Zum Inhalt springen

Redoxpotential

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. Dezember 2007 um 12:48 Uhr durch Estirabot (Diskussion | Beiträge) (Bot: Ergänze: ca:Polarització electroquímica). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Das Redoxpotential beschreibt die Potentialdifferenz zwischen einem Halbelement und dem international standardisierten Bezugselement, der Normal-Wasserstoffelektrode. Das Bezugselement besteht aus einer Platinelektrode, welche bei 25 °C von Wasserstoffgas mit einem Druck von 1013 hPa umspült wird und in eine Salzsäurelösung der Stoffmengen-Konzentration 1 mol/l (das bedeutet, dass pH 0 vorliegt) taucht.

Die Spannung, welche entsteht, wenn das gewählte Halbelement mit dem Bezugshalbelement verbunden wird, bezeichnet man als das Standardpotential des gewählten Halbelements.

Geschichte

Klassisch wurden Oxidationsprozesse als Verbindung mit Sauerstoff oder Entfernung von Wasserstoff verstanden.

Regeln

Für den Elektronenfluss gilt:

Das Ausmaß der Reduktionskraft einer Substanz wird durch ihr Redoxpotential beschrieben; dies ist die Bereitschaft, Elektronen abzugeben und damit in die oxidierte Form überzugehen. Zutreffender spricht man hier von einem "Redox-Paar".

  • Je negativer ein Redoxpotential, desto stärker die Reduktionskraft
  • Elektronen fließen vom Redoxpaar negativeren Potentials zum Redoxpaar weniger negativen (postiveren) Potentials, also vom Atom, bei dem der Elektronendruck höher ist zu dem Atom, bei dem der Elektronendruck niedriger ist.

In der Physikalischen Chemie bezieht sich das Redoxpotential auf Standardbedingungen, d. h. eine Konzentration von 1 mol/l aller Reaktionspartner inklusive Protonen (diese entspricht pH 0 in Fällen, bei denen Protonen entstehen oder verschwinden). Die Triebkraft, auch Elektromotorische Kraft, eines Elektronenflusses zwischen zwei Redoxpaaren wird als ΔEo angegeben.

Redoxpotential und Gibbs-Energie

Zwischen ΔEo' und der Änderung der Gibbs-Energie besteht ein einfacher Zusammenhang:

ΔGo' = −n·F·ΔEo'
wobei n die Zahl der übertragenen Elektronen und F die Faraday-Konstante (96,5 kJ/(V·mol) bedeuten.

Um den ΔGo'-Wert der Reduktion von Acetaldehyd durch NADH,H + zu errechnen, sind die Eo'-Werte der Halbreaktionen voneinander zu subtrahieren [−0,2−(−0,32) = +0,12], denn es gilt der Ansatz:

Datei:RedoxRK4.png

Fehler in Abb.:Nicht +0,32 V, sondern −0,32 V -> Nachtrag: Kein Fehler da sich das Vorzeichen umdrehen muss! (Biochemie, 5.Auflage, Lubert Stryer, Spektrum Verlag, 2003, Seite:540-541)

Nach Multiplikation mit n (2) und der Faradaykonstante (96,5) ergibt sich ΔGo' = −23,16 kJ/mol; die Reaktion würde also unter Standardbedingungen (aber bei pH 7) spontan ablaufen. Dies geht allerdings auch schon daraus hervor, dass NADH,H + / NAD+ in der Tabelle über Ethanol/Acetaldehyd 2 H+ angeordnet ist, d. h. ein stärker negatives Redox-potential aufweist.

Standardpotentiale

Die angegebenen Standardpotentiale beziehen sich nach Konvention auf die Reduktion des jeweiligen Stoffes. Dies bedeutet, je höher das Standardpotential desto mehr Energie wird bei der Elektronenaufnahme frei. Stoffe mit hohem Standardpotential sind gute Oxidationsmittel. Der Elektronenfluss in einem kombinierten System verläuft immer von dem Stoff niedrigeren Standardpotentials zu dem höhreren Standardpotentials.

Reduktionsmittel Oxidationsmittel + n e Standardpotential
E0 (in Volt)
2 F F2 + 2 e +2,87
2 SO42− S2O82− + 2 e +2,00
4 H2O H2O2 + 2 H3O+ + 2 e +1,78
PbSO4 + 5 H2O PbO2 + HSO4- + 3 H3O+ + 2 e +1,69
MnO2 + 6 H2O MnO4 + 4 H3O+ + 3 e +1,68
Mn2+ + 12 H2O MnO4 + 8 H3O+ + 5 e +1,49
Pb2+ + 6 H2O PbO2 + 4 H3O+ + 2 e +1,46
Ce3+ Ce4+ + e +1,44
Au Au3+ + 3 e +1,42
2 Cl Cl2 + 2 e +1,36
2 Cr3+ + 21 H2O Cr2O72- + 14 H3O+ + 6 e +1,33
6 H2O O2 + 4 H3O+ + 4 e +1,23
Mn2+ + 6 H2O MnO2 + 4 H3O+ + 2 e +1,21
Pt Pt2+ + 2 e +1,20
2 Br Br2 + 2 e +1,07
NO + 6 H2O NO3 + 4 H3O+ + 3 e +0,96
Hg Hg2+ + 2 e +0,85
Ag Ag+ + e +0,80
2 Hg Hg22+ + 2 e +0,80
Fe2+ Fe3+ + e +0,77
H2O2 + 2 H2O O2 + 2 H3O+ + 2 e +0,68
MnO2 + 4 OH MnO4- + 2 H2O + 3 e +0,59
2 I I2 + 2 e +0,54
Cu Cu+ + e +0,52
4 OH O2 + 2 H2O + 4 e +0,40
2 Ag + 2 OH Ag2O + H2O + 2 e +0,34
Cu Cu2+ + 2 e +0,34
2 Hg + 2 Cl Hg2Cl2 + 2 e +0,27
Cl + Ag AgCl + e +0,22
H2SO3 + 5 H2O SO42− + 4 H3O+ + 2 e +0,20
Cu+ Cu2+ + e +0,16
H2S + 2 H2O S + 2 H3O+ + 2 e +0,14
Ag + Br AgBr + e +0,07
H2 + 2 H2O 2 H3O+ + 2 e 0,000
Fe Fe3+ + 3 e −0,04
Pb Pb2+ + 2 e −0,13
Sn Sn2+ + 2 e −0,14
H2O2 + 2 OH O2 + 2 H2O + 2 e −0,15
Ag + I AgI + e −0,15
Ni Ni2+ + 2 e −0,23
Co Co2+ + 2 e −0,28
Pb + SO42− PbSO4 + 2 e −0,36
Cd Cd2+ + 2 e −0,40
Fe Fe2+ + 2 e −0,41
Zn Zn2+ + 2 e −0,76
H2 + 2 OH 2 H2O + 2 e −0,83
SO32- + 2 OH SO42- + H2O + 2 e −0,92
N2H4 + 4 OH N2 + 4 H2O + 4 e −1,16
Al Al3+ + 3 e −1,66
Mg Mg2+ + 2 e −2,38
Na Na+ + e −2,71
Ca Ca2+ + 2 e −2,76
Ba Ba2+ + 2 e −2,90
K K+ + e −2,92
Li Li+ + e −3,045

Redoxpotentiale in der Biochemie

Für biochemische Vorgänge rechnet man mit den auf pH 7 bezogenen Potentialen ΔEo'. Für Reaktionen, an denen Protonen beteiligt sind, ergibt sich somit eine Potentialdifferenz von 0,413 V, wie in der nachfolgenden Tabelle angegeben.

Bitte beachten: werden Redoxpotentiale als Eo oder Eo' angegeben (Tabelle), so bezeichnen sie formal das Potential relativ zur Normal-Wasserstoffelektrode. Das Redoxpotential jeder anderen Reaktion, ΔEo bzw. ΔEo', ergibt sich dann durch Differenzbildung der zutreffenden Eo'-Werte.
Red/Ox n Eo[V] bei pH 0 Eo' [V] bei pH 7
Ferredoxin Fe++/Fe+++ 1 −0,43 −0,43
½ H2 /H+ 1 0 −0,413
NADH,H + / NAD+, 2H+ 2 +0,09 −0,32
Liponsäure: Lipons.-H2/Lipons., 2 H+ 2 +0,21 −0,20
Ethanol/Acetaldehyd 2 H+ 2 +0,21 −0,20
Flavin-Nucleotide (FAD, FMN): F-H2/ F, 2H+ 2 +0,22 −0,19*)
Glutathion: 2GSH/(GS)2, 2 H+ 2 +0,31 −0,10
Suc/Fum, 2 H+ 2 +0,38 −0,03
Ascorbat/Dehydroasc., 2 H+ 2 +0,35 +0,06
Hydrochinon/Ubichinon, 2 H+ 2 +0,51 +0,10
H2O/½O2, 2 H+ 2 +1,23 +0,82
Häm-Eisen-Proteine      
Katalase Fe++/Fe+++ 1 −0,5 −0,5
Peroxidase Fe++/Fe+++ 1 −0,2 −0,2
Cytochrom b562 Fe++/Fe+++ 1 −0,1 −0,1
Cytochrom b5 Fe++/Fe+++ 1 +0 +0
Hämoglobin, Myoglobin Fe++/Fe+++ 1 +0,1 +0,1**)
Cytochrom c Fe++/Fe+++ 1 +0,25 +0,25
*) Bei Flavin-Nucleotiden handelt es sich um fest gebundene prosthetische Gruppen, deren genaues Redoxpotential vom Proteinpartner abhängt.
**) Bemerkenswert ist die geringe Bereitschaft von Hämoglobin, Elektronen abzugeben: dies würde zum Funktionsverlust führen.

Siehe auch