Zum Inhalt springen

Devanagari

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 9. Januar 2005 um 00:44 Uhr durch Marathi (Diskussion | Beiträge) (Vokale). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Achtung: Unicode-Support und Fonts, die Devanāgarī-Zeichen enthalten, sind notwendig, um Devanāgarī auf dieser Seite anzuzeigen. Sie können sie hier finden.

Devanāgarī (देवनागरी) ist eine Schrift, in der mehrere indische Sprachen geschrieben werden. Dazu gehören Sanskrit, Hindi, Marathi, Kashmiri, Sindhi, und Nepali. Devanāgarī ist ein Alphabet der Art abugida: Jeder Konsonant beinhaltet einen Vokal, der mittels verschiedener Vokalzeichen modifiziert werden kann. Devanāgarī ist ein naher Abkömmling der Brāhmī-Schrift, die bis 500 v. Chr. zurückverfolgt werden kann. Die Brahmi-Schrift wiederum stammt von der östlichen aramäischen Schrift ab. Viele andere indische Sprachen verwenden andere Schriften aus der Brahmi-Familie. Der Name Devanāgarī kommt von den Sanskrit-Wörtern Deva (= "Gott"), und Nāgarī (= "Stadt"). Zusammen bedeuten sie, wörtlich übersetzt, "Stadt der Götter". Das bezieht sich auf die Legende, dass die Schrift in einer solchen Stadt verwendet wurde. Die Philosophie dahinter ist, dass wenn man zu einem Laut des Devanāgarī-Alphabets meditiert, einem die geschriebene Form spontan in den Sinn kommt. "Devanagari" ist die üblichste Transliteration des Namens der Schrift. Weitere sind "Devnagri", "Devanagri", und "Deonagri" (seltener).

Devanāgarī wird von links nach rechts geschrieben. Im Sanskrit werden die einzelnen Worte ohne Abstand zusammengeschrieben, solcherart, dass die obere Linie nicht unterbrochen wird, auch wenn es von dieser Regel Abweichungen gibt. Die obere Linie (Rekha) wird im Devanāgarī durch Konsonanten unterbrochen, die über die Linie hinausgehen (tha, dha, bha) sowie durch (a, aa, o, au) nach Vokalen. Devanāgarī kennt keine Unterscheidung in Klein-Großschreibung.

Die Schreibweise von Sprachen in Devanāgarī ist teilweise phonetisch in dem Sinne, dass ein Wort, das damit geschrieben wird, nur auf eine Art und Weise gesprochen werden kann. Es können jedoch nicht alle möglichen Aussprachen auch korrekt geschrieben werden. Devanāgarī hat 34 Konsonanten (vyanjan) und 12 Vokale (svar). Eine Silbe (akshar) besteht aus keinem oder einem Konsonanten und einem Vokal.

Textbeispiel

Startseite der [Hindi-Wikipedia]. Beachte den ersten Link - er lautet "vikipīḍiyā".

Vokale

Im Devanagari wird zwischen isolierten und modifizierenden Formen von Vokalen unterschieden. Das Devanagari ist eine Silbenschrift, deren Grundzeichen einen Konsonanten + ein kurzes, inhärentes a repräsentieren. Soll statt diesem a ein anderer Vokal verwendet werden, wird dies durch modifizierende Zeichen erreicht. Isolierte Formen treten am Wortanfang sowie nach einem anderen Vokal auf: की kī, aber कइ kaī.

Besonders viel Verwirrung erzeugt das modifizierende Zeichen für das kurze i. Es steht links neben (also scheinbar vor) dem modifizierten Silbenzeichen (so, wie andere Modifikatoren unter (u), über (e) oder rechts daneben (o) stehen). Trotzdem wird das i nach dem entsprechenden Konsonanten gesprochen. Modifizierende Vokale sind keine selbständigen Zeichen, sondern werden dem Grundzeichen zugefügt. Man muss Devanagari silbenweise, nicht buchstabenweise lesen. Um das Chaos perfekt zu machen unterstützt HTML die korrekte Ausrichtung des i-Modifikators nicht korrekt, so dass selbst auf indischen Websites dieser Fehler manchmal zu finden ist. Auch im Wikipedia-Globus findet sich ein falsch gesetztes i (वि statt िव - links unten neben Omega, die Silbe "vi" für "vikipīḍiyā").

Die folgenden Tabellen zeigen jeweils links die isolierte, rechts die modifizierende Form der Vokale (am Beispiel der Grundsilbe क ka).

Im Devanagari gelten nur a, i und u als wirkliche Vokale. Sie besitzen jeweils eine kurze Form (Grundstufe) sowie eine lange Form (Dehnstufe).

e und o werden als Diphtonge aufgefasst, wobei e als Mischung aus a und i, o hingegen als Mischung aus a und u verstanden wird, wie man in der Dehnstufe sehr schön sehen kann. Die offene Form (erste Zeile) wird für die Schreibung von offenen Vokalen in englischen Lehnwörtern und Eigennamen verwendet, die kurze Form (zweite Zeile) für Wörter aus dravidischen Sprachen, welche zwischen kurzem und langem e und o unterscheiden (in den nordinischen Sprachen hingegen sind e und o immer lang (dritte Zeile), während die Dehnstufe ein echter Diphthong ist, siehe vierte Zeile).

Konsonanten

Palatale Laute werden heutzutage als Affrikaten gesprochen, also tscha, dscha usw. Bei den retroflexen wird die Zungenspitze weit nach hinten gebogen (etwa wie beim englischen t in "true"). Die dentalen Laute werden etwas weiter vorn artikuliert als im Deutschen, die Zungenspitze liegt an den unteren Schneidezähnen. Besonders defizil ist der Gebrauch der Aspiration (phonetisch) der Laute.

Bei den punktierten Varianten (der Punkt heißt "nukta") handelt es sich um Laute, die vor allem aus dem Persischen. Sie treten nur in modernen Sprachen wie dem Hindi auf; ihre Aussprache ist zwar normiert, variiert aber im täglichen Gebrauch sehr stark, oft wird auch einfach die Grundform gesprochen (etwa "philm" statt "film").

Neben den hier gezeigten Symbolen gibt es noch zahlreiche Ligaturen, welche vor allem im Sanskrit Verwendung finden. Ein paar schöne Beispiele finden sich im Handbuch für das TeX-Package "devanagari" [Link (PDF)].

Sonstige Modifikatoren

Die wichtigsten Sonderzeichen sind in der untenstehenden Tabelle aufgeführt. Es existieren, speziell im Sanskrit, eine nahezu unüberschaubare Anzahl mehr davon, unter anderem Tonhöhenakzente für die Rezitation etc. Auch existieren viele verschiedene Transliterationssysteme (Übersicht (PDF)) Die untenstehenden Angaben haben sich speziell fürs Hindi als zweckmäßig erwiesen.


Ziffern

Devanāgarī-Ziffern werden wie folgt geschrieben:

Devanagari Numerale
0 1 2 3 4
5 6 7 8 9

Verweise

Abugida - bengalische Schrift - birmanische Schrift - Brahmi-Schrift - Gudscharati-Schrift - Gurmukhi-Schrift - indische Schriften - Kannada-Schrift - Khmer-Schrift - laotische Schrift - Madhyam - Malayalam-Schrift - Oriya-Schrift - Siddham - singhalesische Schrift - tamilische Schrift - Telugu-Schrift - tibetische Schrift - thailändische Schrift