Siebenbürger Sachsen
Ad retinendam coronam – zum Schutz der Krone
Geisa II. (Géza II.), der König der Ungarn, hatte in der Mitte des 12. Jh. gerade seinen Königsboden in den Osten (Siebenbürgen) ausgeweitet. Nun brauchte er Menschen, die er dort ansiedeln konnte. Er entschied sich für die Deutschen, weil er wusste, dass sie tüchtige Krieger und fleißige Bauern waren. Auch Sonderrechte sollten nicht fehlen: Geisa II. versicherte eine völlige Territorialautonomie, die auch später im „Goldenen Brief“ unter Andreas II. fixiert wurden: er gab besondere Rechte bezüglich der Nutzung von Gewässern und Wäldern, Zollfreiheit und die Siedler sollten frei von Adelsvorherrschaft, kirchlicher Bevormundung und Leibeigenschaft sein. Durch diese großzügigen Sonderrechte gelockt, kamen viele Familien aus dem Maas-Mosel-Raum, Flamen, Thüringen, Bayern und dem Rheinland, um in Siebenbürgen ein neues Leben anzufangen. Der Name „Siebenbürger Sachse“ geht wahrscheinlich auf ein sprachliches Missverständnis zurück, denn es war nicht ein Sachse zwischen den Siedlern. Die Siedler waren nämlich „Sassen“, also Ansässige, und diesen Wort klingt der ungarischen Bezeichnung für Sachse (szász, gespr.: ßaß) sehr ähnlich.
Gründe für die Auswanderung
Die Lebensbedingungen in der deutschen Heimat waren schlecht: Der Boden war knapp, es gab viele Hungersnöte. In Siebenbürgen fanden die Siedler ein Land, wo sie viel Platz hatten, ihre Felder zu bewirtschaften. Sie konnten ihre Techniken (z.B.: Dreifelderwirtschaft) so gut einbringen, dass es bald einen Überschuss an Lebensmitteln gab, wodurch sie einen regen Handel von Westeuropa bis nach Vorderasien aufbauen konnten. Bald waren die Siedler reiche Händler.
Türkeneinfälle
Siebenbürgen hat natürliche Schätze (z.B.: Gold-Silber-Tellurerze, Blei-Kupfer-Zinkerze, Steinsalz, Eisen) und war deswegen bei Türken ein sehr begehrtes Gebiet. Im 15. Jh. gab es 15 schwerwiegende Türkeneinfälle mit Brandschatzungen, Menschenraub, Erpressungen, Mord und Verwüstungen ganzer Landstriche.
1437 haben sich das Volk der Székler, der ungarische Adel und die Sachsen zu einer Union (Unio trium nationum) zusammen-geschlossen, um gemeinsam gegen die türkischen Eindringlinge vorzugehen. Die Union erlangte dann 1479 den entscheidenden Sieg auf dem Brodfeld. Das gelang der Union vor allem durch einen organisierten Kundschafterdienst und koordinierter militärischer Aktionen. Außerdem wurde ein in Europa einmaliges Netz von befestigten Kirchenburgen und Städten aufgebaut. In Notsituationen hatte die Bevölkerung in den Kirchenburgen Platz. Die Kirchenburgen hatten Wehrtürme, mehrere Wehrgeschosse und einen Verteidigungsraum.
Nach einer Ruhepause, in der nur kleinere türkische Einfälle stattfanden, drangen Türken 1529 bis nach Wien ein. Das hatte als folge, dass Ungarn in 3 Teile zerfiel und 150 Jahre von Türken beherrscht wurde. Siebenbürgen konnte zwar als selbstständiges Fürstentum erhalten bleiben, war aber tributpflichtig.
Siebenbürgen im Wandel der Zeiten
Erst das habsburgische Herrschergeschlecht konnte am Ende des 17. Jh. gegen die Türken siegen. Siebenbürgen stand nun unter habsburgischer Herrschaft. Am Ende des 18. Jh. kam Kaiser Joseph II. an die Macht. Im Zuge seiner „Revolution von oben“ erklärte er alle im „Goldenen Brief“ fixierten Rechte für null und nichtig. Die ständische Verfassung und die jahrhundertlange Autonomie wurde entgültig aufgehoben. Kurz vor seinem Tod machte er einige seiner Reformen wieder rückgängig. Die Sachsen sanken zu einer ethnischen und konfessionellen Volksgruppe ab. 1848 griff die Wiener Märzrevolution auf Siebenbürgen über. Ein Bürgerkrieg brach aus. Mit russischer Hilfe gelang es Österreich 1849 die ungarischen Revolutionäre zu schlagen und Siebenbürgen zu erobern. Durch den Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn fiel Siebenbürgen 1876 Ungarn zu. Das hatte die entgültige Aufhebung der Selbstverwaltung zur Folge. Aber über die gesamte Zeit haben die Sachsen ihre Traditionen und ihren Glauben bis heute bewahrt.
Siebenbürger Sachsen und Ungarn im 20. Jh.
Am Ende des 1. Weltkrieges wurde Siebenbürgen Rumänien zugeordnet. Somit begann eine deutschfeindliche Kampagne von Bukarest. Viele Rumäner wurden in Siebenbürgen angesiedelt, bis die Siebenbürger Sachsen eine Minderheit wurden. 1944 wurden viele Siebenbürger Sachsen in unfruchtbares Land oder in die Berge vertrieben oder in sowjetische Zwangsarbeitslager deportiert. Von ursprünglich 248.000 Sachsen (1941) sind 91000 Sachsen bis 1948 entweder in den Westen ausgewandert oder umgekommen. 1989 zählte man noch 95000 Sachsen (40%). Vom 1.1.91 bis zum 31.12.92 wanderten noch weitere 75.000 Sachsen aus.
Weblinks
- Siebenbuerger.de - Das Siebenbürgen- und Rumänien-Portal
- Rokestuf.de - Siebenbürgen- und Rumänien-Community
- SibiWeb Online-Forum für Siebenbürgen
- Agnethler.de - Infos zu Siebenbürgen: Geschichte, Evangelische Kirche A. B., Wappen, Orte & Persönlichkeiten.