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Mittweidaer Metallwarenfabrik

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Mittweidaer Metallwarenfabrik Rudolf Wächtler & Lange KG, Mittweida i. Sa. ist ein Unternehmen in Mittweida.

Geschichte

1895 gründete der Ingenieur Ernst Rudolf Wächtler die Gravierwerkstatt am Mittweidaer Pfarrberg. Großen Aufschwung erfuhr die Firma, nachdem sich der "geniale Erfinder" Ernst Rudolf Wächtler 1902 mit dem Mittweidaer Kaufmann Bruno Walter Lange zusammentat. Sie änderten die Rechtsform und den Namen in "Mittweidaer Metallwarenfabrik Rudolf Wächtler & Lange KG, Mittweida i. Sa.". Fortan wurde das Unternehmen als Familienbetrieb der beiden Familienen Wächtler und Lange weitergeführt. Das Firma musste in Folge des raschen Wachstums und des Einsatzes immer neuer, modernster Maschinen mehrfach umziehen und sich ständig erweitern. Das Firmengelände erstreckte sich zuletzt über 7 ha an der Leipziger Straße in Mittweida. Metallwaren verschiedener Art, vor allem Orden, Ehrenzeichen und Abzeichen (z.B. Medaillen u. Ehrenkreuze), Bürobedarf, Luxuswaren, Bäder- und Ansichtsartikel, Festzeichen sowie Heiligenartikel wurden in alle Welt ausgeführt und dadurch bekannt. Gute Geschäfte im Ausland, Einnahmen von Devisen sicherten den Bestand des Betriebes im Ersten Weltkrieg, in der Rezession, der Inflation und danach.

Laut [1] wurde die Firma während der NS-Zeit aufgrund der Solidität der Erzeugnisse zum führenden Lieferer von Orden und anderen Ehrenzeichen in Deutschland. Und dass, obwohl die gesamte Betriebsleitung bis kurz vor Kriegsende in keinerlei nationalsozialistischer Organisation Mitglied gewesen sein soll. Obwohl die Nationalsozialisten erheblichen Druck auf die Firma ausübten, lehnte die Firmenleitung Rüstungsaufträge konsquent ab. Um eine NS-Zwangsverwaltung abzuwehren, trat der letzte Geschäftführer Walter Lange deshalb Ende 1944 in die NSDAP ein.

Zu dieser Zeit wurden auf kleineren Metallwaren folgende [2] Firmenkürzel] verwandt:

  • W. & L., M. - allg.
  • L / 55 - Hersteller LDO (Leistungsgemeinschaft Deutscher Ordenshersteller)
  • M1/35 auf von der Reichszeugmeisterei georderten Herrschaftszeichen
  • M5/94 auf von der Reichszeugmeisterei geordertem Uniformzubehör
  • 100 auf von der Präsidialkanzlei georderten Abzeichen

In der Firma wurden weder Häftlinge noch Zwangsarbeiter oder Kriegsgefangene eingesetzt. Trotz der kritischen Tage nach dem Ende des Krieges wurde die Produktion aufrecht erhalten. Zunächst wurden vor allem Koppelschlösser als Reparationsleistung für die Sowjetunion sowie lebensnotwendige Artikel, wie Sparöfen, Hufnägel, Küchenwaagen usw. in der Folgezeit produziert. Aufgrund der Ordenproduktion wurde die Firma nach dem 2. Weltkrieg als kriegsgewinnender Betrieb eingestuft und enteignet. Walter Lange verbrachte seine letzten Jahre in Sibirien.


Die Firma kam ab 9.Februar.1946 in Treuhandverwaltung und ging am 30 Juni.1946 in Volkseigentum über. Danach wurde die Produktion komplett neuausgerichtet, im "VEB Mittweidaer Metallwarenfabrik" kam die Herstellung von Lagern (Kugel- und Wälzlager) in Gang. Die ersten Wälzlagerkäfige aus Blech wurden 1951 an die Deutsche Kugellagerfabrik in Leipzig geliefert. 1957 wurde der Betrieb erneut umbenannt. Im "VEB Wälzlagerkäfigwerk Mittweida" begann die Produktion von Kugellagern. Mit der Produktion von Walzenkränzen aus Alu für die Fahrzeugindustrie wurde 1962 begonnen. Die neueingerichtete Gelbgießerei ermöglichte ab 1964 die Herstellung von Walzlagerkäfigen aus Messing. Die Herstellung von Kunststoffkäfigen begann 1973.


Mit der deutschen Wiedervereinigung kam für die meisten der damals 600 Beschäftigten - des inzwischen als Wälzlagerkäfigwerk bekannten Betriebes - das "Aus". Am 01.07.1990 wurde die Fabrik in eine GmbH umgewandelt. Das Werk wurde im November durch die FAG Kugelfischer übernommen und in DKFL - Deutsche Kugellagerfabriken umbenannt. Am 1.September.1993 war die Privatisierung und Umbenennung in [3] MPT Präzisionsteile GmbH Mittweida. Unter dieser Regie erlangt der Betrieb den Ruf von einst zurück, was auch die nationale und internationale Kundschaft deutlich macht. Ab 2000 wurde das Sortiment um Hartgewebekäfige erweitert. Zu dieser Zeit fanden hier wieder 195 Beschäftigte und 20 Auszubildende Arbeit, eine Größenordnung wie vor der Enteignung 1946. Ab 2001/2002 wurde die Messingmassivkäfigfertigung durch Neuinvestitionen im Gesamtvolumen von 10 Mio € ausgebaut. Von der Vielzahl der hergestellten Produkte sind Kugelhalter für Fahrräder, Mopeds, Rollschuhe, Förderbänder, Einkaufswagen, aber auch Messingmassivkäfige bis zu einem Durchmesser von 1,20 Meter zu nennen. Die Tradition der "Gründer" wird mit der Ausbildung von Fachkräften, modernen und rationellen Fertigungsmethoden ausgezeichneter Qualität und Solidität weiter fortgeführt.

  1. Göhlert, Siegfried
  2. [1]
  3. [http://cgi.mpt-gmbh.de/cgi-bin/index.php?lang=de