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Günter Grass

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Günter Grass (* 16. Oktober 1927 in Danzig) ist ein deutsch-kaschubischer Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger.

Günter Grass, 2004

Grass ist Sohn einer Kaufmannsfamilie. Im Zweiten Weltkrieg wurde er 1944 als Luftwaffenhelfer einberufen. Nach Kriegsende verblieb er bis 1946 in amerikanischer Gefangenschaft.

In den Jahren 1947/48 absolvierte er eine Steinmetzlehre in Düsseldorf. Danach studierte er von 1948 bis 1952 an der Kunstakademie Düsseldorf Graphik und Bildhauerei. Das Studium setzte er von 1953 bis 1956 an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin als Schüler des Bildhauers Karl Hartung fort.

In den Jahren 1956/57 begann Grass neben ersten Ausstellungen von Plastiken und Graphiken in Stuttgart und Berlin-Tempelhof schriftstellerisch tätig zu werden. Bis 1958 entstanden vor allem Kurzprosa, Gedichte und Theaterstücke, die Grass dem poetischen oder absurden Theater zuordnet. In einer sehr bildlichen Sprache ist auch der Roman Die Blechtrommel geschrieben, der später von Volker Schlöndorff verfilmt wurde.

Für den Roman erhielt er 1958 den Preis der Gruppe 47, deren Mitglied er war. 1960 wollte die Jury des Bremer Literaturpreises Grass für die Blechtrommel prämieren, was aber vom Bremer Senat verhindert wurde. In diesem Jahr und dem folgenden wurde der Preis nicht verliehen.

Mit der 1959 veröffentlichten Blechtrommel, in der er erstmals historisch reale Ereignisse mit seiner surreal-grotesken Bildersprache konfrontiert, hat Grass seinen Stil gefunden. Als einer der ersten deutschsprachigen Schriftsteller stellte er sich den Ereignissen des Zweiten Weltkriegs, entschied sich bewusst für die gegenständliche Beschreibung des historischen Kontexts, anstatt gemäß dem damals herrschenden Trend ins rein Formale auszuweichen. So schaffte er gleich mit seinem ersten Roman den Durchbruch. Erstmals nach dem Krieg wurde ein deutscher Schriftsteller wieder international wahrgenommen und gefeiert.

Grass unterstützte oft die SPD in den Wahlkämpfen, äußerte sich jedoch in Kurze Rede eines vaterlandslosen Gesellen (Die Zeit, 9. Februar 1990, S. 61) ablehnend zur Wiedervereinigung Deutschlands.

Grass war 1996 Mitunterzeichner der Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform. Auch in neueren Werken verwendete Grass weiterhin die "alte" Rechtschreibung.

1999 erhielt Günter Grass im Alter von 72 Jahren den Nobelpreis für Literatur für sein Lebenswerk. Günter Grass lebt heute in der Hansestadt Lübeck, wo sich auch das Günter-Grass-Haus befindet.

Rezeption

Grass' Werk wurde und wird vielfach angefeindet; die Darstellung sexueller Vorgänge oder politische Äußerungen verursachten Empörung.

Auszeichnungen

Neben dem Nobelpreis für Literatur (1999) hat Grass noch etliche Auszeichnungen erhalten, von denen im folgenden einige genannt werden.

1965 wurde Grass der Büchnerpreis verliehen, "für sein Werk in Lyrik und Prosa worin er kühn, weitausgreifend und kritisch das Leben unserer Zeit darstellt und gestaltet." 1967 wurde er mit der Carl-von-Ossietzky-Medaille ausgezeichnet. 1994 verlieh ihm die Bayerische Akademie der Schönen Künste den Großen Literaturpreis. 1995 wurde Grass mit der Hermann-Kesten-Medaille ausgezeichnet, im Jahr darauf mit dem Thomas-Mann-Preis der Stadt Lübeck. Er ist Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Danzig (heute: Gdańsk).

Zitate

"Entsetzt sehen wir, daß der Kapitalismus, seitdem sein Bruder, der Sozialismus, für tot erklärt wurde, vom Größenwahn bewegt ist und sich ungehemmt auszutoben begonnen hat" (Günter Grass in der Nobelpreisrede).

"Mein Blick vom Grubenrand ist der Blick auf eine offene, nicht mehr verheilende Wunde" (Günter Grass beim Besuch eines Braunkohletagebaus)

Werke

Erzählendes Werk

Dramen

  • (Hochwasser). Ein Stück in zwei Akten. (1956/1962)
  • Die bösen Köche. Ein Drama. (1956)
  • Onkel, Onkel. Ein Spiel in vier Akten. (1958)
  • Noch zehn Minuten bis Buffalo. (1959)
  • Zweiunddreißig Zähne. (1959)
  • Die Plebejer proben den Aufstand. Ein deutsches Trauerspiel. (1966)

Lyrik

  • Die Vorzüge der Windhühner. Gedichte, Prosa und Zeichnungen. (1956)
  • Gleisdreieck (1960)
  • Ausgefragt (1967)

Sonstiges

  • Widerstand lernen. Politische Gegenreden 1980-1983. (1984)
  • Zunge zeigen. Ein Tagebuch in Zeichnungen (1988)

Literatur

  • Volker Neuhaus: Günter Grass. 2. Auflage. Metzler-Verlag, Stuttgart 1993. ISBN 3-476-12179-8
  • Heinrich Vormweg: Günter Grass. 9. Auflage. Rowohl-Verlag, Reinbek 2002. ISBN 3-499-50559-2

Zeugnisse

Grass' Geheimnis liegt in dem prekären und einzigartigen Gleichgewicht, das er zwischen seiner anarchischen Einbildungskraft und seinem überlegenen Kunstverstand herzustellen vermocht hat. Hans Magnus Enzensberger

siehe auch