Zum Inhalt springen

Zeitz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 7. Dezember 2007 um 22:11 Uhr durch Mazbln (Diskussion | Beiträge) (Zeit der Industrialisierung: Übertreibungen etwas reduziert, Format). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

Zeitz ist eine Stadt im Süden von Sachsen-Anhalt. Sie gehört zum Burgenlandkreis und liegt im Tal der Weißen Elster zwischen Gera im Süden und Leipzig im Norden. Von 1652 bis 1718 war Zeitz Hauptstadt des Herzogtums Sachsen-Zeitz und als Residenz diente das Schloss Moritzburg. In der Stadt liegt das Deutsche Kinderwagenmuseum. Die Altstadt wird von heute zugänglichen Bierlager-Katakomben unterzogen.

Geographie

Zeitz liegt an der Weißen Elster, etwa 40 km südlich von Leipzig und 25 km nördlich von Gera.

Angrenzende Gemeinden sind Bergisdorf, Döbris, Droßdorf, Elsteraue, Geußnitz, Gleina, Grana, Nonnewitz, Theißen und Wittgendorf.

Ortsteile sind u.a.: Aue und Aylsdorf.

Klima

Klimadiagramm von Zeitz[1]


Die durchschnittlich Lufttemperatur in Zeitz beträgt 9,0 °C, der jährliche Niederschlag 564 Millimeter.

Geschichte

Zeitz Mitte des 17. Jahrhunderts
Datei:IMG 3449.JPG
Rathaus
Altes Rathaus
Amtsgericht Zeitz

Frühmittelalter

Das Gebiet um Zeitz gehörte dem Reich der Thüringer an. Im Jahr 531 kam es bei Burgscheidungen (Unstrut) zu einer Schlacht zwischen sächsisch-fränkischen und thüringischen Heeren, in deren Folge das Thüringer-Reich in das Frankenreich eingegliedert wurde. In diesem nunmehr nahezu menschenleeren Siedlungsraum siedelten sich slawische Bauern an. Vermutlich befand sich das Stammeszentrum des gegründeten Kleinstammbezirkes Puonzowa an der Stelle des heutigen Klosters Posa.

König Heinrich I. (* 876; † 936) ließ an der Stelle der heutigen Moritzburg eine Burg errichten, welche es ermöglichte, die slawische Bevölkerung zu kontrollieren.

Zeit der Bischöfe

Auf der Synode von Ravenna im Jahr 967 wurde Zeitz erstmalig urkundlich als Cici erwähnt (es sind aus anderen Dokumenten mehr als 30 weitere Namensvariationen bekannt), als Kaiser Otto I. (* 912; † 973) und Papst Johannes XIII., zum Zweck der Christianisierung der slawischen Bevölkerung und weiterhin zur Festigung der deutschen Herrschaft, die Gründung des Erzbistums Magdeburg sowie des Bistums Merseburg, des Bistums Meißen und des Bistums Zeitz beschlossen.

Die Vorarbeit zur Gründung des Bistums leistete seit 950 der Mönch Boso aus dem Benediktinerkloster St. Emmeram durch eine „unablässige“ Missionierung der ansässigen Slawen.

Im Dezember 968 wurde Hugo I. (968-979) als erster Zeitzer Bischof geweiht, Zeitz wurde Bischofssitz. Der Bischof erhielt 976 von Kaiser Otto II. die Stadt Zeitz als Geschenk. 1028-1032 wurde aufgrund des permanenten Bestrebens der Ekkehardinger mit päpstlicher Genehmigung der Bischofssitz von Zeitz nach Naumburg verlegt. Dies änderte sich Ende des 13. Jahrhunderts, als die Bischöfe erneut Zeitz zu ihrem Wohnsitz wählten, jedoch weiterhin in Naumburg gewählt und ernannt wurden. Mit dem Tod des Bischofs Julius von Pflug 1564 wurde das Bistum, nach circa 600 Jahren Bestand, aufgelöst.

Dreißigjähriger Krieg

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burganlage mehrfach belagert und die Bischofsburg schließlich Ende 1644 durch schwedische Truppen zerstört.

Zeit der Herzöge

Durch das Testament Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen aus dem Jahr 1652 wurde die Aufteilung von Kursachsen unter seinen vier Söhnen festgelegt. Dadurch entstanden die Sekundogenitur-Herzogtümer Sachsen-Merseburg, Sachsen-Weißenfels und Sachsen-Zeitz. Damit entstand folgende Erbfolge, der älteste Sohn, der spätere Großvater August des Starkens, übernahm die Erblande, sowie die Kurwürde und verblieb damit mit seiner Residenz in Dresden. Der jüngste Sohn, Moritz, übernahm 1653 zunächst die Administration über das Stift Naumburg-Zeitz. 1656 verstarb sein Vater und er übernahm, gemäß dem Testament, die Regierung des Herzogtums Sachsen-Zeitz.

Auf den Grundmauern der zerstörten Bischofsburg wurde, unter Leitung des fürstlich-sächsischen Landbaumeisters Moritz Richter (* 1620; † 1667), später von seinem Sohn Johann Moritz Richter, die barocke Residenz Moritzburg an der Elster erbaut. Die Bauzeit betrug 21 Jahre, vom 19. März 1657 bis 1678.

1718 starb der einzige Sohn von Herzog Moritz, Herzog Moritz Wilhelm. Damit fiel, nach nur 69 Jahren, gemäß den Auflagen des Testaments Johann Georg I., das Herzogtum Sachsen-Zeitz an das Kurhaus Dresden zurück.

Zeit der Industrialisierung

Nach den Napoleonischen Kriegen kam auf Beschluss des Wiener Kongresses 1815/16 fast das gesamte Stiftsgebiet an Preußen. Zeitz wird Sitz eines preußischen Landkreises.

1843 wurde die erste Dampfmaschine in Betrieb genommen, und 1855 eine Maschinenfabrik (ZEMAG) gebaut. 1859 erhielt Zeitz Anschluss an die Eisenbahn von Weißenfels nach Gera, 1872 nach Altenburg, 1873 nach Leipzig und schließlich 1879 nach Camburg.

Die Zeitzer Klavierindustrie, mit zeitweise 30 verschiedenen Fabriken, hatte einen großen Bekanntheitsgrad. Die bekanntesten waren Wünsch & Pretzsch, Liebig, Hoelling&Spangenberg, Homberg und Klingestein. Daneben wurden bei den Firmen Fahr und Schneider&Heysel Tonmöbel sowie bei der Firma Pucklitzsch Kunstmöbel hergestellt.

Auch die Zeitzer Kinderwagenindustrie ZeKiWa hatte einen erstklassigen Ruf, welcher einen weltweiten Export zur Folge hatte. Bedeutend war hier der Stellmachermeister Ernst Albert Naether, der die bekannte Firma E.A.Naether gründete. Auch die Firmen Opel, Saxonia und Feiner stellten Holzwaren und Kinderwagen her. Die Firma Scharre fertigte die benötigten Räder dazu.Weitere Fabriken für Holzwaren und Kinderwagen waren die Firmen Germania und Phönix.

NS-Zeit

Während der NS-Diktatur wurde in Rehmsdorf und Gleina (beide bei Zeitz) das Konzentrationslager "Wille" eingerichtet, welches eine Außenstelle des Konzentrationslagers Buchenwald darstellte. Von dort wurden allein in den vier Hydrieranlagen der Brabag von Ende Mai bis Oktober 1944 nahezu 10.000 KZ-Häftlinge eingesetzt. Die meisten von ihnen waren ungarische Juden, unter ihnen Imre Kertész, der im Brabag-Werk in Tröglitz arbeitete. Zivile Ingenieure der Unternehmen, die so genannten „Werksbeauftragten“, koordinierten die Arbeit der Häftlinge vor Ort. Der Literaturnobelpreisträger Imre Kertész selbst schildert seine damaligen Erfahrungen in seinem autobiographischen Werk „Roman eines Schicksallosen“.

DDR-Zeit

1950 wurde die seit 1901 kreisfreie Stadt Zeitz in den Kreis Zeitz eingegliedert, der ab 1952 dem neu gegründeten Bezirk Halle angehörte. Bis 1989/90 bildete die Stadt einen industriellen Mittelpunkt. Ab Mitte der 50er Jahre entstanden in der Stadt zahlreiche Neubaugebiete, wie der Stadtteil „Völkerfreundschaft“. Mitte der 60er Jahre begann die Erschließung des Wohnbaugebietes „Zeitz-Ost“.

Altstadt Zeitz mit Kalkstraße

Am 18. August 1976 verbrannte sich der evangelische Pfarrer Oskar Brüsewitz aus Rippicha öffentlich vor der Michaeliskirche. Die Selbstverbrennung löste eine DDR-weite Solidarisierung von Theologen, Gemeinden und kritischen Marxisten aus, die zu einer neuen Standortbestimmung der evangelischen Kirche in der DDR und zu einer der Wurzeln für die politische Wende 1989 wurde.

Nachwendezeit

1994 wurde der Kreis Zeitz Teil des neuen Burgenlandkreises, wodurch die ortsansässige Kreisverwaltung aufgelöst wurde.

Die Stadt Zeitz war 2004 Ausrichter der 1. Landesgartenschau Sachsen-Anhalts. Dabei wurden wesentliche Sehenswürdigkeiten instand gesetzt bzw. Industrieruinen abgerissen. Der gesamte Schlosspark um die Moritzburg wurde neu aufgebaut und die alte, fast verfallene Orangerie neu eröffnet. Das Gelände wird heute für Veranstaltungen und Konzerte genutzt.

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1960 31. Dezember):

1831 bis 1933

1939 bis 1995

1997 bis 2003

* 29. Oktober
** 31. August

Politik

Wappen

Das Wappen der Stadt zeigt: In blau den Erzengel Michael in silberner Rüstung auf dem Drachen stehend; mit der Rechten schwingt er das Schwert, mit der Linken hält er einen silbernen Schild, darin ein rotes Kreuz, rechts neben ihm schwebt ein Schild, darin in rot schräg gekreuzt ein mit der Spitze abwärts gelegtes Schwert und ein mit dem Bart abwärts gekehrter silberner Schlüssel.

Städtepartnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Schloss Moritzburg
Schloss Moritzburg
Zeitzer Dom
Michaeliskirche
Gewandhaus
In der Fußgängerzone
Kinderwagenfabrik von 1908

Bauwerke

  • Schloss Moritzburg ist die frühbarocke Residenz der Herzöge von Sachsen-Zeitz. Die Befestigungsanlagen des Vorgängerbaus, einer mittelalterlichen Bischofsburg, sind größtenteils erhalten.
  • In der Schlosskirche, auch Dom St. Peter und Paul genannt, ruht Georgius Agricola, der Vater der Mineralogie und bekannter Wissenschaftler, dessen Hauptwerk sich mit der Metallkunde befasst. Der Bau selbst ist frühromanischen Ursprungs (11. Jahrhundert). Vom ottonischen Vorgängerbau haben sich die Säulen der Krypta und weitere Reste im Kreuzgangbereich erhalten.
  • Am Südrand der der Altstadt gelegen befindet sich das etwa zur Mitte des 13. Jahrhunderts angelegte Franziskanerkloster mit einem noch weitgehend mittelalterlichen Baubestand. Die Gebäude werden seit einigen Jahren restauriert und wieder instand gesetzt. Die Instandsetzungsarbeiten werden dabei von den Bauhistorikern Yngve Jan Holland und Andreas Potthoff bauhistorisch betreut.

Museen

  • Museumsbibliothek „Ernst Ortlepp, umfasst ca. 30.000 Bände Bücher aus sechs Jahrhunderten. Zu bedeutendsten Werken gehört die Meißnische Land- und Bergchronik des Petrus Albinus, richtigerweise Peter Weiß, welche 1589 in Dresden gedruckt wurde. Diese Chronik stellt eine wichtige Quelle zum Leben Georgius Agricola dar. Weiterhin befinden sich seltene Drucke und bedeutende Handschriften des Dichter Ernst Ortlepp im Bestand.
  • Das Deutsches Kinderwagenmuseum ist die größte Kinderwagenausstellung Europas
  • Die Lutheridenbibliothek ist die Sammlung von 300 Werken, die der Stadtbibliothek Zeitz von den Luthernachkommen übergeben wurde. Die Sammlung, welche seit 1998 in Zeitz verwahrt wird enthält unter anderem wertvolle Schriften, Münzen, Graphiken, Fotos, Urkunden, Periodika und Archivmaterial, darunter teils einmalige Bücher.

Sport

Der Fußballverein 1. FC Zeitz stand 1963 in der DDR unter der Bezeichnung BSG Chemie Zeitz im Finale des FDGB-Pokal. Der bekannteste Fußballer der Stadt ist Jörg Böhme, welcher momentan bei Arminia Bielefeld spielt und beim FC Schalke 04 zum Nationalspieler wurde und mit der Deutschen Fußball Nationalmannschaft 2002 Vizeweltmeister. Aktuell spielt der 1.FC Zeitz in der Landesliga.

Des Weiteren ist Zeitz Heimat von vielen Vereinen und bietet ein vielfältiges Breitensportangebot. Neben Tennisanlagen, verschiedenen Sportstadien und Schwimmmöglichkeiten, gibt es außerdem Turn- und Fitnesseinrichtungen, Reit- und Schießanlagen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Bekannt ist die Stadt für die Schokoladenfabrik Zetti (u.a. Knusperflocken und Bambina)(vormals Fa.Oehler) und die Kinderwagen der Firma Zekiwa(vormals Fa.E.A.Naether), die allerdings nicht mehr in Zeitz produziert werden.

Die Südzucker Bioethanol GmbH hat im April 2005 am Standort Zeitz die größte Bioethanolanlage Europas in Betrieb genommen. Jährlich werden dort aus 700.000 t Weizen 260.000 m³ Bioethanol produziert. Darüber hinaus werden rund. 260.000 t des Eiweißfuttermittels DDGS produziert, das unter dem Markennamen ProtiGrain® vorwiegend an die Mischfutterindustrie abgesetzt wird. Zusätzlich werden jährlich rd. 30.000 MWh Strom in das öffentliche Netz eingespeist. Produktion und Vermarktung der Produkte erfolgt unter der neuen Dachmarke CropEnergies.

Verkehr

Zeitz liegt am Kreuzungspunkt der Bundesstraße 2 (LeipzigGera) mit den Bundesstraßen 91 (Zeitz−Weißenfels) und 180 (NaumburgAltenburg). Weitere Straßen verbinden Zeitz mit Droyßig, Crossen, Breitenbach, Tröglitz und Könderitz.

Zeitz liegt an der Bahnstrecke Leipzig–Gera–Saalfeld. Weitere Bahnstrecken führen nach Weißenfels, Naumburg, Altenburg (stillgelegt) und Camburg (stillgelegt).

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Söhne und Töchter der Stadt

Personen, die mit der Stadt in Verbindung stehen

Literatur

  • "Führer durch Zeitz und Umgebung", ein Reprint, Dingsda-Verlag, Querfurt 1992, ISBN 3-928498-09-6
  • Otto Pappe: 1000 Jahre Stadt und Kirche Zeitz

Quellen

  1. Deutscher Wetterdienst, Normalperiode 1961-1990