Religion

Religion ist ein Symbolsystem, das darauf abzielt mittels der Formulierung von Vorstellungen einer allgemeinen Seinsordnung starke, umfassende und dauerhafte Stimmungen im Individuum zu schaffen, die die Vorstellungen der Seinsordnung mit einer Aura von Faktizität umgibt, daß die Stimmungen und Motivationen mit der Wirklichkeit völlig übereinzustimmen scheinen.
Religion ist zumeist in unserer Kultur der in großen Bevölkerungsgruppen in langen Traditionen, aber auch von Individuen neu entwickelt, kultivierte, gemeinsame oder persönliche Glaube an das über die direkt erfahrbare Existenz Hinausgehende, zumeist an eine oder mehrere übernatürliche (persönliche oder unpersönliche) transzendente Wesenheiten (Gott) oder Prinzipien (z.B. Dao, Nirvana), gewöhnlich verbunden mit einer Heilslehre, Symbolsystemen und Ritualen.
Als Religionen werden zum Beispiel Christentum, Judentum, Islam, Sikhismus, Hinduismus, Jainismus, Buddhismus, Taoismus, Konfuzianismus, Baha'i, Shinto, Santería, Zoroastrismus, Druidentum verstanden. Der Artikel Liste der Religionen der Welt führt die meisten Religionen auf.
Die fünf zur Zeit größten Religionen sind:
- Christentum (2,0 Milliarden Anhänger)
- Islam (1,2 Milliarden Anhänger)
- Hinduismus (0,8 Milliarden Anhänger)
- Buddhismus (0,6 Milliarden Anhänger)
- Taoismus (0,4 Milliarden Anhänger)
Mit der wissenschaftlichen Erforschung von Religionen befassen sich insbesondere die Religionswissenschaft , die Religionssoziologie , die Religionsphilosophie und die Religionsgeschichte .
Begriff und Etymologie
Religio konnte im Lateinischen "Gottesfurcht", "Frömmigkeit", "Heiligkeit", aber auch "Rücksicht", "Bedenken", "Skrupel", "Gewissenhaftigkeit" oder "Aberglaube" bedeuten. Die weitere Etymologie des Wortes ist nicht mit Sicherheit geklärt. Nach Cicero (De Natura Deorum 2, 28) geht religio zurück auf relegere, was wörtlich "wieder aufwickeln", im übertragenen Sinn "bedenken, achtgeben" bedeutet. Cicero dachte dabei an den Tempelkult, den es sorgsam zu beachten galt. Lactantius (Divinae Institutiones 4, 28) führt das Wort zurück auf religare: "an-, zurückbinden". Mögliche ursprüngliche Bedeutungen von "Religion" sind also "frommes Bedenken" oder die "Rückbindung" an den von Gläubigen wahrgenommenen universellen göttlichen Ursprung.
Abgesehen von diesen etymologischen Unsicherheiten ist das Wort auch heute noch problematisch. Mit der europäischen "Entdeckung" bisher in der so genannten Alten Welt unbekannter Kulturen wurde der Begriff plötzlich auf Sachverhalte angewendet, die zwar Ähnlichkeiten mit dem europäischen Religionskonzept haben (zum Beispiel die Gottesverehrung), in mancher Hinsicht aber auch sehr gegensätzlich sind (zum Beispiel der Ausschließlichkeitsanspruch). Eine Folge dessen ist, dass heute zwar viele verschiedene Religionen und Religionsformen bekannt sind, aber eine allgemeine Definition von "Religion" nicht einfach zu formulieren ist.

Religion ist der in großen Bevölkerungsgruppen in langen Traditionen, aber auch von Individuen neu entwickelte, kultivierte, gemeinsame oder persönliche Glaube an das über die direkt erfahrbare Existenz Hinausgehende, zumeist an eine oder mehrere übernatürliche (persönliche oder unpersönliche) transzendente Wesenheiten (Gott) oder Prinzipien (z.B. Dao), gewöhnlich verbunden mit einer Heilslehre, Symbolsystemen und Ritualen.
Als Religionen werden zum Beispiel Christentum, Judentum, Islam, Sikhismus, Hinduismus, Jainismus, Buddhismus, Taoismus, Konfuzianismus, Baha'i, Shinto, Santería, Zoroastrismus, Druidentum verstanden. Der Artikel Liste der Religionen der Welt führt die meisten Religionen auf.
Die fünf zur Zeit größten Religionen sind:
- Christentum (2,0 Milliarden Anhänger)
- Islam (1,2 Milliarden Anhänger)
- Hinduismus (0,8 Milliarden Anhänger)
- Buddhismus (0,6 Milliarden Anhänger)
- Taoismus (0,4 Milliarden Anhänger)
Weitere Ausdrücke, die oft im religiösen Kontext verwendet werden
Religiöse Menschen glauben in der Regel an eine oder mehrere Gottheiten oder beziehen sich auf ein transzendentes, unpersönliches Prinzip. Religionen, die einen Gott verehren, werden als monotheistisch bezeichnet, Religionen, die mehrere Götter verehren, als polytheistisch, Religionen, die das Göttliche in der gesamten Welt sehen, als pantheistisch. Außerdem existieren Naturreligionen. Daneben kennen viele Religionen auch Dämonen und Engel. Auch atheistisch geprägte Weltanschaungen entwickeln bisweilen an religiöse Rituale erinnernde Formen. Man denke zum Beispiel in diesem Zusammenhang an die Aufmärsche und Feiern kommunistischer Staaten oder an die sozialistischen Jugendweihen. Auch der Nationalsozialismus hatte Züge eines extremistischen religiösen Systems. Dies zeigt sich beispielsweise an der quasigöttlichen Verehrung des Führers . Neuere Forschungen zur Entstehung des Nationalsozialismus widmen dieser Thematik besondere Aufmerksamkeit. Die These, dass nichtreligiöse Weltanschauungen und Systeme sich religiöser Ausdrucksformen bedienen, ist wissenschaftlich umstritten.
Häufig vermitteln Religionen eine Vorstellung, wie die Welt entstanden ist, eine Schöpfungsgeschichte und ein Bild der letzten Dinge, eine Eschatologie. Dazu gehört die Frage, was mit dem Menschen nach dem Tod geschieht, Themen wie Reinkarnation, Ewigkeit, Jenseits, Himmel oder Hölle, und was letztlich mit der Welt geschehen wird (Weltuntergang, Apokalypse, Reich Gottes).
Die meisten Religionen kennen Priester oder Geistliche, die die Religion lehren oder zwischen Menschen und Gottheit vermitteln, und Mythen sowie heilige Orte und Handlungen.
Zu religiösen Riten gehören Gebet , Meditation, Gottesdienst, Opfer, Liturgie und Prozessionen. Daneben gibt es auch im Alltag gelebte Frömmigkeit wie Almosen geben, Barmherzigkeit oder Askese.
Ein Schisma ist eine Spaltung innerhalb einer Religion. Bestrebungen, Schismen im Christentum zu überwinden, werden Ökumene genannt, Bemühungen, die Fremdheit zwischen verschiedenen Religionen zu verringern, dagegen Interreligiöser Dialog. Daneben spricht man auch von einer interreligösen Ökumene. Dazu zählt die abrahamitische Ökumene , das heißt der Dialog zwischen den drei Offenbarungsreligionen . Das gleichzeitige Ausüben von Praktiken verschiedener Religionen oder der Versuch Religionen zu vereinen, werden als Synkretismus bezeichnet.
Religion und Ethik
Religionen haben regelmäßig Gesetze, deren Einhaltung sie fordern. Hinter religiösen Gesetzen stehen jedoch häufig (in nahezu allen Religionen identische) schwerwiegende ethisch-moralische Prinzipien, die das konfliktarme Miteinander der Mitglieder der Religionsgemeinschaft regeln. Zum Teil sollen sie aber auch einfach dem Wohl des Einzelnen dienen, z.B.: Krankheiten verhindern. Diese Gesetze sollen der jeweiligen Überlieferung nach häufig direkt dem Religionsstifter (Moses, Mohammed, Joseph Smith) von einem übernatürlichen Wesen überbracht worden sein.
Um die Gesetze zu schützen und dem Einfluss der herrschenden Klasse zu entziehen, werden sie als von übernatürlichen Wesen (Gott, Engel) gegeben dargestellt, und damit stehen auch die Herrscher nicht mehr über dem Gesetz. Die Einhaltung dieser Gesetze wird von dem übernatürlichen Wesen unter Androhung von Strafe gefordert oder als einziger Weg zum (Seelen-)Heil dargestellt. Ein weiterer Schutz vor der herrschenden Klasse ist notwendig. Die Gesetze fordern den Glauben an die Existenz des übernatürlichen Wesens. Hierdurch soll verhindert werden, dass sich ein Herrscher den Gesetzen durch Unglauben entzieht.
Hieraus resultiert eine Problematik für die Herrschenden, die nun eine Rechtfertigung für ihre Herrschaft benötigen. Dies führt zu Ideen wie dem Gottesgnadentum, Herrscher, die in direkter Linie vom Stifter abstammen und deshalb gesegnet sind oder echten Theokratien.
Häufig entwickeln sich noch weitere Regeln, die nicht direkt vom Stifter der Religion stammen, sondern aus den heiligen Schriften der Religion abgeleitet werden. Einige Regeln entwickelten sich im Laufe der Zeit zu sinnentleerten Handlungen, deren Hintergrund die breite Masse der Gläubigen nicht mehr versteht.
Religion als soziale Organisierung menschlicher Spiritualität
Zu jeder Religion gehören besondere Vorstellungen, Kenntnisse und Praktiken, die den Einzelnen in Verbindung zu der übernatürlichen Wesenheit bringen und/oder zur persönlichen Vervollkommnung führen soll. Diese werden mündlich oder schriftlich überliefert. Die meisten Religionen haben besonders geschulte oder als befähigt angesehene Personen (Priester, Prediger, Schamanen) die ihre Lehren überliefern und verkünden und ihre Rituale ausführen oder leiten. Manche Religionen sprechen einzelnen dieser Menschen gottähnliche, übernatürliche Eigenschaften zu. In manchen Religionen sind diese Führer innerhalb einer formellen Organisation tätig, in anderen unabhängig.
Viele Religionen und Konfessionen pflegen eine eigene Art von Spiritualität. Spiritualität im religiösen Rahmen ist das geistliche Erleben, im Gegensatz zu Dogmatik, welches die festgesetzte Lehre der Religion darstellt. Das Ritual hingegen ist durch die Religion formalisierte Spiritualität. Im normalen Sprachgebrauch wird Spiritualität als seelische Suche nach Gott bezeichnet, ob im Rahmen von spezifischen Religionen oder jenseits davon.
Weiterleben der Religion nach der Aufklärung
Im späten 19. und während des ganzen 20. Jahrhunderts hat die Religion, besonders das Christentum, in Europa hinsichtlich ihres Rufs, ihrer Macht und ihrer Verbreitung an Bedeutung verloren. Einige traditionell christliche westliche Länder, besonders in Europa, zeigen sinkenden Zuwachs bei Priesteramt und in Klöstern (besonders nach der durch Napoleon forcierten Schließung und Enteignung derselben), und Studien im Vereinigten Königreich belegen stark rückläufige Besucherzahlen in Kirchen, Synagogen, etc.. Die Bevölkerungsgruppe, die am schnellsten "den Glauben verliert", war im 19. Jahrhundert die sich neu bildende Arbeiterschaft und ist heute die des Bildungsbürgertums.
Erklärungen für dieses Phänomen beinhalten den wachsenden Einfluss der Wissenschaft in der modernen Gesellschaft, die Entwicklung von Stömungen, die manche als "nichtkirchliche Religionen" bezeichnen (wohl weil sie sich, ähnlich wie "echte" Religionen, zumindest in ihren real existierenden Ausprägungen, stark an Dogmen orientieren), wie beispielsweise Marxismus oder Anarchismus, und die Kritik gegenüber missionierenden Religionen durch die Toleranz der Postmoderne. Andererseits könnte auch die allgemein akzeptierte Religionsfreiheit eine Rolle spielen: früher waren auch die an Religion mäßig oder nicht interessierten Leute in aller Regel Kirchenmitglieder, weil das der gesellschaftlich akzeptierte Weg und der Weg des geringsten Widerstands war - diese Gruppe, die auch früher nicht unbeträchtlich gewesen sein dürfte, hat heute keinen Grund mehr, Kirchensteuer zu bezahlen. Parallel zur Säkularisierung kam es sowohl im protestantischen als auch im katholischen Raum zu einer vertieften und bewussteren Teilnahme am kirchlichen Leben von Seiten der engagierten (und manchmal rebellischen) Laien, die immer eine Minderheit gewesen waren.
Andererseits verliert die Religion in der übrigen Welt keineswegs an Einfluss. In den USA und Lateinamerika beispielsweise zeigen Studien, dass die Religion nach wie vor ein wichtiger Faktor ist, in Afrika südlich der Sahara wuchs das Christentum im 20. Jahrhundert von 8 auf 335 Millionen, in der oft konservativen arabischen Welt ist der Islam nach wie vor das prägende Element der Gesellschaft. In China zählen trotz jahrelangem staatlichem Atheismus die Weltreligionen wieder 100 Millionen Anhänger.
"Die Missachtung der Religion führt zur Missachtung der menschlichen Pflichten." (Jean-Jacques Rousseau)
"Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes." (Karl Marx)
Als William James vom Glauben an Gott als Möglichkeit, Feiertage vor dem eigenen Gewissen zu rechtfertigen, sprach, hätte man die Absicht vermuten können, Marx' Standpunkt zu bestätigen. Offensichtlich wollte Marx nicht, dass Revolutionäre Urlaub nehmen, bevor ihre Arbeit getan ist.
Gründe für den Rückgang von (organisierter) Religion in Europa
Wie oben angesprochen befinden sich die Weltreligionen in Industrieländern auf dem Rückgang. Dieser Rückgang verläuft offensichtlich parallel zu wachsendem Wohlstand und sozialem Wohlbefinden. Die Gründe für die Abnahme sind kompliziert und wenig verstanden, aber enthalten wahrscheinlich einige der folgenden Punkte:
- Fehlender sozialer Druck: Während noch vor 100 Jahren jemand, der nicht Kirchenmitglied war, dadurch vielerorts zum Außenseiter wurde, spielt die Mitgliedschaft in einer (bestimmten) Religion heute keine Rolle mehr bei der sozialen Integration.
- Individuelle Freiheit: Viele Religionen schränken individuelle Freiheiten ein, etwa indem sie die dauerhafte Verschleierung von Frauen aber auch die Kopfbedeckung der Männer vorschreiben, Homosexuellen lebenslange Keuschheit auferlegen oder vorehelichen heterosexuellen Geschlechtsverkehr verbieten. Diese Eingriffe in das Privatleben stehen jedoch für viele im Widerspruch zu einer modernen Ethik, die sich am Leitbild menschlicher Freiheit orientiert.
- Unglaubwürdigkeit: Schon immer hat es in den religiösen Lehren einen sichtbaren Widerspruch zwischen theoretischem Anspruch und praktischer Wirklichkeit gegeben. Während solche Missstände im Mittelalter und der frühen Neuzeit nicht selten zu religiösen Erneuerungsbewegungen führten, haben sie heute eher eine Abkehr von der Religion zur Folge.
- Soziale Manipulation: Viele Atheisten und Agnostiker betrachten religiöse und spirituelle Lehre in der frühen Kindheit als eine Form von Gehirnwäsche oder gesellschaftlicher Angleichung. Manche stimmen weiter mit der marxschen Sichtweise überein, wonach Religion "das Opium für das Volke" sei, also die Menschen zur passiven Hinnahme ihrer sozialen Wirklichkeit verdamme.
- Mangelnde Nachvollziehbarkeit: Religionen postulieren die Existenz einer unsichtbaren Wirklichkeit jenseits der sinnlich wahrnehmbaren Erscheinungen. Menschen, die von der der Weltanschauung des wissenschaftlichen Naturalismus geprägt sind, haben große Schwierigkeiten, sich mit solchen metaphysischen Aussagen anzufreunden und sie sich konkret vorzustellen.
- Unverstandene Rituale: Unverstandene Rituale wirken oft langweilig, monoton und wenig anziehend und erwecken den Eindruck von Zwangshandlungen (vgl. Freud, Der Mann Moses und die monotheistische Religion).
- Gleichgültigkeit: Manche Religionen verlangen von ihren Anhängern so wenig Engagement, dass manche ihrer Mitglieder de fakto ihr Leben ohne Einfluss der Religion gestalten können und die Religion von daher als irrelevant ansehen.
Gründe für das Weiterleben von Religion
Dass viele Menschen trotz Aufklärung und moderner Religionskritik an ihrem Glauben festhalten, hat mit positiven Erfahrungen zu tun, die sie mit ihrer Religion verbinden. Für die Gläubigen spielen dabei oft die folgenden Faktoren eine entscheidende Rolle:
- Sinngebung: Religionen postulieren eine Realität jenseits des physisch Wahrnehmbaren sowie oft ein Leben nach dem Tod. Sie ermöglichen so eine Sinngebung, die als fundierter empfunden wird als eine Sinngebung, die durch die als unbefriedigend erlebte Welt und die eigene Sterblichkeit limitiert ist.
- Gemeinschaft: Religionsgemeinschaften bieten ihren Mitgliedern stabile soziale Strukturen.
- Soziales Engagement: Viele Religionen bieten ihren Mitgliedern Motivationen und Gelegenheiten für soziales Engagement. Oft wird im Umkehrschluss empfunden, dass solche Motivationen und Gelegenheiten nur im Rahmen religiöser Gemeinschaften möglich seien.
- Ethik: Praktisch alle Religionen setzen einen, oft rigorosen, ethischen Standard. Manche Menschen befürchten, ohne solche religiöses Fundament würden ethische Standards in der Praxis stark reduziert ("Ohne Gott ist alles erlaubt.").
- Mäßigung und Disziplin: Viele Religionen setzen dem Verhalten ihrer Anhänger Grenzen. Ihre Anhänger sind der Ansicht, diese Beschränkungen seien nützlich, um den relativen Wert der betreffenden Aktivitäten zu erkennen, oder in manchen Fällen um die Gesellschaft und den einzelnen selbst vor destruktiven Exzessen zu schützen.
- Spirituelle Erlebnisse: Religiöse Aktivitäten wie Gebet oder Meditation oder auch die Sinneseindrücke und Symbolik von religiösen Zeremonien führen bei manchen Menschen zu spirituellen Empfindungen.
Positive und negative Wirkungen von Religion
Oft wird der Streit zwischen Befürwortern und Gegnern einer Religion in Form einer Schaden-Nutzen-Analyse ausgetragen. Allerdings sagt das wenig über den Wahrheitswert von religiösen Botschaften aus. Dies sollte im Folgenden bedacht werden.
Heutiger Nutzen von Religion
Religionen bieten viel Inspiration für Mitgefühl, praktische Nächstenliebe und moralische Selbsteinschränkung.
Alle Weltreligionen fordern als Barmherzigkeit von ihren Mitgliedern sich fürsorglich um andere Menschen zu kümmern. Hierbei ist es fast immer unerheblich ob diese der eigenen Religionsgemeinschaft angehören oder nicht. So ist im Islam z.B. vorgeschrieben, dass jeder einen festen Anteil seines Einkommens mindestens für soziale Zwecke spenden soll. Besondere Hilfe und Fürsorge wird natürlich aber den Mitglieder der eigenen Religionsgemeinschaft zukommen gelassen. Ein besonderer Aspekt der Religion ist der Frieden stiftende, welche besonders im Gebot der Feindesliebe Ausdruck findet.
Es lässt sich beobachten, dass das Christentum für die Gründung vieler großer Universitäten und einfacher Schulen, den Aufbau von Hospitälern den Vorläufern der heutigen Krankenhäuser, das Verteilen von Nahrungsmitteln und die Schaffung von Waisenhäusern verantwortlich ist, um ein paar Beispiele zu nennen. Andere Religionen und weltliche Organisationen haben im Rahmen ihrer Kulturen und im Verhältnis zu ihrer Größe und ihrem Reichtum vergleichbare Arbeit geleistet.
Die Forschungen von Abraham Maslow nach dem Zweiten Weltkrieg zeigten, dass die Überlebenden des Holocaust oft die mit starken religiösen Überzeugungen (nicht notwendigerweise Tempelanwesenheit etc.) waren. Die humanistische Psychologie fing an, zu erforschen, wie eine religiöse oder spirituelle Persönlichkeit mit längerer Lebensdauer und besserer Gesundheit verknüpft ist. Menschen brauchen möglicherweise insbesondere religiöse Ideen, weil diese verschiedene emotionale Bedürfnisse wie das Bedürfnis, geliebt zu werden, das Bedürfnis, zu einer gleichförmigen Gruppe zu gehören, das Bedürfnis nach verständlichen Erklärungen oder das Bedürfnis nach Gerechtigkeit befriedigen.
Maslows Ergebnisse haben sich in anderen Zusammenhängen nicht als wiederholbar erwiesen. Die ausschlaggebenden Faktoren können den Sinn von Zweckmäßigkeit, extreme Überzeugungen im Allgemeinen, oder andere Umstände die manchmal mit religiösem Glauben in Verbindung gebracht werden einschließen, und/oder sind spezifisch für Überlebende des Holocaust. Der besondere Umstand, dass Religion das primäre Auswahlkriterium für die Forschungssubjekte war, könnte eine Verzerrung eingeführt haben.
Im Namen unterschiedlicher Religionen wurden und werden Kriege geführt und Verbrechen begangen.
Dies wird von Gläubigen teilweise als Missbrauch ihrer Religion gewertet, während Religionskritiker von einer allen Religionen immanenten Tendenz zu Fanatismus und Grausamkeit ausgehen. Ein herausragendes Beispiel von zahlreichen Morden im Namen der Religion stellte die von der römisch-katholischen Kirche eingerichtete Inquisition dar.
Als Verbrechen, die im Namen z.B. des Christentums begangen wurden, gelten unter anderem:
- Kreuzzüge
- Ketzerverfolgung
- Hexenverfolgung
- Judenverfolgung
- Sodomiterverfolgung
- Dreißigjähriger Krieg
- Gewalttätige Formen der Missionierung
- Teilweise Unterstützung von Diktaturen, ambivalente Rolle der Kirche im Nationalsozialismus
Erst dieTrennung von Kirche und Staat, eine Spätfolge der Aufklärung, hat solche Massenverbrechen im Namen der Religion ihrer Zahl nach reduziert, indem sie die Religion in den privaten Bereich verwiesen hat. Religiöse Verbrechen finden auch weiterhin dort statt, wo religiöse Kräfte Einfluss auf nationale und supranationale Strukturen haben bzw. nationale und supranationale Mächte sich der Religion als Werkzeug bedienen.
- Seit der islamischen Revolution von 1979 wurden in Iran tausende von Menschen wegen des Vorwurfs der Homosexualität oder anders begründeter sogenannter Verbrechen gegen die Religion ermordet. Beispielsweise werden Frauen wegen Ehebruchs legal gesteinigt. Im christlichen Namibia machten religiöse Führer Lesben und Schwule in den 1990er Jahren für die Dürre im Land verantwortlich und sorgten zusammen mit der Regierung für zunehmende homophobe Gewalt auf den Straßen. [1]
- In Indien verbrannten Hindus 1999 den christlichen Leiter eines Lepraspitals zusammen mit seinen Söhnen lebendigen Leibes in seinem Auto. In Saudiarabien wurde 2004 ein indischer Mitarbeiter einer Fluggesellschaft verhaftet und gefoltert, weil er nicht am islamischen Abendgebet teilgenommen hatte.
Auch heute werden Kriege und andere Gewalttaten mit religiösen Argumenten begründet.
Solange extremistische religiöse Organisationen über politische Macht und gesellschaftlichen Einfluss verfügen und politische Macht sich der Religion bedient, besteht die Gefahr, dass sich solche Verbrechen wiederholen. Dafür gibt es aktuelle Beispiele wie den internationalen Terrorismus.
Eine Übersicht der Religionsthemen in Wikipedia bietet das Portal Religion.
Weiterführende Angaben
Siehe auch
Religiöse Titel, Aufklärung, Religionskritik, Agnostizismus, Atheismus, Zivilreligion, Fundamentalismus
Zitate; andere Definitionen von Religion
- Die Furcht vor dem Unsichtbaren ist die natürliche Saat dessen, was jeder für sich Religion nennt. Thomas Hobbes
- Wenn's ums Geld geht, gehören alle der gleichen Religion an. Voltaire
- Religion ist die Gesamtheit der von spirituell verwandten Gruppierungen tradierten und soziale (rituelle, kirchliche) und weltanschauliche Ausrichtungen umfassenden Gepräge (derselben), welche durch den gemeinschaftlichen Glauben an einen Gott und seine Offenbarung begründet sind und als Teil der "göttlichen Ordnung" geachtet werden - im Christentum bspw. in Form der heiligen Sakramente. Als frühe Form der gesellschaftlichen Regulierung ist Religion also die gemeinsam ausgeübte Form von spiritueller Zeremonie und Andacht oder Gebet, sowie einer gottgefälligen Lebensführung, bei der vor allem die rechtschaffende Art und Weise des ges./pers. Miteinanders und die, dem öffentlichen Willen der Glaubensgemeinschaft gemäße, einmütige Bekennung und Überzeugung zu dieser zum Ausdruck kommen soll. Ludwig Feuerbach
- Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen, das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes. Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks: Die Forderung, die Illusionen über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf. Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Religion ist. [...] Die Religion ist nur die illusorische Sonne, die sich um den Menschen bewegt, solange er sich nicht um sich selbst bewegt. Karl Marx
- Religion ist für die Gemeinschaft das, was die [öffentliche Meinung] für die Gesellschaft ist. (nach) Ferdinand Tönnies
- Religion ist einer Kindheitsneurose vergleichbar. Sigmund Freud
- Wo die Grundlegung einen Grund legt und dabei selbst einbricht, wo der Grund unter dem Grund des Begründeten sich entzieht, in dem Augenblick, in dem er dadurch, daß er sich in der Wüste verirrt, noch seine eigene Spur und das Gedächtnis eines Geheimnisses verliert, muß die "Religion" beginnen, muß sie stets wieder von neuem anheben: auf eine fast automatische, mechanische, maschinelle, unbewußte, spontane Art und Weise. Jacques Derrida
- Religion heißt Rechtes zu tun. Sie heißt zu lieben, zu dienen, zu denken, bescheiden zu sein. Ralph Waldo Emerson
- Religion ist das was ein Individuum mit seiner Einsamkeit tut Alfred North Whitehead
- RELIGION, die - Eine Tochter von Hoffnung und Furcht, die der Unwissenheit die Natur des Unverständlichen erklärt. Ambrose Bierce
- Religion, was immer sie sei, ist eines Menschen totale Reaktion auf das Leben. William James
- Religion ist wie ein Kinderspiel bei dem die Mitspieler mittlerweile erwachsen sind. Joseph Campbell
- Glaube ist das Ergriffensein von dem, was den Menschen unbedingt angeht. Paul Tillich
- An Gott glauben heißt: die Frage nach dem Sinn des Lebens verstehen; sehen, dass es mit den Tatsachen dieser Welt noch nicht abgetan ist; sehen, dass das Leben einen Sinn hat. Wir fühlen, dass, selbst wenn alle ‘möglichen’ wissenschaftlichen Fragen beantwortet sind, unsere Lebensprobleme noch gar nicht berührt sind. Ludwig Wittgenstein
- Die Menschen erwarten von den verschiedenen Religionen Antwort auf die ungelösten Rätsel des menschlichen Daseins, die heute wie von je die Herzen der Menschen im tiefsten bewegen: Was ist der Mensch? Was ist Sinn und Ziel unseres Lebens? Was ist gut? Was ist Sünde? Woher kommt das Leid und welchen Sinn hat es? Was ist der Weg zum wahren Glück? Was sind der Tod, das Gericht und die Vergeltung nach dem Tod? Und schließlich: Was ist jenes letzte und unsagbare Geheimnis unserer Existenz, aus dem wir kommen und wohin wir gehen? Zweites Vatikanisches Konzil
Weblinks
- - Informationsplattform Religion
- - Staatlich anerkannte Religionsgemeinschaften in Österreich
- - Internationaler Bund der Konfessionslosen und Atheisten
- - Stiftung für eine Weltethik
- - Evangelische Informationsstelle Kirchen - Sekten - Religionen
- - Die Rubrik <Bibliothek> / <Reli-Lex> enthält zahlreiche Artikel über Religionen, Weltanschauungen und Persönlichkeiten von A bis Z
- - Glossar religiöser Begriffe
- - Psychologie, Religion & Glauben
- - Gut recherchierte Artikel zu allen Begriffen und Themen, die mit Religion zu tun haben (englisch)
- - Anti-religiöse Website
- - Informationen über einen Kirchenaustritt in Deutschland, Österreich und in der Schweiz
- - Religionsboard.org - Plattform zum Gedankenaustausch über die Weltreligionen und deren Einfluß auf die Gesellschaft
Literatur
- Cancik, Hubert (Hrsg), Die Religionen der Menschheit, 36 Bde, Kohlhammer-Verlag, Stuttgart, seit 1979 in Arbeit
- Weber, Hartwig, Lexikon Religion, Reinbek, 2001, ISBN 3499606291
- Markus Witte (Hrsg.): Der eine Gott und die Welt der Religionen. 1. Aufl. Religion & Kultur-Verlag, Würzburg 2003 ISBN 3933891140
- René Girard, Das Heilige und die Gewalt, Fischer TB, ISBN 3596109701
- Erwin Fahlbusch (Hrsg.): Taschenlexikon Religion und Theologie, 5 Bde, Vandenhoeck & Ruprecht, 1983, ISBN 3-525-50123-4
- Wulf Meth (Hrsg.): Handbuch Weltreligionen: eine umfassende Einführung in Gedanken und Riten der Weltreligionen, R. Brockhaus, 2003, ISBN 3-417-24779-9