Neoplastizismus
Neoplastizismus auch Neue Gestaltung genannt, bezeichnet eine von Piet Mondrian in seinem kunsttheoretischen Essay Le Néo-Plasticisme 1920 definierte Stilrichtung in der Malerei, die eine strenge Reduzierung der Bildsprache auf horizontale und vertikale Linien, die Grundfarben Rot, Gelb und Blau, sowie die Nichtfarben Schwarz als Gittermuster und Weiß als Bildgrund fordert. Beeinflusst vom emotionalen Suprematismus des Russen Kasimir Malewitsch leitete Mondrian sein signifikantes Gestaltungsprinzip für sich ursprünglich vom Impressionismus kommend über den Kubismus ab und gelangte schließlich über eine kontinuierliche Rasterung des Motivs zu einer rationalen, malerisch-harmonischen Aufteilung der Leinwand. Mondrian wandelte das Prinzip in seinem Spätwerk ab, vermied aber weitgehend Sekundärfarben in seinem Werk.
Stilistische Parallelen finden sich im Bauhaus und bei den Künstlern der von Mondrian mitbegründeten Künstlergruppe De Stijl, sowie im Elementarismus als dynamische Reaktion des De Stijl-Mitbegründers Theo van Doesburg und in der französischen Künstlergruppe Abstraction-Création. Richtungsweisend war der Neoplastizismus in seiner Rationalität unter anderem für die Entwicklung der Konzeptkunst und des Minimalismus und für die Maler der Nachmalerischen Abstraktion in den USA.
Im weiteren Sinne umschreibt Neoplastizismus sämtliche Gestaltungsformen denen ein reduzierendes, geometrisches harmonisches Prinzip zu Grunde liegt; so auch in der Architektur (Neues Bauen) oder in der Typografie (vgl. die Schrift Futura von Paul Renner).
Literatur
- Piet Mondrian: Neue Gestaltung, Neoplastizismus, Nieuwe Beelding. Gebr. Mann, Berlin 1998, ISBN 3-7861-1472-2
- Britta Grigull: Piet Mondrian. Das kubistische Werk in neuem Licht . Kudwig, Kiel 2005, ISBN 3937719113
Quellen
- Meyers Lexikon Online - Definition:Neoplastizismus
- Karin Thomas: Bis heute. Stilgeschichte der bildenden Kunst im 20. Jahrhundert.DuMont, Köln 1988, S. 143ff., ISBN 3-7701-1939-8