Fjodor Michailowitsch Dostojewski

Fjodor Michailowitsch Dostojewski (* 11. November 1821 in Moskau, † 9. Februar 1881 in St. Petersburg) ist neben Leo Tolstoi der wohl bedeutendste und meistgelesene russische Schriftsteller.

Biographie

Dostojewski entstammte verarmtem Adel, sein Vater war Arzt. Nach dem Tod seiner Mutter 1837 ließ sich Dostojewski mit seinem Bruder in St. Petersburg nieder, wo er von 1838 bis 1843 an der Militärakademie Bauingenieurswesen studierte. 1839 wurde sein Vater auf dem heimischen Landgut durch leibeigene Bauern ermordet. 1844 beginnt er mit den Arbeiten zu seinem 1846 veröffentlichten Debut "Arme Leute".

Mit dessen Erscheinen wird Dostojewski schlagartig berühmt, die zeitgenössische Kritik feiert ihn als Genie. 1847 tritt er einem Kreis von Revolutionären bei, als er in deren Reihen 1849 einen später als "kriminelles Schreiben" apostrophierten Text von Belinskij an Gogol verliest, wird er denunziert und zum Tode verurteilt. Erst auf dem Richtplatz wird er durch den Zaren Nikolaus I. zu vier Jahren Verbannung nach Sibirien mit Zwangsarbeit begnadigt, mit anschließender Militärdienstpflicht. In der Haft in Omsk wird zum ersten Mal seine Epilepsie diagnostiziert.

1854 tritt er seine Militärpflicht an, 1856 wird er durch Protektion und Wohlverhalten vom normalen Dienst in den Offiziersrang befördert. Nach seiner Heirat 1857 und schweren epileptischen Anfällen beantragt er seine Entlassung aus der Armee. Erst 1859 wird diese bewilligt und Dostojewski kehrt nach St. Petersburg zurück.

Dort veröffentlicht er 1860 die "Aufzeichnungen aus einem Totenhaus", ein Dokument seiner Zeit der Verbannung in Sibirien, an denen er seit 1856 gearbeitet hatte. Gemeinsam mit seinem Bruder gründet er die Zeitschrift "Die Zeit", in der im nächsten Jahr sein Roman "Die Erniedrigten und Beleidigten" erscheint, jedoch wird bereits 1863 "Die Zeit" wegen eines "antipatriotischen" Beitrags wieder verboten. Von 1862-1865 bereist Dostojewski Europa, während dieser Zeit beginnt seine Spielsucht. 1864 verliert Dostojewski in kurzer Folge seine Frau, seinen Bruder und seinen Freund Apollon Grigorjew und die Nachfolgerin der "Zeit", die "Epoche", muss er aus Geldmangel einstellen. 1865 ruiniert er sich beim Roulettespiel in Wiesbaden.

1866 erscheint der erste der großen Romane, durch die Dostojewski Teil der Weltliteratur wird, "Schuld und Sühne" (auch unter den Titeln "Verbrechen und Strafe" und "Raskolnikow"). Die Geschichte des zerrissenen und bitterarmen Studenten Rodion Romanowitsch Raskolnikow, der aus Hochmut zum Mörder wird und sich in der Folge wandelt zu einem Menschen, der die Welt entdeckt als das, was sie ist, überzeugt durch psychologisch realistische Charaktere und präzises, anschauliches Erzählen. Zugleich ist der Roman auch Abbild der Wandlung Dostojewskis selbst vom Revolutionär zum konservativen Christen. Im selben Jahr erscheint auch der innerhalb von nur 26 Tagen verfasste Kurzroman "Der Spieler", ein Bekenntnis seiner Spielsucht.

Kurz nach seiner zweiten Eheschliessung 1867 setzt er sich wegen seiner hohen Spielschulden fluchtartig ins Ausland ab, um sich dem Zugriff seiner Gläubiger zu entziehen und kehrte erst 1871 wieder nach Russland zurück. 1868 ruiniert er sich zum zweiten Mal am Spieltisch, im Folgejahr erscheint sein zweites Großwerk, "Der Idiot", die tragikomische Geschichte des Fürsten Myschkin der ob seiner Güte, Ehrlichkeit und Tugendhaftigkeit in der St. Petersburger Gesellschaft scheitert.

Zum Ende seines Lebens hin beruhigte sich das Leben Dostojewskis. In dieser Ruhe verfasste er die beiden letzten seiner grossen Werke, "Die Dämonen" als einen politischen Roman über die vernichtende Macht des Anarchismus und Nihilismus und abschließend "Die Brüder Karamasow", ein Panorama der russischen Gesellschaft am Ende des 19. Jahrhunderts und zugleich eine Quintessenz seines eigenen Werkes.

Als Dostojewski 1881 stirbt, nehmen ca. 60.000 Menschen an seinem Begräbnis teil.

Werke (Auswahl)

Arme Leute (1846)
Aufzeichnungen aus einem Totenhaus (1860)
Die Erniedrigten und Beleidigten (1861)
Raskolnikow(1866) - verfilmt
Der Spieler (1866) - verfilmt mit Gregory Peck und Ava Gardner
Der Idiot (1869)
Die Dämonen (1873)
Die Brüder Karamasow (1880) - verfilmt mit Yul Brynner und Maria Schell