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DR-DOS

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DR DOS [diːˈɑːɹ dɑːs] (Digital Research Disk Operating System) ist ein kommandozeilengesteuertes DOS-Betriebssystem. Es wurde von der Firma Digital Research aus dem Betriebssystem CP/M-86 weiterentwickelt. DR DOS ist zu MS-DOS kompatibel.

Geschichte

Unter Digital Research

Ende der 70er Jahren hatte sich das Betriebssystem CP/M der Firma Digital Research als Standardbetriebssystem für die damals verbreiteten 8-Bit-Rechner etabliert. IBM hatte die Entwicklung des Personal Computers lange als perspektivlos vernachlässigt und den Markt anderen Anbietern überlassen. Anfang der 80er Jahre jedoch entschloss man sich, mit einem eigenen Personal Computer, dem IBM-PC auf den Markt zu treten. Im Gegensatz zu den etablierten Systemen handelte es sich aber nicht um ein 8-Bit-System auf der Basis des Z80 von Zilog, sondern um ein 16-Bit-System auf Basis der neuen x86-Prozessorfamilie von Intel. Aus unklaren Gründen lizenzierte IBM nicht das für die neue Prozessorgeneration angepasste CP/M-86 von Digital Research, sondern das von Microsoft aufgekaufte und in PC-DOS (auch: IBM-DOS) umbenannte SCP QDOS. QDOS war wiederum eine Kopie von CP/M für die x86-Prozessoren, die benutzt wurde, bevor CP/M-86 verfügbar war. Obwohl Digital Research erreichen konnte, dass mit IBM-PCs optional auch CP/M-86 bestellt werden konnte, war damit der Siegeszug von Microsoft eingeleitet. PC-DOS wurde später von Microsoft auch separat als MS-DOS verkauft und lizenziert und als solches auch mit IBM-kompatiblen PCs anderer Hersteller gebündelt.

Aufgrund der neuen Konkurrenzsituation und der üblichen Namensgebung des PC-Betriebssystems wurde CP/M-86 zuerst in Concurrent CP/M, dann in Concurrent DOS, später in DOS Plus und schließlich in DR DOS umbenannt. Während dieser verschiedenen Versionen wurde aus dem ähnlichen, aber zu MS-DOS nicht kompatiblen CP/M-86 allmählich DR DOS, welches für Kompatibilität zu MS-DOS ausgelegt war und CP/M-Programme nicht mehr ohne Schwierigkeiten benutzen konnte.

Digital Research war nun in der Situation, sein Betriebssystem hauptsächlich direkt an den Endkunden bringen zu müssen, oftmals obwohl dieser schon ein Betriebssystem mit seinem Rechner erworben hatte, denn wegen der restriktiven Lizenzpolitik für MS-DOS lieferten nur wenige OEM ihre Rechner mit DR DOS aus, in Deutschland ist dafür hauptsächlich Vobis bekannt.
Um unter diesen Umständen bestehen zu können, war DR DOS der zeitgleich verkauften MS-DOS-Version nicht nur namentlich meist um eine Versionsnummer voraus, sondern enthielt auch Techniken, die in MS-DOS erst wesentlich später oder nie Einzug erhielten: Bereits DR DOS 3.41, welches parallel zu MS-DOS 3.3 verkauft wurde, hatte beispielsweise Unterstützung für Festplatten mit mehr als 32 MiB sowie eine Hilfefunktion für die enthaltenen Befehle und Programme. DR DOS 5 enthielt eine optionale grafische Oberfläche und erweiterte Hilfefunktionen. Mit DR DOS 6 brachte Digital Research Festplattenkompression, welche eine doppelt so große Nutzkapazität der Festplatte versprach, sowie das komplette Handbuch als Hypertext-Online-Hilfe. Zudem konnte DR DOS den damals knappen Hauptspeicher effizienter verwalten und so mehr von dem kostbaren Speicher in den ersten 640 KiB für Anwendungen freihalten.
Trotz dieser Eigenschaften konnte sich DR DOS nie endgültig durchsetzen; nicht zuletzt hatte auch Microsoft einen erheblichen Anteil am Scheitern: So wurden zum Beispiel Kunden irritiert, indem Microsoft in seiner Kritik an DR DOS 6 auf die Gefahren von Festplattenkompression hinwies, obwohl diese Technik dann mit DoubleSpace (später: DriveSpace) in MS-DOS 6.x ebenfalls eingeführt wurde. In Windows 3.1 baute Microsoft Funktionen, die den Betrieb unter DR DOS unnötig erschwerten und somit ebenfalls potentielle Käufer vom Kauf abhielten, obwohl schon beim Verkaufsstart von Windows 3.1 das benötigte DR-DOS-Update zur Verfügung stand. Die Behauptung von Microsoft, dass Windows 95 nicht auf alternativen DOS-Versionen laufen könne, tat ihr Übriges.

Unter Novell

Novell, welche Digital Research bereits während der Zeit von DR DOS 6 gekauft hatte, entwickelte noch eine Version Novell DOS 7, welche echtes Multitasking, worunter man man sogar Windows 3.x ausführen konnte, und Netzwerkfähigkeit enthielt, das Ende von DR DOS war damit aber nicht mehr aufzuhalten. Novell verkaufte schließlich alle Rechte an DR DOS und CP/M an Caldera.

Unter Caldera

Caldera vertrieb die für private Anwendung kostenlosen Versionen Caldera OpenDOS 7.01, Caldera DR-DOS 7.02 und Caldera DR-DOS 7.03, diese enthielten aber keine wesentlichen Neuerungen und waren teilweise sogar hinter dem Stand von Novell DOS 7 mit den letzten Updates zurück. Des Weiteren veröffentliche Caldera alle Quellcodes zu OpenDOS 7.01, außerdem auch die zu CP/M und GEM.
Bemerkenswerter an der DR-DOS-Ära Caldera ist hingegen der Rechtsstreit, den Caldera gegen Microsoft angestrengt hatte:
Da Caldera alle Rechte übernommen hatte, konnte man auch bezüglich der Vorkommnisse um Windows 3.x und Windows 95 aus der Zeit von Digital Research und Novell Klage erheben. Caldera gelang es angeblich auch, durch minimale Änderungen Windows 95 unter DR DOS zum Laufen zu bringen. Veröffentlichungen zu Folge sei dass Benutzen von Windows 95 in anderen DOS-Betriebssystemen allein durch ein spezielles TSR-Programm möglich; dieses Programm sollte daraufhin bald für DR-DOS-Benutzer erscheinen. Aus nicht erklärten Gründen erfolgte diese Erscheinung nicht. Caldera bewies demnach aber, dass Windows 95 aus den zwei unabhängigen Produkten MS-DOS 7.00 (später 7.10) und Windows 95 bestand, so dass die Zwangsbündelung eine Wettbewerbsbehinderung anderer DOS-Anbieter darstellte. Die gerichtliche Auseinandersetzung endete schließlich in einem Vergleich. In diesem Vergleich zahlte Microsoft Anfang 2000 (etwa acht Jahre später) angeblich 275 Millionen Dollar an Caldera.

Unter Lineo/DeviceLogics/DRDOS Inc.

DR DOS ging dann an die aus Caldera ausgegliederte Firma Lineo, welche inzwischen an DeviceLogics verkauft wurde. Unter Lineo und DeviceLogics wurde DR DOS nicht mehr kostenlos abgegeben, sondern als System für eingebettete Systeme und ähnliches verkauft. Im März 2004 wurde die Version 8 von DR DOS veröffentlicht, welche beschränkte Unterstützung für FAT32 brachte. Die im September 2005 durch die neu gegründete DRDOS Inc. veröffentlichte Version 8.1 wurde wegen Copyrightproblemen (Es wurden fremde Utils mitgeliefert, u.a. vom FreeDOS, und enthielt gestohlenen Code aus Udo Kuhnts Enhanced DR-DOS) wieder vom Markt genommen. Später verschwand auch DR-DOS 8.0, seitdem ist auf der Seite von DRDOS Inc. nur mehr DR-DOS 7.03 erhältlich. Eine Rolle spielte diese hauptsächlich noch auf Wiederherstellungsdisketten und -CDROMs diverser Datenrettungs- und -sicherungsprogramme, wie Ghost, DriveImage, Partition Magic etc. Wegen mangelhafter Unterstützung aktueller Festplattencontroller (SATA, SoftRAID,..) verliert es aber auch hier zugunsten von Windows PE oder Linux an Bedeutung.

Enhanced DR-DOS

Um ein privates Fanprojekt handelt es sich bei Enhanced DR-DOS (kurz: EDR-DOS). Der Autor, Udo Kuhnt, entwickelte das quelloffene OpenDOS 7.01 seit 2003 weiter. Von ihm stammen LBA- und FAT32-Unterstützung für Festplatten mit mehr als 8 GiB Kapazität und weitere Fehlerkorrekturen und Erweiterungen. Die Updates beziehen sich aber fast ausschließlich auf den Kernel (IBMBIO.COM, IBMDOS.COM und COMMAND.COM), während für Dienstprogramme zunehmend auf die modernen (und teilweise für EDR-DOS angepassten) Versionen aus FreeDOS verwiesen wird. Dies lässt EDR-DOS anstatt als modernes DOS-Betriebssystem eher als alternativen Kernel für FreeDOS erscheinen.