten kam er auch auf der WRE zum Einsatz.

1960 schließlich wurde von der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg (MAN) auf Grundlage der Regelspur-Schienenbusserie ein Schmalspurfahrzeug für Meterspur gebaut und im August 1960 an die SHE ausgeliefert. Die Dampflokomotiven 56, 57 und 61 wurden zu dieser Zeit aus dem Verkehr gezogen. Mit der Außerdienststellung der Lok 57 1962 endete der Dampfbetrieb auf der SHE. Sämtliche Lokomotiven wurden zerlegt und an Schrotthändler verkauft. VT 02 und VT 14 versahen nun den Personen- und Güterzugdienst zwischen Braunlage und Walkenried. VT 07 wurde von Grund auf modernisiert und erhielt sogar neue Stirnseiten an beiden Fahrzeugenden. Aufgrund der Stillegung wurde der Umbau nicht vollendet und der Triebwagen halbfertig in Braunlage verschrottet. VT 02 wurde beim Abbau der Bahnstrecke eingesetzt und verunglückte dabei. Mit eingedrückter Frontseite war er in Wiedaer Hütte abgestellt (Anschlussgleis zur Hütte nördlich des Bahnhofs) und wurde schließlich verschrottet. VT 14 bekam auf der Härtsfeldbahn (Aalen–Dillingen) in der schwäbischen Alb ein neues Einsatzgebiet und wurde schließlich zur Strecke Amstetten–Laichingen umgesetzt. Beide Strecken gehörten zur Württembergischen Eisenbahngesellschaft (WEG). Nach der Stillegung der Laichinger Strecke war der Wagen dem Verfall preisgegeben bis ihn die Härtsfeld-Museumsbahn zurück ins Härtsfeld nach Neresheim holte. Dort steht er bis heute und soll nach umfangreicher Aufarbeitung wieder zum Einsatz kommen.

Bedeutung der Südharz-Eisenbahn

Die Südharz-Eisenbahn war selbst nie sonderlich lukrativ. Die Bergstrecke, der oft harte Winter im Harz – alles Faktoren, welche die Betriebskosten negativ beeinflussten. Und dennoch hat sie in die strukturschwache Region eine Fülle neuer wirtschaftlicher Impulse gebracht. Sie sicherte das Überleben der Wiedaer Hütte, dem Hauptarbeitgeber des Ortes. Ohne Bahnanschluss hätte die Zufuhr der Rohmaterialien sowie die Abfuhr der fertigen Öfen keine Zukunft gehabt. In Braunlage war nach Schließung des Hüttenwerkes vor langer Zeit und des Blaufarbenwerks kaum noch nennenswerte Industrie ansässig.

Die Röhrigsche Glashütte schloss trotz Bahnanschluss 1905 ihre Tore. Doch zwei Sägewerke und einige andere kleinere Betriebe begannen zu florieren. Nicht vergessen sei der Steinbruch am Wurmberg-Südhang, der zur Hebung der Rentabilität angelegt wurde und vielen Braunlagern Arbeit gab. Nicht zuletzt konnte Braunlage durch die Südharz-Eisenbahn im aufblühenden Fremdenverkehr mit den umliegenden Orten Schierke und Sankt Andreasberg konkurrieren. Die Nachbarorte verfügten ebenfalls über einen Bahnanschluss; siehe Brockenbahn bzw. St. Andreasberger Kleinbahn.

Braunlage wäre wohl kaum einer der führenden Urlaubsort im Harz geworden ohne die Bahnanbindung in den entscheidenden frühen Jahren des 20. Jahrhunderts.

Spurensuche

Walkenried

In Walkenried ist noch das Empfangsgebäude der SHE in nächster Nähe des ebenfalls sehenswerten ehemaligen Staatsbahn-Bahnhofs zu finden. Es wird als Wohnhaus genutzt. Das Stationsschild gibt das Gebäude auch heute noch als Bahnhof zu erkennen.

An der Bahnlinie Walkenried–Herzberg sind noch Reste des alten Schotterwerks zu finden, das die SHE zur Hebung des Güterverkehrs errichtet hatte. Der Betonblock gibt Unwissenden Rätsel auf, findet sich doch kein Hinweis auf die einstige Funktion des unförmigen Betonkolosses.

Die Bahntrasse in Richtung Wieda lässt sich – heute als Wanderweg ausgebaut – am Affenteich vorbei bis zum Eckteich verfolgen. Dann verschwindet die Bahnlinie in einem zugewachsenen Einschnitt und kann erst wieder am Rande des Neubaugebietes von Walkenried bis zur Straße Walkenried–Bad Sachsa bewandert werden. Bis Wieda wurde die Bahntrasse als Wander- bzw. Radweg zurückgebaut.

Wieda

Am südlichen Ortseingang wird die Wieda auf der alten Eisenbahn-Stahlträgerbrücke überquert. Rechterhand liegt die Fa. Sachsa-Papier, hervorgegangen aus der ehemaligen Zündholzfabrik bzw. der späteren Papierfabrik. Beide hatten Anschluss an die Bahn. Das Anschlussgleis querte im Bogen die Straße und verlief dann zwischen den beiden Hallenkomplexen entlang.

Die Bahnlinie ist ab hier als Radweg gestaltet und verläuft parallel zum Fußweg an der Straße. An einem ehemaligen Sägewerk überquert der Weg auf einer Original-Eisenbahnbrücke die Wieda.

An Gärten vorbei am Berghang entlang kann man der Bahntrasse weiter auf einem Weg bis zum Sportplatz folgen, der sich quer über die alte Bahnlinie legt. Wenige Meter nördlilch des rechterhand befindlichen Kurhauses ist das Empfangsgebäude der Station Wieda erreicht. Es wird als Wohnhaus genutzt. Außer einer Bahnsteigkante verrät hier nichts die ehemalige Funktion.

Durch die Anlagen des Grillplatzes hindurch und an den Felsen des „Knickings“ entlang wird wieder die Wieda erreicht. Die Bahntrasse verläuft von nun an auf einer Stützmauer weiter nordwärts. Es folgt der Bohlweg. Die steinerne Stützmauer wurde für die Bahntrasse errichtet, die dem Bohlweg durch die Ortsmitte hindurch folgt, um dann wieder zum Wanderweg zu werden, der am Berghang an Gärten entlang weiterführt.

Alsbald wird die Tennishalle am südlichen Ende des Wiedaer Kurparks erreicht. Es ist der Standort des Bahnhofs Wiedaer Hütte, von dem nichts mehr zu entdecken ist. Wenige Meter nördlich führt eine Stahlträgerbrücke über die Wieda. Sie trug einst das Anschlussgleis zu den östlich der Dorfstraße gelegenen Hüttengebäuden (Lager etc.).

Der Bahntrasse kann nun weiter nordwärts gefolgt werden. Kurz vor der Straße, die zum Käseberg hinaufführt, wird eine Sackgasse überquert. Im Asphalt lassen sich noch Schienen des Streckengleises entdecken.

Am ehemaligen Forsthaus ist die Trasse noch als bogenförmiger niedriger Damm im Rasen erkennbar. Am Ortsausgang von Wieda wird die Trasse zu einem Waldweg, der in leichter Steigung dem Westhang des Wiedatales folgt.

Bahnhof Stöberhai

Stöberhai

Der Waldweg biegt schließlich in einem Einschnitt in das Weinglastal ein und folgt dem Südhang bis zu mehreren Einschnitten, die noch heute zu sehen sind. Am gegenüberliegenden Talhang liegt der ehemalige Bahnhof Stöberhai, ergänzt um einen auf dem Bahnsteig errichteten Anbau.

Einschnitt Ebersberg

An der Straße Wieda–Braunlage liegt rechterhand ein kleiner, durch einen Damm aufgestauter Teich. Der Damm trug einst die Kehre der Bahntrasse im oberen Wiedatal. Am bergseitigen Ende des Damms ist noch der ca. 15 m tiefe Einschnitt zu entdecken, den die Bahn im engen Tal für die 180-Grad-Kehre benötigte. Ab hier kann der Bahnlinie ein Stück weit auf einem Wanderweg gefolgt werden. Dann verliert sich die Trasse im Gras, welche allerdings weiter bis zur Kreuzung mit der Straße Braunlage–Wieda verfolgt werden.

Haltestelle Kaiserweg

An der Straße Wieda–Braunlage findet sich rechterhand, etwa einen Kilometer oberhalb des Teiches (s. o.), ein Parkplatz. Hier befand sich der Haltepunkt Kaiserweg. Noch immer erinnert ein Kilometerstein an die Bahnlinie ebenso wie die vom Gras überwucherte steinerne Mauer der Verladerampe.

Ab hier kann der Bahnlinie bis Brunnenbachsmühle gefolgt werden. Kurz hinter der Station Kaiserweg verläuft der Weg stets einige Meter neben der Bahnlinie, die mal als flacher Einschnitt, mal als Damm aber stets erkennbar bleibt.

Brunnenbachsmühle

Der Bahnhof Brunnenbachsmühle fungiert heute als Jugendwaldheim des Nationalparks Harz. Das Bahnhofsgebäude wurde um einen Bettentrakt ergänzt, ist aber selbst immer noch dem Originalzustand sehr nahe. Die große Freifläche mit Grill- und Fussballplatz erinnert an die einst bedeutsame Station, in der die Linie nach Sorge und Tanne abzweigte.

Hinter Brunnenbachsmühle kann die Bahnlinie fast durchgehend als Wanderweg begangen werden. Besonders der hohe Damm mit der eingelassenen Brücke, über den die Bahn das Brunnenbachstal querte ist noch heute sehenswertes Relikt der Eisenbahnstrecke.

Bahnhof Braunlage

In beklagenswertem baulichen Zustand findet sich der Braunlager Bahnhof in nächster nähe zum „Zentralen Omnibusbahnhof“. Doch ist das Gebäude noch in allen Einzelheiten zu erkennen. Selbst das kleine Dachtürmchen hat die Jahrzehnte leidlich überlebt. Zudem erinnert der Lokschuppen – durch einige Umbauten verfremdet – an die Eisenbahnzeit in Braunlage.

In Braunlage lässt sich die Bahnlinie zum Wurmberg fast auf voller Länge direkt auf dem ehemaligen Bahnkörper verfolgen. Als Orientierung mag die Warme Bode dienen. Die Wege und Straßen am Fluss sind direkte Nachfahren der Eisenbahntrasse.

Güterbahnhof Wurmberg

Etwa 500 m nachdem der Brockenweg die Brockenwegschanzen passiert hat, zweigt linkerhand ein Weg zu einer Lichtung ab. Hier befand sich der Güterbahnhof Wurmberg sowie das Schotterwerk des Steinbruchsbetriebes. Erkennbar ist davon heute nichts mehr.

Etwas weiter oberhalb am Brockenweg fallen rechterhand Betonfundamente auf. Sie gehören zur ehemaligen Seilbahntrasse zwischen dem Schotterwerk und der unteren Steinbruchsole. Der Steinbruch selbst ist heute ein Naturschutzgebiet, das durch einen Zaun geschützt wird. Von den alten Anlagen ist nichts mehr zu finden.

Bahnhof Sorge

Der ehemalige Bahnhof Sorge liegt direkt an der B 242 kurz vor dem Bahnübergang der Harzquerbahn bei Sorge. Das Empfangsgebäude wurde wegen Schwammbefall und im Zuge von Grenzsicherungsmaßnahmen abgerissen. Es wurde ein neuer Haltepunkt in Ortsmitte errichtet. Zu erkennen ist noch in etwa der einstige Standort des Empfangsgebäudes zwischen Harzquerbahn und Bundesstraße. Oberhalb der Harzquerbahn am Hang verlief die SHE-Trasse; heute von Bäumen überwuchert. Oberhalb verläuft ein Forstweg, der die Verfolgung der Trasse auch hier ermöglicht und am alten Grauwacke-Steinbruch bei Sorge, der von der Bahn zur Belebung des Güterverkehrs angelegt wurde, vorbeiführt.

Am Abwzeig der Straße nach Elend von der B 242 ist noch ein Brückenwiderlager der Stahlträgerbrücke zu erkennen, auf der die SHE-Trasse die Harzquerbahn kreuzte. An der Straße hingegen erinnert ein Teil der alten Steinbogenbrücke über die Straße an die SHE. Zwei Brücken auf engstem Raum.

An der B 242 weiter in Richtung Braunlage fallen zwei Stützmauern am Talhang auf. Sie schufen den Raum für das 1913 angelegte Verbindungsgleis zwischen SHE und NWE (Harzquerbahn), das hier den Hang emporstieg.

Tanne

Zwischen Sorge und Tanne wurde die Bahnlinie zu einem Wanderweg ausgebaut. Auch in Tanne kann die Bahntrasse auf einem Weg bis zum ehemaligen Bahnhof verfolgt werden.

Das Bahnhofsgebäude ist eines der letzten Häuser des Ortes in Richtung Königshütte. Es hat im Laufe der Zeit bauliche Veränderungen erfahren. Andere Nebengebäude sind noch direkt an der Straße neben dem Empfangsgebäude zu finden.

Von den Gleisanlagen lassen sich nur mit Phantasie noch Spuren finden – der Bahnsteig der SHE lag etwas erhöht am dem Bahnhofsgebäude gegenüberliegenden Berghang.

Busbetrieb

Ab 1945 verfügte die SHE über einen eigenen Busbetrieb. Nachdem der Eisenbahnverkehr aufgrund der Kampfhandlungen in der „Festung Harz“ zum Erliegen gekommen war, war das Bedürfnis nach Mobilität groß. Aus einem am Wurmberg aufgefundenen Militärfahrzeug wurde ein Behelfsbus umgebaut. Der sogenannte „Harzschreck“ verband ab 1945 Braunlage mit Bad Harzburg.

Bald darauf konnten weitere Busse beschafft werden, die sowohl auf der Linie Braunlage–Bad Harzburg als auch auf der Linie Braunlage–Wieda–Walkenried eingesetzt wurden. Mit letzterer Buslinie entstand sowohl eine Ergänzung des Verkehrsangebotes zur Bahnstrecke als auch eine Konkurrenz.

Nach Einstellung des Bahnbetriebes wurde der Busbetrieb weitergeführt. Auch der Stückgutverkehr wurde noch einige Jahre mit einem LKW abgewickelt. Der Busbetrieb fimierte zunächst noch unter „Südharz-Eisenbahn“, dann als „Harzer Verkehrsbetrieb“ (HVB) und in den letzten Jahren als „Verkehrsbetriebe Bachstein“, Niederlassung Braunlage.

Die Hauptverwaltung der Verkehrsbetriebe Bachstein mit Niederlassungen in Hornburg, Burgdorf, sowie im Fichtelgebirge in Hof und Selb verblieb noch weitere zwei Jahre in Braunlage und siedelte dann nach Burgdorf um.

Damit endete auch der Busverkehr der SHE bzw. ihrer Folgeunternehmen in Braunlage und im Harz.

Literatur

  • Gerhard Zieglgänsberger, Hans Röper: Die Harzer Schmalspurbahnen: Die Selketalbahn; Die Harzquer- und Brockenbahn; Die Südharzeisenbahn. transpress Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-613-71103-6
  • Wínfried Dörner, Die Südharz-Eisenbahn - eine Region und ihre Eisenbahn, Clausthal-Zellerfeld 2007, ISBN 978-3-89720-929-9