Sesostris I.
Namen von Sesostris I. | |||||||||||
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Horusname |
(ˁnḫ-msw.t) Das Leben ist gebohren | ||||||||||
Thronname |
(xpr-kA-Ra) Erscheinungsform der Ka-Kraft des Re | ||||||||||
Eigenname |
Senwosret oder Senuseret (s(j)-n-Wsrt) Mann der Wosret | ||||||||||
Griechisch bei Manetho |
Sesonchosis |
Sesostris I. ist der griechische Name eines altägyptischen Königs (Pharao) der 12. Dynastie (Mittleres Reich, welcher gemeinsam mit Amenemhet I. von ca. 1956 bis 1947 v. Chr. die Mitregentschaft ausübte, um nach der Krönung am 16.Tybi (13.April 1947 v. Chr.)[1] weiter bis 1910 v. Chr. zu regieren. Er gilt als einer der bedeutentsten Herrscher des Mittleren Reiches und Altägyptens überhaupt.
Familie
Sesostris I. war der Sohn von Amenemhet I. und Neferetjatenen. Der Name der Mutter ist nur auf einer Statue überliefert, die wiederum nur in einer Abschrift des 19. Jahrhunderts erhalten ist. Der Name ist ungewöhnlich und so gibt es Zweifel an der Authentizität dieser Inschrift und des Namens.
Seine Hauptgemahlin war Nofru, die wiederum seine Schwester oder Halbschwester war.
Regentschaft
Sesostris I. gilt heute als einer der großen Pharaonen des Mittleren Reiches. Er führte in seinem 18. Regierungsjahr einen Feldzug gegen Unternubien, in dessen Verlauf das Gebiet bis zum zweiten Katarakt erobert wurde. Zur Sicherung der neuen Gebiete wurden verschiedene Festungen in Unternubien errichtet, siehe dazu Ägyptische Grenzfestungen in Nubien. Dies ist das erste mal in der ägyptischen Geschichte, das ein größeres Gebiet außerhalb Ägyptens unter ständiger Kontrolle gelangte. In seinem 25. Regierungsjahr gab es eine Hungersnot, die in mehreren Texten erwähnt wird. Als Folge davon gab es eventuell Unruhen, In einer Inschrift aus el-Tod scheint hervorzugehen, dass der dortige Tempel geplündert wurde.
Der Hofstaat
Der Wesir am Beginn der Regierungszeit war Antefiqer, der bei der Pyramide von Amenemhet I. in El-Lischt ein Grab hatte und von einer Reihe von Dokumenten bekannt ist und anscheinend recht lange im Amt war. Sein Nachfolger war wohl ein gewisser Sesostris. Als Schatzmeister sind Sobekhotep (im 22. Jahr belegt) und nach ihm Mentuhotep bezeugt. Mentuhotep scheint eine außergewöhnliche Persönlichkeit gewesen zu sein, der anscheinend mehrere Bauprojekte von Sesostris I. leitete, darunter wohl vor allem der Ausbau des Amuntempels in Karnak. Mehrere Haushofmeister sind bekannt, davon sind vor allem Hor zu nennen, der eine Expedition des Herrschers leitete und Nacht, der in Lischt ein Grab hatte und am Pyramidenbau Sesostris I. beteiligt war.
Der König scheint diverse Beamte in den Provinzen eingesetzt zu haben.
Bautätigkeit
Sesostris I. baute im ganzen Land an diversen Tempeln. Er ist der erste König, der systematisch alle Tempel des Landes umbaute und in Steintempel umsetzte. Aus seinem dritten Regierungsjahr stammt die Kopie einer Inschrift, die vom Bau am Tempel in Heliopolis berichtet. Der älteste noch erhaltene Obelisk Ägyptens stammt ebenfalls von Sesostris I. Dieser Obelisk aus Assuan-Granit ist 20 m hoch und seht heute noch in Heliopolis (Iunu), ursprünglich wohl mit einem zweiten vor dem Eingangspylon des dortige Tempels.
Eines der ältesten Bauwerke im Amun-Tempel von Karnak ist so die „Weiße Kapelle“ des Sesostris I. Pharao Amenhotep III. (18. Dyn.) ließ dieses Bauwerk abtragen und verwendete die Alabastersteine als Füllmaterial für den 3. Pylon des Karnaktempels, wo sie vollständig aufgefunden und neu aufgebaut wurde. Heute gilt die Weiße Kapelle als das schönste und älteste noch erhaltene Bauwerk des Mittleren Reiches. Auf dem Sockel der Kapelle befinden sich die Namen der ägyptischen Gaue mit ihren Hauptstädten.
Ein weiterer wichtiger Tempel wurde in Abydos errichtet. Dieser Tempel wird noch in Inschriften der 13. Dynastie als des diesen Herrschers bezeichnet.
Bei Buhen, zwischen dem 1. und 2. Katarakt gelegen, ließ Sesostris I. eine Grenzfeste errichten. Eine Inschrift besagt, dass „kein Südländer unkontrolliert seinen Fuß auf ägyptisches Gebiet setzen“ sollte. Das Bauwerk ist heute im Nassersee verschwunden.
Sein Ende
Im 20. Jahr seiner Regentschaft und zehn Jahre vor seinem Tod ernannte Amenemhet I. seinen Sohn Sesostris I. zum Mitregenten. Der Vater kümmerte sich in erster Linie um die Innenpolitik und die Beruhigung der immer noch mächtigen Gaufürsten, während Sesostris I. persönlich Feldzüge nach Nubien und Libyen leitete. Nach 10 Jahren gemeinsamer Regierungszeit erhielt er auf einem Feldzug nach Libyen die Nachricht von der Ermordung seines Vaters und eilte sofort zurück, um seine Thronansprüche zu wahren.
Die oben gezeigte Darstellung um das Ende der Regierung von Amenemhet I. wird von einigen Ägyptologen bezweifelt.[2] Es wird darauf verwiesen, dass, die Doppeldatierungen auf Stelen und Graffiti (Jahr x des A. und Jahr y des S.) wegen ihrer Erhaltung und ihrer Form umstritten sind. Sie werden nicht mehr als Beweis einer Koregentschaft anerkannt. Der Übergang von Amenemhet zu Sesostris ist daher eines der umstrittensten Fragen in der Ägyptologie. Nach der "Lehre des Amenemhet" starb Amenemhet I. bei einem Attentat im Harim. Sesostris war zu dieser Zeit auf seinem Libyenfeldzug und kehrte nach einer Depesche ohne seine Truppen zum Palast zurück, um seinen Thronanspruch geltend zu machen (oder die Putschisten zu bestrafen). Ob er zu diesem Zeitpunkt Mitregent war, wird bezweifelt. Er wird in der Lehre des Amenemhet und in der Sinuhe-Erzählung als u.a. "ältester Sohn", also als Thronerbe, bezeichnet. Ob Amenemhet wirklich in jener Nacht starb, wurde lange diskutiert und anhand grammatischer Kriterien belegt oder widerlegt (mAa-Xrw; xaj; div. sDm.n=f-Formen). Es wird argumentiert, dass Amenemhet I. starb und die Lehre des Amenemhet eine Legitimationsschrift für Sesostris ist (es wurde vorgeschlagen, dass sie am Folgetag im Palast vorgelesen wurde). Darin spricht der verstorbene Vater aus dem Jenseits zu seinem Sohn. In der Nacht des Attentats beginnt auch die Geschichte von Sinuhe (im Regierungsjahr 30 von Amenemhet I.). Sinuhe ist eine fiktive Figur. Er war Haremsbeamter und ergriff aus Angst, in die Ereignisse verwickelt zu werden, übereilt die Flucht. Er vagabundiert viele Jahre durch den Nahen Osten, bis ihn Sesostris I. heimholen lässt und ihm ein Grab ausrichtet.
Zur Diskussion dieser Frage haben u.a. folg. Ägyptologen beigetragen: Posener, Obsomer, Jansen-Winkeln (pro gescheitertes Attentat), Burkard (A. stirbt durch Attentat, keine Koregenz).
Grabmal
Die einfach konstruierte Pyramide des Sesostris I. befindet sich in El-Lischt und besteht aus sternförmig angeordneten, rechtwinklig und diagonal sich schneidenden Steinrippen, die den Bau in 16 Hohlräume teilt. Diese waren aufgefüllt mit Schutt und Sand und dann abgedeckt mit Kalksteinplatten. Im Laufe der Jahrtausende rutschten die Platten ab und die Kammern liefen aus. Die Pyramide maß 105 m im Quadrat und war ursprünglich 61 m hoch. Der Pyramidenbezirk war von einer doppelten Mauer umgeben und umfasste noch eine Nebenpyramide sowie neun kleinere Pyramiden für die königliche Familie. Identifizieren konnte man die Grabpyramiden der Ehefrauen Neferet und Itakaiet, wobei die zweite Dame auch eine seiner Töchter gewesen sein könnte.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 16.Tag des 1.Monats Peret; 11.Januar im ägyptischen Kalender; umgerechnet auf JD 1010384; der ägyptische Kalender hatte im Jahr 1947 v. Chr. eine Abweichung von 273 Tagen gegenüber dem JD. Quelle. Artikel Amenemhet I. Die Geschichte des Sinuhe, 69 Tage nach dem Tod erfolgte die Bestattung und anschließend die offizielle Krönung.
- ↑ vor allem Obsomer: Sésostris Ier
Literatur
- Elmar Edel: Zur Stele Sesostris' I. aus dem Wadi el-Hudi (ASAE 39 (1939) 197 ff.) (Göttinger Miszellen 78), Göttingen 1984, S. 51-54
- Wolfgang Helck, in: Ägypten-Dauer und Wandel, 1985, S.45-52
- Wolfgang Helck: Die Weihinschrift Sesostris' I. am Satet-Tempel von Elephantine (Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo 34), Zabern Verlag Mainz 1978, S. 69-78
- Werner Kaiser, Günter Dreyer, Horst Jaritz, Achim Krekeler, Till Schläger, Martin Ziermann: Stadt und Tempel von Elephantine. 13./14. Grabungsbericht, (Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kaisro 43), 1987, S.75-114
- Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen, München 1996, S. 264-266, ISBN 3-423-03365-7
- Wolfgang Schenkel: Die Bauinschrift Sesostris' I. im Satet-Tempel von Elephantine (Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo 31), Zabern Verlag Mainz 1975, S. 109-125
- Dietrich Wildung: Sesostris und Amenemhet, 1984
- Labib Habachi: Building Activities of Sesostris I in the Area to the South of Thebes (Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo 31), Zabern Verlag Mainz 1975, S. 27-37
- Donald B. Redford: Journal of the Society for Study of Egyptian Antiquities 17, 1987, S.36-57
- Hourig Sourouzian: Standing Royal Colossi of the Middle Kingdom reused by Ramesses II. (Mitteilung des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo 44), 1988, S.229-254 u. Tff. 62-75
- William K. Simpson: Textual Notes on the Elephantine Building Text of Sesostris I. and the Zizinia Fragment from the Tomb of Horemheb (Göttinger Miszellen 45), Göttingen 1981, S. 69-70
- H.S. Smith: The Fortress of Buhen. The Inscriptions, 1976, S.39ff., 61ff.
- A.M.A. Sayed: Discovery of the site of the 12th Dynasty Port at Wadi Gawasis on the Red Sea shore (Revue d´Egyptologie 29), 1977, S.138-178
- A.M.A. Sayed: The Recently Discovered Port on the Red Sea Shore (Journal of Egyptian Archaelogy 64), 1978, S.69-75
- Claude Obsomer: Sésostris Ier : étude chronologique et historique du règne Connaissance de l'Egypte ancienne, Bruxelles 1995, ISBN 2872680047
- Anni Gasse: Ameny, un porte-parole sous le règne de Sésostris Ier (Bulletin de ´l Institut Francais d´archéologie orientale 88), 1988, S.83-93
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Amenemhet I. | Pharao von Ägypten 12. Dynastie | Amenemhet II. |
Personendaten | |
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NAME | Sesostris I. |
ALTERNATIVNAMEN | Se-en-useret (Eigenname); Sen-wosret (Eigenname, andere Lesart); Cheper-ka-Re (Thronname); Anch-mesut (Horus-Name); Sesonchosis (Name bei Manetho Africanus) |
KURZBESCHREIBUNG | altägyptischer Königs der 12. Dynastie |