Abtei Prüm
Die spätere Fürstabtei Prüm des Benediktinerordens in Prüm (Eifel-Ardennen) wurde 721 von Bertrada der Älteren, der Schwiegermutter Pippins des Jüngeren gestiftet, und 752 von König Pippin und seiner Frau Bertrada der Jüngeren, der Mutter Karls des Großen als Hauskloster der Karolinger neugegründet. Die Abtei war stets eng verbunden mit der Familie der Karolinger und genoss deren besondere Gunst. Möglicherweise wurde Karl der Große in der Villa Bertradas hier am Tettenbach geboren. Nach seiner Abdankung als Kaiser verbrachte Lothar I. in Prüm die letzten Tage seines Lebens und erhielt sein Grab in der Prümer Abteikirche.
Der Besitz der Abtei war riesig und reichte vom Rhein bis zur Bretagne und in die Niederlande. Hunderte Orte unter anderem in der Eifel und an der Ahr, auf dem Taunus, in der Umgebung von St. Goar, in Frankreich, Belgien und den Niederlanden sind im Güterverzeichnis der Abtei, dem Prümer Urbar erstmals urkundlich erwähnt.
Um den weitläufigen Besitz zu verwalten, waren der Abtei Prüm Vogteien und Filialklöster unterstellt, unter anderem: Revin (Frankreich), Güsten bei Jülich, Münstereifel, Kesseling an der Ahr und Altrip.
Berühmt war die Abtei auch aufgrund ihrer Klosterschule. In Prüm lebten unter anderem St. Markward, der Berater Ludwigs des Frommen, die heilig gesprochenen Ado von Vienne, Ansbald, und Hungerus Frisius sowie der Dichter Wandalbert.
Der herausragende mittelalterliche Geschichtsschreiber Regino war Abt von Prüm.
Außer Lothar I. verbrachten auch andere Karolinger mehr oder weniger freiwillig einige Zeit in der Abtei:
- Pippin der Bucklige (Sohn Karls des Großen) † 811 in Prüm
- Karl der Kahle, der als erster König Frankreichs gilt, wurde als Zehnjähriger nach Prüm verbannt und in der Klosterschule ausgebildet.
- Hugo (Sohn Lothars II.) † 895 in Prüm
Geschichte
23. Juni 721 Erstgründung des Kloster durch Bertrada die Ältere und Charibert (von Mürlenbach) unter König Theoderich mit Mönchen aus dem Kloster Echternach.
27. Mai 752 Neugründung des Klosters durch König Pippin mit Benediktinermönchen aus St. Faron in Meaux bei Paris. Er übergibt dem Kloster Teile der Sandalen Christi, der er seinerseits von Papst Zacharias für die Hilfe bei der Gründung des römischen Kirchenstaates erhalten hat. Abtei und -kirche erhalten den Namen "Zum allerheiligsten Erlöser" - St. Salvator. Diese besondere Auszeichnung ist außergewöhnlich. Sie dokumentiert, dass Prüm damals die bedeutendste Abtei des Reiches ist. Die Sandalen Christi werden noch heute in einem kostbaren Reliquienschrein in der Basilika aufbewahrt. Die Reliquien der Heiligen Drei Ärzte, die auch zu karolingischer Zeit nach Prüm kamen, sind eine weitere besondere Sehenswürdigkeit aus dem Erbe der alten Abtei.
799 Einweihung der Klosterkirche St. Salvator durch(Papst)|Leo III.]]) im Beisein von Karl dem Großen.
855 tritt Kaiser Lothar I. nach der Teilung von Prüm ins Kloster ein und stirbt kurz darauf.
882 erster Normannensturm. Klostergebäude werden verwüstet.
892 zweiter Normannensturm. Die Mönche fliehen der Überlieferung nach Dasburg.
1222 wird die Abtei Prüm von Kaiser Friedrich II. zum Fürstentum erhoben.
1576 kommt die Abtei gegen ihren Willen zum Kurfürstentum Trier. Der Kurfürst und Erzbischof von Trier hatte beim Papst eine Union mit der Fürstabtei mit der nicht bewiesenen Behauptung reformatorischer Bestrebungen trotz der seit der Karolingerzeit geltenden immerwährenden Reichsunmittelbarkeit durchgesetzt. Als der letzte Fürstabt Christoph von Manderscheid-Kayl 1576 starb, erschien der Erzbischof Jakob III. von Eltz in Prüm und ließ sich gegen den Widerstand der Mönche als Nachfolger einführen.
1721 Neubau der Klosterkirche (durch Johann Georg Judas) unter Kurfürst Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg.
1748 Neubau der Abteigebäude durch Andreas Seitz nach Plänen von Balthasar Neumann unter Kurfürst Franz Georg von Schönborn (1912 vollendet).
1794 Auflösung der Abtei und Vertreibung der Mönche (Säkularisation) durch die Franzosen. Danach ist das Gebäude zeitweise Sitz diverser Ämter. Heute befindet sich in den Abteigebäuden das Regino-Gymnasium, das die über 1200-jährige Schultradition in Prüm fortsetzt.
1802 wird die Abteikirche zur Pfarrkirche St. Salvator.
1827 Prüm wird Sitz eines Dekanates.
1860 werden beim Abbau des alten Hochaltares die Gebeine Kaiser Lothars und die Reliquien der Märtyrer Primus und Felicianus aufgefunden.
1874/1875 wird für die Gebeine Lothar I. ein Grabmal mit finanzieller Unterstützung Kaiser Wilhelm I. errichtet.
1891 stiften die Prümer Ärzte und Apotheker einen neuen Reliquienschrein für die Reliquien der Heiligen Drei Ärzte.
1896 wird ein kostbarer Schreinaltar für die Sandalen Christi gestiftet.
1927 erhält die Kirche den Barockaltar aus der Karmeliterkirche St. Nikolaus in Bad Kreuznach.
Seit 16. September 1944 ist die Stadt Prüm Ziel von amerikanischem Artellieriebeschuss. Vor allem seit dem 23. Dezember nehmen die Bombenangriffe zu (Ardennenoffensive). Die ehemaligen Abteigebäude werden stark beschädigt.
Heiligabend 1945 eine Stunde vor der Christmette stürzt das Gewölbe des gesamten Lang- und rechten Seitenschiffes infolge der Kriegseinwirkungen ein.
1950 ist der Wiederaufbau der Kirche weitgehend abgeschlossen.Gleichzeitig verleiht Papst Pius XII. der Klosterkirche den Titel "Basilica minor pontificia"
1952 ist der Wiederaufbau der Abteigebäude weitgehend abgeschlossen.
Äbte von Prüm
- Angloardus 720-762
- Assuerus 762-804
- Tankrad 804-829
- Markward von Bouillon 829-853
- Eigil 853-860
- Ansbald von Prüm 860-886
- Farabert I. 886-892
- Regino von Prüm 892-899
- Richar von Hennegau 899-921
- Ruotfried 921-935
- Farabert II. von St. Paul 935-947
- Ingelram von Limburg 947-976
- Eberhard von Salm 976-986
- Childerich 986-993
- Stephan von Saffenberg 993-1001
- Udo von Namur 1001-1003
- Immo von Sponheim 1003-1006
- Urold von Thaun (Daun) 1006-1018
- Hilderad von Burgund 1018-1026
- Ruprecht von Arberg 1026-1068
- Rizo aus Jülich 1068-1077
- Wolfram von Bettingen 1077-1103
- Poppo de Beaumont 1103-1119
- Lantfried von Hessen 1119-1131
- Adalbero 1131-1136
- Gottfried I. von Hochstaden 1136-1155
- Rother von Malberg 1155-1170
- Robert I. von Kleve 1170-1174
- Gregor I. aus Geldern 1174-1184
- Gerard von Vianden 1184-1212
- Caesarius von Milendonk 1212-1216
- Kuno von Ahr 1216-1220
- Friedrich I. von Fels 1220-1245
- Gottfried II. von Blankenheim 1245-1274
- Walter von Blankenheim 1274-1322
- Heinrich I. von Schönecken 1322-1342
- Diether von Katzenelnbogen 1342-1350
- Johann I. Zandt von Merk 1350-1354
- Dietrich von Kerpen 1354-1397
- Friedrich II. von Schleiden 1397-1427
- Heinrich II. von Are-Hirstorff 1427-1433
- Johann II. von Esche 1433-1476
- Robert II. von Virneburg 1476-1513
- Gregor II. von Homburg 1513
- Wilhelm von Manderscheid-Kayl 1513-1546
- Christoph von Manderscheid-Kayl 1546-1576
- Seit 1576 fungieren die Kurfürsten und Erzbischöfe von Trier an Stelle des Abtes als "Administratoren" der Abtei
Heilige aus Prüm
- Abt Markward von Bouillon (829-853)
- Hungerus Frisus (800-866)
- Ado von Vienne (800-875)
- Abt Ansbald von Prüm (810-886)
- Eigil 853-860
- Kaiser Lothar I. (795-855) offiziell nie Heilig gesprochen, gilt aber als "verehrungswürdig"
Literatur
- Wolfgang Haubrichs: Die Kultur der Abtei Prüm zur Karolingerzeit. 1979
- Martina Knichel: Geschichte des Fernbesitzes der Abtei Prüm in den heutigen Niederlanden, in der Picardie, in Revin, Fumay und Fépin sowie in Awans und Loncin. 1987 (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte Bd. 65)
- Gerd Althoff: Die Beziehungen zwischen Fulda und Prüm im 11. Jahrhundert. in: Karl Schmid (Hrsg.): Die Klostergemeinschaft von Fulda im früheren Mittelalter 2.2 (= Münstersche Mittelalter-Schriften 8) München 1978, S. 888-930