Jim Garrison
Jim Garrison, eigentlich Earling Carothers Garrison, (* 20. November 1921 in Knoxville, Iowa; † 21. Oktober 1992 in New Orleans, Louisiana) war Bezirksstaatsanwalt von New Orleans von 1962 bis 1973. Weltbekannt wurde er für seine Untersuchungen in Zusammenhang mit dem Attentat auf John F. Kennedy.
Nachdem Jim Garrison während des Zweiten Weltkriegs in der United States Army gedient hatte, studierte er Jura an der Tulane Universität in New Orleans. Bevor Garrison sich als Anwalt niederließ, war er kurze Zeit beim FBI angestellt. Von 1954 bis 1958 arbeitete er als Assistent für den Staatsanwalt von New Orleans. 1961 kandidierte Garrison selbst für das Amt und wurde im Mai 1962 als Staatsanwalt vereidigt. 1973 verlor er seinen Posten gegen Harry Connick.
Garrisons Zweifel an der Täterschaft Oswalds
fragwürdige Beweiswürdigung
Der Verdächtige Lee Harvey Oswald hatte die Tat nicht gestanden. Es lagen nicht einmal Vernehmungsprotokolle vor. Ebenso wenig gab es Augenzeugen, die Oswald zur Tatzeit im 6. Stock des Texas Schoolbook Deposity Buildings gesehen hatten, vielmehr wurde er 90 Sekunden nach dem Attentat im zweiten Stock angetroffen. Schmauchspuren an Oswalds Wange wurden nicht gefunden. Oswald wurde durch einen Handabdruck auf der angeblichen Tatwaffe belastet, wobei deren Sicherung sowie die des Abdrucks jedoch unter zweifelhaften Umständen erfolgt waren.[1] Ein Foto, welches Oswald mit der Waffe in Verbindung brachte, hielt Garrison für eine Fotomontage.[2] Garrison hielt es für ausgeschlossen, dass das auf der Trage von Connally aufgefundene Projektil sieben verschiedene Wunden verursachen konnte und dabei nicht einmal deformiert wurde.[3] Garrison kritisierte, dass 51 Zeugenaussagen, die von Schüssen berichteten, die von einem Grashügel abgegeben worden seien, praktisch unberücksichtigt blieben..[4][5][6][7][8] Mit den der Öffentlichkeit bis dahin unbekannten Filmaufnahmen von Abraham Zapruderer[9] versuchte Garrison zu beweisen, dass Schüsse von vorne gekommen seien.
unklares Motiv
Oswald hatte sich nicht zur Tat bekannt, wie es bei politisch motivierten Morden häufig der Fall ist. Oswald hatte sich zwar zuvor als Marxist-Leninist ausgegeben, in einem Flugblatt des Fair Play for Cuba Committee zur kubanischen Revolution bekannt und um ein Treffen mit Fidel Castro bemüht. Dennoch war er Mitglied in rechtsgerichteten Organisationen wie den White Russians und der John Birch Society sowie in der Civil Air Patrol, wo er den Piloten David Ferrie kennengelernt hatte.[10] Der inzwischen als Privatdetektiv tätige Ferrie arbeitete für den ehemaligen FBI-Mann Guy Banister, der für die CIA kommunistische Organisationen unterwandern ließ.[11] Da auf Oswalds angelich kommunistischem Flugblatt die Adresse des Gebäudes von Banisters Büro angegeben war, folgerte Garrison, Oswald sei als verdeckter Agent für Garrison tätig gewesen. Für Garrison war Oswald ein Sündenbock, dem der Mord in die Schuhe geschoben und von den eigentlichen Tätern ablenken sollte, was auch Oswalds vor der Presse geäußerter Einlassung entsprach.[12] Da Oswald kurz darauf ermordet wurde und keine Vernehmungsprotokolle vorliegen, bleibt das unterstellte Motiv unklar. Ein strategischer Vorteil von der Ermordung des als gemäßigt geltenden Kennedy für die kommunistische Sache war nicht zu erkennen.
Prozess gegen Clay Shaw
Während seiner Ermittlungen kam Garrison zu dem Schluss, dass John F. Kennedy einer Verschwörung zum Opfer gefallen sein müsse. Er klagte daher im März 1967 den Geschäftsmann Clay Shaw wegen des Verdachts der Verschwörung zum Mord an John F. Kennedy an. Shaw wurde verhaftet und musste fast zwei Jahre auf die Eröffnung der Hauptverhandlung im Januar 1969 warten. Der wichtigste Belastungszeuge David Ferrie war in der Zwischenzeit nach Einnahme einer verstorben. Den Spuren zufolge hatte er eine Überdosis Proloid eingenommen und zwei Abschiedsbriefe hinterlassen, wenn auch nicht unterschrieben. Im Prozess wurden Garrison viele Dokumente und die Vorladung vieler politischer Zeugen verweigert, etwa eine von Allen Dulles, dem ehemaligen Direktor der CIA und Mitglied der Warren-Kommission. Der Zeuge Perry Russo war sich bei seiner Aussage auf einmal nicht er sicher, ob er wirklich gehört hatte, wie Oswald, Shaw und Ferrie auf einer Party über den geplanten Mord sprachen. Später wurde bekannt, dass Garrison veranlasst hatte, ihm während der Vorermittlungen die so genannte Wahrheitsdroge Thiopental zu verabreichen und ihn zu hypnotisieren.[13] In einem späteren Interview hielt Russo an seiner Darstellung jedoch wieder fest.[14] Ein weiterer Zeuge, Charles Spiesel, bekannte im Kreuzverhör er, er fühle sich seit sechzehn Jahren von einer gewaltigen Verschwörung verfolgt, in der unter anderem die Polizei von New York und sein eigener Psychotherapeut verwickelt seien. Staatsanwalt Garrison bestand darauf, der Jury den Zapruder-Film zehn Mal vorzuführen. Nach einer Beratung von nur fünfundvierzig Minuten erklärten die zwölf Geschworenen am 1. März 1969 einstimmig, dass eine Mittäterschaft Shaws nicht erwiesen sei.[15]
Shaw, dessen bürgerliche Existenz durch die Anklage und die Haft ruiniert worden war, wurde freigelassen. Zwei Tage später allerdings ließ ihn Garrison erneut verhaften, diesmal unter der Anklage des Meineids: Shaw hatte im Pronzess unter Eid ausgesagt, er kenne weder Ferrie noch Oswald. Nach einem zweijährigen Verfahren vor einem Bundesgericht wurde am 7. Juni 1971 schließlich eine Verfügung erlassen, die Staatsanwalt Garrison verbot, die Strafverfolgung gegen Shaw forzusetzen, da sie nicht bona fide erfolgt sei.[16]
Shaw verstarb 1976. Eine Obduktion wurde nicht gestattet. Der spätere CIA-Chef Richard Helms gestand 1976 vor der Church-Kommission, dass Shaw bis 1956 CIA-Resident gewesen war. 1977 sollte George DeMohrenschildt vor einem Kongressausschuss darüber aussagen, ob Oswald für die CIA gearbeitet hat. Vor seiner Aussage fand man ihn erschossen vor.[17]
Werke
Garrison schrieb über seine Ermittlungen insgesamt drei Bücher:
- A Heritage of Stone (1970)
- The Star Spangled Contract
- On the Trail of the Assassins (1988)
In deutscher Sprache ist erschienen:
- Wer erschoss John F. Kennedy? - Auf den Spuren der Mörder von Dallas (1992)
Der Film JFK – Tatort Dallas basiert zum Teil auf Garrisons Büchern. In dem Film hat er selbst einen kleinen Auftritt als Earl Warren, Leiter der Warren-Kommission. Er selbst wurde von Kevin Costner verkörpert.
Einzelnachweise
- ↑ Deputy-Sheriff Roger Craigs Aussage, Fund der Mauser sowie Identifizierung, Bestätigung der Marke durch Kollegen.
- ↑ „FAKE: the Forged Photograph that Framed Lee Harvey Oswald“ Dokumentation über die Geschichte des „Backyard“-Fotos
- ↑ Destroying the Single Bullet Theory - Part 1
- ↑ Zeugen O.V. Campbell, Geschäftsführer des Schulbuchlagers, James Tague, der von einem Splitter im Gesicht verletzt wird, Bill Lovelady, Angestellter des Schulbuchlagers, der sich im Eingangsbereich des Schulbuchlagers aufhielt, Abraham Zapruder, Forrest Sorells, Leiter der Secret Service-Stelle, William Newman, L. C. Smith, Angestellter des Sheriffs, vgl. Jim Garrison: „Auf der Spur der Mörder von Dallas“ (1988/1992) 2. Kapitel
- ↑ Interview mit Zeuge Lee Bowers Sohn;
- ↑ Interview mit Zeuge S. M. Holland
- ↑ Interview mit Zeuge William Newman
- ↑ Interview mit Zeugen J. C. Prize
- ↑ Zapruder-Film
- ↑ Beitrag über ein Foto, auf dem Oswald und Ferrie bei der Civil Air Patrol zu erkennen sind
- ↑ The Jim Garrison Story Teil 1 Interview mit Ex-Geheimdienstpilot L. Fletcher Prouty, der Garrison bei den Ermittlungen unterstützte; Guy Bannisters Propaganda-Operation in New Orleans mit Oswald]
- ↑ TV-Aufnahme Oswalds
- ↑ John McAdams, The Kennedy Assassination
- ↑ Garrison und Zeuge Perry Russo
- ↑ Gerald Posner, Case Closed. Lee Harvey Oswald and the Assassination of JFK, Random House, New York 1993, S. 443 - 450
- ↑ Gerald Posner, Case Closed. Lee Harvey Oswald and the Assassination of JFK, Random House, New York 1993, S. 450f
- ↑ Mark Lane über DeMohrenschildt
Weblinks
- Über Garrisons Untersuchungen im Kennedy-Fall aus Sicht von Einzeltäter-Theoretikern (Englisch)
- Fan-Webseite
- Buch "Wer erschoss John F. Kennedy?" derzeit vergriffen - antiquarische Suche bei eurobuch.com
Personendaten | |
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NAME | Garrison, Jim |
ALTERNATIVNAMEN | Earling Carothers Garrison |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Staatsanwalt von New Orleans |
GEBURTSDATUM | 20. November 1921 |
GEBURTSORT | Knoxville |
STERBEDATUM | 21. Oktober 1992 |
STERBEORT | New Orleans |