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Jacques Gaillot

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Bildbeschreibung

Jaques Gaillot


Jaques Gaillot (* 11. September 1935 in St-Dizier en Champagne) ist ein französicher, katholischer "Bischof ohne Bistum". Gaillot leitet stattdessen das virtuelle Internetbistum www.partenia.org (s.u.).


Kirchengeschichtliche Zeitumstände

Am 13. Januar 1995 wurde Gaillot auf Druck der französischen Regierung, insbesondere des rechten Innenministers Charles Pasqua, von Papst Johannes Paul II. als Bischof von Evreux abgelöst und nach Partenia strafversetzt wurde. Bischof Gaillot ließ die im 5. Jahrhundert untergegangene Diözese als "Diözese ohne Grenzen" im Internet wiederaufleben. Mit Hilfe der modernen Kommunikationsmittel kommuniziert er von seiner Klosterzelle in Paris aus über das Internet mit Menschen in aller Welt.


Leben

Gaillot wurde als Kind von Weinhändlern geboren und besuchte nach der Mittelschule das Priesterseminar von Langres.

Von 1957 bis 1959 leistete er in Algerien den Militärdienst, der ihn mit der Gewalt des Krieges konfrontierte. Diese Erfahrung weckte in ihm die Bereitschaft zur Gewaltlosigkeit. Die Entdeckung der islamischen Welt rief eine tiefe Freundschaft mit den Algeriern hervor.

Von 1960 bis 1962 hält er sich zum erweiterten Theolgiestudium in Rom auf, um das Lizenziat zu erwerben. Im März 1961 erfolgt die Priesterweihe.

Von 1962 bis 1964 erfolgen weitere Studien in Paris am Institut supérieur de Liturgie. Gaillot unterrichtet am Grand Séminaire von Chalons en Champagne.

Von 1965 bis 1972 lehrt er am Regionalseminar von Reims im Zusammenhang der Umsetzung der Neuerungen des 2. Vatikanischen Konzils.

1973 erfolgt in seiner Heimatstadt St-Dizier die Ernennung zum Pfarrer; gleichzeitig trägt er Mitverantwortung für die Schulung der Priesterausbilder in Paris (Institut de formation des éducateurs du clergé IFEC).

1977 wird er Generalvikar der Diözese von Langres, 1981 wird er zum Kapitularvikar gewählt und im Mai 1982 erfolgt die Ernennung zum Bischof von Evreux.

Als Bischof mit Zivilcourage setzt er sich öffentlich für verschiedene Personen und Themen ein: 1983 unterstützt er in Evreux vor Gericht einen jungen Militärdienstverweigerer aus Gewissensgründen. Auf der Jahresversammlung der französischen Bischöfe im Oktober 1983 stimmt er zusammen mit einem anderen Bischof gegen einen Text des Episkopats zur nuklearen Abschreckung. 1985 sympathisiert er mit dem palästinensischen Aufstand in den von Israel besetzten Gebieten und trifft den Palästinenserführer Yassir Arafat in Tunis. Er nimmt an einer außerordentlichen Sitzung der UNO zum Thema Abrüstung teil. Im Juli 1987 besucht er in Südafrika einen jungen Antiapartheitsaktivisten aus Evreux, der vom Regime in Pretoria zu vier Jahren Gefängnis verurteilt worden ist.

Im November 1988 tritt er im Wallfahrtsort Lourdes auf einer Vollversammlung der französischen Bischöfe insgeheim für die Priesterweihe verheirateter Männer ein.

Im Oktober 1989 setzt er sich auf einer Reise der Friedensbewegung in Französisch-Polynesien für den Stopp der Atomwaffenversuche ein.

1991 erscheint sein Buch "Offener Brief an diejenigen, die den Krieg predigen, diesen aber andere führen lassen" als Ablehnung des Golfkriegs und der Wirtschaftsblockade gegen den Irak. Er führte eine dreijährige Synode durch und schrieb etwa ein Dutzend Bücher. Das Buch "Coup de gueule contre l'exclusion" (Protestschrei gegen den Ausschluss) erregte als scharfe Kritik der Einwanderungsgesetze des damaligen Innenministers Charles Pasqua besonderes Aufsehen und lieferte später dem Vatikan den Vorwand für seine Absetzung.

Seit Freitag, den 13. Januar 1995 ist Gaillot nicht mehr Bischof von Evreux, sondern Bischof von Partenia in der Hochebene von Sétif in Algerien, wo er seinen Militärdienst geleistet hatte. Dieses im 5. Jahrhundert verschundene Bistum wird zum Symbol für alle, die in der Gesellschaft und in der Kirche das Gefühl haben, nicht zu existieren.

Gaillots Treue zum Evangelium und seine Liebe zu Jesus Christus, der nach seiner Ansicht nicht nur der Christenheit gehört, sondern der gesamten Menschheit, zeigt sich in seiner radikalen Option für die Armen (vgl. Gleichnis vom verlorenen Schaf). So arbeitet er in Paris für Ausländer, die keine gültigen Aufenthaltspapiere besitzen, und für obdachlose Familien sowie für junge Arbeitslose.

Fünf Jahre nach seiner Abschiebung anerkennen die französischen Bischöfe im Mai 2000 seine Arbeit.

Werke

  • Coup de gueule contre l'exclusion (Protestschrei gegen den Ausschluss)

Gedenktag

13. Januar 1995: Absetzung als Bischof von Evreux und Gründung des virtuellen Bistums Partenia.


Literatur

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