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Bier

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Vor allem in Bayern beliebt: Weißbier gebraut aus Weizen

Bier ist im engeren Sinne ein alkohol- und kohlensäurehaltiges Getränk, das durch Gärung aus den Zutaten Wasser, Malz und Hopfen unter Zuhilfenahme von Hefe gewonnen wird.

Im weiteren Sinne versteht man unter Bier jedes alkoholhaltige Getränk, das auf Basis von verzuckerter Stärke hergestellt wurde, ohne dass dabei ein Destillationsverfahren angewandt wurde. Die Abgrenzung zu Wein besteht darin, dass für Weine Zucker aus pflanzlichen (Fruchtzucker) oder tierischen Quellen (zum Beispiel Honig) verwendet werden, während der Ausgangsstoff für Bier immer Stärke ist.

In der Regel wird der Zucker aus der Stärke von Getreide (Gerste, Reis, Weizen, Mais) gewonnen, gelegentlich wird aber auch Stärke aus Kartoffeln und sogar Erbsen herangezogen. Dementsprechend fällt auch der japanische Sake unter die Definition Bier oder "bierartige Getränke". In Russland zählt Bier seit einigen Jahren offiziell zu den nichtalkoholischen Getränken. Dadurch wollte man den Wodka-Konsum zurückdrängen, der Plan scheint jedoch nicht aufzugehen.

Derzeit stärkstes Bier der Welt mit einem Alkoholgehalt von 17,5 Prozent ist das erst seit 1991 in Boston (USA) gebraute Samuel Adams Triple Bock. Der hohe Alkoholgehalt wird unter anderem durch Zugabe von Ahornsirup beim Gärprozess erzielt. Das nach einer Mischung aus Bitterschokolade und süßem Sherry schmeckende Gebräu wird zur Reifung in gebrauchten Whiskey-Fässern gelagert.

Stärkstes Bier Europas ist das Samichlaus Bier (Santa Claus Bier). Es wird in der Brauerei "Schloss Eggenberg" in Österreich gebraut und hat einen Alkoholgehalt von 14 Prozent und eine Stammwürze von 32 Prozent.

Das stärkste Bier Deutschlands ist der "Donnerbock", eine Doppelbockspezialität (Eis-Bock) aus der Brauerei Schorschbräu in Gunzenhausen: es hat einen Alkoholgehalt von 13 Prozent (Stammwürze: 25 Prozent) und löst das aus Kulmbach stammende EKU 28 der Brauerei Kulmbach ab. Letzteres galt für viele Jahre als das stärkste Bier der Welt.

Der Ursprung des Wortes Bier ist unsicher. Vermutlich stammt es vom lateinischen Wort "biber" (Trank), damit verbunden die Zusammenziehung der lateinischen Wörter "bibere cervisia" (bibere = trinken, cervisia (von Ceres) = Bier).

Bier ist wie alle alkoholischen Getränke eine Droge und zählt zu den am weitesten verbreiteten Suchtmitteln.


Geschichte

Bier wird seit etwa 6000 Jahren hergestellt. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass Brot, das nass geworden war und zu gären begonnen hatte, den Auslöser zur bewussten Herbeiführung des Gärungsprozesses gegeben hat. Diese Entdeckung hat sich wahrscheinlich mehrfach in der Geschichte der Menschheit zugetragen. Es lässt sich also auch nicht genau sagen, wo zuerst Bier gebraut wurde.

Die frühesten Nachweise für Bier gibt es aus dem mesopotamischen Raum. Die ältesten Überreste von Bier, die aus einer Zeit von 35002900 v. Chr. stammen, wurden vor kurzem in Godin Tepe im alten Mesopotamien (heute im West-Iran) entdeckt. Ähnlich alt (aus der Zeit von 35003400 v. Chr.) sind Funde aus Hieraconpolis in Oberägypten.

Schriftlich erwähnt wird Bier (kash auf sumerisch, shikaru auf akkadisch) in einer Reihe verschiedener früher Quellen: Eine vom Amerikaner Samuel Noah Kramer entdeckte Tontafel aus Nippur (etwa 2100 v. Chr.) erwähnt Bier im Rahmen medizinischer Verschreibungen – nebenbei bemerkt die ältesten erhaltenen medizinischen Verschreibungen: Die dort erwähnten Heilmittel sollten entweder äußerlich angewendet, oder eben mit Bier oder Wein zum Einnehmen verabreicht werden.

Es gibt Abbildungen biertrinkender Sumerer aus der Zeit von etwa 3000 v. Chr.. Der Codex Hammurapi enthält die älteste überlieferte Schankordnung der Welt. Dieses babylonische Gesetzeswerk in Keilschrift stammt aus der Zeit von 1700 v. Chr. Bier war zu dieser Zeit auch in Ägypten Grundnahrungsmittel aller Bevölkerungsschichten, einschließlich des Königshauses. Es wurde hek genannt. Die meisten Biere schmeckten süßlich, manche wurden mit Stoffen wie Safran oder Anis gewürzt und mit Alraune vermischt.

Bei den Römern hieß das Bier Cervisia, nach der Göttin der Feldfrüchte, Ceres. Allerdings forcierten die Römer zumindest in Südeuropa eher den Weinanbau. Besonders sensibel im Umgang mit dem gegorenen Hopfennektar zeigten sich die alten Sueben, deren erprobte Rezepturen bis heute im Südwesten Deutschlands den Feiertag schmücken.

Klosterbrauereien führten im Mittelalter zu einem geregelten Braubetrieb. Im Mittelalter galt Bier auch als geeignetes Getränk für Kinder. Zum einen hatte es einen geringeren Alkoholgehalt als heute, zum anderen war Bier durch die Gärung weitgehend keimfrei, was man vom Wasser damals nicht behaupten konnte. Schließlich hatte es wegen seines hohen Kaloriengehaltes einen wichtigen Nährwert.

Während der Fastenzeit wurde ein besonders starkes Bier mit hohem Alkoholgehalt (Starkbier, Bockbier) gebraut. Später braute man Starkbiere auch zu anderen Feiertagen.

In Deutschland wird Bier bis heute nach dem Reinheitsgebot von 1516 gebraut, das heißt nur aus Wasser, Hopfen, Malz und Hefe. Mittlerweile ist aber aufgrund von europäischen Richtlinien auch Herstellung und Vertrieb von Bier mit Zusätzen erlaubt, wie in anderen Ländern.

Die Tschechen haben den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Bier. Die heute am weitesten verbreitete Brauart ist das Pilsener, welches nach seinem Herkunftsort Pilsen in Tschechien benannt ist. Das meiste Bier wird in den USA und China gebraut.

In Bayern wird Bier als Nahrungsmittel betrachtet. Dort sind auch noch heute besonders viele Biersorten und die größte Vielfalt an Brauereien auf kleinstem Raum (speziell in der Oberpfalz und Franken) anzutreffen. Aus Bayern kommen auch verschiedene Traditionen rund ums Bier, zum Beispiel der Spruch Ozapft is auf dem Münchner Oktoberfest oder der Trinkspruch: Hopfen und Malz – Gott erhalt's (eine Anspielung auf das Reinheitsgebot).

Brauprozess

Im Wesentlichen besteht der Brauprozess für Bier aus folgenden Schritten:

  1. Grünmalzherstellung: Gersten- oder (bei Weißbier) Weizenkörner werden unter Zugabe von Wasser zum Keimen gebracht. Der Keimprozess sorgt dafür, dass die zur Stärkeaufspaltung notwendigen Enzyme im Korn gebildet beziehungsweise angereichert werden.
  2. Darren: Der Keimvorgang wird durch Erhitzen des Grünmalzes auf 85–100 Grad Celsius unterbrochen, das Malz getrocknet.
  3. Schroten: Das Malz wird mittels einer Schrotmühle definiert zerkleinert.
  4. Maischen: Mit Wasser wird das Malz im Maischbottich vermischt (Einmaischen). Danach wird die Temperatur der Maische in verschiedenen Stufen erhöht. Die in der Maische enthaltenen Enzyme spalten die Stärke im Malz in Malzzucker auf. Auch das im Korn vorhandene Eiweiß wird dabei in Aminosäuren zerlegt. Mit dem Jodtest wird festgestellt, ob die Stärke vollends verzuckert wurde. Der Maischprozess dauert zwei bis vier Stunden.
  5. Läutern: Die Maische wird unter Wasserzugabe in einer Art Filter, dem Läuterbottich, geklärt. Alle Feststoffe aus der Maische scheiden sich als sogenannter Treber ab, der meist als Viehfutter verwendet wird. Das klare Endprodukt aus dem Läuterprozess heißt Würze. Sie wird je nach Gewinnungszeitpunkt als "Vorderwürze" oder als Nachguss gewonnen.
  6. Würze: In der Würzepfanne oder auch Sudpfanne wird die Würze gekocht, dabei wird Hopfen (meist in Form von Extrakt) zugegeben und mitgekocht. Durch das Kochen wird die Würze auf die für jede Sorte spezifische Stammwürze aufkonzentriert. Am Ende der Würzekochung erfolgt die Bestimmung der Stammwürze mittels einer Spindel (Saccharometer). Vor der Erfindung der Sudpfanne erfolgte das Erhitzen durch Einlegen heißer Steine in die Würze (Steinbier).
  7. Ausschlagen: Anschließend werden die in der Würze vorhandenen nicht gelösten Hopfenbestandteile und ausgefallenes Eiweiß ausgefiltert. Dies geschieht im sogenannten Whirlpool, in dem die Flüssigkeit im Kreis gerührt wird. Durch den dabei auftretenden "Teetasseneffekt" setzt sich in der Mitte ein Kegel mit den Trübstoffen ab.
  8. Abkühlen: In einem Wärmetauscher wird sodann die klare Würze auf etwa 5 bis 10 Grad Celsius heruntergekühlt
  9. Gären: Nun erfolgt der eigentliche Gärprozess: In großen Gärtanks wird der Zucker in der Würze innerhalb von fünf bis acht Tagen zu Alkohol vergoren. Etwa 60–70% des Malzzuckers werden auf diese Weise umgesetzt. Das dabei entstehende Kohlendioxid wird in der Regel abgesaugt, um dem Bier am Ende des Brauprozesses (beziehungsweise beim Zapfen) wieder zugesetzt zu werden. Heute gibt man hier die Bierhefe dazu, je nach Hefesorte ergibt es untergäriges oder obergäriges Bier, früher hat man die Gärung dem Schicksal überlassen (die Hefesporen kamen aus der Luft), dadurch gelang nur selten eine Charge gut – diese wurde dann besonders geschätzt und gefeiert –; oft misslang sie auch völlig und musste weggegossen werden. Erfolgreiche Brauer wurden beneidet und gelegentlich voll Misstrauen beäugt, sie konnten entweder als Hexer oder als gottbegnadete Heilige gelten. So mancher Brauer endete auch auf dem Scheiterhaufen. Manche Bäcker hatten durch Bierbrauen ein zweites Einkommen. Durch die in der Backstube reichlich vorhandenen Hefesporen gelang ihnen das Brauen häufig und gut. Die belgischen Flaschenbiere werden teilweise noch heute ohne Hefezugabe gebraut.
  10. Lagerung: Das Bier wird anschließend in Lagertanks umgepumpt. Hier wird nachgegärt: Der noch vorhandene Zucker wird in Alkohol umgesetzt. Die Lagertanks stehen in der Regel unter Druck, so dass das entstehende Kohlendioxid nicht mehr entweicht, sondern als Kohlensäure im Bier bleibt. Die Nachgärung kann – je nach Biersorte – drei Wochen bis drei Monate dauern. Durch die Lagerung erhält das Bier seine Reife und endgültigen Geschmack.
  11. Filtrieren: Bei der Mehrzahl der Biere wird das Bier nach der Lagerung erneut gefiltert. Bei naturtrüben Bieren entfällt dieser Schritt.
  12. Abfüllen: Anschließend wird das Bier in Flaschen oder Fässer abgefüllt.
  13. Flaschengärung: Bei einigen Biersorten (zum Beispiel Weißbier) kommt es in der Flasche noch mal zu einem letzten Gärprozess. Da die Lagerung beendet wird, bevor aller Zucker vergoren ist, verbleibt auch ein Rest Hefe im Bier.

Einteilung der Biere

Biere werden nach unterschiedlichen Kriterien klassifiziert. Die wesentlichen Kategorien sind Biergattung, Bierart und Biersorte.

Gesetzgeberische Eingliederung nach Alkoholgehalt

Aus steuer- und lebensmittelrechtlichen Erwägungen heraus gliedert der Gesetzgeber die Biere in unterschiedliche Gruppen auf. In der Regel wird dabei entweder der Alkoholgehalt oder der Stammwürzegehalt zur Beurteilung herangezogen.

Stammwürzegehalt ist ein Wert in Gramm, nämlich Extraktstoffe vor der Vergärung. Ein Bier mit dem Stammwürzegehalt 12% (manchmal auch 12° geschrieben) enthält pro Liter 120 Gramm gelöste Feststoffe.

Deutschland: Biergattungen

Biergattungen sind die in Deutschland verwendete gültige steuerrechtliche Untergliederung, die nur am Stammwürzegehalt festgemacht wird.

  • Einfachbiere mit einer Stammwürze unter 7%
  • Schankbiere mit einer Stammwürze ab 7% bis unter 11%
  • Vollbiere mit einer Stammwürze ab 11% bis unter 16%
  • Starkbiere ab einer Stammwürze von mindestens 16%
  • Mischbiere Biere mit Zusätzen von Cola, Zitronen- und Orangensprudeln (Radler und Alster) sowie exotischen Beigaben wie Tequila oder Energiegetränken

Schweiz: Biersorten

Die Schweiz verwendet die in der Schweizerischen Lebensmittelverordnung folgendermaßen definierten Biersorten zur Gliederung:

  • Lagerbiere hell und dunkel: Stammwürze 10–12 %, Alkohol 3,3–4,2 Gewichts-%, beziehungsweise 4,2–5,3 Volumen-%
  • Spezialbiere hell und dunkel: Stammwürze 11,5–14 %, Alkohol 3,8–4,5 Gewichts-%, beziehungsweise 4,8–5,7 Volumen-%
  • Starkbiere hell und dunkel: Stammwürze mindestens 14 %, Alkohol mindestens 4,3 Gewichts-%, beziehungsweise 5,4 Volumen-%
  • Leichtbiere: Stammwürze – keine Vorschrift, Alkohol maximal 2,3 Gewichts-%, beziehungsweise 3,0 Volumen-%
  • Diätbiere – kohlehydratarme Biere: Stammwürze 8–9 %, Alkohol maximal 3,6 Gewichts-%, beziehungsweise 4,5 Volumen-%; Diätbiere sind kohlehydratreduziert, nicht aber alkoholreduziert!
  • alkoholfreie Biere: Stammwürze – keine Vorschrift, Alkohol maximal 0,4 Gewichts-% beziehungsweise 0,5 Volumen-%; ein 'alkoholfreies' Bier kann also noch Restalkohol enthalten.

Tschechien: Biersorten

In Tschechien wird Bier nicht nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut, nur das für den Export bestimmte Bier entspricht dem Reinheitsgebot. Deshalb wird das in Tschechien angebotene Bier oft als schmackhafter angesehen. Als bekanntestes Bier gilt das 'Pils - benannt nach der Stadt Plsen in Südböhmen. Tschechien ist der größte Bierproduzent der Welt.

  • alkoholarmes oder -freies Bier mit bis zu 2,6° Stammwürze
  • Leichtbier mit 5–8° Stammwürze
  • 'normales' Bier mit 10–11° Stammwürze
  • Lagerbier (Lezak) mit 12° Stammwürze
  • Porter mit 13–18° Stammwürze

Bier mit 10° ist beliebt, auch da man wegen des vergleichsweise geringen Alkoholgehalts von etwa 3,8–4% relativ viel davon trinken kann. 'Lezak' ist den Touristen oder besonderen Feierlichkeiten vorbehalten. Eine Sonderstellung bilden Biere wie das 'u Fleku' aus Prag mit 14° Stammwürze oder 'cerveny Drak' mit 18° – sie sind in keine der herkömmlichen Klassen einzustufen.

Bierarten

Bierarten sind eine Gliederung, die auf die Art der verwendeten Hefe abzielt. Dabei unterscheidet man:

  • Spontangärige Biere, bei denen keine Hefe zugesetzt wird, sondern frei in der Luft fliegende Hefesporen in den offenen Gärbottich gelangen und die Gärung anregen. Dies ist die älteste Art die Maische zur Gärung zu bringen und stammt noch aus der Zeit, in der der Hefepilz den Menschen noch unbekannt war. Heute wird die spontane Vergärung nur noch in der Brüsseler Gegend bei den Lambik/Lambic-Bieren eingesetzt.
  • Obergärige Biere, bei denen die Hefe nach dem Brauvorgang oben auf dem Bier verbleibt. Dies sind relativ einfache, unkomplizierte Biere. Die Gärung verläuft sehr schnell, das Bier hält sich nicht lange und muss rasch verbraucht werden. Dies ist die ursprüngliche Herstellungsform.

Klassische Beispiele sind Altbier, Kölsch und Weizenbier, sowie die meisten englischen Biersorten.

  • Untergärige Biere, bei denen die Hefe nach dem Gärungsprozess auf den Boden des Gärtanks absinkt. Dies sind gewissermaßen die "ausgebauten" Biere, die eine gewisse Reifezeit benötigen, aber auch länger haltbar sind als die obergärigen. Diese Herstellung benötigt Kühlung, ist also ganzjährig erst seit der Erfindung der Kältemaschine möglich.

Die klassischen Sorten hier sind Pils, Helles und Export.

  • Ungespundete Biere, bezeichnet Biere, bei denen das sogenannte Spundloch, dies ist eine Öffnung an der Oberseite des Lagerfasses, offen gelassen wird. Da die Lagerfässer früher ausschließlich aus Holz waren und sich bei der Lagerung mit der Zeit immer mehr Kohlensäure bildete, wäre das Fass, hätte man es mit einem Holzzapfen verschlossen, irgendwann geborsten. Deshalb war man gezwungen, den sogenannten Spund frühzeitig zu entfernen, wodurch kein Überdruck an Kohlensäure im Fass entstand, weshalb dann auch der Kohlensäuregehalt des Bieres geringer war.

Alkoholfreie Biere

Ein sogenanntes alkoholfreies Bier hat einen Alkoholgehalt von unter 0,5 % , enthält aber in jedem Fall eine geringe Menge Alkohol. Dieser liegt je nach Herstellerverfahren zwischen 0,02% und 0,5% Alkohol.

Ein Herstellverfahren ist das Abbrechen des Gärprozesses, bevor sich ein nennenswerter Anteil Alkohol bilden kann, wie man es auch beim Malzbier macht. Dieses Verfahren führt jedoch zu signifikanten geschmacklichen Beeinträchtigungen.

Das modernere Verfahren ist das Dialyseverfahren, wobei einem normalen Bier durch Osmose über eine Membran der Alkohol entzogen wird. Durch diesen Aufwand erhöht sich auch der Verkaufspreis geringfügig, die geschmacklichen Beeinträchtigungen sind jedoch gering.

Zur Zeit hat alkoholfreies Bier einen Marktanteil von etwa 3%.

Biersorten

Innerhalb der Bierarten unterscheidet man nach der Art des Brauens, der verwendeten Getreide, des Hopfenanteils und anderer Kriterien folgende Biersorten:

  • Eine Besonderheit stellt das Rauchbier dar, das sowohl unter- als auch obergärig gebraut werden kann.

Biermischgetränke

Als leicht alkoholisches Getränk, das auch in größeren Mengen getrunken werden kann, sind Biermischgetränke beliebt. Dabei wird das Bier etwa im Verhältnis 1:1 mit einem Erfrischungsgetränk wie Limonade oder Cola verdünnt. Ursprünglich nur frisch in Biergärten und Kneipen zusammengemischt, werden Biermischgetränke seit etwa 2002 auch zunehmend bereits fertig gemischt von einigen großen Bierherstellern angeboten. Die bekanntesten Mischgetränke sind das Radler (aus Export und Limonade, in der Schweiz und im Saarland auch Panaché – aus dem französisch: mischen), das Alsterwasser (aus Pils und Limonade) und das Krefelder (aus Altbier und Cola). Colaweizen ist eine Mischung aus Weizenbier und Cola. Weiterhin existieren Mischgetränke aus Weizenbier und Fruchtsäften, wie das Bananenweizen oder das Kirschweizen.

Mit Sekt entstehen der Bismarck und der Helle Moritz.
Mit (hessischem) Apfelwein gemischt entsteht Bembelschlabber.
Mit Cider - in englischen Gaststätten als "Snake's Bite" (Schlangenbiß) bezeichnet.

Siehe auch: Honigbier, alkoholfreies Bier, Dünnbier, Malzbier (kein Bier im engeren Sinne)

Wirtschaft

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden im dritten Quartal 2003 in Deutschland 29,6 Millionen Hektoliter Bier abgesetzt, das entspricht der gleichen Menge wie im Vorjahreszeitraum. Nicht enthalten sind der Absatz von alkoholfreien Bieren und Malztrunk sowie das aus Ländern außerhalb der Europäischen Union eingeführte Bier.

Biermischungen (zum Beispiel Radler) waren 2003 mit 1,0 Millionen Hektolitern oder 3,3% am gesamten Bierabsatz beteiligt, das ist eine Abnahme von 6,1% gegenüber dem dritten Quartal 2002.

Im ersten Halbjahr 2004 wurden in Deutschland 51,8 Millionen Hektoliter (hl) Bier abgesetzt, das waren 0,3 Millionen hl oder 0,6 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum.

Biermischungen; also Bier gemischt mit Limonade, Cola, Fruchtsäften und anderen alkoholfreien Zusätzen – waren im ersten Halbjahr 2004 mit 1,3 Millionen hl oder 2,5 Prozent am gesamten Bierabsatz beteiligt, das ist ein Minus von 0,4 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2003.

87 Prozent des gesamten Bierabsatzes im ersten Halbjahr 2004 waren für den deutschen Inlandsverbrauch bestimmt und wurden versteuert. Die Menge ging um 1,4 Prozent auf 45,0 Mill. hl zurück. Der steuerfreie Absatz betrug 6,7 Millionen hl Bier (+ 16,4%): 5,1 Millionen hl (+ 22,6%) davon gingen in die EU-Länder, 1,5 Mill. hl (+ 0,4%) in Drittländer und 103 627 hl (- 3,4%) unentgeltlich als Haustrunk an die Beschäftigten der Brauereien.

Biermaße

Historischer Bierkasten

Je nach Gegend haben sich verschiedene Glasgrößen aus den alten Maßeinheiten erhalten:

  • Halber: 0,4 bis 0,5 Liter im Bierseidel; Hamburg, Schleswig-Holstein
  • Henkel: 0,4 bis 0,5 Liter im Bierseidel; Berlin
  • Kugel: 0,3 bis 0,4 Liter in der Bierkugel; Berlin
  • Kanne: 1,85 Liter (studentische Maßeinheit)
  • Maß: 1,069 Liter – Bayern, Österreich
  • Krügerl: 0,5 Liter – Ostösterreich
  • Großes: 0,5 Liter – Westösterreich und Deutschschweiz
  • Halbe: 0,5 Liter – Bayern und Württemberg, Oberösterreich
  • Seidla: 0,5 Liter – Franken
  • Seid(e)l: 0,3 Liter – Ostösterreich
  • Kleines: 0,3 Liter – Westösterreich und Deutschschweiz
  • Stange, Tulpe, Becher oder Chübeli: 0,3 Liter – Deutschschweiz (der Gebrauch hängt von der Gegend und von der Form des Glases ab)
  • Chübel: 0,4 oder 0,5 Liter – Deutschschweiz
  • Kölner Stange: 0,2 Liter – Köln und Umgebung, Deutschland
  • Stößchen: 0,1 Liter – Köln und Umgebung, Deutschland
  • Pfiff: 0,2 Liter – Ostösterreich
  • Herrgöttli: 0,2 Liter – Deutschschweiz
  • Pint: 0,568 Liter – Großbritannien, Irland (und in USA, 0,454 Liter)
  • Half Pint: 0,284 Liter – Großbritannien, Irland (und in USA, 0,227 Liter)
  • un demi: 0.25 Liter in Frankreich; 0.5 Liter in Nordfrankreich und Belgien
  • un boc: 0.125 Liter in Frankreich
  • una jarra: 0,4 Liter im Bierseidel; Spanien
  • um choppe: 0,66 Liter; Brasilien
  • Stiefel: 2,0 Liter; Österreich
  • Doppelliter: 2,0 Liter; Oberösterreich
  • Schnitt: Schnell eingeschenktes 0,3-Liter-Glas, eigentlich nur zum probieren gedacht... ergibt meistens etwa 1-2 Schluck
  • Schnidd: ein mehr als halbvolles Seidla - Franken
  • Schimmel: 0,5 - 1 Liter zur Verkostung in der Brauerei, wird meistens warm getrunken da im Lagerkeller meistens kalte Temperaturen herrschen
  • "Humpen": 0.33l - Luxemburg. Standard Bierglasform
  • "Mini": 0.25l - Luxemburg. idem nur kleiner
  • "Flute" : 0.33l - Luxemburg. Schmale Förme nach oben auseinanderlaufend. Aus dem Französischen: Flute - Flöte
  • "Klänsch": 0.33 - Luxemburg. Bierglas mit Henkel. Man unterscheidet zwischen "riets", "lenks", "mëttel" (rechts, links, mittel) je nachdem wo, relativ zum Henkel, das Emblem der Brauerei ist.

Flaschengrößen

  • In der Schweiz waren bis in die Neunzigerjahre des letzten Jahrhunderts Pfandflaschen von 0,58 Litern üblich. Heute dominieren die europaweit genormten Pfandflaschen von 0,5 und 0,33 Litern. Regional (Wallis, Tessin, Frauenfeld, Düsseldorf, Saarland) sowie in Spanien und Portugal sind auch Literflaschen im Umlauf.
  • In Österreich sind hauptsächlich Pfandflaschen von 0,5 Litern in Verwendung. Einige Sorten werden allerdings in Einwegflaschen von 0,25-0,33 Litern angeboten. In Aluminiumdosen (Einwegverpackung) sind 0,5 und 0,33 Liter üblich.
  • In Belgien sind Flaschengrößen zwischen 0,25 und 0,5 Liter üblich, es gibt aber auch Flaschen bis zu 3 Liter Größe.
  • In Frankreich sind Flaschen mit einer Größe von 0,25 und 0,75 Liter üblich.
  • In Brasilien und Italien sind auch Flaschengrößen von 0,66 Liter gebräuchlich.
  • In Spanien sind 0,25 und 1 Liter Flaschen und Dosen zu 0,33 oder 0,5 Liter üblich.
  • In Argentinien gibt es verschiedene Größen. Die Standardgröße im Supermarkt oder am Kiosk ist 1 Liter (oder ein kleinbisschen weniger), die Standardgröße in der Kneipe ist etwa 0,66 oder 0,75 Liter, seltener auch 0,33 Liter.

Alkoholismus

Bier kann wie jedes alkoholische Getränk zu Alkoholismus - einer schweren Suchterkrankung - führen. Ein übermässiger Konsum kann unheilbare Schäden wie Leberzirrhose, Magenkrebs, Gehirnerkrankungen, Nervenerkrankungen und viele weitere Krankheiten verursachen.

Die Anonymen Alkoholiker empfehlen, mehrere alkoholfreie Tage in der Woche einzulegen, um nicht süchtig zu werden.

Wirkung

Bereits ein Glas Bier kann einen Blutalkoholgehalt von 0,2 Promille hervorrufen, die genaue Menge hängt von individuellen Faktoren ab wie Körpergrösse und Gewicht.
0,2 Promille reichen aus, um das Reaktionsvermögen negativ zu beeinflussen und das Blickfeld einzugrenzen.

Risiken für die Gesundheit

Das Resümee einiger internationaler wissenschaftlicher Studien zum Thema Bier, dass maßvoller Biergenuss gesundheitsfördernd sei, wird aufgrund der großen Verbreitung des Getränkes Bier in der Bevölkerung ständig vorangetrieben.

Diese Erkenntnisse sind allerdings in heutiger Zeit in Fachkreisen höchst umstritten und zum Teil widerlegt.

Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, das regelmäßiger Alkoholkonsum, auch maßvoller, das Risiko steigert, an Krebs zu erkranken.

Als oberste Grenze eines noch maßvollen Alkoholverzehrs galt lange Zeit der Wert von 80g pro Tag. In den letzten Jahren legte man das Körpergewicht zugrunde und sah einen Verzehr von 1g Alkohol pro kg Körpergewicht pro Tag als oberste Grenze für einen gesunden und erwachsenen Menschen an. Allerdings schwanken diese Werte beträchtlich, sie sind zum Beispiel abhängig von Geschlecht und Gewicht, aber auch von der persönlichen Konstitution. Neuerdings wird ein täglicher Verzehr von 30 ml entsprechend 25 g Alkohol als sichere obere Grenze angesehen. Diese Alkoholmenge ist in etwa 0,7 Liter Vollbier beziehungsweise in einem Liter Leichtbier enthalten. Außerdem enthält Bier "Einfachzucker" (Monosaccharide), die zur Entstehung von Übergewicht beitragen können.


Woher kommt der Bierbauch nun wirklich?

Zwischenzeitlich wurde in Studien belegt, dass das Körpergewicht durch mäßigen Biergenuss theoretisch vermindert werden kann. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass man nicht mehr als gewöhnlich isst. Darüber hinaus wurden auch günstige Wirkungen auf den Fett- und Zuckerstoffwechsel, die Blutgerinnung und die Blutdruckregulation festgestellt. So nehmen zum Beispiel die arteriosklerosefördernden Cholesterinanteile (LDL) im Blut ab, während die schützend wirkenden Cholesterinanteile (HDL) zunehmen.

In der Praxis führt der regelmäßige Konsum von Bier dennoch häufig zur Gewichtszunahme, dem Bierbauch, einfach weil Bier im Vergleich zu anderen alkoholischen Getränken das Hungergefühl besonders intensiv verstärkt. Nicht umsonst wird in vielen Ländern Bier traditionell zusammen mit stärkehaltigen, kalorienreichen Snacks (in Deutschland mit Chips, in Japan mit Eda-Bohnen) konsumiert. Außerdem enthält Bier "Einfachzucker" (Monosaccharide) aus Getreide und Malz, die zu Übergewicht beitragen können.

Nicht nur im Deutschen wird ein dicker Bauch auch sprachlich in Beziehung zum Bier gesetzt: Auf Japanisch heißt ein dicker Bauch Biiruppara (ビール腹), also "Bier-Bauch", und auf Französisch ventre Kro, "Kronenbourg-Bauch", in Anspielung an den Kosenamen der größten französischen Bierbrauerei. In der österreichischen Mundart existiert der Begriff "Gössermuskel", nach der steirischen Gösser-Brauerei.

B-Vitamine und Mineralstoffe

Alkohol verbraucht beim Abbau im Körper viele Vitamine und Mineralstoffe, daher ist es stark umstritten, ob Bier zur Vitaminzufuhr und zum Ausgleich des Mineralstoffhaushalts beitragen kann.

"Alkoholfreies" Weißbier, das trockene Alkoholiker allerdings trotzdem vermeiden sollten, da es immer noch kleine Restmengen Alkohol enthält, ist als isotonisches Getränk zahlreichen Spezial-Mischungen für Sportler mindestens ebenbürtig, weshalb der Konsum von alkoholfreiem Weißbier auch Sportlern empfohlen werden kann. Das ist durch mehrere Studien belegt.

Über die Rohstoffe Malz, Hopfen, Hefe und Wasser gelangen die B-Vitamine ins Bier. So enthält das Gösser Spezial Bier 1,068 mg Pyridoxin (Vitamin B6) pro Liter. Das entspricht immerhin rund 60% des menschlichen Tagesbedarfs an diesem Vitamin. Für den reichen Vitamingehalt des Bieres sorgen Hefe und Malz. In großen Mengen kommen neben Vitamin B6 vor allem Vitamin B2 (Riboflavin), Pantothensäure sowie Niacin vor. Mit einem Liter Bier nimmt der Körper 1490 mg Pantothensäure (Provitamin B6) auf. Diese Menge deckt etwa 25% des Tagesbedarfes ab. Pantothensäure fördert den Energiestoffwechsel der Hautzellen und deren optimale Ernährung. Auch bei akutem Sonnenbrand beruhigt und heilt sie die Haut. Deshalb findet man Pantothensäure unter anderem auch in Wund- und Heilsalben.

Auch Niacin ist für die Haut unentbehrlich. Es unterstützt die Collagenbildung, reguliert die Einwirkung schädlicher UV-Strahlen und beeinflusst zudem die Pigmentbildung. Mit bis zu 14 mg/l je nach Biersorte wird ein Großteil des Tagesbedarfs abgedeckt. Vitamin B2 nimmt entscheidenden Einfluss auf das Wachstum des Menschen und fördert den Heilungsprozess der Haut. Dasselbe gilt für Haare und Nägel. 20% des täglichen Bedarfs an Vitamin B2 wird durch einen Liter Bier gedeckt.

In einer Arbeit der TU München wurde festgestellt, dass sich die Ansammlung von Mineralien und Spurenelementen im Bier günstig auf Nerven und Muskelkraft, auf den Elektrolythaushalt, auf die Aktivierung von Enzymen und die Hormonsteuerung auswirkt. Ferner helfen Eisen und Kupfer bei der Blutbildung. Phosphor fördert den Stoffwechsel und Magnesium stärkt den Herzmuskel. Zink wird zur Insulinbildung benötigt, Fluor schützt die Zähne vor Karies und Mangan macht das Vitamin B für den menschlichen Organismus erst verwertbar.


Gynäkomastie - "Bierbrust/Busen bei Männern"

Bier enhält Phytoöstrogene, durch die für den Geschmack zugesetzten weiblichen Blüten des Hopfens. Es wird davon ausgegangen, dass Phytoöstrogen zu einem runderen Bauch und auch einer Vergrösserung der Brust führen kann, auch bei Männern, dem sogenannten "Bierbusen" oder umgangssprachlich auch als "Biertitte" bezeichnet.

Siehe auch