Fluch des Pharao
Der Fluch des Pharao ist eine Bezeichnung für den Glauben, dass die altägyptischen Könige (Pharaonen) ihre Gräber mit magischen Sprüchen gegen Eindringlinge schützten. Dieser Fluch wird vorwiegend mit den Todesfällen in Verbindung gebracht, die sich nach der Entdeckung des Grabes von Tutanchamun ereigneten. Eine andere Bezeichnung hierfür ist der Fluch des Tutanchamun. Allerdings wurden auch anderen Pharaonengräbern und weiteren Gräbern außerhalb Ägyptens Flüche zugeschrieben.
Der Fluch
Grabflüche im Alten Ägypten
Grabflüche und Todeswünsche sind zwar für das Alte Ägypten belegt, sind jedoch in allen Epochen selten. So gibt es Beispiele in Gräbern die Drohungen enthalten, um Respekt für die Toten zu erlangen. Wissenschaftler, die sich mit diesen Flüchen eingehend beschäftigt haben, weisen aber darauf hin, dass sich diese vorwiegend ausdrücklich an Bedienstete der Nekropolen richtete. Diese waren tagtäglich der Versuchung ausgesetzt, sich Grabbeigaben anzueignen oder sich von Grabräubern bestechen zu lassen.[1] Andere Grabflüche wiederum sollen bei Vernachlässigung des Totenkults oder des Gedächtnisses der Verstorbenen greifen. In ihnen werden sowohl irdische als auch jenseitige Strafen beschworen.[2] Aus der 5. Dynastie stammt die vielleicht älteste Warnung des Alten Reiches, in der es heißt: Der große Gott wird über all jene richten, die dieses Grab zu ihrer eigenen Begräbnisstätte machen oder ihm böses zufügen. In der 13. Dynastie hatte anscheinend eine Person namens Teti einen Teil der Grabbeigaben veruntreut und wurde dafür von den Priestern streng bestraft: Verweist ihn des Tempels, enthebt ihn seines Amtes, ihn und den Sohn seines Sohnes und den Erben seines Erben. Auf Erden sei er ausgestoßen; sein Brot, seine Nahrung, sein geweihtes Fleisch seien ihm genommen. In diesem Tempel soll nichts an seinen Namen erinnern. Ausgelöscht seien seine Schriften im Tempel des Fruchtbarkeitsgottes Min, in der Schatzkammer und in jedem anderen Buch.[1]
Die Tontafel
Eine mysteriöse Tontafel, die angeblich im Grab Tutanchamuns (KV62) gefunden wurde und auf der ein Fluch gestanden haben soll, brachte die Geschichte vom Fluch aufgrund der später folgenden Ereignisse und des allgemeinen Aberglaubens schließlich ins Rollen. Über den Fundort dieser Tontafel in KV62 gibt es unterschiedliche Schilderungen: Zum einen heißt es, sie befand sich zu Füßen der beiden Grabwächterfiguren im Vorraum des Grabes;[3] ein anderes Mal wurde sie am Grabeingang gefunden.
Die Übersetzung der Inschrift der Tafel wurde u. a. Sir Alan Gardiner zugeschrieben[4] und soll gelautet haben:
- Death shall come on swift wings to him that toucheth the tomb of the pharaoh.[5]
Zu Deutsch:
- Der Tod wird auf schnellen Schwingen zu demjenigen kommen, der die Ruhe des Pharao stört.[6]
Etwas abweichend wird auch angegeben:
- Der Tod soll den mit seinen Schwingen erschlagen, der die Ruhe des Pharao stört.[3]
Danach sei die Tontafel verschwunden und niemand habe sie je wieder gesehen. Anderen Autoren zufolge hat die Tafel hingegen nie existiert. Die archäologische Wissenschaft hält sie für eine reine Erfindung, da es keinerlei Fotos hiervon gibt, obwohl die Funde im Grab fotografisch dokumentiert wurden. Auch Howard Carters Aufzeichnungen enthalten keinerlei Notizen zu einer derartigen Tontafel. Zudem sind Wortwahl und Formulierung im Vergleich zu anderen ägyptischen Texten, die als Grabflüche anzusehen sind, untypisch und deshalb eher unägyptisch. Das hier gezeichnete Bild des „Todes mit Schwingen“ wäre mit dieser Tontafel zum ersten Mal belegt.
Weitere Varianten zur Inschrift
Die Tontafel ist das bekannteste Objekt, auf der der Fluch gestanden haben soll. Weiteren zeitgenössischen Berichten zufolge befand sich die Fluchinschrift auf anderen Gegenständen.
- Eine damalige Zeitung veröffentlichte, der Fluch sei in Hieroglyphen auf der Tür des zweiten Schreins neben einem geflügelten Wesen zu lesen gewesen und habe gelautet: Wer dieses geheiligte Grab betritt, den werden die Flügel des Todes treffen. Allerdings spricht die Inschrift auf diesem Schrein von nichts Derartigem.[1]
- Eine ebenfalls in der Presse veröffentlichte Geschichte ist die eines Magiers, der sich selbst als Archäologe bezeichnete. Ihm zufolge habe sich am Eingang des Grabes ein Stein befunden, in den ein Fluch eingemeißelt war und der lautete: Die Hand, die sich gegen meinen Bau erhebt, möge verdorren! Diejenigen, die meinen Namen, mein Fundament, mein Abbild und Bilder von mir angreifen, seien der Vernichtung preisgegeben! Howard Carter hätte diesen Stein an sich genommen und vergraben.[1]
- Ein Reporter griff die Inschrift des Keramiksockels der Kerze vom Anubisschrein auf: Ich verhindere, dass Sand die geheime Kammer füllt. Ich bin zum Schutze der Toten da. Er wollte daraus eine Warnung für das Grabungsteam ablesen und verlieh dem Ganzen mit eigenen Zeilen Nachdruck: Und ich werde alle töten, die diese Schwelle zum Heiligtum des Königs der Könige übertreten, der lebet in Ewigkeit.[1]
- Die Zeitschrift P. M. History schreibt in der Ausgabe Oktober 2007 die Worte der Hieroglyphen-Inschrift (ohne Angabe von Quellen) aber auch der Okkultistin Marie Corelli (s. u.) zu.
Ausschlaggebend für das Interesse der Öffentlichkeit am Alten Ägypten war die Entdeckung des Grabes von Tutanchamun (KV62) im Tal der Könige im Jahr 1922. Die Öffnung der Grabkammer im Jahr 1923 trieb die bereits entstandene Ägyptomanie weiter voran. Den Nährboden für die Entstehung des Fluches bildete dann zu dieser Zeit das große Interesse an Übersinnlichem, Okkultem sowie der ägyptischen Religion. Spiritistische Sitzungen waren Bestandteil gesellschaftlicher Veranstaltungen. Sogar Lord Carnarvon war Mitglied der Londoner „Spiritistischen Gesellschaft“.[7] So waren z. B. auch die hieroglyphischen Texte und Zaubersprüche durch Champollions Übersetzungen inzwischen jedermann zugänglich, ohne dass es hierzu jedoch erläuternde Kommentare gab. Dies führte zu zahlreichen Missverständnissen über die Inhalte der ägyptischen Theologie. Hinzu kamen der Unmut und das Unbehagen über die Archäologen, die hier ein Grab öffneten und die Toten offenbar nicht respektierten und das Grab schändeten. In diesem Zusammenhang bestanden Unsicherheiten darüber, ob die Alten Ägypter nicht vielleicht ungeahnte Kräfte besaßen, die die Toten schützen sollten.[8]
Die Ereignisse
Die angebliche Tontafel mit dem Fluch, Aberglauben, die Summe der Ereignisse und die Umstände bei und nach der Graböffnung waren es schließlich, die die Geschichte über den Fluch des Tutanchamun bzw. den Fluch des Pharao entstehen ließen. Die Berichterstattung in der Presse wurde mit dem Verdrehen von Tatsachen und dem Hinzufügen von eigenen Fantasien durch die jeweiligen Autoren aufgepeppt.[9] Die Angaben zu den Ereignissen sind auch in der Literatur, die mehr oder weniger ausführlich über die Geschichten zum Fluch berichtet, sehr unterschiedlich. Die Beschreibungen differieren in den Angaben zu den jeweiligen Personen, die einzelnen Umstände und in den Angaben über den Todeszeitpunkt und das Alter. Aber auch noch Jahrzehnte nach der Grabentdeckung werden manche Todesfälle oder mysteriöse Ereignisse mit dem Grab und dem Fluch in Verbindung gebracht.
- Als Howard Carters Kanarienvogel am Tag der Graböffnung in seinem Haus von einer Kobra getötet wurde, bekam dieser Vorfall für die Einheimischen eine besondere Bedeutung: Schlangen, insbesondere aber die aufgeblähte Kobra, galten als Beschützer des Pharaos. Sie sahen im Tod des Vogels ein böses Omen, ein Zeichen der Bestrafung für die Öffnung des Grabes.
- Die Tontafel mit der Inschrift des Fluches wurde gefunden.
- Zwei Wochen vor Lord Carnarvons Tod sprach die Okkultistin und Romanautorin Marie Corelli (Pseudonym für Minnie MacKay) eine Warnung aus: The most dire punishment follows any rash intruder into a sealed tomb.[5] (die schrecklichste/furchtbarste Bestrafung folgt jedem voreiligen Eindringling eines versiegelten Grabes<ref=ÜberSatRa>Übersetzung der Bearbeiterin (Sat Ra)</ref>).
- Zum Zeitpunkt von Lord Carnarvons Tod, etwa um 2.00 Uhr morgens, fiel in ganz Kairo der Strom aus und in derselben Nacht starb, angeblich zum Todeszeitpunkt Carnarvons, in Highclere Castle dessen Lieblingshund. Lord Carnarvon starb zwei Wochen nach Marie Corellis Warnung.
- Sir Arthur Conan Doyle, der ein Anhänger des Spiritismus war, äußerte sich einen Tag nach Lord Carnarvons Tod zu den Ereignissen. Die Morning Post zitierte ihn mit: Möglicherweise ist etwas elementar Böses die Ursache von Lord Carnarvons tödliche Krankheit. Man weiß nicht, welche Geistwesen in jener Zeit existiert haben und in welcher Form sie in Erscheinung getreten sind. Die alten Ägypter hatten wesentlich mehr Kenntnisse über diese Dinge als wir.[10] Doyle wird aber auch dahingehend zitiert, dass er daran glaubte, eine ägyptische Mumie könne verheerende Strahlen aussenden.[7]
- Zudem ließ Arthur Weigall, der auch für die Daily Mail schrieb, nach Carnarvons Tod die Geschichte wieder aufleben, dass von altägyptischen Gräbern ein Unglück ausgehe. So entstand der Fluch des Tutanchamun. Nicholas Reeves zitiert hierzu Rex Engelbach, den damaligen Generalinspektor der Altertümerverwaltung: Als sich meine Frau und ich bei Weigall beschwerten, erklärte er: "Aber sehen Sie nur, wie sich die Öffentlichkeit darauf stürzt." [11]
- Aber auch Marie Corelli wird mit der Aussage No good will come of disturbing Pharao’s bones. zugeschrieben, die Ursache des Fluches zu sein.[12]
Angebliche Opfer des Fluches
Dem Fluch wurden bzw. werden Opfer zugeschrieben, die in irgendeiner Weise an der Ausgrabung beteiligt waren oder das Grab besucht haben oder scheinbar mit Gegenständen aus dem Grab in Berührung gekommen waren und die alle angeblich unter mehr oder weniger mysteriösen Umständen starben. Die Reihenfolge, in der der Fluch die vermeintlichen Opfer heimsuchte, ist auch in der Literatur nicht immer eindeutig wiedergegeben. Oft fehlen die Jahresdaten. Die damalige zeitgenössische Presse vergab für die vermutlichen Opfer sogar Nummerierungen, so dass z. B. Arthur Weigall als 21. Opfer galt, das einem unbekannten Fieber erlegen war.[6] Im Jahr 1939 zählten so auch Howard Carter und die beiden Ausgrabungszeichner Lindsey Hall und Walter Hauser zu den Opfern.[12]
1923
- Carnarvon war sowohl bei der Graböffnung als auch bei der Öffnung der Grabkammer anwesend. Beim Verlassen der Grabes wurde er von einem Moskito gestochen und als er sich später den Stich beim Rasieren aufschnitt, entzündete sich dieser, wodurch sich der 5th Earl of Carnarvon eine Blutvergiftung zuzog. Zusammen mit einer Lungenentzündung führte dies am 5. April 1923 zum Tode des bereits seit langem lungenkranken Lords. Er starb im Alter von 57 Jahren.
1924
- Der Konservator des Louvre in Paris, George Bénédite, starb angeblich am selben Tag, an dem er zum ersten Mal das Grab betrat. Er hatte nach seinem Besuch des Grabes einen tödlichen Hitzschlag erlitten. Ein anderer Bericht lautet, dass er an den Folgen eines Sturzes starb, nachdem er das Grab betreten und wieder verlassen hatte.[5]
- Gardian La Fleur (Literaturwissenschaftler der McGill University in Kanada) besuchte das Grab und starb zwei Tage danach.
- Der Begleiter und Assistent La Fleurs beging Suizid durch Erhängen. In seinem Abschiedsbrief machte er den Fluch des Pharaos dafür verantwortlich.
- George Jay Gould (Millionär aus den USA) besuchte die Grabstätte und erkältete sich dabei. An der daraus entstandenen Lungenentzündung starb er kurze Zeit später an der französischen Riviera. Anderen Quellen zufolge starb er noch am selben Tag. Gould wurde 59 Jahre alt.
- Douglas Archibald Reed (Röntgenologe) röntgte und fotografierte Tutanchamun und brach dabei zusammen. Er starb später an einer Lungenstauung und einem unbekannten Fieber. Einer anderen Quelle nach starb er noch am Fundort.
- Colonel Aubrey Herbert (Halbbruder von Carnarvon) war beim Öffnen des Sarkophags anwesend und starb einige Wochen später an einer Bauchfellentzündung. Nach anderen Quellen beging er Suizid, bedingt durch einen depressiven Anfall.
- Woolf Joel war ebenfalls beim Öffnen anwesend und fiel auf der Schiffsreise nach Luxor von Bord und ertrank.
- Evelyn Greely war bei der Öffnung des Grabes anwesend. Sie beging zu Hause in Chicago, Illinois, Suizid, nachdem sie ihren Sohn ermordet hatte.
- H. G. Evelyn-White (Ägyptologe der University Leeds) erhängte sich nach intensivem Studium pharaonischer Papyrus-Rollen. In seinem Abschiedsbrief machte er „den Fluch“ dafür verantwortlich.
1928
- Arthur C. Mace, Konservator des New Yorker Metropolitan-Museums und Howard Carters rechte Hand, starb angeblich an einer seltsamen Krankheit. Tatsächlich war Mace bereits vor Beginn der Ausgrabung an einer periodisch wiederkehrenden Rippenfellentzündung erkrankt und erlag schließlich dieser Erkrankung. Die Arbeiten im Tal hatte er deswegen bereits 1924 abgebrochen. Er starb im Alter von 54 Jahren.[13]
1929
- Richard Bethel (der Sekretär Howard Carters) wurde tot in seiner Wohnung aufgefunden. Suizid gilt heute als wahrscheinlich, da er am Abend zuvor noch bei bester Gesundheit war. Bewiesen werden konnte der Selbstmord jedoch nicht. Andererseits heißt es, er sei unter mysteriösen Umständen im Bath Club gestorben.[5]
- Lady Almina, die Ehefrau Carnarvons infizierte sich durch einen Moskitostich und verstarb kurze Zeit darauf.
- Ali Farmy Bey gab sich als ägyptischer Prinz aus und behauptete von sich, in direkter Linie von Tutanchamun abzustammen. Er wurde in seinem Hotelzimmer im Londoner Savoy ermordet aufgefunden und war offenbar von seiner Ehefrau erschossen worden. Kurze Zeit später beging sein Bruder Suizid.
1930
- Lord Westbury, der Vater von Richard Bethel stürzte im Februar aus dem Fenster seines Londoner Domizils. Ob Suizid oder Unfall konnte nie zweifelsfrei geklärt werden. Auf dem Weg zum Friedhof wurde der Leichenwagen in einen Unfall verwickelt und dabei ein Kind getötet. Da sich in Westbury's Wohnung Alabastervasen aus dem Besitz Tutanchamuns fanden, war für viele eindeutig der Fluch daran schuld. Er starb im Alter von 78 Jahren.
- Mervyn Herbert, Bruder von Aubrey Herbert, und Halbbruder Lord Carnarvons, verstarb unerwartet im Alter von 41 Jahren.
1966
- Dr. Mohammed Ibrahim (Leiter des ägyptischen Museums, Kairo) wollte verhindern, dass seine Regierung eine Ausstellung der pharaonischen Schätze in Paris ausrichtete. Er hatte geträumt, dass er zu Beginn dieser Ausstellung bei einem Autounfall sterben würde. Ibrahim wurde vor seinem Museum in Kairo von einem Taxi überfahren und starb zwei Tage später.
1969
- Richard Adamson (Kollege von Howard Carter) äußerte sich in einem Interview sehr despektierlich über „den Fluch des Pharao“. Einen Tag später starb plötzlich und unerwartet seine Ehefrau und eine Woche später hatte sein Sohn einen sehr schweren Unfall.
1992
- Als ein Filmteam der BBC einen Dokumentarfilm über Tutanchamun drehte, kam es an den Original-Schauplätzen immer wieder zu merkwürdigen Unfällen.
2005
- Als in diesem Jahr die Mumie Tutanchamuns für die CT-Untersuchung aus seinem Grab genommen wurde, war auch in diesem Zusammenhang wieder vom Fluch des Pharao die Rede. Da die Mumie nicht dem Tageslicht ausgesetzt werden sollte und zudem viele Ägypter aus Angst vor dem Fluch gegen die Untersuchung protestiert hatten, fand diese nicht tagsüber sondern nachts statt.[14] Es ereigneten sich allerdings tatsächlich einige Unannehmlichkeiten für das Untersuchungsteam: Ein Sandsturm brach los; es fing an zu regnen, was in dieser Region selten vorkommt; das Auto mit dem Computertomographen hatte beinahe einen Unfall und das Gerät selbst fiel für zwei Stunden aus.[15]
weitere Opfer
- Als ein weiteres Opfer des Fluches unter vielen galt der Freund eines Touristen, der die Grabkammer betreten hatte und in Kairo von einem Taxi überfahren worden war.
- Auch der Kurator der Ägyptischen Abteilung des Britischen Museums zählte zu den angeblichen Opfern des Fluches, obwohl er in seinem Bett starb.
- Ein Angestellter des Britischen Museums soll beim Etikettieren von Gegenständen aus dem Grab tot umgefallen sein. Allerdings gibt es in diesem Museum keine Gegenstände aus dem Grab Tutanchamuns – und gab es auch nie.[13]
Folgen des Glaubens an den Fluch
Der Fluch des Pharao beherrschte nach den Ereignissen nach der Graböffnung und des Todes Carnarvons die weltweite Presse und lösten Vorfälle aus, die an Hysterie grenzten.[13] Obwohl kein Grund zur allgemeinen Beunruhigung bestand, trafen im Britischen Museum danach viele Pakete mit ägyptischen Antiquitäten ein. Eine Vielzahl der Absender äußerte, Carnarvon sei sicher vom Ka Tutanchamuns getötet worden. Obwohl ein Sprecher des Museums verkündete, dass diese Ängste völlig unbegründet seien, erhielt die ägyptische Abteilung des Museums weiterhin ägyptische Relikte, darunter auch Hände und Füße von Mumien.[16]
Vermutungen und Theorien zum Fluch
Nicht nur die Sterbedaten der mit dem Grab in Verbindung stehenden Personen wurden untersucht und analysiert, sondern es wurde auch nach wissenschaftlichen Erklärungen für die "Häufungen der Todesfälle" gesucht.
Als eine Ursache für Lord Carnarvons Tod wurde neben dem Fluch Gift vermutet, das auf Grabgegenständen aufgetragen worden war. Diese Theorie geht auf Ralph Shirley von der Occult Review zurück. Bereits in den zwanziger Jahren berichteten Artikel von tödlichen Bakterien im Grab, die zum Tode Carnarvons geführt haben sollen.
1949 stellte der Atomphysiker Louis Bulgarini die Behauptung auf, die alten Ägypter hätten bereits den Atomzerfall gekannt die dabei entstehende Strahlung zum Schutz der Gräber eingesetzt.[4]
Die bekannteste Theorie der Neuzeit ist allerdings die zum SchimmelpilzAspergillus flavus, die in den 80er Jahren durch die Dokumentationsreihe Terra X sehr großen Bekanntheitsgrad erreichte. Der Pilz sei wegen seiner lebensgefährlichen Wirkung von den alten Ägyptern zum Schutz des Grabes in dieses gebracht worden. Dieser Theorie zufolge sollen die Pilze der Aspergillus-Gruppe, die nicht nur im Grab Tutanchamuns nachgewiesen worden waren, für alle Krankheits- und Todesfälle der verschiedenen Epochen im Zusammenhang mit Graböffnungen verantwortlich sein.[3]
Erklärungen und Widerlegungen für den Fluch
Seit der Entstehung der Geschichte über einen Fluch des Pharao bzw. den Fluch des Tutanchamun gab es nicht nur Anhänger des Fluches, die an ihn glaubten, sondern auch Skeptiker, die den Fluch durch Untersuchungen, Statistiken mit rationalen Erklärungen zu widerlegen versuchten.
Analysen der Sterbedaten
Der Ägyptologe Professor Georg Steindorff arbeitete 1933 heraus,[6] dass die meisten der mit dem Fluch in Verbindung gebrachten Opfer im Alter von 70, 80 Jahren verstarben. Der australische Forscher Mark Nelson von der Monash University wiederum analysierte die Lebensläufe und Teamzugehörigkeiten der Mitarbeiter Carters von 1923 bis 1926. Er kam zu dem Ergebnis, dass die bei der Graböffnung aktiv Beteiligten keinem höheren Risiko ausgesetzt waren als die nur bei den Expeditionen mitwirkenden Personen. Es besteht kein Hinweis darauf, dass sich die Ausgrabungen negativ auf die zu erwartende Lebenszeit der Grabschänder ausgewirkt hätte. Vielmehr ist die britische Presse ihrer Sensationssucht erlegen, indem sie das Ideengut von Louisa May Alcotts Novelle "Lost in a Pyramid: The Mummy's Curse", aufgriff.
Der amerikanische Ägyptologe Herbert E. Winlock legte 1934 eine Statistik zu den Ereignissen und Todesfällen an. Diese Aufzeichnungen zeigten jedoch ein völlig anderes Bild über die Zeiträume der Ereignisse nach Graböffnung. [5] Nach jeder neuen Zeitungsmeldung, es habe ein neues Opfer des Fluches gegeben, schickte er eine Richtigstellung an die entsprechende Zeitung.
So starben von den 26 bei der Graböffnung anwesenden Personen sechs innerhalb von 10 Jahren; von 22 Personen, die bei der Öffnung des Sarkophages zugegen waren, starben zwei und den 10 Personen, die beim Auswickeln der Mumie anwesend waren, war keine dem Fluch erlegen. [5]
Howard Carter starb 1939 im Alter von 64 Jahren; Harry Burton, der Fotograph, starb 1940 im Alter von 60 Jahren; Lady Evelyn, Lord Carnarvons Tochter, die das Grab als eine der ersten betreten hatte, starb 1980 im Alter von 79 Jahren. Anderen, die sehr eng an der Ausgrabung beteiligt waren, war ebenfalls ein langes Leben beschieden: Percy E. Newberry, ein Freund von Carter und sein Mentor, starb 1949 im Alter von 80 Jahren; Sir Alan Gardiner, der die Grabinschriften studierte, starb 1963 im Alter von 84 Jahren; Douglas E. Derry, der die Autopsie an der Mumie Tutanchamuns durchführte, starb 1969 im Alter von 87 Jahren. [5]
Wissenschaftliche Erklärungen
Aspergillus flavus: Der australische Schwarzschimmelforscher John Pitt führt hierzu aus: „Es ist jedenfalls ausgeschlossen, dass die Sporen auch nur hundert Jahre in einem trockenen Grab überleben können. Außerdem sind Aspergillus-Sporen wirklich überall zu finden, und falls sie gefunden wurden, könnten sie das Grab zu jeder x-beliebigen Zeit kontaminiert haben.“ Der Schimmelpilz kann sich zwar im menschlichen Körper dauerhaft einnisten, wenn er über lange Zeit hinweg eingeatmet wird, doch dann auch nur, wenn die betreffende Person bereits zuvor krank war.[12]
Gifte: Die Theorie über Gifte im Grab wurde bereits in den zwanziger Jahren von Algernon Blackwood, einem vielgelesenen Schriftsteller, in Zweifel gezogen: „Wie kommt es dann wohl, dass das Gift nur bei einer Person wirkte?“ Auf diese Frage folgte die nächste Theorie: die Hohepriester sollten damals auf einige Grabbeigaben Gift gestrichen haben – und ausgerechnet Lord Carnarvon hatte einen dieser Gegenstände berührt. Ein französischer Professor hielt Howard Carter für schuldig am Tod Carnarvons und erklärte, weswegen Carter nicht auch von dem Fluch betroffen gewesen sei: Er sei ein Experte gewesen, der gewusst hätte, welche Gegenstände im Grab berührt werden durften und welche nicht.[7]
Rationale Erklärungen für die Ereignisse nach Carnarvons Tod
- Der Kanarienvogel war keineswegs am Tag der Sargöffnung von einer Kobra verschlungen worden: Howard Carter hatte das Tier bei einer Bekannten zur Pflege untergebracht.[12]
- Stromausfälle in Kairo waren selbst Jahrzehnte nach Lord Carnarvons Tod noch sehr häufig der Fall. Dass sein Todeszeitpunkt mit einem Stromausfall zusammen fiel gab dem Ereignis zwar etwas mysteriöses, war aber Zufall und hatte nichts mit seinem Tod zu tun.
- Lord Carnarvons Hund starb auf Highclere Castle vermutlich erst vier Stunden nach seinem Tod.[12]
- Über Douglas E. Derry, der die Mumie Tutanchamuns untersuchte, und Alfred Lucas, dem Chemiker vor Ort im Tal der Könige, der Derry assistierte, wurde berichtet: Die Obduktion Tut-ench-Amuns am 11. November 1925 im anatomischen Institut der Kairoer Universität hatte tragische Folgen: Alfred Lucas erlag bald darauf einem Herzanfall. Wenig später starb Professor Derry, der den ersten Schnitt an der Mumie Tut-ench-Amuns ausgeführt hatte, an Kreislaufversagen. [9] Tatsächlich starben aber beide erst sehr viele Jahre später.
Die Mehrheit der Besucher des Grabes und der anderen Personen, die mit der Mumie Tutanchamuns Kontakt hatten, starb viel später auf natürliche Art und Weise. Im Durchschnitt starben die Personen, die das Grab betreten hatten, 24 Jahre nach der Öffnung des Sarges und erreichten dabei ein Altersmittel von 73 Jahren. Zudem waren fast alle angeblichen Opfer bereits älter oder hatten schon gesundheitliche Einschränkungen, bevor sie nach Ägypten reisten. Lord Carnarvon war seit einem Autounfall 1901 in Deutschland ein kranker Mann, der zur Genesung und gesundheitlichen Stärkung regelmäßig nach Ägypten reiste. Auch George Jay Gould, ein Freund von Lord Carnarvon, war bereits vor seinen Aufenthalten in Ägypten krank und reiste zur Erholung in das Land. Howard Carter selbst litt seit der Ausgrabung bis zu seinem Tod (1939) unter verschiedenen gesundheitlichen Problemen, darunter Kopfschmerzen und Kreislaufprobleme.
Bewertung des Fluchs
Howard Carter kommentierte bereits seinerzeit die Geschichten über den Fluch mit den Worten: [...] all sane people should dismiss such inventions with contempt. [5][17]
Thomas Hoving, ehemaliger Direktor des Metropolitan Museum of Art in New York, schreibt 1978 hierzu: Von dieser allgemeinen Warnung in der Schatzkammer abgesehen, war im Grab des Tut-ench-Amun kein wirklicher Fluch gefunden worden – und es war auch keiner zu erwarten., und weiter Wenn es je einen Fluch gegeben hat, dann war er weder in Hieroglyphen geschrieben, noch in Bildern ausgedrückt. Er entstammte nicht dem Munde des Pharaos und war auch nicht von den Priestern des Neuen Reiches ausgesprochen worden. Er war nicht als unvergängliches Gift in gewisse Gegenstände eingedrungen, sondern er wurde, wie so oft im Gefolge verblüffender Entdeckungen von unermesslichen Schätzen, aus der menschlichen Schwäche geboren.[1]
Trotz Nachweisen für natürliche Erklärungen der Ereignisse und Todesfälle und richtiger Darstellungen der Umstände werden auch heute noch Anspielungen auf den Fluch des Pharao gemacht, wenn es sich um Ereignisse handelt, die mit dem Grab Tutanchamuns in Verbindung stehen. Renate Germer beschreibt dies sehr treffend: Es ist aber wohl Überzeugungssache, ob man an die Wirksamkeit solcher Flüche glaubt oder nicht. Im Grab des Tutanchamun gab es auf jeden Fall keinerlei Texte, die ein solchen Fluch aussprachen. [9]
Zu den Vorfällen im Zusammenhang mit der CT-Untersuchung Tutanchamuns äußerte sich Zahi Hawass zum Fluch des Pharao zweifach: I think we should still believe in the curse of the pharaohs,” he said from the tomb of Tutankhamun. [15] und die Frage, ob auch er Angst vor dem Fluch des Pharao habe, beantwortete er ein anderes Mal mit einem Schweigen.[14]
Der Fluch in der Literatur
1828 veröffentlichte die englische Schriftstellerin Jane W. Loudon ihren Roman The Mummy. Sie thematisiert darin den Rachefeldzug einer Mumie im 22. Jahrhundert. 1869 baute die us-amerikanische Schriftstellerin Louisa May Alcott darauf auf, als sie ihre Geschichte Der Fluch der Mumie schrieb.
Der Fluch im Film
Zahlreiche Filme wurden über fluchbeladene Gräber gedreht, meist in Verbindung mit auferstehenden Mumien. Der bekannteste Horrorfilm der 30er Jahre ist "Die Mumie (1932)", mit Boris Karloff (1932). 1999 erfolgte eine Neuauflage dieses Films " Die Mumie ", mit Brendan Fraser und Rachel Weisz, dem 2001 die Fortsetzung "Die Mumie kehrt zurück" folgte.
Anmerkungen und Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f Thomas Hoving: Der goldene Pharao Tut-ench-Amun, S. 182–184 Referenzfehler: Ungültiges
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-Tag. Der Name „Hoving“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert. - ↑ Hans Bonnet: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, S.195
- ↑ a b c Gottfried Kirchner: Der Fluch des Pharao – Das Geheimwissen der alten Ägypter in: TERRA X Rätsel alter Weltkulturen. S. 24, 36
- ↑ a b Ulrich Doenike: Die Rache der Mumie: Mythos und Wahrheit. In: P. M. History, Oktober 2007, S. 58–62
- ↑ a b c d e f g h Nicholas Reeves The Complete Tutankhamun, S.62–63 Referenzfehler: Ungültiges
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-Tag. Der Name „Reeves“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert. - ↑ a b c C.W. Ceram: Götter, Gräber und Gelehrte, S. 203
- ↑ a b c Arnold C. Brackman: Sie fanden den goldenen Gott. Das Grab des Tutanchamun und seine Entdeckung; S. 153–154 Referenzfehler: Ungültiges
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-Tag. Der Name „Brackman“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert. - ↑ Joyce Tyldesley: Mythos Ägypten. Die Geschichte einer Wiederentdeckung; S. 240
- ↑ a b c Renate Germer: Mumien. S. 64
- ↑ Ulrich Doenike: Die Rache der Mumie: Mythos und Wahrheit. In: P. M. History, Oktober 2007, S. 59
- ↑ Zitat von Rex Engelbach in: Nicholas Reeves: Faszination Ägypten. S. 165
- ↑ a b c d e Mark Benecke: siehe Weblink Endlich Ruhe im Sarkophag. Referenzfehler: Ungültiges
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-Tag. Der Name „Benecke“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert. - ↑ a b c Thomas Hoving: Der goldene Pharao Tut-ench-Amun, S. 183
- ↑ a b abendblatt.de: Der Mordfall Tutanchamun. 7. Januar 2005 Referenzfehler: Ungültiges
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-Tag. Der Name „Abendblatt“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert. - ↑ a b arabnews.com: Pharaohs’ Curse Released During Tutankhamun Scan? 8. Januar 2005 Referenzfehler: Ungültiges
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-Tag. Der Name „Scan“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert. - ↑ Arnold C. Brackman: Sie fanden den goldenen Gott. Das Grab des Tutanchamun und seine Entdeckung. S. 153
- ↑ Alle gesunden Menschen sollten solche Erfindungen mit Verachtung abweisen (Übersetzung von Sat Ra).
Literatur
- Arnold C. Brackman: Das Grab des Tutanchamun und seine Entdeckung, Bechtermünz Augsburg 1999, ISBN 3-8289-0333-9
- C.W. Ceram: Götter, Gräber und Gelehrte, Rowohlt Hamburg 1967 Buch-Nr. 5889/8
- Ulrich Doenike: Die Rache der Mumie: Mythos und Wahrheit in: P. M. History, Oktober 2007, S. 58–62
- Christine El Mahdy: Tutanchamun. Leben und Sterben des jungen Pharao, Karl Blessing München 2000, ISBN 3-89667-072-7
- Thomas Hoving: Der goldene Pharao Tut-ench-Amun, Droemer Knaur München/Zürich 1978, ISBN 3-426-03639-8
- Gottfried Kirchner: TERRA X Rätsel alter Weltkulturen: Der Fluch des Pharao, Bertelsmann Frankfurt 1986, Buch-Nr. 02353
- Nicholas Reeves: The Complete Tutankhamun, Thames & Hudson London 1995, ISBN 0-500-27810-5
- Joyce Tyldesley: Mythos Ägypten, Reclam Stuttgart 2006, ISBN 3-15-010598-6