Einkreiser
Ein Einkreiser bzw. Einkreisempfänger ist ein Geradeausempfänger mit nur einem frequenzbestimmenden Schwingkreis und besteht aus einem Audion mit Rückkopplung und einer NF-Verstärkerstufe vorzugsweise mit eingebautem Lautsprecher.
Überblick über Entwicklung und Funktionsweise
Der Einkreisempfänger war eine Standardlösung. Das Bestreben zur Einsparung von Kosten kam nicht nur in der Verwendung des Audions sondern auch in der Verwendung von Verbundröhren zum Ausdruck. So stellte die Firma Loewe Verbundröhren her, die auch Widerstände und Kondensatoren enthielten, und die vom Konzept her als Vorläufer der integrierten Schaltkreise gelten können. Gedruckte Schaltungen gab es schon sehr früh in der Form ausgestanzter und auf Hartpapierplatten genieteter Leiterzüge.
Einkreiser wurden mit fast allen Generationen von Röhren gebaut. Die in der Nazizeit hergestellten Einkreiser wurden als Volksempfänger bezeichnet. Erwähnenswert sind die Einkreiser mit der Verbundröhre VCL11 und die mit den für das Militär gebauten Röhren RV 12 P 2000 sowie nach dem Krieg entwickelte Einkreiser mit den Verbundröhren UEL 51 (DDR) oder UEL 71 (BRD). Die Buchstaben V bzw. U beschreiben die Heizung von Röhren, die für Allstromgeräte gedacht waren (Heizstrom 50 bzw. 100 mA).
Zur Abstimmung dienten entweder ein Drehkondensator oder eine Spule mit einem verschiebbarem Kern auf der Skalenschnur. Das mit einem Drehkondensator praktisch erreichbare Kapazitätsverhältnis bestimmte den Frequenzbereich des Mittelwellenbereichs.
Soweit zur Abstimmung Quetscher (Drehkondensatoren mit Hartpapierisolierung) verwendet wurden, gab es Lösungen, die eine Nockenscheibe und einen Schaltkontakt zur Umschaltung des Wellenbereichs hatten. In diesem Fall ließ sich die Achse um 360° drehen.
Auch die Bewegung der Skalenschnur wurde mit der Betätigung von Kontakten zur Umschaltung des Wellenbereichs verbunden.
Zur Einstellung der Rückkopplung wurden Quetscher oder schwenkbare Spulen verwendet.
Die Rückkopplung und die Einkopplung des Signals in den Schwingkreis wurden auch zu einem Drehknopf "Lautstärke" kombiniert (Mehrfachquetscher).
Einbettung in die Technikkultur
Die Bedeutung und die technische Funktion des Einkreisers können nur vor dem Hintergrund der Technikkultur der Jahrzehnte bis etwa 1960 nachvollzogen werden. Die folgenden technischen Lösungen werden als Grundlage der Beschreibung und zur Abgrenzung verwendet.
Der primitive Detektorapparat
Grundsätzlich ist der Empfang von Rundfunksendungen ohne Schwingkreis möglich, also mit null (Schwing-) Kreisen. Notwendig sind lediglich eine Anordnung zur Demodulation und eine Anordnung zur elektroakustischen Wandlung. In unmittelbarer Nähe eines leistungsstarken Senders kann Rundfunkempfang sogar als Dreckeffekt auftreten.
Den primitiven Detektorapparat konnte man nicht kaufen, wohl aber einen so genannten Doppelstecker, der den Anschluss von drei Geräten an eine Steckdose ermöglichte. Das Bauelement Detektor, das weitgehend einem Netzstecker entsprach, belegte einen der Anschlüsse. In die beiden anderen wurden die Bananenstecker der Kopfhörer sowie die Antenne und die Erde gesteckt. Die primitive Detektorschaltung bestand also lediglich aus einem Kopfhörerpaar und einem Gleichrichter in Parallelschaltung (der Gleichstrompfad muss geschlossen sein) sowie Antenne und Erde. Mit heute üblichen Bauteilen (einschließlich der Ohren) verspricht dieser Versuchsaufbau meist wenig Erfolg. Zu hören sind alle empfangbaren Sender mit Lautstärken entsprechend der jeweiligen Feldstärke (so genannter Wellensalat).
Der untere Bereich des im Bild dargestellten Signals wird durch die Diode abgeschnitten und durch den in der unteren Hälfte eingezeichneten Schwellwert ersetzt. Die Teile des Signalverlaufs zwischen dem Schwellwert und seiner Spiegelung kompensieren sich bei der Mittelwertbildung im Kopfhörer. Nur der Bereich oberhalb der Spiegelung des Schwellwertes wird am Kopfhörer wirksam.
Aus dem beschriebenen Modell könnte man schließen, dass schwache Sender, die den Schwellwert nicht überschreiten, nicht hörbar seien. Das wäre wahr, wenn es sich bei dem schwachen Sender um die einzige Signalquelle handeln würde. An der Diode wirkt aber die Summe aller Quellen. Das zu hörende Signal ist deshalb der bereits genannte Wellensalat.
Der Effekt, der hier die Nichtlinearität der Diode im Durchlassbereich in der Praxis beseitigt, heißt ‚Linearisierung durch Störsignale‘. Im vorliegenden Fall wäre ein starker Sender das Störsignal, das den schwachen Sender wahrnehmbar macht. Andererseits beheben die schwachen Sender weitgehend die Verzerrung des Signals des starken Senders (Abschneidung des unteren Bereichs der mit hohem Modulationsgrad dargestellten Sinusschwingung).
Die Eigenschaften der Diode werden im Modell meist durch die Vernachlässigung der Schwellspannung idealisiert. Dadurch wird die Berechnung wesentlich vereinfacht. In der Realität kann man diesem Modell durch die Vergrößerung des gleichzurichtenden Signals (Vorverstärkung) und durch die Wahl einer Diode mit geringer Schwellspannung näher kommen. Neben den Detektorkristallen fanden so genannte Sirutoren und Germaniumdioden praktische Verwendung. Schottky-Dioden standen in der betrachteten Zeit noch nicht zur Verfügung.
Das demodulierte Signal folgt dem Mittelwert, weil die Kopfhörer und die Ohren die Anteile hoher Frequenzen nicht wahrnehmen.

Das Bild stellt den Mittelwert gemäß Modell dar und insoweit eine zeitsymmetrische Filterung. In der Realität ist diese Tiefpassfilterung zeitunsymmetrisch. Ein Unterschied wäre in dem Bild nicht erkennbar.
Es ist offensichtlich, dass der Signalverlauf des modulierenden Signals (also des niederfrequenten Signals) zu den Zeiten, in denen der hochfrequente Signalverlauf beschnitten (begrenzt) wird, keinen Einfluss auf das Ausgangssignal am Kopfhörer haben kann: Die meist als zeitkontinuierlich betrachtete Übertragung ist also in diesem Modell diskontinuierlich und in der Wirkung zeitdiskret (Spaltmodell).
Die Standardschaltung des Detektorempfängers

Es liegt nahe, den Wellensalat durch einen Schwingkreis als Filter zu vermeiden. Der Schwingkreis stellt für Frequenzen abseits der Resonanzfrequenz praktisch einen Kurzschluss dar. Dieser Lösungsweg führt zu einen Geradeausempfänger mit genau einem (Schwing-) Kreis, aber es handelt sich nicht um einen Einkreisempfänger!
Die links gezeigte Anordnung scheitert unter anderem daran, dass das NF-Signal über die Spule des Schwingkreises kurzgeschlossen wird. Dieser Kurzschluss wird durch einen Trennkondensator vermieden (rechtes Bild). Der geschlossene Pfad für den Gleichstrom ist rot markiert.
Die Wirkung der Schaltung mit Trennkondensator entspricht der des primitiven Detektorapparates. Allerdings bildet der Trennkondensator mit der parasitären Kapazität der Kopfhörerkabel und -wicklungen einen kapazitiven Spannungsteiler. Deshalb ist das hochfrequente Signal kleiner.

Die links gezeigte Schaltung vermeidet die kapazitive Spannungsteilung. Für den Gleichanteil handelt es sich um weitgehend äquipotentiale Anschaltpunkte.
Die Schaltung im rechten Bild entspricht der des linken Bildes; lediglich die Diode wurde umgepolt. Für diese Umpolung gibt es keinen Grund, es geht nur darum, der Konvention der Darstellung zu genügen.
Obwohl die Schaltung formal mit der Standardschaltung übereinstimmt, wird deren Standard erst dann erreicht, wenn die Kapazität des Trennkondensators wesentlich vergrößert wird. Üblich sind 5 nF oder 10 nF.
In diesem Fall wird der Kondensator als Ladekondensator bezeichnet und die Schaltung entspricht der gewöhnlichen Einweggleichrichterschaltung.

Die mit der veränderten Dimensionierung erreichte Funktion unterscheidet sich wesentlich von der beschriebenen Funktion des primitiven Detektorapparates und ist im linken Bild dargestellt.
Die Diode leitet den Strom nur, wenn die Spannung am Schwingkreis die Spannung am Ladekondensator mindestens um den Betrag der Schwellspannung übersteigt. Diese Schwellspannung wurde in dem Bild vernachlässigt.
Die Verlustwiderstände der Spule und der Diode bestimmen zusammen mit der Spannungsdifferenz die Größe des Stromes, der zeitlich auf den Bereich des so genannten Stromflusswinkels beschränkt ist. Das Signal wird mit dem sich ergebenden Signalpunktvolumen und der entsprechenden Gewichtsfunktion zeitdiskret abgetastet. Das einfache Kriterium, dass es Augenblickswerte des modulierenden NF-Signals gibt, die ohne Einfluss auf das Ausgangssignal sind, ist hier wegen der Trägheitswirkung des Schwingkreises nicht ohne weiteres anwendbar. Auf das NF-Signal wirkt der Schwingkreis wie ein Tiefpass.
Das rechte Bild betrifft die übliche Einweggleichrichterschaltung in Stromversorgungsteilen. Die Welligkeit ist die Größe, die nach der Gleichrichtung durch die Siebmittel Drossel (oder Widerstand) und Siebkondensator vermindert wird. Für den Kopfhörer ist eine derartige Siebung nicht erforderlich.

In der Stromversorgung darf der Ladekondensator nicht beliebig vergrößert werden, weil sonst der Spitzenstrom während des kleiner werdenden Stromflusswinkels steigen würde. Mit dem Quadrat dieses Stromes steigt die Verlustleistung in der Diode und führt zum Wärmetod.
Bei der Detektorschaltung, die in dieser oder jener Form Bestandteil fast aller AM-Empfänger ist, gibt es einen anderen Grund: Die Steilheit des Abfalls der Spannung am Ladekondensator (e-Funktion) muss mindestens so groß sein, wie die Steilheit des Abfalls des Signals bei der höchsten zu übertragenden Frequenz und bei dem höchsten Modulationsgrad. Anderenfalls entfallen Abtastpunkte, wie in dem nebenstehenden Bild für einen linearen Abfall des Signals gezeigt ist.
In der Schaltung wurde die Anpassung an den Fußpunktwiderstand der Antenne nicht dargestellt. Diese wurde durch die Anschaltung der Antenne an eine Anzapfung der Spule oder durch eine zweite Wicklung (HF-Transformator) erreicht.
Die Belastung des Schwingkreises während des Stromflusswinkels wird bei der Betrachtung als Modell in einen fiktiv zum Kreis parallelgeschalteten (Dämpfungs-)Widerstand umgerechnet.
Für die Praxis wesentlich ist der Umstand, dass die Ausgangsspannung der Standardschaltung etwa dreimal so hoch ist, wie der Mittelwert, der mit der primitiven Schaltung erreicht wird. Dabei ist der Ladekondensator entscheidend.
Das Audion
Das Audion ist eine Schaltung, bei der ein Röhrensystem sowohl als Gleichrichter als auch als Verstärker benutzt wird.
Die vorstehende Definition und der Hinweis, dass das Audion eine kostengünstige Lösung darstellt, sind ohne jeden Zweifel richtig, geraten aber dennoch hart an die Grenze zum Unsinn, weil sie der Bedeutung des Audions in keiner Weise gerecht werden. Deshalb werden die wesentlichen Eigenschaften aufbauend auf den Detektorschaltungen dargestellt.
Die Trennschärfe
Die Schaltung des Audions entspricht äußerlich der des oben gezeigten Versuchs, den Schwingkreis mittels Trennkondensator vom gleichgerichteten Signal zu trennen: Die Gitter-Kathoden-Strecke ersetzt die Diode, der Widerstand (Gitterableitwiderstand, ca. 500 kOhm) ersetzt die Kopfhörer und der Trennkondensator (100 pF)liegt diesmal im oberen Pfad.
Nun ist aber der Gitterableitwiderstand etwa 100 mal größer als der Widerstand der Kopfhörer. Deshalb ist die Zeitkonstante dieser Gitterkombination aus Widerstand und Kondensator so groß, dass der vermutete Trennkondensator in Wirklichkeit ein Ladekondensator ist.
Das Signal an diesem Ladekondensator ist also ein Signal, das die Hüllkurve des amplitudenmodulierten Signals von unten annähert, aber funktionsbedingt nicht gleich der Hüllkurve sein darf. Es ist in der Nachrichtentechnik üblich, die Abweichungen von der identischen Signalübertragung als Dämpfung, Verzerrung und Verzögerung zu betrachten. In diesem verallgemeinerten Sinne handelt es sich bei allen hier betrachteten Schaltungen um Hüllkurvendemodulatoren.
Die Trennschärfe des Audions ist im Vergleich zur Standarddetektorschaltung besser, weil der Gitterableitwiderstand um zwei Größenordnungen höher als der Widerstand der Kopfhörer ist. Die effektive Güte des Schwingkreises ist deshalb besser.
Die Empfindlichkeit
Zwischen dem Gitter und der Kathode liegt offenbar die Summe aus dem Signal am Schwingkreis (HF)<!—-Ein Link auf HF wäre fragwürdig, weil dort die niedrigste HF oberhalb der Mittelwelle liegt! --> und dem am Kondensator liegenden demodulierten Signal (NF). Die resultierende Gitterspannung besteht also näherungsweise aus einem sich ändernden Mittelwert (NF-Signal) und der überlagerten Hochfrequenz. Diesen Signalverlauf kann man auch so interpretieren, dass die positiven Maxima des Eingangssignals ‚Spannung’ auf den Einsatzpunkt des Gitterstromes geklemmt sind.
Der Signalverlauf der Spannung am Gitter wird über die Kennlinie der Röhre ziemlich linear auf den Anodenstrom abgebildet (Steilheit). Den bei den Detektorschaltungen betrachteten Schwellwert gibt es beim Audion nicht. Man kann also mit dem Audion auch schwache Sender empfangen, die beim Standarddetektor auch mit NF-Verstärker nicht wahrnehmbar wären.
Linearität
In der hier betrachteten Zeit widmete man der Linearität nur geringe Aufmerksamkeit. Die Verbesserung der Linearität durch Gegenkopplung kam erst später in Mode.
Weil die Linearisierung durch Störsignale bereits erwähnt wurde, muss hier festgestellt werden, dass die HF für die NF ein Störsignal darstellt und zu einer faktisch besseren Linearität führt, als nach der Kennlinie erwartet werden kann. Dies gilt natürlich nicht mehr, wenn der Aussteuerbereich der Röhre überschritten wird. Derartig große HF-Signale sind jedoch für die hier betrachtete Verwendung atypisch.
Ein anschauliches Beispiel für die Linearisierung durch Vervielfachung bietet das Kohlekörnermikrophon, das vielfache, zu einem nicht näher bestimmten Netzwerk verbundene Wackelkontakte enthält.
Rückkopplung und Verstärkung
’’’Verstärkung’’’ ist die signalabhängige Steuerung des von einer Energiequelle zu einer Senke gerichteten Energieflusses. Der Signalverlauf wird auf den Verlauf des Energieflusses abgebildet.
Das wesentliche Merkmal ist die Bildung einer Art von Produkt aus dem auf einen Arbeitspunkt bezogenen Signal und dem ebenfalls auf einen Arbeitspunkt bezogenen Energiefluss. Die Senke ist deshalb auch im Sinne der Signalverarbeitung eine Senke.
Die vorstehende Definition unterscheidet sich wesentlich von der Definition der Verstärkung als Vergrößerung der Amplitude einer Schwingung. Einige Aspekte werden anhand eines Beispiels erläutert:
In der gezeigten Anordnung aus einer Gleichspannungsquelle sowie einem Kohlekörnermikrophon und einer Hörkapsel aus einem alten Telefon ist das Mikrofon das verstärkende Element. Die Größe Schalldruck verändert die Größe elektrischer Widerstand; der summarische Widerstand bestimmt den Strom; der Strom bestimmt über seine magnetische Wirkung die Lage der Membran in der Hörkapsel; die Lageänderung verursacht einen Schalldruck in der Luft.
Einen Beweis für das Vorliegen von Verstärkung liefert die Fähigkeit zur Selbsterregung über die akustische Rückkopplung: Die Energie des zurückgeführten Signals übersteigt die Energie des zur Ansteuerung erforderlichen Signals.
Es wäre wenig sinnvoll, die Einstufung der Anordnung als Verstärker davon abhängig zu machen, dass die Leistung des Signals am Ausgang tatsächlich größer als die Leistung des Signals am Eingang ist. Leistungsverstärkungen kleiner als eins stehen zwar im Widerspruch zur sprachlichen Wahrnehmung, entsprechen aber der eingangs angegebenen Definition. Mit dieser Einschränkung ist der folgende Satz allgemeingültig: Verstärkung ist immer Leistungsverstärkung.
Ein weiteres sprachliches Problem liegt in der Erwartung, dass eine ganz bestimmte Größe verstärkt wird. Selbst wenn das Eingangssignal und das Ausgangssignal durch die Verläufe gleichartiger Größen beschrieben werden, handelt es sich wegen der lokalen Unterscheidung nicht um ein und dieselbe Größe. Es trifft somit nicht zu, dass die Eingangsgröße (z. B. der Schalldruck oder eine Spannung) ’’verstärkt’’ wird. Dennoch wird der Begriff ’’Verstärkung’’ als dimensionsloser Quotient zwischen dem Ausgangs- und dem Eingangssignal durch diese Vorstellung bestimmt. Für die zahlreichen Fälle, in denen sich die Größen in ihrer Art unterscheiden, werden andere Begriffe verwendet; so wird die im Audion verwendete Röhre durch ihre Steilheit beschrieben.
Die Verstärkung meint zunächst das Verhältnis zwischen Messwerten. Die übliche und äußerst erfolgreiche Modellvorstellung geht jedoch von einem Verhältnis zwischen den Augenblickswerten aus und führt zur symbolischen Methode (Vektorrechnung). Die mangelhafte Übereinstimmung von Modell und Realität fand ihren Ausdruck in der nur leicht übertriebenen Erkenntnis: Ein Oszillator schwingt nie; ein Verstärker schwingt immer.
Die symbolische Methode beschreibt die Wirkung eines linearen Modells der betrachteten Anordnung auf zeitlich unbeschränkte sinusförmige Signale unter Vernachlässigung der Kausalzeit. Man spricht vom eingeschwungenen Zustand.
Eng verwandt ist die aufwendigere Betrachtung von Einschwingvorgängen, die jedoch mit Hilfe der analogen Rechentechnik simuliert werden können.
Das Spaltmodell setzt ebenfalls Linearität voraus; jedoch müssen die Signale hier lediglich im Bereich des jeweiligen Signalpunktvolumens sinusförmig sein. Aus diesem Modell ergeben sich die Kausalzeit und die Endlichkeit der Basisbandbreite sowie die Erkenntnis, dass der um die Kausalzeit versetzte Zeitablauf des Ausgangssignals nicht unbedingt mit dem Zeitablauf des Eingangssignals übereinstimmt.
Die etwas lange Vorrede ist unter anderem deshalb notwendig, weil die übliche Einteilung der Rückkopplung nach der Polarität des zurückgeführten Signals in die Gegenkopplung und die Mitkopplung nur für hinreichend niedrige Frequenzen anwendbar ist. Dieses Denkmodell soll hier keinesfalls verfestigt werden.
Wenn beim Audion von Rückkopplung gesprochen wird, dann ist die Mitkopplung gemeint, bei der das zurückgeführte Signal das Eingangssignal vergrößert. Die Energie des zurückgeführten Signals gleicht die in den Bauelementen des Schwingkreises und der Gleichrichtung auftretenden Verluste aus und führt so zu einer Vergrößerung der effektiven Güte des Schwingkreises und damit zu größerer Trennschärfe und Lautstärke.
Die Darstellung in der Schaltung setzt gleichen Wicklungssinn der Spulen voraus. Bei Vertauschung der Anschlüsse oder bei Änderung des Wicklungssinns würde aus der Mitkopplung eine Gegenkopplung.
Im Beispiel mit der Hörkapsel kann Selbsterregung auch dann erreicht werden, wenn deren Anschlüsse vertauscht sind. Dies ist ein Indiz für die Unzulänglichkeit des Modells Mitkopplung. Wegen der Kausalzeit erreicht jede Rückkopplung frequenzabhängig auch den Status der Mitkopplung.
In beiden gezeigten Anordnungen wechselt das Signal bei fast jedem Verarbeitungsschritt seine Energieform. Die Gitterspannung steuert den Anodenstrom, der Anodenstrom erzeugt ein magnetisches Feld, dieses induziert eine Spannung.
Die Transformatorkopplung

Die in der Zeitschrift Der Radio-Amateur, Heft 3/1924 veröffentlichten Schaltungen geben Anlass zu Zweifeln. In der oberen Schaltung fehlen die Gitterableitwiderstände. In der unteren Schaltung fehlt die für das Audion unverzichtbare Gitterkombination. Das bedeutet nicht, dass diese Schaltungen nicht funktioniert haben. Bei der unteren Schaltung kann man eine mit der primitiven Detektorschaltung vergleichbare Gleichrichtung unterstellen.
Die einfachste Möglichkeit, die Änderung des Anodenstromes in die Änderung einer Spannung umzuwandeln, ist ein Ohmscher Widerstand als Arbeitswiderstand in der Anodenleitung (in der oberen Schaltung als ’’r’’ bezeichnet; in dem einleitenden Beispiel ist die Hörkapsel der Arbeitswiderstand). Die Spannungsverstärkung ergibt sich zunächst als Produkt aus der Steilheit und diesem Widerstand ’’r’’. Über den Koppelkondensator gelangt die Spannung an das Gitter der nächsten Röhre.
Die Spannung an der Anode greift durch das Gitter hindurch und führt so über die Addition der Feldstärken zu einer Gegenkopplung. Deshalb ist die Spannungsverstärkung auf einen Wert beschränkt, dessen Kehrwert bei der Röhre als Durchgriff bezeichnet wird.
Durch die im unteren Bild dargestellte Transformatorkopplung wird eine Erhöhung der Gesamtverstärkung um das Übersetzungsverhältnis erreicht. Ein typischer Wert für das Übersetzungsverhältnis ist 1:4. Die betrachtete Größe ist eine Spannung, die durch den Transformator vergrößert wird. Es handelt sich aber genau wie beim Hebel nicht um Verstärkung. Die Erhöhung der Gesamtverstärkung ist nur deshalb möglich, weil die nachfolgende Röhre fast leistungslos angesteuert wird.
Die Transformatorkopplung wurde früher auch in Transistorverstärkern angewendet. Weil die bipolaren Transistoren mit einem Strom angesteuert werden, wurde hier die Spannung herunter transformiert, um insgesamt dennoch eine höhere Spannungsverstärkung zu erreichen. Es kommt immer auf den Gesamtzusammenhang an.
Eine interessante Einzelheit der oberen Schaltung liegt in der Rückkopplung, die sich hier über zwei Stufen erstreckt. Der Grad der Rückkopplung ergibt sich aus der Aufteilung des Anodenstroms auf zwei Kondensatoren.
Der Reflexempfänger
Als Reflexempfänger wird eine weniger verbreitete Anordnung bezeichnet, bei der mindestens eine Röhre sowohl als HF-Stufe als auch als NF-Stufe benutzt wird. Diese Röhre liegt also, anders als beim Audion, zweimal im unmittelbaren Signalweg. Weil die Röhrenkennlinien nicht linear sind, ist der Reflexempfänger kein Königsweg (siehe Super).
Der Mehrkreisempfänger
Die Bezeichnung Einkreiser hat nur Sinn, wenn es auch Mehrkreiser gibt. Diese Mehrkreiser waren zunächst Geradeausempfänger mit abgestimmten HF-Vorstufen. Die HF-Verstärkung hatte die Aufgabe, den für die Gleichrichtung erforderlichen HF-Pegel zu erreichen.
Bei den Mehrkreisempfängern bestand das Gleichlaufproblem: Die Resonanzfrequenzen der einzelnen Schwingkreise stimmten nicht bei allen Empfangsfrequenzen überein. Deshalb wurden Mehrfachluftdrehkondensatoren gefiedert und justiert (Gleichlaufabgleich), bei den so genannten Quetschern (Isolation mit einem Dielektrikum) wurden bei einzelnen Paketen die Statoren mit zusätzlichen Einstellhebeln geschwenkt. Die Anzahl der Kreise war in der Praxis beschränkt (z. B. vier).
Der Super
Das Überlagerungsprinzip löst die Aufgabe, die Anzahl der abgestimmten Schwingkreise zu erhöhen: Fast alle beim Mehrkreiser abgestimmten Schwingkreise haben beim Super eine feste Frequenz, werden also nicht abgestimmt sondern nur abgeglichen.
Das Überlagerungsprinzip ermöglicht eine recht freizügige Gestaltung der Durchlasskennlinie und wurde deshalb zu einer Grundlage der analogen Fernsehtechnik.
Der zu empfangende Sender wird in der Mischstufe durch Multiplikation mit einer mit Hilfe der Abstimmung wählbaren Oszillatorfrequenz auf zwei zur Oszillatorfrequenz spiegelbildliche Frequenzen umgesetzt (Summe und Differenz). Die eine wird als Zwischenfrequenz bezeichnet und weiter verarbeitet, die andere heißt Spiegelfrequenz und wird unterdrückt. Wegen der Austauschbarkeit der im Modell verarbeiteten Signale wurde auch die Frequenz als Spiegelfrequenz bezeichnet, die als zweite Empfangsfrequenz in Frage kam.
Schaltungstechnisch wird zwischen additiver und multiplikativer Mischung unterschieden, in beiden Fällen geht es aber um die genannte Multiplikation. Manche Autoren unterscheiden zwischen der linearen Überlagerung und der multiplikativen Mischung von Signalen. Im Fall der Überlagerung entstehen die Produkte erst an einer nichtlinearen Kennlinie (z. B. einer quadratischen).
Zur Unterdrückung von Kreuzprodukten und Spiegelfrequenzen werden die unerwünschten Sender durch Vorselektion mit einem oder mit zwei abgestimmten Schwingkreisen unterdrückt. Die Frequenzbereiche und die Zwischenfrequenzen wurden so festgelegt, dass Störungen durch Spiegelfrequenzen und Kreuzprodukte weitgehend vermieden werden können.
Im Zusammenhang mit dem Super wurden die Anzahl der Kreise und die Anzahl der Röhren als Werbeargumente genutzt. Auch der Super ist schließlich ein Mehrkreiser.
Der Sperrkreis
Der Sperrkreis ist eine Zusatzbaugruppe, die zwischen die Antenne und den Antenneneingang zur Unterdrückung eines starken Ortssenders geschaltet wurde. Die gleiche Aufgabe konnte auch ein Saugkreis erfüllen, der an den Antenneneingang und an den Erdungseingang angeschlossen wurde.
Die Kultur des Einkreisers
Die Unterscheidung zwischen Einkreiser, Mehrkreiser und Super sowie der Sperrkreis gehörte noch bis in die 1960er-Jahre zur Allgemeinbildung, genauso wie der klassische Sicherheitshinweis: „Vergessen Sie bitte nicht, die Antenne zu erden!“ Zu dem Gesamtsystem gehörten auch Plattenspieler und die später verfügbaren Tonbandgeräte.
Die Schnittstelle Plattenspielereingang (und damit auch der Tonbandeingang) wurde passend zur Technik des Einkreisers (NF-Vorstufe und NF-Leistungsstufe) definiert. Erste, einfache Tonbandgeräte wurden als Aufsatzgeräte auf einen Plattenspieler gestellt und an den Ausgang für einen zweiten Lautsprecher angeschlossen. Sie enthielten lediglich einen Löschgenerator (Vormagnetisierung) und einen Vorverstärker. Die Eigenschaften des Diodenausgangs zum Tonbandgerät wurden bereits durch den Super bestimmt.
Heute fristet der Einkreiser ein Nischendasein. Wegen der fehlenden Rückkopplung kann man z. B. bei Funkuhren nicht von einem Einkreiser, wohl aber von einem Geradeausempfänger mit nur einem Kreis sprechen.