Wolf
Dieser Artikel befasst sich mit dem Wildhund namens Wolf. Weiteres siehe:Wolf (Begriffsklärung)
Wolf | ||||||||||||
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Der Wolf (Canis lupus) ist eine Hundeart in der Gattung Canis.
Merkmale
Ein Wolf erreicht eine Kopfrumpflänge von 120 cm, sein Schwanz ist zusätzlich 40 cm lang. Bis zur Schulter steht er etwa 80 cm hoch, sein Gewicht liegt um die 50, im arktischen Norden bis zu 80 kg. Männchen sind im Schnitt etwas größer als Weibchen.
Die Färbung ist sehr variabel. Der in Nordamerika verbreitete Name "Gray Wolf" weist daraufhin, dass der Wolf ein graues Fell hat, doch obwohl das Beigegrau die häufigste Fellfarbe ist, gibt es eine Vielzahl weiterer. Im arktischen Norden gibt es vollkommen weiße Wölfe, und ebenfalls nicht selten sind vollkommen schwarze Wölfe.
Lebensraum
Der Wolf war bis zur Entwicklung von Land- und Herdenwirtschaft das am weitesten verbreitete und erfolgreichste Raubtier der Erde. Er war in ganz Europa und Asien bis nach Nordafrika sowie in Nordamerika verbreitet. Bis auf Kanada, Sibirien und die Mongolei, und zu einem geringeren Grade dem Iran ist der Wolf heute nur noch in isolierten Restbeständen (von oft weniger als 100 Tieren) anzutreffen. Diese Populationen werden in verschiedene Unterarten eingeteilt.
Wölfe bewohnen eine Vielzahl von Habitaten. Ihre hohe Anpassungsfähigkeit lässt sie in den Eiswüsten der Arktis ebenso leben wie in den Wüsten Nordamerikas und Zentralasiens. Die meisten Wölfe bewohnen Grasländer und Wälder. Dass sie vor allem als Waldtiere bekannt wurden, liegt daran, dass der Mensch sie frühzeitig aus offeneren Landschaften vertrieben hatte.
Lebensweise
Obwohl man auch einzelne Wölfe in der Wildnis antrifft, ist die normale Sozialordnung des Wolfes das Rudel, besonders in den Wintermonaten. Das Wolfsrudel wird von einem Alpha-Paar geleitet, das in der Regel die Nachkommen des Rudels zeugt. Neben der Gruppe nachgeordneter Tiere findet sich oft ein schwaches Tier in der Rolle des "Prügelknaben" oder Omega-Wolfs. Diese Tiere wandern in der Wildnis meistens auf der Suche nach Partnern ab, schließen sich später aber gegebenenfalls dem Rudel wieder an. So sind Omega-Wölfe hauptsächlich bei in Gefangenenschaft lebenden Rudeln zu beobachten, da hier keine natürliche Abwanderung möglich ist. Wolfspaare bleiben gewöhnlich zusammen und sind bekannt für die Fürsorge, die sie den Welpen zukommen lassen. Die Tragzeit liegt bei etwa sechzig Tagen, und in einem Wurf befinden sich in der Regel sechs oder sieben (manchmal 1-14) Welpen. Mit zwei bis drei Jahren sind Wölfe geschlechtsreif.
Wölfe jagen in ihren nördlichen Verbreitungsgebieten oft Elch, Hirsch, Rentier oder Reh, im allgemeinen durch Zusammenarbeit aller Rudelmitglieder. Sie scheuen sich auch nicht, andere Raubtiere (Luchs, Bären) von ihrer Beute zu vertreiben oder Aas zu fressen. Weiterhin leben sie von kleineren Tieren (Hase, Kaninchen). In der Nähe von Menschen schlagen sie auch Schafe oder junge Rinder, teilweise auch Haushunde und Hauskatzen.
Domestizierung
Man nimmt heute an, dass der Haushund direkt vom Wolf abstammt. Hunderassen wie der Husky oder der deutsche Schäferhund zeigen eine große Ähnlichkeit zum Wolf.
Eine gängige Annahme ist, dass sich vor etwa 14.000 Jahren Wölfe dem Menschen anschlossen, um ihre Nahrungsreste zu vertilgen. Mit der Zeit wurden sie zutraulicher, und der Mensch erkannte ihren Nutzen. Eine andere Theorie ist, dass Wölfe zunächst als Fleischlieferanten dienten, ehe man herausfand, dass sie als Haustier anderen Nutzen haben konnten.
Über den Umweg des Haushunds stammt auch der australische Dingo vom Wolf ab.
Volkskunde
Der Wolf hat in der Mythologie der Römer (siehe Romulus und Remus) (evtl. bezogen aus der wahrgenommene Fürsorge mancher (unbestätigter) Berichte von Kindern, die in Wolfsrudeln aufgewachsen seien (siehe Wolfskind)) und der Germanen (siehe Fenriswolf) eine Bedeutung.
Er spielt beim Menschen zwei gegensätzliche Rollen:
Viele Völker, die von der Jagd lebten (Nordeuropa, Nordamerika), sahen im Wolf einen ihnen ebenbürtigen oder überlegenen Konkurrenten, dessen Ausdauer und Geschick bewundert und begehrt waren. Vornamen wie Wolf, Wolfgang oder Wolfhard erinnern an diese Sichtweise.
Dagegen wird der Wolf bei vielen sesshaften Völkern der Feind, der die Nutztiere raubt. (Hütet euch vor den Wölfen im Schafspelz!). So erwirbt er sich den Fabelnamen als blutrünstiger Isegrim. Im Mittelalter wird der Wolf dann dämonisiert, und seitdem wird er auch systematisch verfolgt.
Literarisch tritt der Wolf in vielen Tierfabeln (z.B. des Äsop) auf.
Bekannte moderne Wolfsliteratur stammt von Rudyard Kipling (Die Dschungelbücher) oder Jack London (Ruf der Wildnis, White Fang), siehe auch den einzelgängerischen Steppenwolf Hermann Hesses.
Datei:Wolfsspuren klein.jpg
Wolfsspuren im Sand
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Forschung
Die wissenschaftliche Beobachtung des Wolfes, die über das Ausmessen gefangener Exemplare, kurzzeitige Beobachtungen und Vermutungen hinausgeht, begann erst Mitte des 20. Jahrhunderts. Sie fanden vorwiegend in Nordamerika statt, da es dort noch große, naturbelassene Gebiete mit gesunden Wolfspopulationen gibt, und da durch populäre Romane und Berichte (etwa Farley Mowats Never Cry Wolf oder Lois Crislers Arctic Wild und Captive Wild) das Bild vom Wolf als dem Untier schon relativiert worden war.
Als eine der wichtigsten frühen Arbeiten gelten heute die von L. David Mech auf der Isle Royale im Lake Superior gemachten Langzeitbeobachtungen. Weitere wichtige Beiträge stammen beispeilsweise von Adolph Murie (The Wolves of Mt. McKInley) und Henry S. Sharpe (Wolf and Man: Evolution in Parallel).
Schutz
In vielen Teilen der Welt, wo der Wolf heute (noch) vorkommt, wird er aktiv verfolgt. Allerdings findet man vermehrt die Erkenntnis, dass der Wolf dem Menschen weniger gefährlich ist, als allgemein angenommen, und dass der Wolf aus Naturschutzgründen ein willkommener Bestandteil der Fauna sein kann.
In Europa ist der Wolf gleich durch drei Richtlinien geschützt. Dem Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES, Convention on International Trade in Endangered Species of the Wild Fauna and Flora) vom 03.03.1973 gehören 152 Staaten an. Es stellt Richtlinien für den Handel mit geschützten Tieren und deren Erzeugnisse auf und schränkt die Ein- und Ausfuhr der Tiere oder Teile dessen (Felle, Schädel, Knochen...) ein. Der Wolf ist hier in Anhang II (gefährdete Tierart) gelistet, einige Subpopulationen sind vom Aussterben bedroht und in Anhang I gelistet.
In der Berner Konvention haben sich 45 Staaten auf die Erhaltung und den Schutz wildlebender Pflanzen und Tiere und ihrer Lebensräume verständigt. Der Wolf ist in Anhang II der Konvention gelistet.
Die FFH-Richtlinien (Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie, 92/43/EWG) wurde 1992 von der EU in Kraft gesetzt und soll europaweit die Ausweisung und Erhaltung von Lebensräumen und Wildtieren regeln. Der Wolf ist hier in Anhang IV gelistet, sein Lebensraum in Anhang II. Diese Richtlinie ist von allen EU-Mitgliedsstaaten in nationales Recht umzusetzen.
Seit den 1990er Jahren sind immer wieder Wölfe über die polnische Grenze nach Deutschland eingewandert. Obwohl sie streng geschützt sind, wurden sie immer wieder von Jägern geschossen - angeblich wegen Verwechslungen mit wildernden Hunden. Trotzdem sind die ersten Wölfe in Brandenburg schon heimisch geworden. Sie sind noch extrem bedrohte Seltenheiten, doch es scheint inzwischen möglich, dass der Wolf in Deutschland wieder heimisch wird.
Sonstiges
Dicht verwandt mit dem Wolf sind der Rotwolf (Canis rufus) aus Nordamerika, der wahrscheinlich ein Hybrid aus Wolf und Kojote darstellt, der Kojote (Canis latrans) und der Äthiopische Wolf (Canis simensis). Um den eigentlichen Wolf von diesen zu unterscheiden, wird er manchmal auch als Grauwolf bezeichnet - diese Bezeichnung ist allerdings im englischen Sprachraum ("Gray Wolf") verbreiteter als in der deutschen Sprache.
Der Mähnenwolf (Chrysocyon brachyurus) ist kein echter Wolf.
Der Wolf ist Tier des Jahres 2003.
Weblinks
- Deutsche Wolfsgemeinschaft
- Gesellschaft zum Schutz der Wölfe
- International Wolf Center (auf Englisch)
- Wölfe-Online - alles rund um den Wolf