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Matthias Claudius

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Matthias Claudius

Matthias Claudius (Pseudonym Asmus, * 15. August 1740 in Reinfeld (Holstein); † 21. Januar 1815 in Hamburg) war ein deutscher Dichter und Journalist, bekannt als Lyriker mit volksliedhafter, intensiv empfundener Verskunst.

Leben

Jugend und Ausbildung

Matthias Claudius wurde als viertes Kind des Reinfelder Pastors Matthias Claudius und dessen zweiter Frau Maria (geborene Lorck) geboren.

Er besuchte die Gelehrtenschule in Plön. Im Sommersemester 1759 begann er das Studium der Theologie in Jena, später der Rechts- und Verwaltungswissenschaft. Dort wurde er auch Mitglied der „Deutschen Gesellschaft“. Er kehrte aber 1762 ohne Abschluss in seine Geburtsstadt zurück.

Sein Erstlingswerk Tändeleyen und Erzählungen wurde als stilistisch inkonsistente Nachahmung bekannter Gedichte von der Kritik verrissen. Matthias Claudius hatte elf Kinder.

Erste Tätigkeiten

1764/65 bereiste Claudius als Sekretär von Graf Ulrich Adolph von Holstein Kopenhagen und lernte dort Friedrich Gottlieb Klopstock kennen, der ihn für seine weitere literarische Karriere prägte.

Von 1768 bis 1770 arbeitete er als Redakteur der von Viktor Ludwig Klopstock, dem Bruder Friedrich Gottliebs, herausgegebenen Hamburgischen-Addreß-Comptoir-Nachrichten in Hamburg und kam so in Kontakt mit Johann Gottfried Herder und Gotthold Ephraim Lessing. Seine Aufgabe bestand vor allem im Sammeln von Börsenberichten und im Verfassen von Meldungen über ankommende Schiffe.

Der Wandsbeker Bothe

Wandsbeker Wappen

Im Januar 1771 zog Matthias Claudius nach Wandsbek und wurde dort Redakteur der Handels-Zeitung "Der Wandsbecker Bothe", die von Heinrich Carl von Schimmelmann initiiert worden war. Der Wandsbeker Bothe war die erste deutsche Volkszeitung. Noch heute finden sich die Insignien eines wandernden Boten (Hut, Stock und Tasche) im Wandsbeker Wappen.

Claudius fügte Gedichte und Aufsätze hinzu, und unter ihm wurde die Zeitung in ganz Deutschland bekannt. Sie erschien aber nur von 1771 bis 1775.

Im Jahr 1772 heiratete Claudius die damals 18-jährige Anna Rebekka Behn, Tochter des örtlichen Zimmermanns. Das Paar hatte 12 Kinder.

Matthias Claudius

Am 12. August 1774 wird Matthias Claudius in die Hamburger Freimaurerloge Zu den drei Rosen aufgenommen. Ab 1777 war er drei Jahre lang Redner der Andreasloge Fidelis. Die Loge Zur goldenen Kugel besuchte er bis 1780, die Andreasloge etwas länger, wurde dann aber stillschweigend gestrichen. Vielleicht hing das mit dem Grafen von Haugwitz zusammen, der ihn zur Loge gebracht hatte, nun aber auf seinem Familiengut einen "Bund der Kreuzfrommen" oder "Johannis-Vertrauten" mit den Grafen Stolberg gründete, dem Claudius - lt. Haugwitz - 1784 beitrat.[1]

Durch Vermittlung Herders ging Claudius 1776 als Redakteur zur Hessen-Darmstädtischen privilegierten Landeszeitung, kehrte jedoch bereits nach einem Jahr mit seiner Familie nach Wandsbek zurück, da er sich mit den hierarchischen Verhältnissen der Residenzstadt Darmstadt nicht hatte arrangieren können.

Später publizierte Claudius selbst unter dem Namen "Der Wandsbeker Bote". Er verwendete in seinen Gedichten und Überlegungen als Pseudonym für sich auch den Namen Asmus. Seine finanzielle Lage war stets prekär, bis er ab 1785 einen Ehrensold des dänischen Kronprinzen Friedrich, den die literarischen Qualitäten Claudius' überzeugt hatten, erhielt. Friedrich verschaffte ihm auch 1788 ein Revisorenamt bei der Schleswig-Holsteinischen Speciesbank in Altona, das ihm ohne größere Einschränkung seiner literarischen Arbeit - er musste lediglich viermal im Jahr zur Prüfung der Quartalsabschlüsse in Altona erscheinen - ein Auskommen sicherte.

Letzte Jahre

In Folge der Kriegsereignisse um Hamburg (Franzosenzeit) floh Claudius 1813 nach Kiel und Lübeck. Seine letzten Lebensmonate verbrachte der inzwischen schwerkranke Matthias Claudius im Hause seines Schwiegersohnes Friedrich Perthes, Gründer des gleichnamigen Verlages, am Hamburger Jungfernstieg, wo er auch verstarb.

Gedenkstätten

Er ist mit seiner Frau Rebekka und seiner Tochter Christiane (Gedicht "Christiane") auf dem Historischen Friedhof Wandsbek neben der Wandsbeker Christuskirche begraben. An das Ehepaar Claudius erinnern zwei nebeneinander stehende Kreuze.

Auf dem Wandsbeker Marktplatz steht eine Plastik des Matthias Claudius.

Am Fußweg durch das Wandsbeker Gehölz ist ein riesiger Findling als Gedenkstein gestaltet.

1989 ließ die Stadt Reinfeld am Ufer des Reinfelder Sees eine größere Gedenkstätte für ihren großen Dichter Matthias Claudius durch den Bildhauer Jörg Plickat errichten

Claudius-Gedenkstein im Wandsbeker Gehölz

Werke

Lyrik

Briefe

Bücher

  • Tändeleyen und Erzählungen, Reinfeld, 1762

Literatur

Periodika

  • Reinhard Görisch (Hg.): Jahresschriften der Claudius-Gesellschaft 1992ff.

zu Einzelthemen und Einzeltexten

  • Reinhard Görisch: "Der Mond ist aufgegangen". Kommentar zu EG 482, in: Handbuch zum Evangelischen Gesangbuch. Bd. 3 (Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch), hg.v. Gerhard Hahn und Jürgen Henkys (Heft 8), Vandenhoeck & Ruprecht 2003, S. 68-73
  • Reiner Andreas Neuschäfer: "... und halte fest am Wort." Entfaltungen zu Matthias Claudius' "Einfältiger Hausvater-Bericht über die christliche Religion" in seiner Vielfalt, in: Jahresschriften der Claudius-Gesellschaft 12/2003, S. 9-15
  • Reiner Andreas Neuschäfer: "Der Mond ist aufgegangen". Ideen, Impulse und Informationen in religionspädagogischer Perspektive, in: AUFBrüche (PTI Drübeck) 12./2005 (Heft 1), 17-21
  • Reiner Andreas Neuschäfer: "Wie man mit Ehren fechten soll" oder: Matthias Claudius als David in Darmstadt. "Die Geschichte von Goliath und David, in Reime bracht", in: Jahresschriften der Claudius-Gesellschaft 15./2006, S. 5-20
  • Weitere Literatur ist unter Belletristik zu finden, auch in online-Buchhandlungen und -Versteigerungshäusern
Wikisource: Matthias Claudius – Quellen und Volltexte
Commons: Matthias Claudius – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Quellen: Stock in Quatuor-Coronati-Jahrbuch Bd. 27 (1990). Allg. Handbuch der Freimaurerei 1863 Bd. I S. 180. Herm. Schüttler: Joh. Joachim Christoph Bode... Neuwied 1994, S. 16. Albrecht Janssen: 190 Jahre St. Johannisloge Zu den drei Rosen in Hamburg, Hamburg 1960, S. 51, 71-80. Friedrich Kneisner, Ein altes Präsenzbuch, in: Zirkelkorrespondenz 1902 S. 204-212.