Zum Inhalt springen

Totenkirche (Neckarbischofsheim)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 2. Dezember 2007 um 18:58 Uhr durch Leit (Diskussion | Beiträge) (Literatur). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Die Totenkirche in Neckarbischofsheim
Blick durch das Langhaus zum Chor
Blick vom Chor durch das Langhaus

Die Totenkirche in Neckarbischofsheim ist die seit dem 14. Jahrhundert belegte ursprüngliche Pfarrkirche des Ortes, in der sich zahlreiche historische Grabmäler der Herren von Helmstatt befinden.

Geschichte

Die heutige Totenkirche in Neckarbischofsheim wurde erstmals 1329 anlässlich eines Gütertauschs zwischen Raban I. von Helmstatt und dem Bistum Worms als Pfarrkirche erwähnt. Im Zuge dieses Tausch ging das Patronatsrecht der Kirche gegen fünf Höfe in Grombach und den Oberbiegelhof an den Bischof von Worms. Die Kirche war ursprünglich Johannes dem Täufer geweiht und bestand zur Zeit des Tausches bereits seit der Zeit der „Altvorderen“. Die ältesten Bauteile der Kirche zeigen Stilelemente der Spätromanik, weswegen die Erbauung der Kirche vermutlich im 11. oder 12. Jahrhundert anzusiedeln ist. 1348 ging das Patronatsrecht an das Stift Wimpfen über. Die Kirche war ursprünglich kleiner und wurde mehrfach umgebaut. Durch dendrochronologische Untersuchungen konnten Hölzer im Dachstuhl auf 1364 und 1405 datiert werden. Außerdem war die Kirche einst vom Friedhof umgeben. An die Kirche nach Süden angebaut war eine Sakristei und auf dem Friedhof befand sich noch ein zugehöriges Beinhaus.

Zwischen 1350 und 1375 entstanden wohl die friesartigen Chormalereien, die an der Nordseite Szenen aus der Schöpfungsgeschichte des Alten Testaments zeigen, während an der Südseite neutestamentarische Szenen aus dem Leben Jesu dargestellt sind. Der Chorbogen ist innen mit dem Gleichnis von den fünf klugen und fünf törichten Jungfrauen bemalt. Die Ausmalung des Langhauses ist etwas jünger. Die Fensternischen zeigen verschiedene Heilige, an der Nordwand befindet sich eine große Darstellung des Christophorus, am Chorbogen eine Darstelung des jüngsten Gerichts. Vermutlich befand sich im Chor, der später umgebaut und mit Grabmälern versehen wurde, auch einst eine Darstellung Johannes des Täufers.

Die Kirche dient nachweislich seit der Mitte des 14. Jahrhunderts als Grabkirche der Herren von Helmstatt, deren bedeutendste Linie zu Bischofsheim saß. Die älteste Grabplatten sind die von Raban II. († 1343) und Dieter († 1344). Insgesamt befinden sich in und an der Kirche über 40 historische Grabmäler, wovon die schmuckvollsten im Chor mehrere etwa lebensgroße Sandstein-Reliefplastiken der hier begrabenen Adligen und ihrer Frauen und Kinder zeigen. Im 15. Jahrhundert wurde der Chor umgestaltet und erhielt hierbei seine gotischen Fenster. Zweck des Chorumbaus war möglicherweise die Schaffung einer ersten Gruft im Chorbereich, auf die neben schriftlichen Erwähnungen um 1700 auch die außergewöhnliche Fundamenttiefe im Chorbereich von über 3 Metern hinweist. 1575 wurde die nach Süden eingewölbte Sakristei abgebrochen. Von 1593 bis 1595 wurde das Langhaus erweitert und die Empore eingezogen.

Im 17. Jahrhundert verlor die Totenkirche ihre Bedeutung als Pfarrkirche zugunsten der 1386 erbauten Neckarbischofsheimer Stadtkirche St. Salvador. 1604 wird die Totenkirche noch als Pfarrkirche bezeichnet, 1660 ist von der „äußeren Pfarrkirche“ die Rede, so dass zu diesem Zeitpunkt beide Kirchen Pfarrkirchen gewesen sein könnten, 1698 wird die Kirche dann erstmals als „Totenkirche“ bezeichnet und die Stadtkirche scheint zur einzigen Pfarrkirche geworden zu sein.

1769 wurde von Carl Christoph von Helmstatt († 1795) eine neue Gruft angelegt, in der die letzte Beisetzung eines Familienangehörigen 1966 stattfand.

Die im Laufe der Zeit übermalten Wandmalereien wurden 1908 wiederentdeckt und 1910/11 restauriert. Von 1973 bis 1975 erfolgte eine umfassende Sanierung der Kirche, wobei auch das im 19. Jahrhundert umgebaute Fenster der Nordseite anhand einer Zeichnung von 1832 rekonstruiert wurde.

Die Glocke im Glockentürmchen ist mit der Inschrift „M + CCC + LXVI“ vermeintlich auf 1366 datiert, allerdings befindet sich in Altensteig bei Calw eine werkstattgleiche Glocke aus dem Jahr 1467, so dass man daraus als auch aus der Buchstabenstellung der Neckarbischofsheimer Glockendatierung vermutet, dass es sich um einen Gussfehler handelt und die Glocke tatsächlich erst 1466 entstanden ist.

Literatur

  • Peter Beisel: Die alte Pfarrkirche St. Johann in Neckarbischofsheim 988-1988, hrsg. vom Verein für Heimatpflege, Neckarbischofsheim 1988