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Roger Williamson

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Roger Williamson
Nation:
Automobil-Weltmeisterschaft
Erster Start: Großer Preis  1973
Konstrukteure
1973 March
Statistik
WM-Bilanz: keine WM-Platzierung
Starts Siege Poles SR
WM-Punkte:
Podestplätze:
Führungsrunden:


Roger Williamson (* 2. Februar 1948 in Leicester, England; † 29. Juli 1973 in Zandvoort, Niederlande) war ein britischer Formel-1-Rennfahrer.

Sein Rennfahrerleben

Er begann bereits im Jahre 1968 an zahlreichen Bergrennen teilzunehmen. Im Jahr 1971 begegnete er seinem zukünftigen Mentor, Rennstallbesitzer und Sponsor Tom Wheatcroft. Damals galt Williamson als der "Ayrton Senna" dieser Tage. Er war sehr sympathisch zu Fans und Fahrern gleichermaßen, humorvoll und gelassen. Nach zwei sehr erfolgreichen Jahren (1971/1972) in der Formel 3 wurde Williamson im Jahre 1973 vom March-Team als Werksfahrer verpflichtet und sollte in dieser Saison für das Team bis 1974 einige Rennen bestreiten.Er wollte in die Formel 2 wechseln.Doch Wheatcroft wollte ihn in die Formel1 holen. Wheatcroft war eine Art March-Lobby. In seinem ersten Rennen, dem Grand Prix von Großbritannien in Brands Hatch, war er am Ende der 1. Runde in eine Massenkollision verwickelt, blieb jedoch unverletzt.

Unfall 1973

Tragisch endet jedoch bereits sein 2. Einsatz beim Grand Prix der Niederlande in Zandvoort am 29. Juli 1973. Nachdem Williamson nicht rechtzeitig in die Startaufstellung gefahren ist und daher aus der letzten Reihe starten muss, kommt er im hinteren Feld fahrend in der 8. Runde im Bereich des Streckenabschnitts "Tunnel Oost" nach links von der Strecke ab. Sein March prallt mit hoher Geschwindigkeit gegen die Leitplanken, wird auf die Fahrbahn zurückgeschleudert, überschlägt sich und fängt sofort Feuer. Später wird man Beschädigungen der Asphaltdecke in der Anfahrt zu "Tunnel Oost" finden, die auf einen Reifenschaden hindeuten.

Brennend rutscht Williamson kopfüber die Strecke entlang und kommt schließlich auf der anderen Seite der Strecke an den Leitplanken zum Stehen. Vom niederländische Fernsehen live übertragen, werden Millionen von Fernsehzuschauern zwangsläufig Zeugen einer grässlichen Szene. Gleichzeitig lässt sich hierdurch rekonstruieren, welche zahlreichen Mängel in der Organisation zu diesem tragischen Unglück führten.

Williamsons Teamkollege David Purley fährt zu diesem Zeitpunkt ungefähr 100 m hinter Williamson und erkennt sofort die Schwere des Unfalls. Er stoppt sein Fahrzeug am linken Streckenrand, kurz hinter der Stelle, an der Williamsons March in die Leitplanken eingeschlagen war. Er steigt aus, überquert die Rennstrecke und läuft an zahlreichen brennenden Trümmerteilen entlang zum Wrack von Williamsons Fahrzeug. In diesem Moment überqueren auch zwei Streckenposten die Fahrbahn, die jedoch nicht mit hitzebeständiger Bekleidung ausgerüstet sind und sekundenlang hilflos neben dem brennenden Wagen stehen. Purley, der bereits mehrfach erfolglos versucht hat, den March von Williamson umzustürzen, gestikuliert in Richtung der Naturtribüne auf der anderen Streckenseite, ehe von dort endlich ein Feuerwehrmann mit einem Feuerlöscher über die Leitplanke steigt. Der verzweifelte Purley eilt ihm entgegen, entreist ihm den Feuerlöscher mitten auf der Fahrbahn und eilt zurück an die Unfallstelle. Dort gelingt es ihm zunächst nicht, den Feuerlöscher in Gang zu bringen. Purleys nachfolgende Löschversuche mit dem Handlöscher sind in Ermangelung einer entsprechenden Ausbildung nicht professionell und auch scheinbar von Panik begleitet; ebenso hilflos wie der Versuch des Feuerwehrmanns, die Flammen durch Aufwirbeln von Sand mit den Schuhen zu ersticken.

Einer der Streckenposten versucht erfolglos, einen Notruf an die Rennleitung abzusetzen. Da es im Rennleitungsbüro keinen Fernsehapparat gibt und der Notruf des Streckenpostens offensichtlich sein Ziel niemals erreicht, erfährt man dort zunächst nichts vom Unfall, die aufsteigenden Qualmwolken werden als Lagerfeuer von Zuschauern missinterpretiert. Da zahlreiche Fahrer ohne sichtliche Verminderung der Geschwindigkeit passieren und somit die Rundenzeiten konstant bleiben, entscheidet sich Rennleiter Ben Huismann das Rennen weiterlaufen zu lassen.

Währenddessen geht der Inhalt des Feuerlöscher, den Purley bedient, zur Neige. Bei den Kommentatoren des niederländischen Fernsehens macht sich inzwischen Unruhe breit. "Wir wissen nicht, ob dort noch ein Mann drin ist", erklärt Sportjournalist Frans Henrichs den Fernsehzuschauern die Lage. Nach einer kurzen Pause fügt er an "vermutlich nicht..."

Erneut gestikuliert Purley, bittet die Gruppe von Feuerwehrleuten und Streckenposten, die tatenlos neben dem Wrack stehen, mit ihm zusammen das Fahrzeug umzustürzen. Als diese nicht reagieren, winkt er verzweifelt in Richtung der Naturtribünen auf der anderen Streckenseite. Dort haben sich - vom Fernsehbild nicht gezeigt, aber von Augenzeugen bestätigt - einige Zuschauer auf den Weg zur Unfallstelle gemacht, werden jedoch von einem Polizisten mit einem Schäferhund am Betreten der Rennstrecke gehindert.

Wenige hundert Meter hinter der Unfallstelle steht ein voll ausgerüsteter Löschwagen der Feuerwehr, der den Brand in kurzer Zeit unter Kontrolle bringen könnte. Doch es war den Rettungskräften zuvor strengstens untersagt worden, Einsatzfahrten entgegen der Rennfahrtrichtung zu unternehmen.

Kurz darauf wird Purley von einem Streckenposten von der Unfallstelle abgeführt, reißt sich jedoch von ihm los und bleibt sekundenlang schimpfend mitten auf der Fahrbahn stehen, bevor er schließlich mit gesenktem Haupt zurück zu seinem geparkten Fahrzeug an den anderen Streckenrand geht. Für Williamson gab es zu diesem Zeitpunkt bereits keine realistische Überlebenschance mehr. Erst jetzt erkennen die Fernsehkommentatoren das wahre Ausmaß des Unglücks, hatten sie doch bislang vermutet, es handele sich bei dem verunglückten Fahrer um Purley, der sein eigenes Fahrzeug zu löschen versuche. Williamsons Wagen ist inzwischen von meterhohen Stichflammen eingehüllt.

Erst rund zehn Minuten später erreicht ein Feuerwehrfahrzeug die Unglücksstelle, nachdem es zuvor einige Kilometer langsam um den Kurs fahren musste. Die Feuerwehrleute, ausgerüstet mit feuerschützender Asbestbekleidung, löschen den Brand nach einiger Zeit. Alsbald wird das Fahrzeug umgedreht, jedoch kommt für Roger Williamson zu diesem Zeitpunkt jede Hilfe zu spät. Als besonders makaber ist zu werten, dass das Rennen auch nach dem Bekanntwerden des Todes des Fahrers nicht abgebrochen wird und man die Leiche Williamsons bis zum Ende des Rennens im Wrack belässt, ehe man sie nach dem Ende des Rennens birgt.

Bewertung und Folgen

Der Unfall von Roger Williamson sorgt bis in die heutige Zeit für hitzige Diskussionen. So wird die Schuld an Williamsons Tod von vielen den Streckenposten und Feuerwehrleuten gegeben, die scheinbar tatenlos das Unglück geschehen ließen. Was jedoch dabei vergessen wird ist, dass die Streckenposten in diesen Tagen über keinerlei Schutzausrüstungen (wie z. B. feuerfeste Handschuhe) verfügten und in ihrer Privatkleidung an der Strecke erschienen. Unter diesen Umständen war es offensichtlich unmöglich, das von den Flammen aufgeheizte Chassis überhaupt ungeschützt zu berühren. Purley selbst, der ja als Rennfahrer sehr wohl feuerbeständige Kleidung trug, verletzte sich bei seinen Rettungsversuchen an den Händen.

Die übrigen Fahrer passierten die Unfallstelle, da sie - wie zunächst auch die beiden Kommentatoren des holländischen Fernsehens - davon ausgingen, dass Purley dem Wrack unverletzt entkommen sei und nun lediglich sein eigenes Fahrzeug lösche. Purleys am Streckenrand geparktes Fahrzeug lag für die Piloten, die sich auf den Kurveneingang von "Tunnel Oost" und überdies auf die an der Unfallstelle herumlaufenden Rettungskräfte konzentrieren mussten, außerhalb ihres Sichtfeldes. Zudem hatte Williamson das Pech, dass sein Wagen an den rechten Streckenrand rutschte und nicht wie bei Niki Laudas Feuerunfall am Nürburgring die gesamte Strecke blockierte.

Aus heutiger Sicht verwundert jedoch neben der fehlenden Ausrüstung der Streckenposten vor allem die magere Aussattung des Rennleiterbüros. Warum man bei einem live im öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragenen Grand Prix auf das Aufstellen eines Fernsehgerätes verzichte und warum ein Notruf eines Streckenpostens nicht einging, bleibt unverständlich.

Es bleibt die Frage, ob ein rascheres und entschlosseneres Handeln aller Beteiligten allein den Tod Williamsons hätte verhindern können. Fraglich ist bereits, ob er überhaupt den heftigen Aufprall in die Leitplanken überlebt hat. Einige Quellen geben an, dass Williamson an Asphyxie, also dem Einatmen heißer giftiger Verbrennungsgase gestorben sein soll. Unterstützt wird diese Theorie von Aussagen Purleys, der zuvor Hilferufe von Williamson gehört haben will. Zweifelhaft bleibt zudem, ob ein erfolgreiches Umstürzen des Fahrzeuges den Fahrer hätte retten können. Durch den Aufprall war Williamson im Wagen eingeklemmt und hätte unter Zuhilfenahme von technischem Gerät (z. B. Rettungsschere) aus seinem Fahrzeug befreit werden müssen. Da weder diese Geräte, noch weitere Feuerlöscher vor Ort zur Verfügung standen, gehen viele aus heutiger Sicht nach Analyse des Bildmaterials davon aus, dass Williamson niemals eine realistische Chance hatte, diesen Unfall lebend zu überstehen.

Als weiteres tragisches Element erwies sich im übrigen die Entscheidung der Rennleitung, auf einen Einsatz der deutschen ONS-Staffel zu verzichten. Die 1972 gegründete Staffel war zu ihrer Zeit die erste mobile Sicherheitsstaffel im Motorsport, ausgerüstet mit schnellen Löschmittelfahrzeugen, Feuerwehrleuten, Ärzten und Sanitätern, sowie Bergewerkzeugen. Ein Eingreifen der Staffel hätte sowohl eine schnelle, erfolgreiche Brandbekämpfung, als auch ein Befreien Williamsons aus seinem beschädigten Fahrzeug ermöglichen können.

Unklar ist bis heute der Verbleib von Fernsehaufnahmen, die auch den Unfallhergang zeigen. Die Archivaufnahmen beginnen erst an dem Zeitpunkt, als Williamson bereits kopfüber die Strecke entlangschlittert aus der Perspektive einer Kamera, die sich am Scheitelpunkt der Kurve "Tunnel Oost" befindet. Diese ca. 20sekündige Sequenz beinhaltet Tonaufnahmen, jedoch keinen Kommentar durch die Journalisten des niederländischen Fernsehens. Dieser beginnt erst nach dem Umschalten auf eine andere Kamera im Bereich des Streckenabschnitts "Hondenvlak", von der aus auch alle weiteren Aufnahmen des Unfalls stammen. Was mit den Aufnahmen aus der ersten Kameraeinstellung passiert ist, bleibt unbekannt. Einige Quellen vermuten, dass der eigentliche Einschlag und auch die weiteren Bilder der "Tunnel Oost"-Kamera zwar aufgenommen, jedoch der Öffentlichkeit (vmtl. in Rücksichtnahme auf Art und Ausmaß der tragischen Ereignisse) niemals zugänglich gemacht wurden.


Danach

Im Jahre 2003 wurde zum 30.Jahrestag seines Unfalls eine Gedenkfeier für ihn in Leicester organisiert. Sie fand im Memorial Garden statt. Außerdem wurde eine Statue eingeweiht, die ihn darstellt.

Siehe auch

Liste der tödlich verunglückten Formel-1-Fahrer


http://www.asag.sk/bio/williamson.htm

http://www.planet-cutie.co.uk/zandvoort