Die Heilquellen des „bayerischen Staatsbades“ Bad Kissingen, das allerdings erst im Jahr 1883 durch König Ludwig II. zum „Bad“ erhoben wurde, sind schon seit dem Jahr 823 bekannt und mit Dietrich von Thüngen, Domherr in Würzburg, wurde im Jahr 1520 der erste Kurgast offiziell dokumentiert. Schon 1565 rühmte Dr. Thomas Erastus (1524-1583), der aus der Schweiz stammende Leibarzt des Grafen von Henneberg, die Heilkraft des Kissinger „Sauerbrunnens“ (heute: „Maxbrunnen“) für den regelmäßigen Kurbesuch.
Im Laufe der folgenden fünf Jahrhunderte wurde die Kurstadt von zahlreichen prominenten Gästen aus aller Welt besucht. Besonders in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlangte Bad Kissingen seinen Ruhm als „Weltbad“, als sich die „Reichen und Schönen“ der damaligen Zeit hier trafen und es für den Adel und das wohlhabende Bürgertum zum gesellschaftlichen Status gehörte, hin und wieder oder sogar regelmäßig seine Sommerfrische in Bad Kissingen zu verbringen. Man wollte hier nicht nur etwas für seine Gesundheit tun, sondern vor allem auch andere sehen und selbst gesehen werden.
Hinweis: Die Auflistung erfolgt chronologisch nach Datum des ersten Besuchs oder nach der ersten Erwähnung.
Bekannte Kurgäste der Stadt Bad Kissingen (mit Jahresangabe)
Dietrich von Thüngen, Domherr des Würzburger Domstifts und später Propst des Stifts Neumünster
1520: Thüngen ist der erste nachweislich dokumentierte Kurgast Bad Kissingens
1576: Henneberg kam in den Jahren 1576, 1578 und 1581. Zu seiner Begleitung gehörten zwei Jungfrauen, zwei Kammermägde, zwei Pagen, ein Marschall, vier Junker, drei Kammerbuben, ein Leibarzt, ein Hofprediger, ein Sekretär, ein Kopist, zwei Barbiere, ein Schneider, ein Koch, ein Küchenjunge, ein Kelllner, ein Stallknecht, ein Trossknecht und zwei Laufbuben
1820: Siebold wurde erstmals im Jahr 1820, weitere Male 1822 und 1827 als Kurgast in Kissingen registriert. Verfasste 1828 ein Buch: Ausführliche Heilquellen zu Kissingen und ihre Wirkung besonders bei Frauenzimmerkrankheiten
1833: Am 20. Juni kam die bayerische Königin nach Kissingen, begleitet von ihren Kindern Prinzessin Mathilde und Prinz Luitpold. Ihr Gemahl, König Ludwig I. von Bayern folgte ihr am 18. Juli nach.
1834: Egloffstein starb während seines Kuraufenthalts am 15. September.
Robert von Mohl
Robert von Mohl (1799-1875), deutscher Staatswissenschaftler, später auch Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung sowie des Reichstags
1842: Mohl schreibt aus Kissingen an seine Frau über das hiesige Kurkonzert: „Heute geben meine Collegen, die Schulmeister loci, ein Concert, nachträglich. Werde wohl auch schwerlich hingehen. Ich habe des Grillens (schrille Schreie) und Symphonie-Spielens im Kursaale („Conversationssaal“; heute: „Rossini-Saal“ im Arkadenbau) bis an den Hals genug. Alle morgen von 11-1 Uhr ist Dilettanten-Concert, welches nicht schrecklicher sein könnte. Das Beste ist, daß man hinein- und herumgeht, wie in einem Taubenschlag. Es sind gute Diwans längs der Wand hier, da kann man sich hinlegen und eine Zeitlang ausruhen, und, wenn es nicht gar zu arg ist, auch zuhören.“
Philipp Franz von Siebold
Philipp Franz von Siebold (1796-1866), deutscher Arzt, Japan- und Naturforscher, Ethnologe, Pflanzensammler und Botaniker
1844: Während seines Kuraufenthalts lernte Siebold auf der Kurpromenade seine spätere Frau Helene von Gagern (1820-1877) kennen, Tochter des Gustav von Gagern und der Ida von Brauchitsch. Die Hochzeit war bereits ein Jahr später (1845).
1847: Der jüngere Prinz begleitete ebenfalls seine Brüder nach Kissingen.
Johann Valentin Hamm (1811-1874), bayerischer Musikdirektor, Komponist und Pianist
1854: Hamm wurde zwischen 1854 und 1867 achtmal in die Kurgastliste eingetragen, doch wird er wohl schon früher und auch öfter in Kissingen gewesen sein. Für eine frühere Anwesenheit spricht seine Leitung eines „Musikalischen Kränzchens“ für Gäste und Einheimische, aus dem sich schon 1851 die „Liedertafel“ entwickelt hatte. Von 1855 bis 1871 hatte er sogar die Aufgabe des Konzertmeisters des Kissinger Kurorchesters unter dem Dirigenten Matthias Heinefetter übernommen. Am 4. August 1855 gab er selbst „unter freundlicher Mitwirkung der hier zur Kur weilenden Kunstnotabilitäten ein großes Concert.“ Speziell für das Kissinger Kurorchester brachte er insgesamt 86 Tänze, Märsche und Lieder heraus unter dem Titel „Kissinger-Bad-Saison, beliebte Tänze und Märsche des Cur-Orchesters für das Piano Forte“. Eine seiner letzten Kompositionen widmete Hamm noch kurz vor seinem Tod einem anderen treuen Kurgast, Reichskanzler Otto von Bismarck, mit dem „Bismarck-Rettungs-Jubel-Marsch“, nachdem dieser 1874 bei seinem ersten Kuraufenthalt in Kissingen durch ein Pistolenschuss nur leicht verletzt worden war.
1856: Rossini, der seit 1855 wieder in Paris lebte, war nach einem ersten Kuraufenthalt in Wildbad im Juli in die Kurstadt gekommen und blieb mindestens den August über
1857: Die gebürtige Deutsche aus dem Haus Hessen-Darmstadt und Ehefrau des Zaren Alexander II., besuchte Kissingen im Jahr 1857, zur „Kaiserkur“ im Juni 1864 und zuletzt 1868.
Eduard Graf von Clam-Gallas
Eduard Graf von Clam-Gallas (1805-1891), österreichischer Feldmarschallleutnant, Kommandierender General in Böhmen und Geheimer Rat
1857: Der Graf kam im Juni mit seiner Gemahlin Clothilde, der Palastdame der Kaiserin Elisabeth (Sisi) von Österreich-Ungarn, sowie ihrer Tochter, Gouvernante und Dienerschaft aus Prag; man logiert im Hotel „Carl von Hess“.
1858: Sie reiste im Juni an unter dem Pseudonym „Gräfin von Teck“ zusammen mit ihrer Tochter Catharine („Gräfin Catharine von Teck“) mit Hofdame, Oberhofmeister, Kammerfrau und 27 Personen Gefolge; sie logierte im Hotel „Carl von Hess“ an der Kurpromenade.
1861: Mitte Mai wurde er unter dem Pseudonym „Graf von Hanau“ in die Kurgastliste eingetragen; er war zusammen mit seinem Generaladjutanten und Flügeladjutanten, dem Cabinetts-Kassier und dem Geheimen Cabinetts-Registrator sowie Gefolge und Bedienung (13 Personen) aus Kassel gekommen und logierte im Hotel „Carl von Hess“ an der Kurpromenade. Ein weiteres Mal folgte er als „Graf von Hanau“ im Mai 1863 seiner morganatischen EhefrauGertrude Fürstin von Hanau mit Adjutant und Dienerschaft aus Kassel (14 Personen) und wohnte wieder im „Carl von Hess“.
1862: Als 25-Jährige kam Kaiserin Sisi im Anfang Juni des Jahres 1862 zum ersten Mal, im Juni 1863 und Juni 1864 („Kaiserkur“) zwei weitere Male, wieder im Juli 1865, in ihrem Todesjahr 1898 zum letzten Mal; insgesamt besuchte sie die Kurstadt vier Mal unter dem Pseudonym „Gräfin von Hohenembs“. Bei ihrer Ankunft im Jahr 1862 wurde die Kaiserin begleitet von GeneralmajorAlfred Graf von Königsegg-Aulendorf (1817-1898) und seiner Ehefrau Pauline, Obersthofmeisterin der Kaiserin, Hofrat und Obermedizinalrat Dr. Heinrich Fischer (1814-1874), Caroline Gräfin von Hunyady (1836-1907), Sisis Hofdame und Tochter des Ersten Obersthofmeister Josef Graf von Hunyady (1801-1869), sowie von Hoffräuleins, Hausoffizieren und Dienerschaft aus Wien (25 Personen). Sie logierte im Hotel „Carl von Hess“ an der Kurpromenade. Bei ihrem Kuraufenthalt 1864 begleiteten sie des Kaisers GeneraladjutantFranz Graf Folliot de Crenneville, Generalmajor Alfred Graf von Königsegg-Aulendorf und seine Ehefrau Pauline, Obersthofmeister Prinz Constantin zu Hohenlohe-Schillingsfürst, Sisis Schwester Fürstin Helene von Thurn und Taxis, Caroline Gräfin von Hunyady, Kammerfrauen, Hausoffiziere und Dienerschaft aus Wien (49 Personen). Das Kaiserpaar logierte wieder im Hotel „Carl von Hess“.
1863: Er kam mit seiner Gemahlin, Kaiserin Elisabeth (Sisi), als „Graf und Gräfin von Hohenembs“ mit verschiedenen Grafen, Gräfinnen, Prinzen, Hausoffizieren, Kammerfrauen und Dienerschaft aus Wien (35 Personen) und logierte wieder im Hotel „Carl von Hess“. Das nächste Mal begleitete er sie 1864 („Kaiserkur“) und 1898 besuchte er sie während ihrer letzten Kur; bei einem gemeinsamen Spaziergang entstand das letzte Foto des Kaiserpaares nur kurz vor Sisis Tod.
1863: Die Fürstin reiste Anfang Mai an mit ihrer Schwiegertochter, der Ehefrau ihres Sohnes Wilhelm von Hanau, des späteren 2. Fürsten von Hanau,[2] sowie Hofdamen, Leibarzt und Dienerschaft (25 Personen). Während Fürstin Gertrude im Hotel „Kaiser“ logierte, wohnte ihre Schwiegertochter (Prinzessin Wilhelm) im benachbarten Hotel „Carl von Hess“. Dorthin folgte Mitte Mai Kurfürst Friedrich Wilhelm I. von Hessen. Im Juli 1867 kam sie ein zweites Mal, diesmal mit Fräulein von Oeynhausen und KammerherrFabrice mit Gefolge und Dienerschaft (26 Personen). Diesmal logierte sie im „Carl von Hess“.
1863: Mitte Mai kam der Fürst mit seiner ersten Gemahlin Mathilde Prinzessin zu Solms-Hohensolms-Lich sowie Dienerschaft (4 Personen) in die Kurstadt und wohnte im Hotel „Kaiser“ an der Kurpromenade
1863: Der k.u.k.Generalmajor kam mit seiner morganatischen EhefrauKonstanze Freifrau von Ruttenstein, die er zwei Jahre zuvor in Wien geheiratet hatte, sowie Familie und Dienerschaft aus Wien (7 Personen). Im Jahr der „Kaiserkur“ (1864) kam er ein weiteres Mal.
1864: Gleich nach seiner Krönung kam er als 18-Jähriger das erste Mal nach Kissingen, um während des heute als „Kaiserkur“ bezeichneten Treffens des russischen Zaren- und österreichischen Kaiserpaares seine Gastgeberrolle als bayerischer König wahrzunehmen. Nach Ablauf des Deutschen Krieges von 1866 kam er ein zweites Mal und im Jahr 1868 zum dritten und letzten Mal.
1864: Im Juni kam der Zar mit seiner Gemahlin Maria Alexandrowna und Töchtern ins „Weltbad Kissingen“. Später kam noch der Zarewitsch und Thronfolger Nikolaj Alexandrowitsch Romanow hinzu, der nur knapp ein Jahr später starb. Der Zar war bereits im Jahr 1857 in Begleitung seiner Gemahlin in Kissingen gewesen und kam 1868 noch ein drittes Mal.
1864: Der württembergische König kam im Juni mit seiner Ehefrau Olga Nikolajewna Romanowa, der Schwester des russischen Zaren, um diesen während der „Kaiserkur“ zu besuchen.
1864: Auch Königin Marie kam im Juni zur heute so genannten „Kaiserkur“ nach Kissingen, um sich hier mit ihrer älteren Schwester zu treffen, der österreichischen Kaiserin Elisabeth (Sisi). Ein weiteres Mal kam sie 1876 mit ihrem Ehemann als „Graf und Gräfin Trani“ aus Italien.
Karl v. Bayern
Karl von Bayern (1795-1875), Prinz von Bayern, Generalfeldmarschall und Reichsrat der Krone Bayerns
1864: Auch der Bayern-Prinz kam im Jahr der „Kaiserkur“.
1864: Der Bruder des hessischen Großherzogs Ludwig III. besuchte Kissingen ebenfalls im Jahr der „Kaiserkur“ gemeinsam mit seiner Tochter Prinzessin Marie.
1864: Auch die Großherzogin ließ sich im Jahr der „Kaiserkur“ in Kissingen sehen. Einige Tage später kam auch noch ihr Sohn Georg (1824-1876) zu Besuch. Im Jahr 1870 kam die Großherzogin ein weiteres Mal nach Kissingen, diesmal mit Herzogin Caroline und einem 12-köpfigen Gefolge. Wieder residierte man im Hotel „Carl von Hess“ an der Kurpromenade.
1867: Der Fürst, Mitglied der nach dem Zaren wohl reichsten und einflussreichsten Familie in Russland, kam im Juli mit seiner Gemahlin und zwei Kindern, begleitet von einer Gouvernante und Gefolge aus St. Petersburg (9 Personen).
1867: Ab 19. August wohnte sie mit den Töchtern Lady Margret und Lady Mary sowie Lord Henry Scott samt Dienerschaft aus Schottland (12 Personen) im Hotel „Kaiser“.
1868: Der Erzherzog kam mit einer Begleitperson am 7. Juli nach Kissingen und wohnte bei seiner Gemahlin, der Erzherzogin Elisabeth im Hotel „Carl von Hess“.
1871: Die Ehefrau des britischen Thronfolgers reiste im Juli mit fünf Kindern inkognito als „Baronin Renfrew“ an,[3] begleitet vom Schatzmeister des Prinzen, General Sir William Knollys (1797-1883), und Dienerschaft aus England (20 Personen). Die Herrschaften logierten im Hotel „Kaiser“ an der Kurpromenade. Gerade am 7. April hatte sie ihr sechstes Kind Alexander Johann nur einen Tag nach der Geburt verloren.
1871: Ab 8. August logierten das Grafenpaar Kronborg aus England und Baroness Danneskjold-Samsø mit Dienerschaft aus Dänemark (9 Personen) im Hotel „Kaiser“. Hierbei dürfte es sich um Freunde oder sogar Verwandtschaft der dänischen Prinzessin Alexandra gehandelt haben (siehe oben).
1872: Ebenfalls am 23. Juli trifft noch Prinz Ludwig aus Groß Sölk (Bezirk Liezen, Steiermark) zum Geschwistertreffen im Kissinger Hotel Kaiser ein. Seine Begleitung besteht aus 13 Personen.
August Benckiser (1820-1894), Maschinenbauingenieur und Fabrikant
1873: Benckiser wurde während seiner Kur auf das Rittergut Maßbach aufmerksam gemacht und kaufte das 400 Hektar große Gut im Jahr 1879 für 300.000 Goldmark. Später war er auch Eigentümer des Schlossgutes Thundorf.
1874: Im Jahr 1874 kam Bismarck vom 4. Juli bis 12. August das erste Mal und wurde am 13. Juli beim Verlassen seiner Unterkunft, des Gästehauses von Dr. med. Edmund Diruf d.J. (heute: Hotel Kissinger Hof), vom MagdeburgerBöttchergesellenFranz Kullmann angeschossen. Dennoch kam Bismarck noch weitere 14 Male, logierte jetzt aber in den ehemals fürstbischöflichen Räumen der „Oberen Saline“ (heute: Bismarck-Museum) und besuchte die Kurstadt im Jahr 1893 das letzte Mal. Er kam nicht nur jeweils für mehrere Wochen zum „Abspecken“, sondern machte hier gleichzeitig „große Weltpolitik“ und empfing regelmäßig Diplomaten und politische Delegationen: So ließ er hier beispielsweise im Juni 1877 sein programmatisches „Kissinger Diktat“ niederschreiben, 1878 konferierte er mit dem päpstlichen Nuntius Msgr. Gaetano Aloisi Masella, 1882 fand eine Ministerkonferenz zur Beratung der deutschen Zollfrage statt und im Jahr 1886 besuchte ihn während der Bulgarien-Krise 1885-1887 der österreichische Außenminister Graf Gustav Kálnoky von Köröspatak und im selben Jahr eine chinesische Sonderkommission. Nach seiner Entlassung kam Bismarck von 1890 bis 1893 als Privatmann zur Kur. Doch auch als Privatmann zog er noch immer unzählige Verehrer in die Kurstadt; allein am 24. Juli 1892 kamen rd. 4.500 Personen in Sonderzügen nach Bad Kissingen, um ihrem Idol zuzujubeln. Im Jahr 1877 wurde an der Fränkischen Saale eine Bismarck-Statue errichtet, die einzige schon zu seinen Lebzeiten, und 1885 verlieh ihm die Kurstadt anlässlich seines 70. Geburtstags und seines 50. Dienstjubiläums die Ehrenbürgerwürde.
José Ledêrer (1842-1895), deutscher Schauspieler und Sänger
1874: Hofschauspieler Lederer stand während des Attentats auf Otto von Bismarck am 13. Juli 1874 in der jubelnden Menge und ergriff den Attentäter Franz Kullmann.
Alfred Nobel (1833-1896), schwedischer Chemiker und Erfinder
1875: In den 30 Jahren zwischen 1866 und 1896 besuchte der schwedische Chemiker nicht weniger als 17 verschiedene Kurorte in Deutschland, Frankreich, Schweiz, Italien und Österreich. Im August 1875 war er erstmals in Kissingen, kam aus seinem damaligen Wohnort Paris und logierte im Hotel „Bayerischer Hof“. Im Juli 1891 kam er ein zweites Mal. Auch andere einige Verwandte besuchten in späteren Jahren die Kurstadt, der bekannteste war sein Neffe Emanuel Nobel (1914).
1876: Ende Juni reiste die Herzogin aus Paris an in Begleitung des Grafen de la Tour en Voivre und eines Fräulein McShane nebst Dienerschaft (8 Personen). Sie wohnten im Hotel „Kaiser“.
1878: Der Dichter kam mindestens in den Jahren 1878, 1880, 1882 und 1883 in die Kurstadt und wohnte im Haus des Badearztes Dr. Oskar von Diruf (heute: Maxstraße 17). Während seines Aufenthalts im Jahr 1880 dichtete er: „Kissingen - lieblich Tal der Saale, hier spendet Zauberin Natur mit perlenreichem Sprudelstrahle den Quell Rakoczy und Pandur.“
1886: Botschafter Mohrenheim kam aus Paris nach Bad Kissingen zur Kur, auch um hier vertrauliche Gespräche mit einem anderen bekannten Kurgast zu führen, dem deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck.
1888: Verleihung der Ehrenbürgerwürde; er war mit zweimaliger Unterbrechung seit 1848 jährlich Kurgast
Kaiserin Auguste Viktoria
Auguste Viktoria (1858-1921), die erste Ehefrau des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. und letzte deutsche Kaiserin
1889: Die Kaiserin, die mit ihren Kindern gekommen war, wurde vom Badearzt Dr. Alfred Sotier betreut. Prinz Eitel Friedrich beging hier am 7. Juli seinen sechsten Geburtstag. Die „Neueste Mittheilungen“ vom 9. Juli 1889 berichteten darüber: „Von den Eltern erhielt er einen Pony, auf welchem er noch im Laufe des Tages für den kaiserlichen Vater photographirt wurde. Um den Geburtstagskuchen mit sechs Lebenslichtern lagen die Geschenke, darunter auch die ersten Schreibmaterialien. Die Damen von Kissingen übersandten durch den Badearzt der Kaiserin einen mit Zuckerwerk gefüllten Hampelmann und die Stadt Kissingen einen aus Blumen gebildeten Schlitten. Der Kaiser hatte seinem täglichen Telegramm einen Glückwunsch für das Geburtstagskind hinzugefügt. Die Kaiserin setzt ihre Kur in Kissingen mit gutem Erfolge fort.“
1889: Im August wohnte er im Haus „Philipp Hailmann“ an der Kurpromenade (heute: Klinik Victoria, Kurhausstraße) und durfte das neu geschaffene „Goldene Buch“ der Kurstadt mit einem ganzseitigen Frontispiz eröffnen. Im Jahr 1895 verlieh ihm die Kurstadt an seinem 80. Geburtstag die Ehrenbürgerwürde; Menzel hatte etliche Kissinger Motive gemalt und gezeichnet. Menzel war als begeisterter Weintrinker bekannt: Noch heute erzählt man sich von seinem Sturz in den Weinkeller der „Weinstube Schubert“, da Menzel, von Wein beseelt, auf dem Weg zum Klo irrtümlich die falsche Tür geöffnet hatte. Ein Erker im ersten Stockwerk des „Rößner's“ am Marktplatz heißt heute „Menzels-Eck“; hier saß er oft und skizzierte seine Bilder.
Theodor Fontane
Theodor Fontane (1819-1898), deutscher Journalist und Schriftsteller
1889: Zwar war Fontane schon einmal 1866 im Deutschen Krieg als Kriegsberichterstatter in Kissingen, doch erst in den Jahren 1889, 1890 und 1891 kam er mit seiner Ehefrau Emilie privat als Kurgast. Während seines letzten Aufenthalts schrieb er an seine Tochter: „Am 20. trifft Bismarck hier ein; hier ist er immer noch unentthronter Gott.“ Im Goldenen Buch der Stadt durfte er sich bereits im Jahr 1890 mit einem kurzen Gedicht verewigen. Seine kleine Erzählung „Eine Frau in meinen Jahren“ spielt in Bad Kissingen und hat auch den 1866 umkämpften Kapellenfriedhof zum Schauplatz. Sein Gedicht „Berühmte Männer in Kissingen“, in dem er auch den Maler Adolph von Menzel und den Schriftsteller Leo Tolstoi als Bad Kissinger Kurgäste würdigt, beginnt mit folgenden Versen:
„Im Sommer, wenn unter den Linden kein Lüftchen sich bewegt,
Da ist des Kaiserreichs Schwerpunkt nach Kissingen verlegt.
Denn Bismarck ist auch im Bade ein Recke mit wuchtigem Schritt,
Und schreibt er nur eine Depesche, dann zittert das Nachbarland mit.
Nun soll er dienstlich pausieren, wie's in Schwenningers Bulletin heißt,
Doch kommen die Diplomaten von überall angereist.
Viel schöne Damenherzen erobert der Fürst im Sturm.
Die Kurstadt ist ihm dankbar und baut ihm gewiß einen Turm.“
1889: Der Schriftsteller, der häufig in Europa auf Reisen war, wohnte im heutigen Haus Hartmannstraße 3. Sein erfolgreichstes Werk „Quo Vadis“ veröffentlichte er allerdings erst sechs Jahre später (1895).
1897: Die Fürstin reiste mit Bedienung aus St. Petersburg an (2 Personen). Beide logierten getrennt in den benachbarten Hotels „Kaiserhof“ und „Victoria“.
1897: Der Maharadscha kam am 1. September mit Herrn Gokal und Kurien aus Kathiawar in Indien. Die Herrschaften logierten in den beiden Hotels Kaiserhof und Victoria.
Paul Heyse (1830-1914), deutscher Schriftsteller und Nobel-Preisträger für Literatur (1910)
1898: Während seines Aufenthalts in Bad Kissingen schrieb Heyse an seiner Novelle „Ein Familienhaus“, deren Handlung stellenweise sogar in Bad Kissingen spielt.
1903: In den Jahren 1903 bis 1911 kommt der Großfürst mehrfach nach Bad Kissingen, gemeinsam mit seiner morganatischen zweiten Ehefrau Olga Prinzessin Paley (1866-1922) und Sohn Prinz Wladimir (1897-1918).
Vladimir Nabokov (1899-1977), russisch-amerikanischer Schriftsteller, Literaturwissenschaftler und Schmetterlingsforscher
1910: Der erst Jahrzehnte später (1955) durch seinen Roman „Lolita“ weltbekannt gewordene Schriftsteller hielt sich von Herbst 1910 bis Januar 1911 als 11-Jähriger mit Eltern und Bruder in der Kurstadt auf und pflegte hier sein Hobby der Lepidopterologie (Schmetterlingskunde). Nabokov schrieb darüber in seinen Memoiren:[6]Bald fand ich heraus, dass ein Lepidopterologe, der seiner stillen Suche nachgeht, in anderen Wesen leicht seltsame Reaktionen auslöst. Wie oft, wenn es zu einem Picknick ging und ich verlegen versuchte, meine bescheidenen Gerätschaften unbemerkt in den nach Teer riechenden Char-à-Bancs (ein Teerpräparat sollte die Fliegen von den Pferden fernhalten) oder in das nach Teer riechende Opel-Cabriolet (so roch Benzin vor vierzig Jahren) hineinzuschmuggeln, bemerkte irgendeine Cousine oder Tante: „Musst du dieses Netz da wirklich mitnehmen? Kannst du dich nicht wie ein normaler Junge beschäftigen? Findest du nicht, dass du allen den Spaß verdirbst?“ Gerade als ich im Begriffe stand, in der Nähe eines Wegweisers NACH BODENLAUBE bei Bad Kissingen in Bayern meinen Vater und den majestätischen alten Muromzew (der vier Jahre vorher, 1906, Präsident des ersten russischen Parlaments gewesen war) auf einen langen Spaziergang zu begleiten, wandte dieser mir, einem verletzlichen Elfjährigen, sein marmornes Haupt zu und sagte mit seiner berühmten Feierlichkeit: „Komm auf jeden Fall mit, aber jage keine Schmetterlinge, Kind. Es stört den Rhythmus des Spaziergangs.“ Dieselbe Szene findet man in W. G. Sebalds Buch „The Emigrants“.[7] Darin wird aus den Memoiren der Luisa Ferber zitiert, geborene Landsberg aus Steinach an der Saale, Mutter des Emigranten und Künstlers Max Ferber in Manchester, die eines Tages in Bad Kissingen zwei seriöse russische Herren und einen kleinen Jungen bemerkte: „..... two very refined Russian gentlemen, one of whom (who looked particularly majestic) was speaking seriously to a boy of about 10 who had been chasing butterflies and had lagged so far behind that they had had to wait for him.“ Im Januar 1911 reiste Nabokov mit seinem Erzieher Filip Zelenski nach Berlin und logierte die nächsten drei Monate im Hotel Adlon.
Sergei Muromzew
Sergei Andrejewitsch Muromzew (1850-1910), russischer Rechtswissenschaftler, Präsident der ersten Staatsduma im zarischen Russland (1906)
1910: Muromzew hielt sich im Herbst des Jahres zusammen mit der Familie Nabokov in Bad Kissingen auf. Nur wenige Tage später starb er Mitte Oktober in Moskau.
1910: Der Bruder der bekannten Schauspielerin Adele Sandrock kam erstmals im Jahr 1910 zur Uraufführung seines Theaterstücks „Jeanne“ nach Bad Kissingen, danach noch mehrere Male zur Kur und starb 1924 während eines solchen Kuraufenthalts.
1911: Botha war mehrere Male in Bad Kissingen zur Kur. Im Jahr 1911 nahm er offiziell den neuen Bad Kissinger Golfplatz in Betrieb, der auch auf seine Anregung hin gebaut worden war.
1912: Am 4. August traf das Ehepaar mit Bedienung aus London ein zusammen mit der Schwägerin des Schriftstellers, Mrs. Hugh Cholmondeley aus Edstaston (Wem, Shropshire). Der Dichter hatte die beiden Schwestern nur begleitet und korrigierte hier die ersten Druckfahnen seines „Pygmalion“. Am 9. August schrieb er u.a.: „Ich habe ebenfalls von dem Wasser getrunken - einen Schluck nur, und der genügte mir für den Rest meines Lebens.“
1914: Er besuchte die Kurstadt erstmals im Jahr 1914, weitere Besuche sind 1923 und 1930 dokumentiert. Bei seinem letzten Besuch stiftete er dem Bad Kissinger Golfclub den „Emanuel-Nobel-Pokal“, um den noch heute (2007) gespielt wird.
1914: Der General war mit seiner Ehefrau zu Gast im „Hotel Fürstenhof“ bei Dr. med. Paul Sotier. Als er die Nachricht vom Tod (28. Juni 1914) des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand erhielt, reiste er ab, da sein Armeekorps an der österreichisch-ungarischen Grenze stand. Nach ihm ist die Brussilow-Offensive von 1916 benannt.
1914: Der russische Fürst Jussupow hielt sich kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs (1. August 1914) im „Hotel Fürstenhof“ auf und wurde nach dem 2. August mit seiner Familie in Berlin festgenommen, wo es die ersten Ausschreitungen gegen Russen gegeben hatte. - Bereits im Jahr 1867 war ein Fürst Jussupow, Kammerherr des Zaren, nach Bad Kissingen gekommen. War es sein Vater?
Heinrich Brunner
Heinrich Brunner (1840-1915), österreichischer Rechtshistoriker und Hochschullehrer
1915: Brunner kam nach Bad Kissingen zur Kur, um Heilung von Gelbsucht und Magenleiden zu erhalten. Doch es war schon zu spät: Der international ausgezeichnete Gelehrte verstarb hier nach wenigen Tagen am 11. August 1915.
1918: Die Sängerin, verheiratet mit Dr. Moritz Gottfried Brügelmann († 1920 in Bad Kissingen) aus der Fabrikantenfamilie der Textilfabrik Cromford, hatte sich in Bad Kissingen verlobt und war wohl auch in den Folgejahren mehrfach hier zur Kur gewesen. Denn sie hinterließ testamentarisch einen Betrag von 150.000 Mark zur Pflege und Gestaltung des Bad Kissinger „Ballinghains“, einer nach dem Kissinger Badearzt Dr. Franz Anton von Balling benannten Gartenanlage. Dem Ehepaar wurde 1922 zum Dank am „Finsterberg“ eine kleine Anlage mit Gedenkstein und Ruhebänken gewidmet.
1927: Der Schöpfer der Operette „Im weißen Rößl“ gab mit seiner ersten Ehefrau, der Diseuse und ChansonetteJosma Selim († 1929 durch Freitod), im Kurtheater einen Chanson-Abend und blieb anschließend zur Kur.
1934: Im Mai 1934 kam Strauss mit Ehefrau Pauline zum ersten Mal in die Kurstadt und bis 1936 zweimal pro Jahr. In den Jahren 1939 und 1940 kam das Ehepaar nochmals zur Kur.
Theodor Heuss (1884-1963), erster Präsident der Bundesrepublik Deutschland (1949-1959)
1954: Im April des Jahres kam er mit seinem Sohn zum ersten Mal in die Kurstadt, das zweite Mal im Mai/Juni 1955. Hier begann er seine „Tagebuchbriefe 1955-1963“.
Heinrich Lübke (1894-1972), Präsident der Bundesrepublik Deutschland
↑Fast zeitgleich waren im Jahr 1847 in Kissingen anwesend: 30 Persönlichkeiten aus fürstlichen Häusern, 86 Grafen, 496 sonstige Adlige und 36 englische Lords, höchstgestellte Staatsmänner aus fast allen Staaten des Deutschen Bundes und des Auslands, bedeutende Künstler und Gelehrte. – Quelle: Peter Weidisch. Thomas Ahnert: 1200 Jahre Bad Kissingen, Seite 97.
↑Hier besteht Klärungsbedarf: Ist es tatsächlich die Gemahlin des Prinzen Wilhelm, so müsste es Prinzessin Elisabeth zu Schaumburg-Lippe (1841-1926) gewesen sein. Doch diese soll er nach anderen Quellen erst drei Jahre später (1866) geheiratet haben.
↑„Baron Renfrew“ ist einer der zahlreichen offiziellen Titel des Prinzen von Wales.
↑Der Heimatforscher Edi Hahn zitiert in seinem Buch „Kaiser-Kur im Grand-Hotel“ die Kissinger Kurgastliste aus dem Jahr 1872 mit Nummer 4171 als „Prinz und Prinzessin Philipp von Sachsen-Coburg und Gotha“. Allerdings hat er doch erst am 4. Februar 1875 geheiratet. Was ist also des Rätsels Lösung?
↑Edi Hahn bezeichnet ihn in seinem Buch als Fürsten, doch trat er erst 1890 die Regentschaft an.
↑Vladimir Nabokov: Erinnerung, sprich. Deutsche Übersetzung: Dieter E. Zimmer, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg, April 1999.
Edi Hahn: Kaiser-Kur im Grand-Hotel. Geschichte und Schicksale. Selbstverlag, Bad Kissingen 1996, ISBN 3-925722-12-2
Bad Kissingen und seine Gäste im 19. und 20. Jahrhundert. In: Thomas Ahnert, Peter Weidisch (Hg.): 1200 Jahre Bad Kissingen, 801-2001, Facetten einer Stadtgeschichte. Festschrift zum Jubiläumsjahr und Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung. Sonderpublikation des Stadtarchivs Bad Kissingen. Verlag T. A. Schachenmayer, Bad Kissingen 2001, ISBN 3-929278-16-2