Bosnische Kirche
Die Bosnische Kirche (Crkva Bosanska, Ecclesia Bosniensis) ist ein Sammelbecken christlichreligiöser Bewegungen mit orthodoxen und katholischen Praktiken und Elementen, wie sie in den Jahrhunderten nach Bosnien und Herzegowina entstand, doch man darf auch nicht aus Acht lassen dass im 13. und 14. Jahrhundert in Bosnien das Bogumilentum zeitweise sogar eine Staatsreligion darstellte. Doch auch deren Tage waren gezählt. Als die Türken nach der Schlacht gegen die Serben auf dem Amselfeld (1389) auf dem Balkan weiter vordrangen war es vorbei mit der bosnischen Kirche.
Geschichte
Die Wurzeln des Christentums reichen in Bosnien-Herzegowina in frühchristliche Zeit zurück. Für die weitere Entwicklung des Landes war es bedeutsam, dass die Grenze der Einflusssphären von Rom und Konstantinopel mitten durch das Land ging. Im Mittelalter war Bosnien ein Zentrum der neo-gnostischen und neo-manichäischen Bewegung der Bogomilen. Deren Anhänger von einem starken Leib-Seele-Dualismus ausgingen und hofften durch Askese und Weltabgewandtheit nach dem Tod mit Gott vereint zu werden. Die Bewegung der Bogumilen (der Name geht auf den Gründer der Bewegung, den bulgarischen Popen Bogomil zurück) kam von Bulgarien aus nach Bosnien und wurde von der katholischen Kirche als Ketzer verfolgt. Ab 1221 gingen auf Geheiß des Papstes Dominikaner als Inquisitoren und Missionare gegen die Bogumilen vor. Auch von Ungarn (das vom 12. bis ins 14. Jahrhundert in Bosnien herrschte) und von den bosnischen Königen des 14. und 15. Jahrhunderts wurden die Bogumilen verfolgt.
Zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert spielte die „Bosnische Kirche“ eine wichtige Rolle im Land. Vermutlich ging die Kirche aus der Bogumilenbewegung hervor, mit der sie ihre dualistische Lehre und ihre ablehnende Haltung gegenüber dem Papsttum teilte. Anders als die Bogumilen vertraten die Mitglieder der Bosnischen Kirche, die seitens der römisch-katholischen Kirche ebenfalls der Ketzerei bezichtigt wurde, aber nicht die strengen Grundsätze der Askese und lehnten auch nicht jede Form der Hierarchie ab. Mit der Eroberung des Landes durch die Osmanen (1463) endete auch die Geschichte der Bosnischen Kirche.
Ihr gehörten als Staatskirche die gesamte Bevölkerung Bosniens an. Die bosnische Kirche ging nach der türkischen Eroberung Bosniens 1463 unter, zumal die feudale Oberschicht weitgehend zum Islam übertrat. Die wenigen und in der Regel katholischen Gemeinden in Bosnien wurden dann von den romtreuen Franziskanern betreut.
Theologie und Struktur
Ihre Theologie war wahrscheinlich stark von den in Bosnien nicht verfolgten Bogomilen mit ihrer neo-gnostischen und neo-manichäischen Lehre beeinflusst. Obwohl Fürst Vukan von Diokla die Bosnische Kirche beim Papst als häretisch anschwärzte und sowohl die Orthodoxen und die Katholiken sie als Häretiker betrachteten, schaffte es Kulin die päpstlichen Emissäre davon zu überzeugen, dass er ein treuer Katholik sei. Dadurch konnte die Bosnische Kirche an der Schnittstelle der römisch-katholischen und der orthodoxen Kirchenstrukturen ein unabhängiges Eigenleben führen.
Literatur
- Stimac, Zrinka: Die bosnische Kirche. Versuch eines religionswissenschaftlichen Zugangs, Frankfurt a.M. u.a. 2004 ISBN 978-3-631-52022-2