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Lion Feuchtwanger

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Lion Feuchtwanger (* 7. Juli 1884 in München; † 21. Dezember 1958 in Los Angeles) war ein deutscher Schriftsteller und zu Lebzeiten einer der meistgelesenen deutschsprachigen Autoren in den USA und Russland.

Datei:Lion Feuchtwanger-stamp.jpg
Lion Feuchtwanger auf einer DDR-Briefmarke von 1974

Leben

Lion Feuchtwanger wurde als Sohn eines vermögenden jüdischen Margarinefabrikanten geboren. Lion Feuchtwanger unternahm schon früh Anfänge als Schriftsteller, die ihm bereits als Schüler einen Preis einbrachten. 1903 schloss er die Schule mit dem Abitur am Wilhelmsgymnasium München ab. Danach studierte er Geschichte, Philosophie, Philologie und Germanistik in München und Berlin. Er promovierte 1907 über Heinrich Heines "Der Rabbi von Bacharach", allerdings wurde ihm der Doktorgrad später von den Nazis wieder aberkannt. Von einer Habilitation nahm er aufgrund der Beschränkungen für Juden Abstand, und schrieb fortan stattdessen Theaterkritiken für die von Siegfried Jacobsohn herausgegebene Zeitschrift Die Schaubühne. Er gründete 1908 seine eigene Kulturzeitschrift "Der Spiegel", die 1908 mit der Schaubühne vereinigt wurde. Bereits früh entdeckte er das Talent des jungen Bertolt Brecht, mit dem ihm eine lebenslange Freundschaft verbinden sollte. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 leistet er Militärdienst, aus dem er aber aus gesundheitlichen Gründen frühzeitig entlassen wurde. Aus beruflichen Gründen zog er 1927 ganz nach Berlin. Werbewirksam reiste er in den 1930er Jahren durch die Sowjetunion, in der er mit Hilfe Artemi Chalatows verlegt wurde.

Feuchtwanger erkannte als einer der ersten hellsichtig die Gefahren durch Hitler und die NSDAP; so schrieb er bereits 1920 in seinem Text "Gespräche mit dem ewigen Juden": "Türme von hebräischen Büchern verbrannten, und Scheiterhaufen waren aufgerichtet, hoch bis in die Wolken, und Menschen verkohlten, zahllose, und Priesterstimmen sangen dazu: Gloria in excelsis Deo. Züge von Männern, Frauen, Kindern schleppten sich über den Platz, von allen Seiten; sie waren nackt oder in Lumpen, und sie hatten nichts mit sich als Leichen und die Fetzen von Bücherrollen, von zerrissenen, geschändeten, mit Kot besudelten Bücherrollen. Und ihnen folgten Männer im Kaftan und Frauen und Kinder in den Kleidern unserer Tage, zahllos, endlos." (Aus: L.F.: Ein Buch nur für meine Freunde. Ffm 1984, S. 453f.) Feuchtwanger galt den Nationalsozialisten nun als einer ihrer Hauptgegner.

Exil

Während einer Vortragsreise durch die USA wurde er 1933 von der "Machtergreifung" der Nationalsozialisten in Deutschland überrascht und kehrte aufgrund seiner politisch gefährlichen Arbeit und wegen seiner jüdischen Abstammung nicht in seine Heimat zurück, folgerichtig tauchte sein Name im Sommer 1933 in der ersten Ausbürgerungsliste Hitlerdeutschlands auf. Fortan lebte er in Sanary-sur-Mer, Südfrankreich. Aufgrund der hohen Auflagen seiner Bücher insbesondere im angelsächsischen Sprachraum führte er ein vergleichsweise behagliches Leben im Exil. Im Jahre 1940 musste sich Feuchtwanger nach dem Überfall Deutschlands auf Frankreich im Mai in das Internierungslager Les Milles begeben, wo er bereits bei Kriegsausbruch 1939 für wenige Wochen interniert worden war. Später wurden die Gefangenen von Les Milles aufgrund des Vorrückens der Truppen Nazideutschlands in ein provisorisches Zeltlager nahe Nîmes verlegt. Von dort wurde er von Angestellten des amerikanischen Konsulats in Marseille - als Frau verkleidet - herausgeschmuggelt. Nach Monaten des Wartens in Marseille konnte er mit seiner Frau Marta Feuchtwanger unter abenteuerlichen Umständen über Spanien und Portugal in die USA fliehen und lebte dann bis zu seinem Tode in Kalifornien. Feuchtwanger war Mitbegründer des Aurora-Verlages 1944 in New York.

Feuchtwanger schrieb viele Romane, Erzählungen, Dramen und Essays. Insbesondere seine historischen Romane brachten ihm Weltruhm ein.

Werke

Romane

Lyrik

  • Pep J. L. Wetcheeks amerikanisches Liederbuch, Potsdam 1928. Ironische Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Glauben an die Kraft des Kapitals.

Autobiografische Schriften

  • Moskau 1937, 1937, ISBN 3-7466-0168-1. Feuchtwangers Sicht der stalinistischen Sowjetunion aufgrund von Reiseerfahrungen (als pdf-Datei)
  • Unholdes Frankreich, 1942 (später "Der Teufel in Frankreich"), ISBN 3-7466-5018-6, beschreibt Feuchtwangers Erlebnisse in Frankreich 1940 im französischen Internierungslager Les Milles, während die deutsche Front sich auf das Lager zubewegt.

Erzählungen

  • Panzerkreuzer Potemkin, Aufbau Verlag (DDR), 1946, veröffentlicht in der BRD 1985 im Fischer Taschenbuch Verlag, ISBN 3-596-25834-0. Enthält verschiedene Erzählungen, darunter auch "Venedig (Texas)"

Theaterstücke

  • Altindische Schauspiele, Reclams Universal-Bibliothek (DDR), Band 453, 1969
  • Wahn oder Der Teufel in Boston, Pazifische Presse, Los Angeles, 1948

Siehe auch