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Hans Reschke

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Dr. Hans Reschke (* 22. März 1904 in Posen; † 17. Oktober 1995 in Mannheim) war ein deutscher, parteiloser Politiker. Von 1956 bis 1972 war er Oberbürgermeister von Mannheim.

Leben

Nach dem Schulbesuch in Syke, Bremen und Berlin bestand Reschke 1922 das Abitur. Anschließend studierte er Rechts- und Staatswissenschaften in Berlin und Heidelberg und promovierte 1927. Als Student trat er dem Corps Rhenania Heidelberg bei. Danach war er in verschiedenen Gemeinden als Regierungsreferendar und Regierungsassessor tätig. 1933 wurde Reschke Mitglied der NSDAP. 1934 wurde er Landrat im Kreis Höxter, 1939 im Kreis Recklinghausen (bis 1945). 1937-43 war er ehrenamtliches Mitglied im Sicherheitsdienst der SS. Nach dem Krieg wurde er für zwei Jahre interniert und wegen seiner Zugehörigkeit zum SD zu 2.000 RM Geldstrafe verurteilt.

Nach seiner Haftentlassung arbeitete Reschke 1948-51 als Geschäftsführer des amerikanischen Instituts zur Förderung öffentlicher Angelegenheiten in Frankfurt am Main. Der Mannheimer Oberbürgermeister Hermann Heimerich gewann ihn 1951 als Geschäftsführer der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft Rhein-Neckar, einem Zusammenschluss der Städte Mannheim, Ludwigshafen, Frankenthal und Heidelberg. Drei Jahre später wurde er zum Hauptgeschäftsführer der Mannheimer Industrie- und Handelskammer gewählt.

1955 stellte ein überparteilicher Block, bestehend aus CDU, DP, FDP und BHE, den parteilosen Hans Reschke zum Kandidaten zur Mannheimer Oberbürgermeisterwahl auf. Reschke konnte die Wahl mit 51,1% für sich entscheiden. Wegen Einsprüchen und Klagen von Mannheimer Bürgern konnte er das Amt allerdings erst nach über einem Jahr und einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts am 10. Dezember 1956 antreten.

Bei der Wiederwahl 1964 konnte sich Reschke mit überwältigenden 99,8% der Stimmen durchsetzen. 1961-67 war er Vorsitzender des Städtetags Baden-Württemberg, anschließend bis 1969 stellvertretender Präsident des Deutschen Städtetags. 1966-72 war er Vorsitzender der Kommission für die Reform der Staatlichen Verwaltung Baden-Württemberg (Reschke-Kommission), 1970/71 Mitglied der Sachverständigenkommission für die Neugliederung des Bundesgebiets beim Bundesinnenminister. 1972 ging Reschke in den Ruhestand.

Würdigung der politischen Tätigkeit

Universität
Nationaltheater

Reschke verbarg seine NS-Mitgliedschaft bei der Oberbürgermeisterwahl 1955 nicht, äußerte sich allerdings nicht zu seiner Zugehörigkeit zum SD. Der breiten Öffentlichkeit wurde dies erst durch einen Artikel der Frankfurter Rundschau einen Tag vor der Wahl bekannt. Fünf Bürger erhoben daher Wahlanfechtungsklage. Mehrere Gutachten - unter anderem vom stellvertretenden Hauptankläger der USA im Nürnberger Prozess Robert Kempner - entlasteten Reschke. Sie hoben hervor, dass er nur ehrenamtlich im Rahmen seiner Landratsstellung tätig gewesen und bereits 1943 auf eigenen Wunsch aus dem SD ausgeschieden sei. Vor dem Bundesverwaltungsgericht wurde daher die Wahl für rechtmäßig erklärt.

Während seiner Amtszeit arbeitete er kongenial mit dem Ersten Bürgermeister Ludwig Ratzel zusammen. Es wurden die neuen Stadtteile Waldhof-Ost und Vogelstang gebaut. Die Friesenheimer Insel wurde für die Industrie erschlossen. Die Fernwärme wurde im Stadtgebiet ausgebaut. Das städtische Krankenhaus wurde zur Fakultätsklinik der Universität Heidelberg ausgebaut. Die Wirtschaftshochschule wurde 1967 zur Universität Mannheim erhoben. Auch Kunst und Kultur wurden von Reschke gefördert. 1957 konnte er den Neubau des Nationaltheaters eröffnen.

Trotz der Querelen um seine erste Wahl wurde Reschke schnell bei den meisten Mannheimern beliebt. Als 1962 bekannt wurde, dass der Deutsche Städtetag in Köln ihm die Stelle des Hauptgeschäftsführers anbot, zogen Tausende Mannheimer mit einem Fackelzug durch die Stadt, um für seinen Verbleib zu demonstrieren. 1964 verzichtete die SPD daher gleich auf einen Gegenkandidaten und er wurde mit 99,8% der Stimmen wiedergewählt.

Ehrungen

Für sein Lebenswerk erhielt Hans Reschke zahlreiche Auszeichnungen. 1972 erhielt er das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland mit Stern und die Ehrenbürgerwürde der Stadt Mannheim. 1973 wurde er Ehrenmitglied des Deutschen Städtetags und die Universitäten Mannheim und Heidelberg verliehen ihm die Ehrendoktorwürde. 1985 erhielt Reschke die Verfassungsmedaille des Landes Baden-Württemberg in Gold. Nach seinem Tod wurde 1996 in Mannheim eine Straße in Hans-Reschke-Ufer umbenannt.

Veröffentlichungen

  • Mannheimer Perspektiven: Aufsätze, Vorträge, Ansprachen. Mannheim 1974

Literatur

  • Christian Peters: „Glücklicherweise bilden wir eine Ausnahme“: Mannheim in den fünfziger Jahren. Stuttgart 2002, ISBN 3-7995-0905-4
  • Walter Spannagel: Hans Reschke. In: Ulrich Nieß (Hg.): Die höchste Auszeichnung der Stadt: 42 Mannheimer Ehrenbürger im Portrait. Mannheim 2002, S. 153-156. ISBN 3-926260-55-6
  • Joachim Lilla: Leitende Verwaltungsbeamte und Funktionsträger in Westfalen und Lippe (1918-1945/46). Biographisches Handbuch. Münster (Aschendorff) 2004, S. 249. ISBN 3-402-06799-4