Botschaft der Vereinigten Staaten in Berlin

Die Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika in Berlin ist der Sitz der diplomatischen Vertretung der Vereinigten Staaten von Amerika (USA) in Deutschland. Sie befindet sich in einem Gebäude in der Neustädtischen Kirchstraße 4/5, wird aber voraussichtlich 2008 in einen Neubau am Pariser Platz umziehen. Aktueller Botschafter ist seit dem 15. August 2005 William R. Timken.
Geschichte
1797–1939: Wechselnde Botschaftsstandorte
1797 wurde mit John Quincy Adams, dem späteren sechsten Präsidenten der USA, der erste Botschafter der USA in die damalige preußische Hauptstadt Berlin entsandt. Der Standort der Botschaft änderte sich in der folgenden Zeit mehrfach, da die Räumlichkeiten jeweils immer nur gemietet wurden. Der letzte gemietete Botschaftsstandort war in der Bendlerstraße 39 (heutige Stauffenbergstraße) in Tiergarten.
1939–1941: Im Palais Blücher
Seit 1924 interessierten sich die USA für ein eigenes Botschaftsgebäude in Berlin und unterschrieben 1930 einen Vorvertrag zum Kauf des Palais Blücher am Pariser Platz 2. Ein Feuer zerstörte dieses jedoch am 15. April 1931 noch vor dem endgültigen Kauf. Der Kauf kam kurze Zeit später dennoch für 1,8 Millionen US-Dollar zustande. Allerdings verzögerte sich der Wiederaufbau des Gebäudes um mehrere Jahre. Gründe dafür waren zum einen die Finanzknappheit der amerikanischen Regierung seit der Wirtschaftskrise 1929 und zum anderen, was der gewichtigere Grund war, die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 und die Abneigung Roosevelts und des neuen Botschafters diesen gegenüber. Roosevelt wählte mit William Edward Dodd als Botschafter einen Kenner Deutschlands aus (Dodd hatte in Leipzig studiert). Dodd mochte Hitler nicht, vermied gemeinsame Diners und lehnte es selbst zu den Olympischen Sommerspielen 1936 ab, das an so prominenter Stelle gelegene Palais Blücher instandzusetzen, um Hitler damit zu ärgern. [1]
Als Albert Speer 1938 seine Pläne zum Umbau Berlins vorstellte und sich abzeichnete, dass der Botschaftsstandort an der Bendlerstraße aufgegeben werden müsse, ließ Dodds Nachfolger, Hugh Robert Wilson, das Palais Blücher instandsetzen.
Vom 1. April 1939 an nutzte man es als Botschaft, allerdings ohne einen offiziellen Botschafter. Wilson wurde von Roosevelt am 16. November 1938 aus Protest gegen die Novemberpogrome vom 9. November zurückbeordert. Neben den beiden Wilson nachfolgenden Geschäftsträgern (Chargé d'Affaires) Alexander C. Kirk und Leland B. Morris arbeitete auch der später sehr bedeutende Historiker und Diplomat George F. Kennan als Legationssekretär in der Botschaft.
Mit Kriegsbeginn am 1. September 1939 wurden die diplomatischen Beziehungen zwischen den USA und dem Deutschen Reich nicht eingestellt. Am 11. Dezember 1941, vier Tage nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor, erklärte das Deutsche Reich den USA den Krieg. Die Botschaft wurde geschlossen und das Botschaftspersonal für fünfeinhalb Monate in einem ehemaligen Hotel in Bad Nauheim interniert.
Während des Krieges verwaltete die Botschaft der neutralen Schweiz das US-Botschaftsgebäude. Das im Krieg schwer zerstörte Palais Blücher befand sich nach der Aufteilung Berlins in eine Viersektorenstadt in der Sperrzone zwischen Ost- und West-Berlin und wurde im April 1957 von der DDR abgerissen.
1977–2008: Im ehemaligen Warenhaus für Armee und Marine

Nach dem Krieg befand sich in West-Berlin in der Clayallee in Dahlem eine Vertretung der USA, die bundesdeutsche Botschaft war in Bonn.
Die Botschaft der USA in der DDR befand sich seit 1977 in der Neustädtischen Kirchstraße 4-5[2] im Gebäude des ehemaligen Warenhauses für Armee und Marine, seit 1935 das Haus des Deutschen Handwerks- und Gewerbekammertages.[3]
Nach der Wende wurden die Botschaft in Mitte und die Vertretung in Dahlem zur „Außenstelle der Amerikanischen Botschaft in Berlin“ zusammengefasst; die US-Botschaft befand sich derweil in Bonn.
Seit dem Umzug der deutschen Bundesregierung nach Berlin am 7. Juli 1999 wurde das Gebäude in der Neustädtischen Kirchstraße zum offiziellen Sitz der US-Botschaft in Deutschland. Die Unterbringung dort ist jedoch nur eine Übergangslösung bis zum voraussichtlichen Umzug in den Botschaftsneubau am Pariser Platz im Frühjahr 2008. Die umfangreichen Absperrungen um das Gebäude sollen beim Bezug des Botschaftsneubaus abgebaut werden.
Ab 2008: Neues Botschaftsgebäude am Pariser Platz


Das Gelände des früheren Palais Blücher am Pariser Platz 2 ging nach der Wiedervereinigung 1990 wieder in den Besitz der USA über. 1992 wurde der Neubau der Botschaft an dieser Stelle beschlossen. 1993 wurde eine Tafel auf dem Gelände aufgestellt, auf der stand, dass auf diesem Grundstück die neue US-Botschaft errichtet werden soll.
Der Entwurf aus dem Jahr 1996 stammt vom US-amerikanischen Architekturbüro Moore Ruble Yudell. Der Baubeginn verzögerte sich mehrere Jahre, da der Plan mehrfach überarbeitet werden musste. Schwierigkeiten bereiteten dabei die Vereinbarung der Sicherheitsinteressen der Vereinigten Staaten mit dem Berliner Interesse, den Pariser Platz in seiner Gänze frei zugänglich zu belassen. Hintergrund für das gesteigerte Sicherheitsbedürfnis der Amerikaner waren die Terroranschläge auf die US-Botschaften in Tansania und Kenia am 7. August 1998 sowie die Anschläge am 11. September 2001. Für die 25 Meter breite Sicherheitszone an der Behrenstraße wurde diese für 1,8 Millionen Euro verschwenkt, woran sich die USA mit 1,5 Millionen Euro beteiligten. Des Weiteren wurden versenkbare Betonpoller rund um das Gebäude errichtet, um Fahrzeuge auf Abstand zum Gebäude zu halten.
Am 6. Oktober 2004 fand der erste Spatenstich durch den damaligen Botschafter Daniel Coats, den damaligen deutschen Innenminister Otto Schily und Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit statt. Richtfest konnte am 10. Oktober 2006 gefeiert werden. Das Gebäude ist viereinhalb Stockwerke hoch und soll sich architektonisch an den umgebenden Gebäuden orientieren. Es wird die letzte Bebauungslücke am Pariser Platz füllen. Die Fertigstellung des Projektes wird für Ende 2007 erwartet. Einzug des Botschaftspersonals soll dann im Frühjahr 2008 sein. Für den Bau waren ursprünglich 180 Millionen US-Dollar geplant, der US-Kongress drückte jedoch die verfügbare Summe auf 120 Millionen US-Dollar (rund 95 Millionen Euro).[4]
Weblinks
- Offizielle Seite der US Botschaft in Deutschland
- Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung: Bauvorhaben Pariser Platz 2
Quellen & Fußnoten
- ↑ Michael S. Cullen, Christian van Lessen: Die letzte Lücke am Pariser Platz ist geschlossen. In: Tagesspiegel. 9. Oktober 2006, abgerufen am 13. Oktober 2006.
- ↑ Koordinate: unbenannte Parameter 1:52_31_6_N_13_23_9_E_type:landmark_region:DE-BE, 2:52° 31' 6" N, 13° 23' 9" O
- ↑ Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste zum Gebäude Neustädtische Kirchstraße 4-5
- ↑ Peter Neumann: Mit „Bratwörst“ und „Pretzels“. In: Berliner Zeitung. 11. Oktober 2006, abgerufen am 12. Oktober 2006.