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Spaichingen

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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

Spaichingen, fotografiert vom Fuß des Klippeneck

Spaichingen ist eine Stadt im Primtal im Landkreis Tuttlingen am Fuß des Dreifaltigkeitsberges.

Geschichte

Erstmals wurde Spaichingen im Jahr 791 in einer Schenkungsurkunde des Klosters St. Gallen urkundlich erwähnt. Die Hoheitsrechte in Spaichingen besaßen im Mittelalter die Grafen von Hohenberg. Nach einer Urkunde aus dem Jahre 1381 verkaufte Karl Rudolf III an Herzog Leopold von Österreich, Spaichingen wurde somit für über 400 Jahre Österreichisch. Wegen seiner strategisch wichtigen Lage musste der Ort Plünderungen und Brandschatzungen bei vielen Truppendurchzügen über sich ergehen lassen. Trotzdem konnte sich Spaichingen zu einem ansehnlichen wirtschaftlichen Zentrum entwickeln. 1623 hat Spaichingen das Recht erhalten, einen Wochenmarkt und einen Jahrmarkt abzuhalten. Im Rahmen des Reichsdeputationshauptschlusses kam Spaichingen 1805 zum Königreich Württemberg. Offiziell zur Stadt erhoben wurde Spaichingen erst 1828.

Aufgrund einer umfassenden Gebietsreform im Jahr 1938 kam Spaichingen nach Auflösung des Oberamtes Spaichigen zum Landkreis Tuttlingen.

Von Anfang September 1944 bis 18. April 1945 bestand in Spaichingen ein Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof. Die Waffenfabrik Mauserwerke aus Oberndorf (Neckar) verlegte unter dem Tarnnamen „Metallwerke Spaichingen“ einen Teil ihrer Produktion nach Spaichingen.


Politik

Spaichingen bildet zusammen mit den Gemeinden Aldingen mit Aixheim, Balgheim, Böttingen, Denkingen, Dürbheim, Frittlingen, Hausen o.V. und Mahlstetten eine Verwaltungsgemeinschaft.

Gemeinderat

Sitzverteilung

CDU 11 Sitze FW 5 Sitze Grüne 1 Sitz SPD 1 Sitz

Städtepartnerschaften

Seit 1970 besteht eine Partnerschaft mit der französischen Stadt Sallanches im Departement Hochsavoyen in der Nähe des Mont Blanc. Seit Öffnung der Grenze zur ehemaligen DDR bestehen Kontakte mit der sächsischen Stadt Regis-Breitingen etwa 40 Kilometer südlich von Leipzig. Regis-Breitingen hatte früher die gleiche Postleitzahl wie Spaichingen (7208). Seit 1991 werden jährlich Schüleraustauschbegegnungen zwischen dem deutschen Gymnasium in Mezöbereny (Ungarn) und dem Spaichinger Gymnasium durchgeführt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Das Wahrzeichen der Stadt ist der Dreifaltigkeitsberg (985 m) mit der Wallfahrtskirche der Kirchengemeinde, betreut vom Claretinerorden. (Frühbarock 1673, Hochaltar von Joseph Anton Feuchtmayer). Vom Dreifaltigkeitsberg aus machten in den 1920er Jahren Pioniere des Segelflugs wie z.B. der Prinz von Schaumburg-Lippe, Wolf Hirth und andere zahlreiche Flugversuche. Später verlagerte sich der Flugbetrieb auf die Hochfläche des nahe gelegenen Klippenecks, das heute noch ein Zentrum des Segelflugs in Deutschland ist.

Musik

Die Stadkapelle Spaichingen ist ein über die Landesgrenzen hinaus bekanntes sinfonisches Höchststufen-Blasorchester. Sie wurde bekannt mit ihren Auftritten im In- und Ausland wie z.B. in Brynn (bei Prag) heutige Tschechien oder bei den Freundschaftsspielen Deutschland gegen Brasilien. Die Stadtkapelle wird seit 11 Jahren von Musikdirektor Thomas Uttenweiler dirigiert Die Stadtkapelle kann als ein Hauptbestandteil des Spaichinger Kulturlebens gesehen werden.

Regelmäßige Veranstaltungen

Eine traditionelle Veranstaltung in Spaichingen ist das 50er Fest, hier feiert der jeweilige Geburts-Jahrgang der 50 jährigen ein mehrtägiges großes Fest, an dem sich traditionell die Jahrgangsvereine der 60er, 70er, 80er 90er Jubilare beteiligen.

Der Ort ist auch bekannt für die im schwäbisch-alemannischen Raum verbreitete Fasnet. Dazu gehört der Fasnetsonntag-Umzug mit vielen Wagen oder Fußgruppen zu lokalen Themen und verschiedenen Narrenzünften, die ihr Häs präsentieren.

Nach der Fasnet wird am Funkensonntag ein Fackellauf mit selbstgebauten Fackeln veranstaltet. Die Fackeln werden unter Beteiligung und mit Unterstützung der Schulen großteils von den Spaichinger Schülerinnen und Schülern gebaut. Die fertig gebauten Fackeln werden zum Harzen abgeholt und am Sonntag auf den Dreifaltigkeitsberg gebracht. Bevor die Fackelläufer unter Aufsicht der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr den Berg hinunter wandern, können sie sich im Pilgersaal des Claretiner-Klosters auf dem Berg aufwärmen und kostenlos Wurst, Wecken und ein Getränk als Verpflegung abholen. Der Lauf führt von der Spitze des Dreifaltigkeitsbergs rund zwei Kilometer die Serpentinen die Straße am Albtraufes hinab zur „Bleiche“ wo das Funkenfeuer aufgebaut ist und die Stroh-Hexe symbolisch verbrannt wird. Die Fackelträger überwinden dabei einen Höhenunterschied von mehr als 200m. An diesem Tag kann man von Spaichingen aus vier bis sechs weitere Feuer sehen. Bei diesem Brauch sind die seit 1992 bestehenden Spaichinger Funkenhexen sowie die Stadtkapelle vor Ort.

Jährlich findet in der Stadt auf dem Marktplatz Anfang Mai ein Flohmarkt, Anfang November der Martinimarkt und Anfang Dezember der Weihnachtsmarkt statt. Überregional bekannt ist auch das seit Jahren vom Sportverein Spaichingen 08 e. V. jeweils im Juli durchgeführte internationale Jugend-Fußballturnier im Stadion Unterbach.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Der Bahnhof Spaichingen

Spaichingen liegt an der Gäubahn Stuttgart–Singen und ist zweistündlicher RegionalExpress-Halt. Darüber hinaus ist Spaichingen an das Ringzug-System angeschlossen, das die Stadt werktags im Stunden-Takt umsteigefrei mit Tuttlingen, Immendingen und Leipferdingen sowie mit Rottweil verbindet. In Rottweil gibt es zweistündlich Anschluss an den ICE nach Stuttgart, so dass in Verbindung mit dem direkten Regionalexpress stündliche Verbindungen von und nach Stuttgart angeboten werden. Neben dem Bahnhof Spaichingen besteht außerdem der Haltepunkt Spaichingen-Mitte im Norden Spaichingens. Bis 1966 war Spaichingen darüber hinaus Ausgangspunkt der Heubergbahn nach Reichenbach am Heuberg und hatte so direkten Bahnanschluss auf den Heuberg. Diese Strecke ist inzwischen aber stillgelegt und abgebaut. Die ehemalige Bahntrasse wurde zu einem Spazier- und Wanderweg umgestaltet. Spaichingen ist in den Verkehrsverbund TUTicket eingegliedert.

Die Hauptstraße, die durch Spaichingen führt, ist die B 14. Sie ist über die Autobahn A 81 aus Richtung Singen über die Abfahrt Tuningen oder aus Richtung Stuttgart über die Abfahrt Rottweil zu erreichen.

Ansässige Unternehmen

In Spaichingen ist seit 1819 die Firma Carl Sauter Pianofortemanufaktur ansässig, ein international renommierter Hersteller von Klavieren und Flügeln.

Medien

Der in Spaichingen verbreitete "Heuberger Bote" ist ein Kopfblatt der Schwäbischen Zeitung. Der Schwarzwälder Bote hatte sich vor Jahren mit seiner Lokalredaktion aus Spaichingen und dem Landkreis Tuttlingen zurückgezogen. Neben der Tageszeitung können sich die Bürger auch aus dem unabhängigen lokalen Magazin "Cocktails" über das Zeitgeschehen in der Stadt und der Umgebung informieren.

Gericht, Behörden und Einrichtungen

Spaichingen verfügt über zwei Notariate, ein Amtsgericht, das zum Landgerichtsbezirk Rottweil und zum Oberlandesgerichtsbezirk Stuttgart gehört. Die Stadt ist auch Sitz des Dekanats Spaichingen des Bistums Rottenburg-Stuttgart.

Bildung

In Spaichingen gibt es fünf Kindergärten: einen städtischen, drei katholische (St. Franziskus, St. Michael, St. Raphael) und den evangelischen Kindergarten.

Es gibt zwei Grund- und Hauptschulen, die Schillerschule und die Rupert-Mayer-Schule, eine katholische Freie Grund- und Hauptschule. Am Ort ansässige weiterführende Schulen sind die Spaichinger Realschule und das Gymnasium. Den Auszubildenden und allen anderen steht die gewerbliche, kaufmännische und hauswirtschaftliche Berufsschule mit Fachschulen zur Verfügung. Die Volkshochschule gibt ihre Kurse in dem Gebäude der Realschule. Spaichingen verfügt ebenfalls noch über eine Musikschule, die zur Musikschule Trossingen gehört.

Persönlichkeiten

  • Spaichingen ist der Wohnort des ehemaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Erwin Teufel.
  • Spaichingen war der 1. Verein des Ex-Bundesligaprofis Kristijan Djordjevic.

Ehrenbürger

Ehrenbürger der Stadt Spaichingen sind das ehemalige Mitglied des Landtages Franz Schuhmacher, die beiden Brüder Teufel (Albert Teufel, ehemaliger Bürgermeister, und sein Bruder Erwin, ebenfalls ehemaliger Bürgermeister und von 1991 bis 2005 baden-württembergischer Ministerpräsident) sowie der Jesuitenpater Rupert Mayer und Oscar Hagen.

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Jochen Kastilan, Das Konzentrationslager in Spaichingen, in: Spaichinger Stadtchronik, Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen, 1990 (ein Nebenlager des KZ Natzweiler-Struthof)
  • Karl-Heinz Reiser: Spaichingen. Bilder des vergangenen Jahrhunderts. Sutton Verlag, Erfurt 2006, ISBN 978-3-86680-064-9
Commons: Spaichingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien