Sontheim (Heilbronn)
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Basisdaten | |
Bundesland: | Baden-Württemberg |
Stadt: | Heilbronn |
Geografische Lage: | Vorlage:Koordinate Text Artikel |
Einwohner: | 11.327 (30. Sept. 2006) |
Adresse der Amtsverwaltung: |
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Lagekarte | |
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Sontheim ist mit etwa 11.300 Einwohnern der drittgrößte Stadtteil von Heilbronn (nach der Kernstadt und Böckingen). Der Ort liegt am rechten Ufer des Neckars südlich der Altstadt von Heilbronn.
Geschichte
Mittelalter
Sontheim wird 1188 erstmals als Hausgut der rothenburgischen Linie der Staufer erwähnt. Sontheim war einst eine durch einen Graben geschützte Burg um die sich die Bürgerhäuser reihten. Um 1225 wurde die Burg Sontheim gemeinsam mit dem Dorf an den Deutschen Orden verschenkt, dessen hiesige Kommende um diese Zeit gegründet wurde und im Deutschhof zu Heilbronn residierte. Die Ringmauern der abgegangenen Sontheimer Burg wurden zusammen mit ihrem mächtigen Bergfried oder Wohnturm im Jahr 1840 abgebrochen. Einige Ringmauerreste und ein Stein des Belfried haben sich erhalten. Der Stein des Belfried wurde an den westlichen Treppenaufgang der Sontheimer Bürgerkirche eingesetzt und trägt die Jahreszahl 1539, sowie die Namen und Wappen von Walter von Cronberg des Deutschen Ordens, Eberhart von Ehingen, Wilhelm Lochinger, Komtur und Kaspar Haberkorn, Ordensbaumeister. Um den ehemaligen Burghof steht heute die Kirche der katholischen Gemeinde mit Pfarrhaus und Schule.
Deutscher Orden
Seit der Ort Sontheim um 1225 zum Deutschen Orden kam, war der Ort lange Zeit bäuerlich geprägt. Die Einwohnerschaft war auch nach der Zeit der Reformation überwiegend katholisch. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts siedelte der Deutsche Orden auch Juden im Ort an, 1672 wurde eine Synagoge errichtet.Um 1700 betrug die Einwohnerzahl etwa 600. Bei der Mediatisierung Württembergs wurde das Dorf 1805 zu einer selbständigen Gemeinde.
Industrialisierung
Die Industrialisierung führte zu einem raschen Wachstum, durch Industrieansiedlungen längs der Sontheimer Landwehr wuchsen Sontheim und Heilbronn praktisch zusammen. Als bedeutende Sontheimer Industrie ist die Schuhfabrik Wolko, die Zwirnerei Ackermann, die Süddeutsche Camerawerk GmbH Körner und Mayer (R.E.Mayer 1902) und die Waagenfabrik A. Wegenast in Sontheim a. N. (F.Schneider&A./C.Döft 1904) zu nennen. Mit der Industrialisierung kamen auch zahlreiche protestantische Einwohner in den ehemals römisch-katholisch geprägten Ort, andererseits wanderten die Sontheimer Juden verstärkt ins benachbarte Heilbronn ab, wo sie sich ab 1805 wieder niederlassen durften.
1899 wurde die ortsbildprägende Evangelische Pfarrkirche (seit 1949: Matthäuskirche) erbaut, 1906 wurde die evangelische Kirchengemeinde (heute: Matthäuskirchengemeinde Heilbronn-Sontheim) gegründet. Um 1900 hatte Sontheim ca. 2.000 Einwohner. Sontheim bekam einen Bahnhof an der schmalspurigen Bottwarbahn Marbach−Heilbronn Süd. Der Ort wurde durch eine Linie der Heilbronner Straßenbahn an die Nachbarstadt angeschlossen. 1938 erfolgte die Eingemeindung nach Heilbronn. Mit der Sanierung des Ortskerns in den 1970er Jahren, der Erschließung des Wohngebiets Sontheim-Ost in den 1980er Jahren und der Bebauung ehemaliger Industriebrachen mit Wohngebäuden seit 1990 ist Sontheim zum zweitgrößten Stadtteil Heilbronns gewachsen und weist eine hohe Zahl an Kindern und Jugendlichen auf.
Wappen
Das Wappen von Sontheim ist erstmals 1559 nachgewiesen. Es zeigt in einem halbgeteilten und gespaltenen Schild links oben ein durchgehendes Kreuz, darunter drei Lindenblätter, die rechte Hälfte zeigt eine halbe Sonne mit einem Gesicht. Das Kreuz steht für den Deutschen Orden, die Lindenblätter sind das Familienwappen des Deutschmeisters Dietrich von Cleen, die Sonne nimmt Bezug auf den Ortsnamen und macht das Wappen zum sprechenden Wappen.
Bau- und Kulturdenkmäler
- Das Alte Rathaus mit Fachwerkaufbau auf Backsteinsockel wurde 1896 an der Hauptstraße errichtet und ist heute Bürgeramt.
- Die katholische Martinuskirche weist einen gotischen Chor auf, der 1720 in einem frühbarocken Kirchenbau und später 1904 in einem neoromanischen Kirchenbau aufgegangen ist. Hinter der Kirche befindet sich ein Brunnen von 1912.
- Die evangelische Matthäuskirche von 1899 in Sichtachse zur katholischen Kirche gilt als Musterbeispiel des protestantischen Kirchenbaus um 1900.
- Die turmlose eklektizistische Methodistenkapelle an der Hofwiesenstraße stammt von 1907.
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Matthäuskirche
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Martinuskirche
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Ev.-meth. Kapelle
- Das Sommerhaus des Deutschordens wurde 1688 erbaut und war später Verwaltungsgebäude der Zwirnerei Ackermann. Heute wird das Gebäude als Kolpinghaus genutzt. An das einstige Ackermann-Werk erinnern außerdem die dem Sommerhaus gegenüberliegende Ackermann-Direktorenvilla und einer heute als Apotheke genutzte Fabrikhalle. Auf Ackermann geht außerdem das Ackermannstift bei der evangelischen Kirche sowie der Umbau einer Kapelle von 1731 auf dem 1559 angelegten Alten Friedhof zum Sontheimer Kriegerdenkmal zurück. In der 1933 umgebauten Kapelle befinden sich neben Namenstafeln eine Plastik Der gute Kamerad (1934) von Ernst Yelin, Stuttgart, sowie ein Kruzifix von 1780 mit Deutschordenswappen. Der umliegende Alte Friedhof an der Staufenbergstraße weist historische Grabmale auf.
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Ackermann-Direktorenvilla
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Ackermannstift
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Kriegerdenkmal
- Der Ort besitzt zahlreiche weitere Bau- und Kulturdenkmäler, darunter die Zehntscheuer (1563), die Kelter (16./18. Jahrhundert), das Amtshaus des Deutschordens (17. Jahrhundert), ein Kruzifix von 1750 an der Hauptstraße, das kath. Pfarrhaus (1800) auf dem Hochgerichtsareal, der ehemalige Sontheimer Bahnhof von 1900, das historische Haus Mändle beim Rathaus, sowie die im Stil des Jugendstils erbaute Villa Wolf. In der Ortsmitte beim Deutschordens-Sommerhaus wurde der Saureiterbrunnen installiert, der einen alten Utznamen der Sontheimer aufgreift.
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Ehemaliger Bahnhof
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Villa Wolf
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Haus Mändle
- Zu den ehemaligen jüdischen Einrichtungen in Sontheim zählen die heutige Alice-Salomon-Schule (Erzieherschule), die 1907 als jüdisches Altersheim Wilhelmsruhe eingeweiht wurde. Die Sontheimer Synagoge befand sich am Deinenbach, wo 1989 ein Gedenkstein errichtet wurde. In den Schozachwiesen ist ein 1841 angelegter Judenfriedhof. Die ehemalige Judenschule ist ein Haus mit Mansardenwalmdach und Zwerchgiebel sowie großem Torbogen an der Hauptstraße, unterhalb der Martinskirche. Das ehemalige israelitisches Frauenbad ist an der Hauptstraße 39.
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Synagogen-Gedenkstein
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Dorfbrunnen 1912
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Saureiterbrunnen
Sport
Der Verein TSV Sontheim stieg mit der Tischtennis-Herrenmannschaft 1989 aus der Zweiten Bundesliga in die 1. Bundesliga auf, wo er sich bis 1997 hielt.
Söhne und Töchter des Ortes
- Friedrich Wilhelm Arnold (* 3. März 1810 in Sontheim; † 12. Februar 1864 in Elberfeld), Musiker und Musikverleger
- Albert Güldenstein (* 3. Januar 1822 in Sontheim, † 1891 in Stuttgart), Bildhauer
Einzelnachweise