Barchfeld
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Barchfeld ist eine Gemeinde im Wartburgkreis in Thüringen.
Geografie
Die Gemeinde liegt im Werratal zwischen Thüringer Wald und Rhön.
Nachbargemeinden
Immelborn im Westen, Bad Salzungen im Nordwesten, Moorgrund im Norden, Schweina und Bad Liebenstein im Nordosten, Breitungen im Süden.
Geschichte
Als Teil der Herrschaft Schmalkalden gehörte Barchfeld seit 1360, vollständig seit 1583, über etwa 600 Jahre zu Hessen, bis es 1944 von der NS-Regierung in den Regierungsbezirk Erfurt eingegliedert und der Verwaltung des Reichsstatthalters für Thüringen in Weimar unterstellt wurde.
Der Ort an der Kreuzung zweier Handelsstraßen (Nürnberg-Niederdeutschland und Frankfurt-Erfurt) war bereits in der Bronzezeit besiedelt.
Erste urkundliche Erwähnung fand der Ort im Jahr 933. Später gehörte der Ort bis 1387 den Herren von Stein-Liebenstein zu Barchfeld, als Lehen der Grafen von Henneberg und alleinige Gerichtsherren von Barchfeld. 1387 wurde auch die Wasserburg erstmals genannt. Das Stein'sche Schloss wurde 1571 bis 1581 auf der Anlage dieser ehemaligen Wasserburg erbaut.
1694 erhielt Barchfeld das Marktrecht.
Seit 1835 gibt es zwischen Barchfeld und der Rappoldsgrube sowie dem Ort Meimers einen Erbfriedhof (Waldfriedhof), welcher durch Hinweisschilder beschrieben ist und einen einigermaßen gepflegten Eindruck hinterlässt. Am Eingang des Waldfriedhofes befindet sich eine in den Boden eingelassene Gedenktafel derer von Stein-Liebenstein-Barchfeld. Bei 99 % der Grabstätten wurden die Grabplatten mit den Inschriften entfernt. Nur eine Grabstätte weist einen roh behauenen Stein mit der Inschrift derer von Saal auf. Auf der linken Seite des Eingangsbereichs erhebt sich ein aus Feldsteinen gesetztes Rechteck, welches wohl als Altar gedient haben dürfte.
Zeitweise war Barchfeld Stammsitz der Landgrafen von Hessen-Philippsthal-Barchfeld, einer 1721 sus der Nebenlinie Hessen-Philippsthal hervorgegangenen Nebenlinie der hessischen Landesfürsten, die zwischen 1690 und 1732 an der Stelle eines zuvor abgerissenen boyneburgischen Schlosses und direkt an das Stein'sche Schloss angrenzend ein dreiflügeliges, hufeisenförmiges Barockschloss errichteten. Hessen-Philippsthal-Barchfeld ist eine der beiden heute noch bestehenden Linien des hessischen Fürstenhauses.
1994 wurden Barchfeld und die westlich gelegene Nachbargemeinde Immelborn (mit den Ortsteilen Übelroda, Ettmarshausen und Hauenhof) zur Verwaltungsgemeinschaft Barchfeld zusammengefasst.
Religionen
Noch heute gehört die evangelische Kirchengemeinde Barchfeld zur Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und nicht zur Evangelisch-Lutherischen Kirche Thüringens.
Mit der Ausdehnung der fränkischen Herrschaft unter Karl dem Großen auf sächsisch-thüringisches Stammesgebiet kamen auch die ersten christlichen Missionare ins Werratal. Im Anschluss an die Errichtung des Bistums Erfurt und des Klosters Fulda durch den angelsächsischen und päpstlich autorisierten Bischof Winfrid, besser bekannt als Bonifatius, begann im 8. Jahrhundert die von da an ununterbrochene Arbeit der Kirche. Barchfeld erhielt eine kleine Holzkirche, der mehrere Nachfolgebauten folgten, wahrscheinlich der Jungfrau Maria geweiht.
Die jüdische Gemeinde Barchfeld entstand im 16. Jahrhundert und bildete ein Zentrum jüdischen Lebens in der Region. 1844/45 wurde eine neue Synagoge in der Nürnberger Straße eingeweiht, die in der Pogromnacht 1938 von SA-Männern geschändet wurde. Kultgegenstände und Mobiliar wurden auf dem Sportplatz verbrannt. Seit 1988 erinnerte am ehemaligen Standort ein Gedenkstein, der 1995 auf den Jüdischen Friedhof umgesetzt wurde. 1933 lebten 57 Jüdinnen und Juden in dem kleinen Ort, die terrorisiert, vertrieben in in ihrer Mehrzahl ermordet wurden.
Die Reformation wurde im 16. Jahrhundert eingeführt. Trotz mehrfacher Besetzung des Ortes im dreißigjährigen Krieg blieb Barchfeld beständig evangelisch.
Ein Großbrand im Jahre 1753 zerstörte weite Teile des Ortes einschließlich der Kirche und des Pfarrhauses mit den darin befindlichen Kirchenbüchern. Die Kirche wurde innerhalb von drei Jahren im Stil des Spätbarock wieder aufgebaut. Die evangelisch-lutherische Gemeinde änderte später ihren Namen in evangelische Gemeinde. Heute ist Barchfeld Sitz einer Pfarrei mit 1260 Gemeindemitgliedern. Pfarrerin ist Susanne Ihle. Außerdem gibt es einige römisch-katholische Christen, die zur Pfarrei Bad Liebenstein gehören, jedoch auch den evangelischen Gottesdienst besuchen.
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember):
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- Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Das Stein'sche Schloss wurde 1571 bis 1581 auf der Anlage einer ehemaligen Wasserburg erbaut.
- Zwischen 1690 und 1732 entstand nach dem Abriss des Boineburgischen Schlosses das Schloss der Landgrafen von Hessen. Es ist eine Dreiflügelanlage, die direkt an das Stein'sche Schloss angrenzt.
- Auch der jüdische Friedhof mit der 1988 eingeweihten Gedenkstätte ist sehenswert.
- Die evangelische Pfarrkirche ist ebenfalls markant.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaftsgeschichte
Die Versuche des Prinzen Ernst von Hessen-Philippstal im 19. Jahrhundert eine Tabakfabrik anzusiedeln, blieben ohne Erfolg. Seit 1919 produziert man im Ort Fahrradteile. Barchfeld war landwirtschaftliches Zentrum und hat mit dem Ende des 19. Jahrhunderts verschiedene Industrien angesiedelt. Es bestehen zwei Gewerbegebiete: Im Vorwerk, Am Eisberg.
Verkehr
Durch den Ort führt die Bundesstraße 19 und die Bundesstraße 62 endet (noch) hier.
Die Bahnstrecke von Immelborn über Barchfeld nach Steinbach ist seit Anfang der 1970er Jahre stillgelegt.
Literatur
- K. Volkmar: Tausend Jahre Barchfeld. Schmalkalden 1933.
- Heinrich Weldner: Die Mundart von Barchfeld an der Werra. (ZDL, Beiheft 68). Stuttgart 1991.
- Walter Höhn: Thüringische Rhön. 2005, Michael Imhof Verlag Petersberg, ISBN 3-86568-060-7, S. 33.