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Häftlingsvereinigung

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Erinnerung auf dem Stralsunder Zentralfriedhof
Das Denkmal von A. Sobeck, 1985, München, Stadtbezirk Altstadt-Lehel

Häftlingsvereinigungen gab es unter dem Namen des jeweiligen Konzentrationslagers als Komitee oder als Amicale an vielen Orten nach der Befreiung der Konzentrationslager des nationalsozialistischen Deutschlands nach 1945. Meistens organisierten sich die Gefangenen mit einer Muttersprache als Teil der Befreiten, als Nationalkomitee. Solche Häftlingsvereinigungen gab es auch an den Orten ehemaliger Zwangsarbeitslager. In den 1950er Jahren verstand man in Deutschland und Österreich unter Vergangenheitsbewältigung im gebräuchlichsten Sinne den Verzicht auf einen aktiven Umgang mit der Zeit des Nationalsozialismus und speziell des Holokaust, es scheint nachträglich von den ehemaligen Häftligen relativ klar vorausgesehen worden zu sein. Dies erklärt allerdings nur zum Teil, weshalb die Wirkung der Häftlingsvereinigungen über weite Strecken nicht über den Kreis der Mitglieder hinaus ging.

Die Befreiung der Lager

Das meisten Zwangsarbeits- und Konzentrationslager wurden ab Januar 1945 durch die Alliiierten befreit. Sie gaben den befreiten Häftlingen neben der medizinischen und Versorgung mit Nahrungsmitteln meist auch das Recht, ihren weiteren Verbleib bis zur Rückführung in die Heimatländer selbst zu organisieren. Dadurch entstanden viele Lagerkomitees, die zunächst die Aufgaben des Überlebens in einem besiegten Land der Wächter und der gegnerischen Wehrmacht zu bwältigen hatten. Nirgends wurden sie von der deutschen Bevölkerung begrüßt sondern es ging um nehmen und um weggenommen bekommen. Das vergangene Unrecht der Sieger gebar eine Grauzone des Rechts und des Unrechts im Land der Besiegten. Nur an wenigen Orten konnten die Befreiten Verantwortlicher für ihre Haftbedingungen habhaft werden. Die SS-Angehörigen hatten sich meistens[1] rechtzeitig vor dem Eintreffen der Siegermächte zurückgezogen.

Verschiedene Komitees, Amicales europaweit

Internationales Auschwitz Komitee

Das Internationale Auschwitzkomitee wurde 1952 von Überlebenden des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau gegründet. Es dient einerseits als Interessenvertretung seiner Mitglieder, dann aber auch zur Koordinierung der Tätigkeiten nationaler Auschwitz-Komitees (z. B. Frankreich, Polen, DDR) und es fördert das Gedenken an den Holocaust. Dabei wird versucht, einem neuen Rechtsextremismus vorzubeugen und seinen Anfängen persönlich entgegenzutreten. Dem IAK gehören Organisationen aus 19 Ländern an. Seit 2003 gibt es ein Koordinierungsbüro in Berlin, das von der deutschen Bundesregierung unterstützt wird.

Internationales Lagerkomitee im KZ Buchenwald

Das Internationale Lagerkomitee Buchenwald war ein konspiratives Organ von Häftlingen des Konzentrationslagers Buchenwald bereits vor der Befreiung des Lagers.

Erst 1990 gründeten ehemalige Dora-Häftlinge aus Frankreich, Belgien und Tschechien auf Initiative von Jacques Brun (1921-2007) das europäische Komitee Dora, Ellrich, Harzungen et Kommandos „Pour la Mémoire“. Bis 1996 war Brun Generalsekretär des Komitees, das gegründet wurde, um die Erinnerung an die im KZ Mittelbau-Dora begangenen Verbrechen international wach zu halten. 1995 initiierte Jacques Brun die Gründung des Vereins „Jugend für Dora“ und rief die Jugendlichen dazu auf, die Erinnerungsarbeit gegen das Vergessen der nationalsozialistischen Verbrechen fortzusetzen.[2]

Weitere Komitees

Ziele am Beispiel des Schwurs von Buchenwald

Schwur von Buchenwald

Die Kernaussage des Schwures von Buchenwald ist wohl dieser Satz:

„Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht. Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Das sind wir unseren gemordeten Kameraden und ihren Angehörigen schuldig“

Neben diesem Ziel war vor allem die Aussage „...nie wieder Krieg" bei fast allen Komitees wiederzufinden. Der Einsatz für friedlichen Umgang der Staaten mit einander wurde für sie sehr oft Lebensinhalt.

Personen in der Bewegung der Häftlingsvereinigungen

Siehe auch

Literatur

  • Wolfgang Benz, Barbara Distel: Dachauer Hefte 1 - Die Befreiung. Deutscher Taschenbuch Verlag, 1993.
  • Griepenburg, Rüdiger: Die Volksfronttaktik im sozialdemokratischen Widerstand gegen das Dritte Reich: dargestellt an der Gruppe Deutsche Volksfront und das Volksfrontkomitee im Konzentrationslager Buchenwald. 1969. II, 133 S..
  • Internationales Buchenwald-Komitee, Buchenwald. Mahnung und Verpflichtung. Dokumente und Berichte, Frankfurt/M., 1960
  • Uli Jäger, Michael Schmid-Vöhringer: „Wir werden nicht Ruhe geben...“:Die Friedensbewegung in der Bundesrepublik Deutschland 1945-1982. Geschichte, Dokumente, Perspektiven, Tübingen, 1982.
  • Hermann Langbein: „... wir haben es getan“, Europa Verlag, Wien 1964
  • Sven Wierskalla: Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) in der Sowjetischen Besatzungszone und in Berlin 1945 bis 1948. GRIN, 1994, 222 S. ISBN 3-6387-1696-1

Einzelnachweise

  1. Gegen-Beispiel: die Befreiung des KZ Dachau
  2. www.dora.de Pressemitteilung der Gedenkstätte Mittelbau-Dora vom 8. Juli 2007