Auferstehungskirche (Essen)
Die Auferstehungskirche Essen ist evangelisches Kirchengebäude von 1929 in Essen. Sie gilt als ein Leitbau des modernen Kirchbaus in Europa.
Baugeschichte
Der Bau wurde nach PLänen von Otto Bartning 1929/30 mitten in der Weltwirtschaftskrise ausgeführt. Der günstigste Anbieter für die Bauausführung, eine Dortmunder Firma, durfte erst dann beginnen, als sie eine Essener Niederlassung und damit Arbeitsbeschaffung für Essener Bürger nachweisen konnte.
Otto Bartning setzte hier seine Vision der expressionistischen Sternkirche um, die 1922 Furore gemacht hatte. Es handelt sich um einen schlichten Zentralbau auf kreisförmigen Grundriss in Skelettbauweise aus Kruppstahl mit einem Durchmesser und einer Höhe von gut 30 m, der aus Korrosionsschutzgründen betonummantelt wurde. Die freien Flächen zwischen den Pfeilern wurden außen mit Ziegelwerk ausgefacht. Mit den Werkstoffen Stahl, Beton und Klinker bekannte sich Bartning sowohl zur Moderne als auch zur Region, in der die Kirche steht. Der Bau fasst ca. 700 Personen.
Innen dominiert dunkelgrauer Putz, von dem sich in hellgrau-beige die Säulen und Emporenbrüstungen sowie der Bereich um Kanzel und Altar absetzen. Die farbigen Fensterbänder sind Teil der Wand, die für jene einen ruhigen Rahmen darstellen.
Der Architekt wollte Pseudostimmung vermeiden, die er durch den Rückgriff auf überkommene, aber eben nicht mehr zeitgemäße Bauformen und Baustoffe gegeben sah.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Bau schwer beschädigt und teilzerstört. Ein Wiederaufbau in vereinfachter Form erfolgte 1948.
Ausstattung
Laut Horst Schwebel ist die Auferstehungskirche wegweisend unter dem Stichwort „Die Liturgie als Bauherr“.
Bartning verstand den evangelischen Gottesdienst als Predigtgottesdienst für die versammelte Gemeinde. Deshalb wird die hörende Gemeinde (in Aufnahme der Tradition der lutherischen Predigtkirchen des Barock) um den Prediger herumgruppiert, der ihr mit dem Wort auf der Kanzel (südlich versetzt) einerseits gegenüber steht, aber andererseits, weil auf einem Kreisbogen mit ihr, rangmäßig nicht übergeordnet ist.
Der Gemeinschaftsgedanke, der im Abendmahl seinen tiefsten Ausdruck findet, wird durch die runde Form verstärkt. Insofern leistet der Bau, was Bartning programmatisch von Architektur gefordert hat: dass der Bau den Geist dessen widerspiegele, was in ihm geschieht.
In der Mitte der Kirche als dem Zentrum des Grundrisses steht das Taufbecken (aus Kupfer) von Prof. Wissel. Das bringt symbolisch zum Ausdruck, dass sich Kirche aus der Taufe heraus entwickelt.
Um die Wasserschale herum ist der Taufbefehl geprägt. Damit wird der Satz aus Martin Luthers Kleinem Katechismus anschaulich: „Die Taufe ist nicht allein schlicht Wasser, sondern sie ist das Wasser in Gottes Gebot gefasst“.
Glasmalerei
Die ursprüngliche Verglasung der drei übereinandergelagerten Fensterringe (von ca. 170 qm) und in den Nebenräumen ‚Brautgang’, Sakristei, Küsterzimmer, Toiletten (!) – eine Schöpfung des Vaters der modernen Glasmalerei Johan Thorn Prikker – wurde (wie Teile der Kirche) im Krieg zerstört. Sie wurde (rein aus Spenden) zwischen 1999 und 2007 aufgrund der Originalunterlagen von der Werkstatt für Glasmalerei Hein Derix Kevelaer rekonstruiert.
Das nach oben hin sich aufhellende und im mittleren Ring mit christlichen Symbolen und Urworten versetzte geometrisch gestaltete Grau mündet in eine goldgelb geprägte Fläche. Die Art der Licht- und Blickführung reflektiert symbolisch das der Kirche den Namen gebenden Geschehen der Auferstehung.
In der sog. „Feierkirche“ unter der Chor- und Orgelempore im Westen der Kirche befinden sich drei figürlich besonders aufwendig gestaltete Grisaillefenster zum Thema „Ich bin das Brot des Lebens“.
Orgel
Die (dritte) Orgel aus der Werkstatt von Karl Schuke, Berlin, datiert von 1987. Sie hat 21 klar konturierte, dem Klangtyp der Orgelbewegung entsprechende klingende Register und mechanische Traktur.
Glocken
Die vier Glocken (aus Stahl, gegossen vom Bochumer Verein) im Turm über dem Innenraum sind gestimmt auf den Anfang des Chorals Wachet auf, ruft uns die Stimme – nämlich h, dis, fis, gis.
Bedeutung
Nach Wolfgang Jean Stock ist die Auferstehungskirche einer der vier Leitbauten modernen Kirchenbaus in Europa. Ihr Modell ist als herausragender protestantischer Kirchbau im Deutschen Historischen Museum in Berlin ausgestellt.
Die Gemeinde hat zu dem Bauwerk, der Rundkirche im Schaffen Otto Bartnings, ein zwiespältiges Verhältnis (gehabt). Wurde sie dank ihrer außergewöhnlichen Form ursprünglich ironisch Zirkus getauft, so gaben ihr Kinder später den liebevollen Namen Tortenkirche (wegen der Ähnlichkeit zu einer Hochzeitstorte). Inzwischen wird er als vielfältiger und kreativ zu nutzender Gottesdienst-, Diskussions- und Kommunikationsraum von hoher spiritueller Qualität geschätzt.
Literatur
- W. Buschmann: Die evangelische Auferstehungskirche in Essen. In: Jahrbuch der Rheinischen Denkmalpflege 1985 ISBN 3-7927-0825-6
- Michael Heering: Auferstehungskirche Essen. Lindenberg: Kunstverlag Fink 1998 ISBN 3-931820-80-7
- Wolfgang Jean Stock: Europäischer Kirchenbau 1950-2000 München: Prestel 2002