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Ernst Herhaus

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Ernst Herhaus (Pseudonyme: Eugenio Benedetti, Clemens Fettmilch, *6. Februar 1932 in Ründeroth/Bergisches Land) ist ein deutscher Schriftsteller.

Leben

Ernst Herhaus wuchs im Bergischen Land auf. Nach der Mittleren Reife absolvierte er eine Verwaltungslehre und arbeitete als Verwaltungsangestellter in einem Krankenhaus. 1954 beendete er - inzwischen zum Alkoholiker geworden - seine bürgerliche Existenz und begann ein rastloses Leben, das ihn nach München, Paris, Frankfurt am Main, Wien und [[Zürich führte. Er übte Gelegenheitsarbeiten aus und war Gasthörer bei akademischen Vorlesungen, u.a. bei Adorno und Horkheimer. Daneben verfolgte er, soweit es seine Alkoholsucht zuließ, weiter das Ziel, Schriftsteller zu werden. 1965 ließ er sich in Frankfurt nieder, wo er als Angestellter in einem Verlag arbeitete.

Herhaus' Romandebüt "Die homburgische Hochzeit" erhielt wegen seines Stils und der sich darin offenbarenden Fabulierlust des Autors überwiegend positive Kritiken. Diesem Höhepunkt folgte, bedingt durch ständige Rückfälle in den Alkoholismus, in den nächsten Werken ein steiler künstlerischer Abstieg. 1972 veröffentlichte Herhaus gemeinsam mit dem gescheiterten Verleger Jörg Schröder ein skandalträchtiges Enthüllungsbuch über den deutschen Literaturbetrieb aus Schröders Sicht, das den beiden Autoren eine Reihe von einstweiligen Verfügungen einbrachte. Herhaus' Alkoholsucht hatte inzwischen lebensbedrohliche Formen angenommen. Im Rahmen und mit Hilfe einer Selbsthilfegruppe vermochte er sich jedoch 1973 auf Dauer von seiner Sucht zu lösen.

Die Befreiung vom Alkohol verarbeitete Herhaus in den darauffolgenden Jahren in einer literarischen Trilogie, in denen er u.a. Ernst Jünger und die mittelalterliche englische Nonne Juliana von Norwich als geistige Helfer bei der Überwindung seiner Abhängigkeit nannte. Nach einer Amerikareise im Jahre 1979 entstand Herhaus' letzter Roman "Wolfsmantel", der von der Kritik als mißlungener Versuch eines historischen Romans angesehen wurde. Herhaus, der heute in der Schweiz lebt, hat seitdem nur noch sporadisch veröffentlicht.

Ernst Herhaus ist seit 1970 Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland. 1980 war er Gastprofessor an der Florida University in Gainesville. 1985 erhielt er ein Stipendium des Deutschen Literaturfonds.


Werke

  • Die homburgische Hochzeit, München 1967
  • Roman eines Bürgers, München 1968
  • Der Dummkopf, Frankfurt am Main 1970 (unter dem Namen Clemens Fettmilch)
  • Die Eiszeit, München 1970
  • Die heilige Familie, Frankfurt 1970 (unter dem Namen Eugenio Benedetti)
  • Kinderbuch für kommende Revolutionäre, München 1970
  • Notizen während der Abschaffung des Denkens, Frankfurt 1970
  • Siegfried, Frankfurt am Main 1972 (zusammen mit Jörg Schröder)
  • Kapitulation, München [u.a.] 1977
  • Der zerbrochene Schlaf, München [u.a.] 1978
  • Gebete in die Gottesferne, München [u.a.] 1979
  • Der Wolfsmantel, Zürich 1983
  • Phänomen Bruckner, Wetzlar 1995
  • Das Innere der Nacht, Kreuzlingen 2002
  • Meine Masken, Dozwil/TG 2002

Herausgeberschaft

Literatur

  • Wolfgang Nitz: Die Kraft am Abgrund, Frankfurt am Main 1987