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Rettenbach (Gemeinde Bernstein)

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Rettenbach ist ein Ort im Burgenland in Österreich der Gemeinde Bernstein.

Lage

Rettenbach liegt 430 m ü. A. am Fuße des Kienbergs (808 m) und in dem tiefen, waldigen Tal des Stubenbaches, das bei der Spitzwiese ins Tauchental mündet. Vom Osten grüßt von einem hohen Felsen die gut erhaltene Burg Bernstein, einst die Beherrscherin und Beschützerin dieses Tales.

Klima

Wegen der hohen Lage ist das Klima rau und reich an Niederschlägen. Der Jahresdurchschnitt erreicht zwischen 910 - 1200 mm. Die Erntezeit findet 2 bis 3 Wochen später statt, auch der Frühling kommt später als in den Niederungen des Südens.

Ortsteile

  • Der Ortsteil Dorf stellt das Zentrum des Ortes dar. Hier befindet sich auch das Gemeindehaus, das gleichzeitig als Feuerwehrhaus genutzt wird.
  • Grom nennt man den Ostteil des Ortes. Die Häuser stehen in der Nähe des Kienbergbaches. Der Name kommt daher, weil der Ortsteil in einem langen, engen und steilen Graben liegt.
  • Anger ist der Ortsteil gegen Stuben. Hier fand sich die Dorfgemeinschaft zusammen und verrichtete gemeinsam Arbeiten. (Kohlenbrennen).
  • Die westliche Häusergruppe nennt man Scheckerl. Zerstreute Häusergruppen gaben dem Ortsteil einst den Namen.
  • Die Hintergossen wird deshalb so genannt, weil sie hinter der Dorfstraße verläuft.

Zu Rettenbach gehören außerdem noch die 'Schmelz und Spitzwiese. In der Schmelz wurde ab 1770 Schwefelkies verhüttet, der in Bernstein gefördert wurde.

Neben den typischen Ortsteilbezeichnungen entwickelten sich im Laufe der Zeit auch besondere Hausnamen , die einerseits auf den Berufsstand (z.B. Dorfschmied, Richter, Josefers, Müllner, Weber, Schneider-Böhm, usw.) und andererseits auf die Lage des Hauses deuteten (Sulzfleck, Riegerlkoller, Heh-Bock usw.). zurück zu "Lage" weiter zu "Name"

Name

Der Name Rettenbach scheint im Jahr 1388 erstmals als Rotumpoh auf. Aus Rotumpoh wurde Reutempach, 1668 Retenbach, 1773 Reuttenbach und im 19. Jahrhundert dann endgültig Rettenbach. Jedenfalls hängt der Name des Ortes irgendwie mit dem rötlichen Wasser des Baches zusammen. Früher mögen Sümpfe das Tal bedeckt haben und die rötliche Färbung des Baches wird wahrscheinlich stärker gewesen sein. Das Wasser ist sehr eisenhältig (Säuerling).

Andererseits könnte auch das hier vorkommende Gestein (vor allem Kupfer- und Schwefelkies) mit dem Rot etwas zu tun haben. Eine andere Deutung leitet den Namen von Retten ab. Angeblich soll sich die Burgbesatzung in Notzeiten durch einen unterirdischen Gang vom tiefen Schlossbrunnen aus nach Rettenbach gerettet haben; eine Sage erzählt, dass man eine Ente in den Bernsteiner Schlossbrunnen geworfen hätte, die dann in Rettenbach herausgekommen sei.

Wirtschaft

Rettenbach gehört mit dem Bernsteiner Gebirge zum Ostrand der Buckligen Welt. Das Gebirge gehört nicht dem Urgebirge an, sondern besteht aus Tonschiefer (Philit), der nicht besonders fruchtbar ist. Der ganze Gebirgsstock wurde in den ältesten Zeiten der Erdgeschichte von Süden über die kristallinen Schiefer (Urgestein) des Grundgebirges geschoben. Stellenweise kommt Chloritschiefer vor, dieser ist an manchen Stellen in Serpentinschiefer oder Edelserpentin übergegangen. Zusammen mit dem Serpentin kommt Grünschiefer vor, ein Ergussgestein ähnlich wie der Basalt. In Rettenbach ist der Tonschiefer in großer Menge vorhanden.

Zwei Säuerlinge, einer in der Vöslau (Westen), der andere schon fast in Stuben gelegen, spenden vorzügliches Mineralwasser.

Felder, Wiesen und Wälder wechseln untereinander ab. Die Erhebungen sind mit herrlichen Wäldern bedeckt, die meistens aus Nadelhölzern, Weißkiefern, Fichten und Tannen bestehen. Der Holzreichtum ist beträchtlich. Ziemlich groß ist der Urbarialbesitz. Schütter ist der Laubwald, vereinzelt tritt der Mischwald auf. Die Wiesen und Felder befinden sich auf den steilen Hängen (Leiten) und den Tälern. Der Boden ist äußerst schwer zu bearbeiten. Dennoch werden Roggen, Hafer, Weizen und Kartoffeln angebaut.

Geschichte

Geschichte der Burg

Da Rettenbach bis zum Ende der Österreich/Ungarischen Monarchie zur Burg Bernstein gehörte, ist auch die geschichtliche Entwicklung des Ortes eng mit der der Burg verbunden.

Wirtschaft zur Herrscherzeit

Rettenbach hatte schon im Mittelalter einen großen Waldreichtum . So umfasste der damalige Wald, der Oxensteiner Wald, das Gebiet um Rettenbach, Tauchen, Stuben und Dreihütten. Er war mit seinen 600 ha einer der größten Wälder der Herrschaft Bernstein. Die Leute bedienten sich damals in den herrschaftlichen Wäldern des „Pluembesuches“ (der Bienenzucht ). Eine weitere Bedeutung für die Herrschaft Bernstein hatte der fischreiche Bach in der Rettenpekher Au. Angebaut wurden vor allem Weizen, Roggen und Hafer. Die damaligen Abgaben der Herrschaftsuntertanen bestanden aus geldlichen Leistungen, Naturalleistungen (Hühner, Eier, Käse, Weizen, Roggen, Hafer, Gänse, Schafe, Honig) und Robotleistungen (besonders zum Burgbau, Holzfuhren), die aber immer mehr durch Geld abgelöst wurden. Ein ganzes Lehen umfasste acht bis fünfzehn Joch Äcker (je nach Beschaffenheit des Bodens), fünf Joch Wiesen und meist auch einen kleinen Obstgarten. (1 Joch = 5700 m²).

Ein halber Hof (Lehen) umfasste den halben Besitz und leistete halbe Abgaben. Hofstättler und Neustiftler, die keinen Grund innehatten, leisteten ganz geringe geldliche Abgaben. Rettenbach gehörte während der Herrschaft Bernstein auch dem Niedergericht Bernstein an (Bernstein, Rettenbach, Stuben, Redlschlag). Das Gericht hatte im 16. Jahrhundert eine eigene Pfarre, jedoch keinen Pfarrer.

Wirtschaft ab 1900

Die letzten Jahrzehnte vor dem Ausbruch des 1. Weltkrieges waren durch eine starke Förderung des national-magyarischen Gedankens gekennzeichnet (das Gebiet gehörte zu Ungarn). Die Einführung und Vermehrung des ungarischen Unterrichtes, die geschickte Verbindung von magyarischem Bekenntnis und Eröffnung sozialer Aufstiegschancen, die Festlegung offizieller ungarischer Bezeichnungen für Orte und Einrichtungen, sind alles Hinweise auf die Magyarisierungsbestrebungen. Das Grenzgebiet war zu dieser Zeit Schmuggelgebiet. In Dreihütten befanden sich 10 Grenzsoldaten. Die Schmuggelware aus Ungarn bestand aus Vieh und Tabak, während aus Niederösterreich Salz eingeschmuggelt wurde.

Die Zeit zwischen dem 1. und 2. Weltkrieg war durch eine schwere wirtschaftliche Krise gekennzeichnet. Die Arbeitslosigkeit und Inflation stiegen. In Rettenbach herrschte während dieser Zeit eine rein bäuerliche Struktur (kleinbäuerliche Betriebe). 90 Prozent der in Rettenbach lebenden Familien waren Vollerwerbsbauern, während die verbleibenden 10 Prozent als Nebenerwerbsbauern bezeichnet werden konnten.

Die Bauern betrieben hier die so genannte Dreifelderwirtschaft. In einem Ried durfte immer nur dasselbe angebaut werden, weil damals auch die Wege bebaut wurden und somit nur zur Erntezeit und im Winter frei waren (Servitutswege). Die Bauern Rettenbachs waren Selbstversorger. Es wurden Roggen und Weizen für Mehl, Gerste und Hafer für die Fütterung angebaut. Daneben wurden noch Flachs, Rüben, Kartoffeln, Tabak, Mohn und Gemüse angepflanzt. Die Rinder wurden solange als möglich auf den Weiden gehalten. Trotzdem bereitete die Fütterung über den Winter oft große Schwierigkeiten. Die Menge des Getreides war nie so groß, dass man es wagen konnte, einen Teil zu verkaufen. Schweine wurden in den kühleren Monaten geschlachtet (höchsten 2), da nur zu dieser Zeit die Haltbarmachung des Fleisches möglich war. Das Fleisch wurde größtenteils zuerst eingesalzen, 3 Wochen in Beize gelegt und dann geräuchert. Der Anbau von Flachs spielte zur Selbstverarbeitung und Selbstversorgung eine bedeutende Rolle. Um zusätzlich Geld zu verdienen, fuhren manche Bauern während der Erntezeit mit ihren Sensen ins Marchfeld, wo sie dann verschiedenen Bauern bei der Ernte halfen. Allgemein muss aber über die Zwischenkriegszeit gesagt werden, dass Rettenbach scheinbar in seiner Entwicklung stecken blieb. Von 1920 - 1930 herrschte jedoch relativ gesehen Wohlstand und Friede im Ort.

Im Jahre 1939 brach dann der 2. Weltkrieg aus. Alle wehrfähigen Männer mussten einrücken, sodass die Frauen die Wirtschaften führen mussten. Bald bekamen sie jedoch Hilfe von Gefangenen oder Hilfsfreiwilligen aus Ungarn, Jugoslawien usw. Die Bauern mussten jedoch Abgaben leisten, die zur Versorgung der deutschen Soldaten dienten.

Mit dem Einmarsch der Russen in Rettenbach am 3. April 1945 begannen die Monate der Plünderungen.

Nachdem diese Zeit überwunden worden war, kam es zu einer Änderung der gesellschaftlichen Struktur in Rettenbach. Immer mehr Bauern beschlossen Berufe zu ergreifen und ihre Wirtschaft nur noch als Nebenerwerb auszuführen. 1954 gab es im Ort nur mehr 2 Mühlen, die zwei anderen wurden 1953 stillgelegt. Zu den Mühlen gehörte auch noch ein Sägewerk und eine Holzhandlung . In zwei Gemischtwarenhandlungen erhielt man das notwendigste für den Haushalt. Sehr gut bedient wurde man auch in den drei Gasthäusern, außerdem gab es in Rettenbach noch zwei Schuster, einen Tischler, eine Geschirrhändlerin und einen Zementwarenhersteller. Vor 1950 bestand auch eine Ziegelei, die jedoch bald wieder geschlossen wurde. Die Kinder wurden auf Grund der verbesserten wirtschaftlichen Lage in Handwerkslehren geschickt. Auch eine bessere Schulausbildung konnten sie genießen, da ab 1955 regelmäßig ein Bus zwischen Rettenbach, Oberschützen und Oberwart verkehrte. Die Bauernanzahl ging deshalb zurück, da die meisten Arbeiter, die bis 1967 im Bergwerk Tauchen arbeiteten, nach Wien als Pendler arbeiten gingen.

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