Mineralwolle
Als Mineralwolle werden Dämmstoffe aus Glaswolle und Steinwolle bezeichnet. In der Umgangssprache auch Kamelit- oder Kamilitwolle genannt. Mineralwolle ist ein besonders wirksamer, nichtbrennbarer Dämmstoff. Er ist vielseitig einsetzbar vom Keller bis zum Dach, im Neubau und bei der Modernisierung, im Wohnungs- und Gewerbebau und der Isolierung von Industrieanlagen. Bedeutende Hersteller von Mineralwolle sind z. B. die Saint-Gobain-Gruppe, Ursa, Rockwool und die Heraklith-Gruppe.
Zur Herstellung verwendete Rohstoffe
- Glaswollfasern
- Steinwollfasern
- Spat, Dolomit, Basalt, Diabas, Anorthosit sowie Recyclingmaterial
- Koks, als Energielieferant
- 0,5 - 7 % Bindemittel (Bakelit)
- 0,5 % Mineralöl zur Staubbindung
Herstellung, Eigenschaften
Die Schmelze aus Glas oder Stein wird durch ein kreisrundes Sieb zu Fasern geschleudert. Es entsteht ein Faservlies, das auf einem Kettenband durch einen Härteofen transportiert wird. In einem anderen Verfahren wird die Schmelze über schnell rotierende Walzen geführt oder die Schmelze wird mit Hochdruckbrennern zerfasert. Die entstandene Fasermatte ist beständig gegen Schimmel, Fäulnis und Ungeziefer.
Wärmeleiteigenschaften: siehe unter Temperaturleitfähigkeit.
Gesundheitliche Aspekte
Die groben Fasern der Mineralwolle (dicker als 3 Mikrometer) können zu Juckreiz und insbesondere bei Menschen mit empfindlicher Haut zu stärkeren Reizreaktionen führen. Stäube der Mineralwolle werden als u. U. krebserregend eingestuft. In empirischen Untersuchungen an Arbeitern konnte dies allerdings bisher nicht nachgewiesen werden, wohl aber im Tierversuch.
Die gesundheitliche und arbeitsschutzrechtliche Bewertung von künstlichen Mineralfasern (KMF), zu denen auch Glas- und Steinwollefasern gehören, ist in der Technischen Regel für Gefahrstoffe (TRGS 521) bzw. in der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) geregelt.
Mineralwolle darf heute nur noch verkauft bzw. weitergegeben werden, wenn sie frei von Krebsverdacht ist, das heißt, wenn sie folgende Eigenschaften besitzt (Freizeichnungskriterium):
- der Kanzerogenitätsindex muss bei Ki >= 40 liegen
- der Filamentdurchmesser muss größer als 3 µm, also nicht lungengängig sein
- der Nachweis einer ausreichend hohen Biolöslichkeit muss vorliegen (Tierversuch) (seit 1998).
Ein Mineralwollefasertyp ist nur dann freigezeichnet, wenn die Halbwertzeit 40 Tage oder weniger beträgt. Dies bezieht sich auf die Halbwertzeit der Biolöslichkeit. Hierbei gilt: je höher die Biolöslichkeit, desto niedriger die Halbwertzeit.
Den Nachweis, dass eine Mineralwolle diesen Kriterien genügt, erkennt man am einfachsten am RAL-Gütezeichen Mineralwolle.
„Biopersistente Fasern“ (geringe Biolöslichkeit), darunter fallen Glas- oder Steinwollen, die vor ca. 1995 hergestellt wurden und nicht das RAL-Gütezeichen haben, dürfen nach der GefStoffV nicht in den Verkehr gebracht werden. Solche Matten dürfen also in Deutschland nicht hergestellt oder verkauft werden. Gleichwohl sind diese Materialien in vielen Altbauten verbaut worden. Vor Sanierungs- oder Abbrucharbeiten sind deshalb entsprechende Materialanalysen durchzuführen. Bei positivem Befund (KI-Index <= 40 bzw. <= 30) sind die entsprechenden Arbeitsschutzmaßnahmen gemäß TRGS 521 zu berücksichtigen.
Auf Grund der Haut reizenden Wirkung sollte man beim Verbauen von Glas- oder Steinwolle lockere Schutzkleidung tragen.
Lieferformen
- Lose in Säcken (gerupft, Verschnitt) ist die kostengünstigste Variante und wird zum Ausstopfen von Hohlräumen verwendet
- Mineralwollfilzmatten kaschiert mit Bitumenpappe oder Alufolie
- Mineralwollfilzmatten kunstharzgebunden
- Mineralwollvlies zwischen bituminösen Dichtungs- und Dachbahnen
- Mineralwollematten auf verzinkten oder Edelstahl-Drahtgeflecht versteppt
- Mineralwollematten (halbsteif + steif), als Keile geschnitten für die Zwischensparrendämmung z. B. bei einem Kaltdach
- Lamellmatten mit Aluminumfolie kaschiert
- Halbschalen
- Mineralwollfilzlamellen mit mineralhaltiger Farbe beschichtet (für bessere Haftung zum Auftragen von Putz)
- Mineralwollfilzplatten mit Vliesbeschichtung
Im industriellen Sektor werden geschleuderte Fasern zunehmend durch gezogene Fasern, mit kontrollierter Geometrie, substituiert, da diese meist, neben der gesundheitlichen Unbedenklichkeit auch bessere Vibrationsbeständigkeiten aufweisen.
Siehe auch
- Glasfaser
- Schaumglas (Wärmedämmung)
- Faserstaub
Weblinks
- http://www.bayern.de/lfu/umwberat/data/prod/kmf_2004.pdf
- Risiken von Mineralfasern
- Informationen zu Steinwolle [1]