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Staatsbürgerkunde

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Staatsbürgerkunde, auch Stabü oder Stabi genannt, war ein Schulfach in der DDR, das in der 9. und 10. Klasse, ab 1969 von der 7. bis zur 10. Klasse an den Polytechnischen Oberschulen und bis zur 12. Klasse an den Erweiterten Oberschulen unterrichtet wurde.

Das Schulfach war Teil des auf die in der Verfassung festgeschriebene Führungsrolle der SED ausgerichteten Schulsystems in der DDR und stellte den „Klassenstandpunkt“ der Kinder schon im Alter von 13 Jahren in den Mittelpunkt. Der Unterricht war eng verknüpft mit den ebenfalls in die Schulen integrierten politischen Jugendorganisation FDJ und ihrer Untergliederung der Pioniere und. Die Erziehung in diesem Schulfach stellte das „Kollektiv“ in den Mittelpunkt. Individualismus war nicht erwünscht. „Der Schritt erfolgt vom Ich zum Wir“ war eine Losung in der DDR.[1] Außerdem wurde im Sinne der staatlichen Propaganda ein verzerrtes Bild von der Bundesrepublik Deutschland verbreitet. Diskussionen über kritische Themen wie Meinungs- und Presse- waren in der Schule tabuisiert, da die DDR den Selbstanspruch hatte, diese Freiheiten verwirklicht zu haben.

Der Staatsbürgerkundeunterricht sollte den Schülern ein „gefestigtes Klassenbewusstsein“ und das „Bekenntnis zum Arbeiter-und-Bauern-Staat“ vermitteln und sie zu bewussten Staatsbürgern der DDR erziehen. Dazu wurde den Schülern Wissen über den Staatsaufbau, die Rechte und Pflichten des DDR-Bürgers sowie die Ideologie des Marxismus-Leninismus vermittelt und die darin verankerte Gesetzmäßigkeit der geschichtlichen Entwicklung vom Kapitalismus zum Sozialismus. Dabei war es von großer Bedeutung, dass das sozialistische System dem kapitalistischen System als überlegen gegenübergestellt wurde. Als besonders wichtig galt in diesem Unterricht die Vermittlung der „unverbrüchlichen Freundschaft“ der DDR mit der Sowjetunion und die Darstellung der USA und der BRD als Klassenfeinde.

Das Schulfach stand in engem Zusammenhang zu der faktisch obligatorischen Mitgliedschaft in der FDJ, der Jugendweihe und anderer Einbindungen der Schulkinder in staatliche Organisationen und Betriebe.

Literatur und Medien

  • Tilman Grammes, Henning Schluß, Hans-Joachim Vogler: Staatsbürgerkunde in der DDR – Ein Dokumentenband. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 3-8100-1893-7.
  • Henning Schluß: Der Mauerbau im DDR-Unterricht. Videodokumentation einer Unterrichtsstunde mit Hintergrundinformationen, FWU, München, DVD 46 02332.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Sebastian Schubert, La vie en rose - Erinnerungen an die DDR, Dokumentation für arte, 2004.