Industriebahn Tegel–Friedrichsfelde
Industriebahn Tegel–Friedrichsfelde | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
|
Die Industriebahn Tegel-Friedrichsfelde ist eine zum Teil abgetragene, stillgelegte Kleinbahn, welche durch die heutigen Berliner Bezirke Reinickendorf, Pankow, Lichtenberg nach Marzahn-Hellersdorf führte. Sie verband verschiedene Industrieunternehmen mit dem Güterverkehrsnetz.
Strecke
Die Industriebahn beginnt am ehemaligen Magerviehhof in Friedrichsfelde, wo Anschluss an die ursprüngliche Trasse der Wriezener Bahn besteht. Der erste Abschnitt ist heute Teil des Berliner Außenrings, den die Strecke bis zum Güterbahnhof Nordost mitnutzt. Nach dem Abzweig vom Außenring unterquert die Bahn zunächst die Rhinstraße, bei deren Anlage 1985 die Brücke über die Strecke noch mitgebaut wurde, obwohl ein Ende des Betriebs zu dem Zeitpunkt schon absehbar war. Etwa anderthalb Kilometer hinter der Brücke befindet sich der Güterbahnhof von Alt-Hohenschönhausen, wo die Strecke vorerst endet.
Im weiteren Verlauf nach Weißensee kreuzte die Strecke nacheinander die Große-Leege-Straße, Konrad-Wolf-Straße, Degnerstraße und Suermondtstraße, an denen bis auf der Degnerstraße bereits die Gleise aus der Fahrbahn entfernt wurden. Die darauffolgende langgezogene Kurve entlang des Faulen Sees und der Feldtmannstraße bildet gleichzeitig die Bezirksgrenze zwischen Lichtenberg und Pankow. Entlang des Faulen Sees sind noch vereinzelt Spuren wie Schwellen oder Schotter vorhanden, auf Höhe der Hansastraße versperren dagegen zwei Autohäuser die alte Trasse. Entlang der Feldtmannstraße wurde die alte Trasse mit einer Wohnsiedlung und einer Zufahrtstraße bebaut.
Hinter der Piesporter Straße ist der eigentliche Verlauf wieder erkennbar, jedoch sind Gleise und Schwellen um 2005 entfernt worden, lediglich einige Bahnübergänge sind erhalten, ein paar davon sind sogar beschrankt. Ein extremes Beispiel ist dabei die Kreuzung mit der Straße An der Industriebahn, hier wurden Mitte der 1990er Jahre neue Schranken und Signale eingebaut, obwohl die Strecke zu diesem Zeitpunkt bereits außer Betrieb war. Der weitere Verlauf ging über den Güterbahnhof Heinersdorf auf die Stettiner Bahn und wurde noch in den 1980er Jahren betrieben. Die Verbindung nach Pankow und Buchholz wurde hingegen bereits bei Errichtung des Pankower Autobahnzubringers unterbrochen, nachdem dieser Teil der Bahn seit dem Mauerbau 1961 ohnehin stillgelegt worden war.
Die restliche Strecke ist ebenfalls wie der Weißenseer Abschnitt seit 2005, in Wittenau seit 2006 größtenteils abgebaut. Die freigewordenen Flächen dienen heute anderer Nutzung, entweder als Fußgängerwege oder aber als Ausstellungsfläche für zahlreiche Autohäuser. Daneben sind die Brücken über die Panke, den Nordgraben und dem Tegeler Fließ ebenfalls noch erhalten.
Geschichte

Um das Berliner Umland für die Gewerbeansiedlung besser zu erschließen, plante der Landkreis Niederbarnim seit 1905 den Bau einer regelspurigen Kleinbahn im Norden und Osten Berlins. Das Kapital brachte der Kreis aus eigener Kraft auf.
Die Strecke wurde in drei Abschnitten in Betrieb genommen. Im Einzelnen sind dies:
- 16. Dezember 1907: Friedrichsfelde–Blankenburg
- 17. August 1908: Blankenburg–Lübarser Weg
- 2. November 1908: Lübarser Weg–Tegel Hafen
Die Strecke diente ausschließlich dem Güterverkehr. Dabei diente der Tegeler Hafen als Verladestation für die Güter, die dann bis zu den insgesamt über 100 Betrieben entlang der Strecke gebracht wurden. Einzelne Anlagen hatten dabei auch hauseigene Anschlüsse, andere wiederum nahmen die Waren an den zehn Güterbahnhöfen entgegen. Einige Betriebe siedelten sich auch erst aufgrund der Industriebahn an, so auch die Niles-Werke, die 1920 ihre Produktionsstätten von Oberschöneweide nach Weißensee verlegten.
Mit dem Groß-Berlin-Gesetz wurden ein Teil des Kreises Niederbarnim und damit die ganze Streckenlänge der Industriebahn nach Berlin eingemeindet. Da der Kreis nun kein Interesse mehr an der Bahn hatte, versuchte er, seine Anteile an die Stadt Berlin zu verkaufen. Im Jahr 1925 übernahm die mehrheitlich im Besitz der Stadt Berlin befindliche Reinickendorf-Liebenwalde-Groß Schönebecker Eisenbahn-AG, 1927 umfirmiert in Niederbarnimer Eisenbahn, die Strecke und den Betrieb. Bereits seit der Eröffnung bestand eine Verbindungskurve zur der von ihr betriebenen Heidekrautbahn.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor die Bahn an Bedeutung. Der Abschnitt Tegel Hafen–Lübars lag im französischen Sektor, der größere Teil der Strecke im sowjetischen Sektor. Ab 1. Januar 1950 bekam die Deutsche Reischsbahn die Betriebsrechte auf dem im sowjetischen Sektor liegenden Teil der Strecke. In der Folge wurde 1952 der Abschnitt entlang der Sektorengrenze stillgelegt.
Mit Inbetriebnahme des neuen Wärmekraftwerkes am Rande des Märkischen Viertels, wurden im Westteil Betonschwellen verlegt(in Sandbettung)und die BÜ modernisiert.
Mit Ausnahme der langen Kohlenzüge ins Märkische Viertel, die 2-3mal in der Woche verkehrten, fand sowohl in West- als auch Ost-Berlin nur noch ein spärlicher Güterverkehr statt, so gab es in den 50er Jahren auf dem Güterbahnhof Berlin-Niederschönhausen sogar noch Reise-Gepäckverkehr, 1965 wurde er geschlossen. Der Güterverkehr wurde schrittweise reduziert und die Strecke daraufhin etappenweise abgetragen. Zum 1. Januar 1973 wurden die Streckenabschnitte Weißensee–Hohenschönhausen und Buchholz–Niederschönhausen stillgelegt. In den 1980er Jahren war noch der Anschlussverkehr zur Stettiner Bahn von Weißensee und Heinersdorf in Betrieb.
Die Güterladestellen Wittenau und Lübars wurden bereits Herbst 1980 stillgelegt.
Nach der Wiedervereinigung wurden einzelne Sanierungsmaßnahmen durchgeführt, ohne jedoch das Ende abzuwenden. Zum 1. September 1998 waren die Niederbarnimer Eisenbahn-AG wieder vollständig Eigentümer der Infrastruktur; den Betrieb führte DB Cargo.
In den 1990er Jahren waren zunächst noch der Anschluss vom Außenring nach Alt-Hohenschönhausen, sowie der westliche Teil von Tegel bis Quickborner Strasse in Betrieb. Letzterer diente der Versorgung des Wärmekrafwerkes Märkisches Viertel, welches bis 1994 mit Kohle versorgt wurde. Bis 1998 fanden noch einige Fahren mit Dampfzügen der "Berliner Eisenbahnfreunde" statt, die allerletzte Fahrt fand dann im November 1998 statt, als u.a. ein Viertelug der S-Bahn (275 701/2) zum ehem. Bf Lübars überführt wurde, um dort aufgestellt zu werden. Heute ist die Strecke bis auf einen Gleisrest im BÜ Cyklopstrasse und etwat300 m Gleis von der Quickborner Str. bis Lübars vollständig abgetragen.
Eine Reaktivierung der Strecke ist auf gesamter Länge mittlerweile unmöglich, da die vorhandene Trasse mehrmals auf bebautes Gelände stößt. Zudem wären im Hohenschönhauser Raum drei niveaugleiche Kreuzungen mit der Straßenbahn nötig, lediglich an der Rhinstraße ist eine Unterfahrung vorhanden. Nur einige kürzere Streckenabschnitte, vor allem entlang der beiden Enden hätten noch Zukunft, da diese als letzte stillgelegt wurden und so die Trasse noch genutzt werden kann.