Hasso-Plattner-Institut

Das Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik (HPI) an der Universität Potsdam ist das bislang einzige völlig privat finanzierte Universitäts-Institut in Deutschland. Gründer und Namensgeber des Instituts ist der SAP-Aufsichtsratsvorsitzende Hasso Plattner. Das Institut befindet sich in Potsdam-Babelsberg.
Geschichte

Das HPI war 1998 auf dem Weg einer Public Private Partnership geschaffen worden. Träger ist die gemeinnützige Hasso-Plattner-Stiftung für Softwaresystemtechnik. Das Land Brandenburg beteiligte sich an dieser Partnerschaft, indem es die 30.000 m² für die Institutsbauten am Griebnitzsee in Potsdam-Babelsberg zur Verfügung stellte. Die Errichtung der drei mehrgeschossigen Gebäude selbst, einschließlich des Uni-Instituts für Informatik, kostete 36 Millionen Euro, von denen Hasso Plattner allein 18 Millionen Euro übernahm. Die andere Hälfte wurde mit Fördermitteln finanziert, welche die Europäische Union bereitstellte. Bei der Gründung verpflichtete sich der Wissenschaftsförderer, der Hasso-Plattner-Stiftung für Softwaresystemtechnik für den laufenden Instituts-Betrieb über 20 Jahre hinweg 50 Millionen Euro aus seinem persönlichen Vermögen zur Verfügung zu stellen. Mittlerweile hat sich sein finanzielles Engagement vervierfacht, so dass sich der Gesamtbetrag auf 200 Millionen Euro erhöht[1]. Plattners privater Finanzaufwand ist damit der höchste, der je für eine deutsche Universität geleistet wurde.
Im Herbst 1999 nahm das HPI als "An-Institut" an der Universität Potsdam unter der Leitung von Prof. Dr. Siegfried Wendt seinen Lehrbetrieb auf. Seit 2004 wird das Institut von Prof. Dr. Christoph Meinel geleitet. 300 Bachelor- und 100 Master-Studenten haben seitdem ihre Ausbildung zu IT-Ingenieuren erfolgreich abgeschlossen. Zu Beginn des Wintersemesters 2007/08 zählte das Institut rund 420 Studenten. Am HPI sollen sie lernen, komplexe IT-Systeme und Softwareprodukte zu verstehen, zu entwickeln und zu beherrschen. Das Ziel ist, die Studenten für leitende Managementpositionen in der IT-Industrie wie die eines Projektleiters oder eines Chief Technical Officers (CTO) vorzubereiten. Angestrebt wird vom HPI insbesondere die Schaffung einer Ingenieurskultur im IT-Systems Engineering.
Studium

Jedes Jahr werden zum Wintersemester höchstens 80 der am besten qualifizierten Bewerber für den Studiengang IT-Systems Engineering angenommen. Das Studium am HPI kann mit den international anerkannten Abschlüssen Bachelor (nach sechs Semestern) oder Master (nach weiteren vier Semestern) abgeschlossen werden. Es scheint wahrscheinlich, dass auch in Brandenburg in einem der nächsten Jahre die Studiengebühr eingeführt wird. So lange ist am HPI wie an öffentlichen Hochschulen nur die Rückmelde- und Immatrikulationsgebühr von 51 € fällig. Da jedoch einige zusätzliche Gebühren zu entrichten sind, beläuft sich der Gesamtbetrag auf ca. 240 €, dafür erhält man aber eine Fahrkarte für das gesamte Tarifgebiet des VBB, sowie Fahrradmitnahme im Raum Berlin ABC + Potsdam ABC. Bei nachweisbaren finanziellen Problemen kann man von der Pflicht zum Semesterticketkauf auch befreit werden.
Jeder Studienanfänger hat einen Paten aus dem Kreis der älteren Studenten. Wer zum Master-Studiengang zugelassen wird (maximal 40 Plätze in einem Kalenderjahr), wird von einem Professor als Mentor persönlich betreut.
Research School Service-oriented Systems Engineering
2005 wurde am HPI das interdisziplinäre Forschungskolleg eröffnet. An der "HPI Research School" widmen sich Nachwuchsforscher aus allen Fachgebieten des HPI dem gemeinsamen Thema "Service-oriented Systems Engineering". Dabei handelt es sich um ein neues Paradigma für Architektur, Entwurf und Entwicklung komplexer IT-Systeme. In der Konsequenz wird jede Promotion von zwei verschiedenen HPI-Fachgebieten betreut, außerdem sind die Forscher der verschiedenen Fachgebiete eng miteinander vernetzt. Jedes Jahr werden neue Stipendien für die Arbeit an der HPI Research School vergeben, im Wintersemester 2007/08 waren 15 Forscher in dem Kolleg tätig.
Aktuell
Derzeit sind am Hasso-Plattner-Institut 10 Professoren und rund 40 wissenschaftliche Mitarbeiter tätig. Die Institutsverwaltung umfasst knapp 20 Mitarbeiter. Die Professoren werden in der Regel gemeinsam mit der Universität Potsdam berufen. Die Studenten sind an der Universität Potsdam immatrikuliert und erhalten nach erfolgreichem Studium den international anerkannten Bachelor- oder Masterabschluss. Die Kooperation des gemeinnützigen „Hasso-Plattner-Instituts für Softwaresystemtechnik GmbH“ mit der Universität Potsdam ist vertraglich geregelt.
HassoPlattnerVentures
In unmittelbarer Nachbarschaft zum Hasso-Plattner-Institut in Potsdam arbeitet seit dem 13. Juni 2005 HassoPlattnerVentures, eine Kombination aus Wagniskapital-Fonds und Firmen-Brutkasten (Inkubator) für die IT-Branche. In dem Potsdamer Gründerzentrum für junge IT-Firmen sollen junge Firmengründer unter Anleitung erfahrener Berater und mit Unterstützung durch Wagniskapital softwaregetriebene Produktideen entwickeln und marktreif machen. Plattner legte für das kommerzielle Projekt einen Fonds auf, von dessen Kapitalausstattung mit über 50 Millionen Euro er mindestens die Hälfte beisteuert. Weitere institutionelle Investoren können sich mit mindestens jeweils fünf Millionen Euro engagieren.
HPI School of Design Thinking
Nach dem Vorbild des Hasso Plattner Institute of Design in Palo Alto an der Stanford University hat Stifter Prof. Hasso Plattner am 18. Dezember 2006 seine Pläne für die Eröffnung einer HPI School of Design Thinking am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam bekannt gegeben.
In dieser europaweit einmaligen "Erfinderschule" sollen Studenten einen interdisziplinären Ansatz des innovativen Entwickelns neuer Produkte erlernen. Das Zusatzstudium ist offen für alle Studenten von Universitäten in Berlin und Brandenburg, die kurz vor ihrem Diplom-, Master- oder Magister-Abschluss stehen. In dem Teilzeitstudium wird in zwei Semestern die Fähigkeit vermittelt, in kleinen Teams aus Experten unterschiedlicher Disziplinen innovative Ideen für alle Lebensbereiche zu entwickeln. Auch der Lehrkörper besteht aus Teams unterschiedlicher Fachrichtungen. Leiter der HPI School of Design Thinking ist Prof. Ulrich Weinberg.
Zum Wintersemester 2007/08 nahmen erstmals 40 Studierende aus fast 30 verschiedenen Fachgebieten das Zusatzstudium auf. Die Potsdamer D-School ist eng mit den Kollegen der d.school in Stanford vernetzt und Austausche sind geplant.
Hasso-Plattner-Stiftung für Softwaresystemtechnik
Die Hasso-Plattner-Stiftung für Softwaresystemtechnik ist eine deutsche Stiftung mit Sitz in Potsdam. Stifter ist der SAP-Aufsichtsratsvorsitzende Hasso Plattner.
Zweck der Stiftung ist die Förderung der Lehre und Forschung auf dem Gebiet der Softwaresystemtechnik. Die Stiftung beschafft u.a. Mittel für die Verwirklichung der steuerbegünstigten Zwecke des Hasso-Plattner-Instituts für Softwaresystemtechnik und fördert wissenschaftliche Studien und Lehrtätigkeiten auf dem Gebiet der Softwaresystemtechnik.
Quellen
- ↑ Hasso-Plattner-Institut soll "Weltklasse-Niveau" erreichen, heise online vom 5. November 2004