Zum Inhalt springen

Hermann Oberth

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 9. Dezember 2007 um 01:32 Uhr durch Maxl (Diskussion | Beiträge) (Trivia: Link-Korrektur). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Hermann Oberth 1961

Hermann Oberth (* 25. Juni 1894 in Hermannstadt, Siebenbürgen, Österreich-Ungarn; † 28. Dezember 1989 in Nürnberg), deutscher Physiker, gilt als Begründer der wissenschaftlichen Raketentechnik, der Weltraumfahrt sowie der Weltraummedizin.

Leben

Hermann Oberth entstammte einer Familie Siebenbürger Sachsen. Schon als Jugendlicher ein begeisterter Leser der futuristischen Romane von Jules Verne, die ihm sein Vater geschenkt hatte, begann sich Oberth bereits während seiner Gymnasialzeit mit raketen- und raumfahrttheoretischen Problemen zu befassen. So konnte er durch physikalisch-mathematische Überlegungen nachweisen, dass eine „Reise zum Mond“ mit einer wie bei Jules Verne verwendeten Kanone, durch welche die Mondreisenden zum Mond geschossen würden, nicht möglich sein kann, da die Reisenden den gewaltigen Anpressdruck beim Abschuss nicht überleben würden. Stattdessen kam Oberth bald zu dem Schluss, dass eine solche Reise nur mit einer Rakete zu realisieren wäre. (Eine Rakete wird in einem anderen Roman von Verne beschrieben.)

Da sein Vater, Dr. Julius Oberth, Arzt war, wurde auch in Hermann Oberth schon früh das Interesse an medizinischen Problemen geweckt. In seinen Erinnerungen beschreibt Oberth, wie er als Gymnasiast im öffentlichen Bad seiner Heimatstadt Schäßburg (Siebenbürgen, Rumänien), in der er seit seinem zweiten Lebensjahr mit den Eltern lebte, Sprünge vom Sprungbrett unternahm, um dem Gefühl der Schwerelosigkeit nahezukommen.

Studium der Medizin und Physik

Im Anschluss an seine Reifeprüfung im Jahr 1912 begann er auf Wunsch seines Vaters, der Chirurg war, ein Studium der Medizin in München, zusätzlich belegte er auch Vorlesungen an der Technischen Hochschule und nahm ab 1914 am Ersten Weltkrieg teil. Nach einer Verwundung an der Ostfront stand er als Sanitätsfeldwebel im Lazarett in Schäßburg im Einsatz. 1918 heiratete er Maria Hummel, mit der er nachfolgend vier Kinder hatte. Im Herbst des Jahres 1918 setzte er sein Medizinstudium an der Universität Budapest fort. Oberth musste nach einer schweren Krankheit freilich feststellen, dass Medizin nicht seinen eigentlichen Interessen entsprach. Daher begann er 1919 ein Studium der Physik an der Technischen Universität Klausenburg, Rumänien, das er in München, Göttingen und Heidelberg fortsetzte. 1922 wurde seine Heidelberger Dissertation Die Rakete zu den Planetenräumen, in der er sich mit Raumfahrt beschäftigte, abgelehnt, da es keinen ausgewiesenen Experten zu diesem Thema gab. So reichte er sein Manuskript als Diplomarbeit in Klausenburg ein und bestand 1923 das Staatsexamen.Der Münchner Wissenschaftsverlag Oldenbourg veröffentlichte das Manuskript unter der Bedingung, dass der Verfasser selber für die Druckkosten aufkommt und das Erstlingswerk, das 1923 erscheint, wird ein Erfolg. Danach arbeitete er mit Unterbrechungen von 1923 bis 1938 als Gymnasiallehrer in seiner Heimat Siebenbürgen in Rumänien.

Technische Entwürfe

1917 entwarf er eine mit Ethanol und Sauerstoff betriebene Rakete. In seinem 1923 erschienenen Buch Die Rakete zu den Planetenräumen, das eine Kompilation seiner bis dato erarbeiteten Grundlagen und Theorien zur Raketentechnik und Weltraumfahrt darstellt, beschreibt Oberth nahezu alle wesentlichen Elemente zum Bau von mit Flüssigtreibstoff angetriebenen Groß- und Mehrstufenraketen.

Seine bekanntesten Werke wurden Die Rakete zu den Planetenräumen (1923) und Wege zur Raumschiffahrt (1929). Darin stellte er auch das von ihm erfundene Ionentriebwerk vor.

Grundlagenarbeit

Oberths Arbeiten bildeten die Grundlage für die erste Generation von deutschen Raketentechnikern und Raumfahrtpionieren: Wernher von Braun, der ab 1929 mit Oberth zusammenarbeitete, Eugen Sänger, Ernst Stuhlinger, Helmut Gröttrup, Walter Thiel und viele andere mehr. Diese Spezialisten und die Ergebnisse aus dem deutschen V2-Programm wiederum begründeten nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA und UdSSR die dortige Großraketentechnik, die zur Weltraumfahrt führen konnte.

Oberth war Mitglied im 1927 gegründeten Verein für Raumschiffahrt (VfR) und knüpfte dort Kontakte zu anderen Vordenkern der Raketentechnik, wie etwa Rudolf Nebel und Walter Hohmann. 1929 und 1930 war Oberth der 1. Vorsitzende des VfR. Bei Fritz Langs visionärem Film Frau im Mond (1929) wirkte er zusammen mit Rudolf Nebel als wissenschaftlicher Berater mit. Der Start einer Rakete zur Premiere misslang jedoch.

Endgültige Anerkennung und Einsatz in der Raketentechnik

1938 erhielt Oberth einen Forschungsauftrag von der Technischen Universität Wien, wo auf seine Anregung hin 1940 ein Raketenversuchsplatz in Felixdorf entstand. Im selben Jahr wechselte er an die Technische Hochschule Dresden und erhielt im folgenden Jahr die deutsche Staatsbürgerschaft. Von 1941 bis 1943 arbeitete Oberth unter dem Decknamen Fritz Hann an der Heeresversuchsanstalt in Peenemünde, wo er auch in geringem Maße an der Entwicklung der V2 beteiligt war. Oberth kritisierte das V2-Programm, da dieses aus seiner Sicht den gewünschten militärischen „Nutzen“, in Relation zu dem nötigen enormen Produktionsaufwand, nicht erzielen konnte. 1943 gelangte er nach Reinsdorf, wo er bis Kriegsende blieb, und an einer ferngelenkten Feststoffrakete mitwirkte.

Am 28. August 1944 verlor er seine Tochter, die Raketentechnikerin Ilse Oberth. Diese testete auf dem Raketenprüfstand „Schlier“ des KZ-Nebenlager Redl-Zipf ein A4-Versuchstriebwerk. Dabei kam es zu einer Explosion, an deren Folgen 24 Menschen starben.

Nachkriegszeit

Ab 1945 wohnte Hermann Oberth in Feucht bei Nürnberg, wohin seine Familie bereits während des Krieges geflüchtet war. [1] 1948 begab sich Hermann Oberth in die Schweiz und arbeitete dort als wissenschaftlicher Gutachter. In den Jahren 1950 bis 1953 stand er in Diensten der italienischen Marine und entwickelte eine Feststoffrakete. 1955 arbeitete er auf Betreiben seines ehemaligen Schülers Wernher von Braun in den USA im Raketen-Entwicklungszentrum in Huntsville in Alabama. 1958 kehrte er nach Deutschland zurück, um 1961 noch einmal in die USA zu reisen, wo er als beratender Ingenieur der Firma Convair in San Diego in Kalifornien tätig war. Anschließend trat er in den Ruhestand und war außerdem von 1965 bis 1967 Mitglied der neugegründeten NPD.

Hermann Oberth starb am 28. Dezember 1989 im Alter von 95 Jahren in Nürnberg. An seinem Wohnort, dem mittelfränkischen Feucht, befindet sich das Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museum.

Auszeichnungen und Ehrungen

  • 1961 Ehrendoktor in Mount Pleasant (Iowa, USA)
  • 1961 Großes Bundesverdienstkreuz
  • 1963 Ehrendoktor Dr. Ing. e.h. der Technischen Universität Berlin
  • 1969 Ehrendoktor in Barcelona
  • 1972 Ehrendoktor in Klausenburg
  • 1984 Ehrendoktor in Graz [2]

Trivia

Werke (Auswahl)

  • Die Rakete zu den Planetenräumen, 1923
  • Die Möglichkeit der Weltraumfahrt. Allgemeinverstliche Beiträge zum Raumschiffahrtsproblem, 1928 (gemeinsam mit Franz Hoefft, Walter Hohmann und Willy Ley)
  • Wege zur Raumschiffahrt, 1929
  • Menschen im Weltraum. Neue Projekte für Raketen- und Raumfahrt, 1954
  • Das Mondauto, 1959
  • Stoff und Leben. Betrachtungen zum modernen Weltbild, Remagen: Der Leuchter Otto Reichl Verlag, 1959, 216 S.
  • Katechismus der Uraniden. Haben unsere Religionen eine Zukunft? Gedanken aus philosophischen Vorträgen und zum Teil noch unveröff. Schriften, 1966
  • Politik und Kunst, München: Deutsche Akademie für Bildung und Kultur, 1975, 28 S. (Schriftenreihe der Deutschen Akademie für Bildung und Kultur in München; Heft 10)
  • Kakokratie, der Weltfeind Nr. 1, Feucht: Uni-Verlag Dr. Roth-Oberth, 1976, 33 S.
  • Wählerfibel für ein Weltparlament, Feucht: Uni-Verlag Dr. Roth-Oberth, 1983, 287 S.
  • Forschung und Jenseits, Johannes Baum Verlag, Pfullingen/ Württ., 1930
  • Vorwort vom 24.2.1978 zum Buch von S.E. Waxmann Unsere Lehrmeister aus dem Kosmos, Exoarchäologie: Die große Wende ISBN 3-88608-150-8

Literatur

  • Alfred Fritz: Der Weltraumprofessor. Hermann Oberth - ein Leben für die Astronautik und das Abenteuer der Raumfahrt. Mit einem Vorwort von Wernher von Braun. Reutlingen: Ensslin & Laiblin, 1969, 200 S.
  • Hans Barth: Hermann Oberth. "Vater der Raumfahrt". Autorisierte Biographie. Bechtle, Esslingen u.a. 1991. ISBN 3-7628-0498-2
  • Boris V. Rausenbach: German Obert 1894 - 1989. [Rossijskaja Akademija Nauk]. Naucnoe izd.. Moskva: Nauka, 1993, 186, [16] S. (Naucno-biograficeskaja serija)
  • Rolf Hochhuth: Hitlers Dr. Faust. Tragödie. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2000. ISBN 3-499-22872-6 (Das Theaterstück thematisiert am Beispiel von Hermann Oberths Forschungen das Dilemma des Naturwissenschaftlers (friedliche und militärische Nutzung der Raketentechnik))
  • Michael Kroner: Hermann Oberth. [Der Bund der Vertriebenen gratuliert mit dieser Schrift Hermann Oberth, einem der bedeutendsten Pioniere der Raumfahrt zu seinem 90. Geburtstag]. Hrsg.: Bund der Vertriebenen - Vereinigte Landsmannschaften und Landesverbände, Bonn: Bund der Vertriebenen, 1984, 16 S. (Arbeitshilfe / Hrsg.: Bund der Vertriebenen, Vereinigte Landsmannschaften und Landesverbände; Nr. 41)
  • Hans Barth: Hermann Oberth - Leben Werk Wirkung. Feucht: Uni-Verlag Dr. E. Roth-Oberth, 1985, 416 Seiten
  • Boris Rausenbach: Hermann Oberth 1894-1989. Über die Erde hinaus. Eine Biographie. Boris Rauschenbach. Mit einem Vorwort von Ernst Stuhlinger. [Aus dem Russischen übersetzt in Zusammenarbeit mit dem Verfasser, bearbeitet von Erna Roth-Oberth und Adolf Oberth]. Wiesbaden: Böttiger, 1995, 286 S., ISBN 3-925725-23-7 (deutsche Übersetzung der 1993 in Moskau erschienenen Biographie)

Siehe auch

Quellen

  1. Lutz Clausnitzer: Biographie des Pioniers der Raumfahrt Hermann Oberth
  2. Lutz Clausnitzer: Internationale Ehrungen für Professor Hermann Oberth