Kreis Birnbaum
Der Kreis Birnbaum im Nordwesten der preußischen Provinz Posen bestand in der Zeit von 1815 bis 1920.
Vorgeschichte (1772 bis 1807)
Das Gebiet um die westpolnische Stadt Międzychód (Birnbaum) gehörte nach der Zweiten Teilung Polens von 1793 bis 1807 vorübergehend zum Kreis Meseritz in der preußischen Provinz Südpreußen. Nach dem Frieden von Tilsit wurde das Gebiet 1807 an Polen zurückgegeben.
Verwaltungsgeschichte
Das Gebiet um die westpolnische Stadt Międzychód (Birnbaum) fiel nach dem Wiener Kongress am 15. Mai 1815 erneut an das Königreich Preußen.
Im Zuge der allgemeinen Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat wurde zum 1. Januar 1818 ein Kreis Birnbaum neu festgelegt.
Sitz des Landratsamtes wurde die Stadt Chalin, ab dem 1. Juni 1833 Sieraków (Zirke) und ab 1867 schließlich Birnbaum.
Als Teil der Provinz Posen wurde der Kreis Birnbaum am 18. Januar 1871 gleichzeitig Teil des neugegründeten Deutschen Reichs, wogegen die polnischen Abgeordneten im neuen Reichstag am 1. April 1871 protestierten.
Am 1. Oktober 1887 wurde der Westteil des Kreises Birnbaum (Stadtgemeinde und Polizeidistrikt Schwerin an der Warthe, Stadtgemeinde Blesen sowie ein Teil des Polizeidistriktes Birnbaum) abgetrennt und zu einem eigenen neuen Kreis Schwerin an der Warthe geformt.
Am 27. Dezember 1918 begann in der Provinz Posen der Großpolnische Aufstand der polnischen Bevölkerungsmehrheit gegen die deutsche Herrschaft, und bis auf das nordwestliche Drittel des Kreisgebietes mitsamt der Kreisstadt Birnbaum war der Großteil des Kreises im Januar 1919 unter polnischer Kontrolle.
Am 16. Februar 1919 beendete ein Waffenstillstand die polnisch-deutschen Kämpfe, und am 28. Juni 1919 trat die deutsche Regierung mit der Unterzeichnung des Versailler Vertrags den Kreis Birnbaum auch offiziell an das neugegründete Polen ab. Deutschland und Polen schlossen am 25. November 1919 ein Abkommen über die Räumung und Übergabe der abzutretenden Gebiete ab, das am 10. Januar 1920 ratifiziert wurde.
Die Räumung des unter deutscher Kontrolle verbliebenen Kreisgebietes mitsamt der Kreisstadt Birnbaum und Übergabe an Polen erfolgte zwischen dem 17. Januar und dem 4. Februar 1920.
Kommunale Gliederung
Der Kreis Birnbaum gliederte sich anfangs in 4, nach der Teilung des Kreises in 2 Stadtgemeinden, die restlichen Ortschaften waren in Polizeidistrikten zusammengefasst.
Der Kreis Birnbaum bestand am 1. Januar 1908 aus:
- 2 Stadtgemeinden (Birnbaum und Sieraków (Zirke)),
- 60 Landgemeinden und
- 34 Gutsbezirken.
Größe
Der Kreis Birnbaum hatte bis zur Teilung im Jahre 1887 eine Fläche von 1293 km², danach 642 km².
Bevölkerung
Der Kreis Birnbaum hatte im Jahre 1890 27.566 Einwohner. Davon waren etwa 55% Polen und 45% Deutsche. Ein Teil der deutschen Einwohner verließ nach 1920 das Gebiet.
Ortsnamen
Bis auf wenige Ausnahmen galten nach 1815 die polnischen Ortsnamen weiter, zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden mehrere Ortsnamen eingedeutscht.
Liste der Ortschaften im Kreis Birnbaum mit mehr als 400 Einwohnern (1910):
polnischer Name | deutscher Name (1815-1920) | deutscher Name (1939-45) |
---|---|---|
Bielsko | Bielsko | Bielen |
Kaczlin | Katschlin | Waldhöhen |
Kamionna | Kähme | Kähme |
Kwilcz | Kwiltsch | Lärchensee |
Międzychód | Birnbaum | Birnbaum |
Miłostowo | Milostowo 1918-19 Liebenwerder |
1939-43 Liebenwerder 1943-45 Liebfeld |
Radusz | Radusch | Waldrode |
Sieraków | Zirke | Zirke |