Decretum Gelasianum
Das so genannte Decretum Gelasianum oder Gelasianische Dekret wurde traditionell dem produktivsten Papst Gelasius I., Bischof von Rom 492–496, zugeschrieben. Es besteht aus insgesamt fünf Büchern.
erstes Buch: Abhandlung über Heiligen Geist und Namen Christi
Der erste Teil enthält Lehrmeinungen des Papstes Damasus I., die mit großer Wahrscheinlichkeit von ihm stammen. Jedoch geht man davon aus, dass die heutige Textkomposition aufgrund der Wortwahl und der Satzstellung eher aus dem fünften oder sechsten Jahrhundert stammen.
zweites Buch: Kanon der Heiligen Schrift
In den überlieferten Manuskripten des Dekretes befindet sich auch ein Kanon der Bücher der Heiligen Schrift, durch ein Konzil von Rom unter Papst Damasus I., Bischof von Rom 366–383, als kanonisch bestätigt. Da diese Liste aber ein Zitat Augustinus' enthält, verfasst um das Jahr 416, ist es recht unwahrscheinlich, dass der Abschnitt Incipit Concilium Vrbis Romae sub Damaso Papa de Explanatione Fidei, die so genannte Damasinische Liste, zu Lebzeiten Damasus' verfasst wurden und historische Bedeutung für diesen Zeitraum besitzen[1]. Der Kanon umfasst 26 Bücher des Neuen Testaments und spiegelt die römische Praxis in der Entwicklung des biblischen Kanons, denn sie beinhaltet die Reihenfolge der Evangelien Matthäus, Markus, Lukas, Johannes und vierzehn dem Apostel Paulus zugeschriebene Briefe, einschließlich Philemon und Hebräer, jedoch fehlt der Zweite Korintherbrief. Von den sogenannten katholischen Briefen werden akzeptiert: beide Petrusbriefe, einer von Jakobus, einer des Apostels Johannes, zwei des "älteren Johannes" und ein Brief, genannt "Judas der Zelot".
drittes Buch: Vorrang des Römischen Stuhls
Dem römischen Stuhl wird ein Primat bei Streitfragen zuerkannt.
viertes Buch: Anerkennung der ökumenischen Konzilien
Sämtliche Beschlüsse der ökumenischen Konzile werden anerkannt.
fünftes Buch:
Das Dekret umfasst auch eine Liste "von Papst Gelasius und siebzig meist erudierte[n] Bischöfe", de libris recipiendis et non recipiendis (zugelassene und nicht zugelassene Bücher). Neben Schriften, die von sich aus apokryph sind, enthält sie auch Schriften, die wahrscheinlich auf die legendären Siebzig Schreiber der Septuaginta (septuaginta: gr. Zahlwort, siebzig) zurückgehen. Als Entstehungszeit gilt das 6. Jahrhundert und geht zurück auf Papst Damasus I.. Außerdem enthält die Liste vier Grundsätze, nach denen der Ehrentitel "Kirchenvater" vergeben wird:
- doctrina orthodoxa
Rechtgläubigkeit
- sanctitas vitae
Er muss längere Zeit als Heiliger verehrt worden sein, jedoch nicht kultisch
- approbatio ecclesiae
Er muss innerhalb der Kirche anerkannt sein
- antiquitas
Sein Tod muss länger zurückliegen