Mogadischu
Die Lage von Mogadischu auf der Karte von Somalia |
Mogadischu [Somali: Muqdisho [ ], Italienisch: Mogadiscio) ist die Hauptstadt und größte Stadt Somalias.
] (auch Mogadishu geschrieben,Lage
Die Stadt liegt im Süden Somalias, am Indischen Ozean, rund 200 km nördlich des Äquators. Sie ist auch Hauptstadt der Region Banaadir.
Bevölkerung
Mogadischu ist mit über einer Million Einwohnern die größte Stadt Somalias; die genaue heutige Bevölkerungszahl ist mangels aktueller Volkszählungen nicht bekannt und lässt sich nur grob schätzen oder berechnen. 1975 hatte die Stadt gemäß erstem offiziellem Zensus etwa 380.000 Einwohner, was 52 % der landesweiten „nicht-landwirtschaftlichen“ (städtischen) Bevölkerung waren[1]. Einflussreichste Clans sind traditionell die Habre Gedir- und Abgal-Hawiye, zu denen in den letzten Jahrzehnten Angehörige diverser anderer Clans hinzukamen. Mogadischu wuchs seit Beginn des Bürgerkrieges weiter durch Zuwanderer und Binnenflüchtlinge aus anderen Landesteilen. Für 2005 wurde die Bevölkerung auf etwa 1,23 Millionen (2,59 Millionen in der Agglomeration; Stand jeweils 1. Januar 2005) geschätzt.
Nach heftigen Kämpfen verließen 2007 schätzungsweise 600.000[2] Bewohner die Stadt. Sie flohen meist in die nähere Umgebung (Mittel- und Unter-Shabeelle), zum Teil auch in weiter entfernte Landesteile.
Geschichte
- siehe auch: Geschichte Somalias
Der Name Mogadischus soll entweder vom persischen maqad shah („Sitz des Shah“) stammen oder aber eine Falschaussprache von mwyu wa (Suaheli für „nördlichste Stadt“, was sich auf Mogadischu als nördlichster der Suaheli-Stadtstaaten an der ostafrikanischen Küste bezöge) sein.
Mogadischu wurde im 10. Jahrhundert von arabischen Kolonisten besiedelt. Viele Zuwanderer kamen von der Arabischen Halbinsel, ihr relativer Wohlstand stärkte sie wirtschaftlich und interkulturelle Ehen mit den einheimischen Somali sorgten schnell für Verbreitung des Wohlstands. In jener Zeit profitierte die Stadt stark vom Inlandshandel. Aus den Zuwanderern gingen die Benadiri (Reer Hamar) hervor.
Die 1269 erbaute Fakr-ad-Din-Moschee zählt zu den ältesten islamischen Bauwerken Afrikas. 1331 besuchte der Reisende Ibn Battuta Mogadischu und beschrieb die Stadt als sehr groß.

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts fiel Mogadischu zunächst unter portugiesische Herrschaft, 1698 bzw. in der Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die Portugiesen von Arabern aus Oman bzw. Sansibar abgelöst. Nach vorübergehender Unbotmäßigkeit und innerdynastischen Kämpfen nahm 1871 der Sultan von Sansibar die Stadt ein und verpachtete sie 1892 an Italien. Am 26. November 1896 wurde der italienische Generalkonsul Antonio Cecchi von Somali ermordet. 1905 wurde das Gebiet von Italien aufgekauft und Mogadischu zur Hauptstadt der Kolonie Italienisch-Somaliland.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Stadt 1941 nach schweren Kämpfen schließlich von aus Richtung Kenia anrückenden britischen Truppen erobert, Italienisch-Somaliland kam unter britische Militärverwaltung und wurde 1950–1960 UN-Treuhandgebiet. 1960 wurde Mogadischu zur Hauptstadt des nunmehr unabhängigen Somalia.
In der Nacht vom 17. auf den 18. Oktober 1977 befreite die Eliteeinheit GSG 9 des Bundesgrenzschutzes auf dem Flughafen Mogadischu die entführte Lufthansa-Maschine Landshut.[3]
Bürgerkrieg
1991 brach nach dem Sturz der autoritären Regierung unter Siad Barre der somalische Bürgerkrieg aus, der die Hauptstadt und das übrige Land in Mitleidenschaft zog. Am 3. Oktober 1993 fanden im Rahmen der Schlacht von Mogadischu schwere Kämpfe zwischen US-Soldaten und einheimischen Milizen statt. Obwohl militärisch erfolgreich, führten die unerwartet hohen Verluste beider Seiten zum Verlust des politischen Willens zur weiteren Durchsetzung der Mission.
Mogadischu wurde seither ohne zentrale Stadtregierung von Kriegsherren, Clans und deren Milizen kontrolliert, die sich immer wieder auch Kämpfe lieferten. Aus Sicherheitsgründen konnte die nach Friedensgesprächen 2000 gebildete Übergangsregierung Somalias nicht in Mogadischu einziehen, sondern musste zunächst in das kenianische Exil und ab 2005 in die Provinzstadt Baidoa ausweichen.
Im Juli 2006 brachte die Union islamischer Gerichte die Stadt vollständig unter ihre Kontrolle und vertrieb die zeitweise in der ARPCT zusammengeschlossenen Kriegsherren. Im Dezember 2006 gelang es der Übergangsregierung mit massiver militärischer Unterstützung Äthiopiens, Mogadischu einzunehmen und die Union islamischer Gerichte zu verdrängen. Die Übergangsregierung versucht nun, sich in Mogadischu und im restlichen Land zu etablieren.[4]
2007 kam es in Mogadischu zu den schwersten Kämpfen seit 15 Jahren zwischen regierungstreuen Truppen und deren Gegnern. Unter letzteren sind militante Islamisten und Angehörige des Hawiye-Clans – von denen manche den sofortigen Abzug Äthiopiens verlangen, während andere weitergehende politische Ziele verfolgen – wie auch diverse Akteure, die allgemein an einer stablien Regierung kein Interesse haben[5]. Vor allem im März/April, Juli/August (während der Nationalen Versöhnungskonferenz, die bescheidene Resultate erbrachte) und November 2007 kam es zu heftigen Zusammenstößen, die insgesamt etwa 600.000 Menschen in die Flucht trieben und Tausende Tote und Verletzte zur Folge hatten. Ein Bericht von Human Rights Watch kommt zum Schluss, dass dabei die äthiopischen und Übergangsregierungs-Truppen wie auch die Aufständischen durch Vorgehen ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung Kriegsverbrechen begangen haben[6].
Wirtschaft und Infrastruktur
Mogadischu besitzt einen Seehafen und ist das ökonomische und finanzielle Zentrum Somalias. Die wichtigsten Industriezweige sind die Lebensmittel-, Getränke- und Textilindustrie. Auf dem größten Markt Somalias, dem Bakara-Markt, können neben diversen Alltagsgütern auch Waffen unkontrolliert gehandelt werden.
Südwestlich der Stadt liegt der während des Bürgerkrieges bis 2006 geschlossene Flughafen Mogadischu.
Söhne und Töchter der Stadt
- Iman Abdulmajid (* 1955), Fotomodell
- Ayaan Hirsi Ali (* 1969), Islamkritikerin und Frauenrechtlerin
- Yasmin Warsame (* 1976), Fotomodell
- K'naan (* 1978), Musiker
Quellen
- ↑ Countrystudies.us: Somalia – Population
- ↑ BBC News: 'One million' homeless in Somalia
- ↑ Lutz Hachmeister: Schleyer. Eine deutsche Geschichte. München 2004, S. 389- 394.
- ↑ http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,426254,00.html
- ↑ Reuters AlertNet: Somalia: Profiting from misery
- ↑ Human Rights Watch: Somalia: War Crimes in Mogadishu
Literatur
- Ross E. Dunn: The Adventures of Ibn Battuta, Berkeley 1986. ISBN 0520243854
Siehe auch
Weblinks
- Commons: Mogadischu – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- BBC-Bericht über Mogadischu, Januar 2007 (englisch)
- BBC-Bericht, Dezember 2007 (engl.)
- Seite über Mogadischu (engl.)