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Plansprache

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Als Plansprache bezeichnet man eine menschliche Sprache, deren Entwicklung von einem bewusst und planmäßig ausgearbeiteten Sprachprojekt ihren Ausgang genommen hat. Plansprachen sind meist für die Erleichterung der internationalen Kommunikation bestimmt und werden in diesem Fall auch als internationale Plansprachen bezeichnet. Die bekannteste Plansprache ist Esperanto.

Allgemeines

Bezeichnung

Es gibt eine Vielzahl an Bezeichnungen für Plansprachen, wobei die Bezeichnungen teilweise auch eine andere Definition erfordern.

Weltsprache bezieht sich auf die Verbreitung, dabei kann es sich aber auch um eine Nichtplansprache wie Englisch oder Spanisch handeln; ähnlich steht es mit dem Begriff Universalsprache. Ferner kann irgendeine Sprache die Funktion einer Hilfssprache haben. Trotzdem ist der ältere Ausdruck Welthilfssprachen für Plansprachen immer noch recht verbreitet, wird aber oft mit pejorativer Absicht (Unterstreichung des Behelfsmäßigen) benutzt.

Kunstsprache kann sich auch auf nichtmenschliche Sprachen beziehen, also Sprachen, die nicht der Kommunikation unter Menschen dienen. Beispiele sind die so genannten "Computersprachen" (Programmiersprachen) wie Pascal oder Java.

Der Begriff "Plansprache" geht auf den österreichischen Terminologiewissenschaftler Eugen Wüster zurück. Detlev Blanke hat in seinem Standardwerk "Internationale Plansprachen" die oft zitierte Definition gegeben: "Plansprachen sind, im heutigen Verständnis, vom Menschen nach gewissen Kriterien bewußt geschaffene Sprachen , die der internationalen Kommunikation dienen sollen."

Einordnung und Unterscheidungen

Die Silben sol, re und sol im Namen der Plansprache Solresol.

Plansprachen bilden in ihren Aspekten die Forschungsgegenstände der Interlinguistik. Sie werden in der linguistischen Diskussion den natürlichen Sprachen gegenübergestellt, die sich über einen langen Zeitraum im Sprachgebrauch einer Sprachgemeinschaft herausgebildet haben.

Plansprachen sind eine Untergruppe der konstruierten Sprachen, wobei eine konstruierte Sprache nur dann als Plansprache bezeichnet wird, wenn sie für die menschliche Kommunikation entwickelt wurde. Meistens sollen Plansprachen entweder als „Welthilfssprachen“ eine Verständigung zwischen unterschiedlichen Sprachen und Kulturen ermöglichen oder als logische Basis zur Erforschung und Entwicklung neuer Sprachen dienen.

Eine traditionelle Einteilung der Plansprachen verwendet die Begriffe langues a priori und langues a posteriori. Detlev Blanke unterteilt weiter:

  • Die Apriori-Sprachen sind meist
    • so genannte philosophische Sprachen (Projekte), die die Welt auf eine rationelle Weise klassifizieren sollen. Beispiele sind die Systeme von George Dalgarno (1661) und Bischof Wilkins (1668), neuer ist Ro von Foster (1908). Das Hauptproblem an den Apriori-Sprachen ist die Geschlossenheit, also die Schwierigkeit, das System mit dem Fortschritt der Wissenschaften weiterzuentwickeln. Es ist auch kaum möglich, eine solche Sprache flüssig zu sprechen.
    • Daneben nennt Blanke als Apriori-Projekt auf einer nichtphilosophischen Grundlage das eigentümliche Solresol, das mit sieben Zeichen arbeitet, die als Ziffern, Buchstaben, Flaggenzeichen oder auch Musiknoten dargestellt werden können. Auch hier sind Monotonie und mangelnde Redundanz problematisch für den mündlichen Gebrauch. Ein weiteres Projekt in dieser Kategorie ist Loglan, mit dem die Sapir-Whorf-Hypothese überprüft werden sollte.[1]
  • Die Aposteriori-Sprachen orientieren sich an bereits bestehenden Sprachen.
    • Modifizierte Ethnosprachen können
      • alte (klassische) Sprachen zur Grundlage haben, also Griechisch und Latein. Am bekanntesten ist sicherlich Latino sine flexione.
      • Eine modifizierte moderne Sprache ist beispielsweise Basic English.
    • Auswahlsprachen wählen Sprachmaterial aus Ethnosprachen aus.
      • Kompromiss-Sprachen nennt Blanke Sprachen, die aus der Kombination einer begrenzten Zahl von Ethnosprachen hervorgegangen seind. Ein Beispiel wäre Anglo-Franca von Georg Henderson, ein anderes Interglossa von Lanzelot Hogben.
      • Zu den größten Gruppen zählt unzweifelhaft die der naturalistischen Projekte. Sie ähneln oft den modifizierten Versionen des Lateinischen, berücksichtigen aber auch moderne romanische Sprachen. Eine alternative Bezeichnung ist neolatinid. Am ausgewogensten nennt Blanke das Occidental von Edgar von Wahl (1922).[2] Ferner ist hier Interlingua (1951) zu erwähnen, das als "Standardeuropäisch" auf einer kleinen Gruppe westeuropäischer Sprachen basiert.
      • Autonom (oder schematisch) heißen diejenigen Plansprachen, die durchaus auf Ethnosprachen basieren, trotzdem einige Sprachebenen regelmäßiger gestalten wollen. Zu dieser Gruppe gehört Esperanto und Ido.
      • Integrationssprachen versuchen, "Züge verschiedener bereits vorhandener Plansprachenprojekte zu vereinigen".[3] Otto Jespersen versuchte 1928 mit Novial Esperanto und Ido verbessern.
    • Unter den apriorisch-aposteriorischen Mischsprachen listet Blanke das Volapük auf. Durch die große Orientierung an apriorischen Prinzipien sei die Anlehnung an Ethnosprachen kaum noch erkennbar.[4]

Anwendung und Argumente von Befürwortern

Nur wenige der über tausend Projekte haben eine gewisse Bekanntheit erreicht, teilweise auch nur wegen eines originellen Ansatzes. Die meisten sind Vereinfachungen bereits bestehender Sprachen oder auch vor allem Ableger der erfolgreichsten Plansprache, des Esperanto (Ido ist der bekannteste). Eine besondere Entwicklung aus dem Bereich des Esperanto ist Gestuno, eine Gebärdensprache.

Zu einer Sprache mit vielfältigen Funktionen und langfristig stabiler Sprechergemeinschaft hat sich bisher lediglich Esperanto entwickelt. Ido und Interlingua haben diese Entwicklung zum Teil, jedoch nicht in gleichem Maße, vollzogen.

Als prinzipielles Argument für eine Plansprache als lingua franca wies 1910 der Naturwissenschaftler Wilhelm Ostwald auf die Folgen der globalen Dominanz einer Nationalsprache hin: "Das Volk, dessen Sprache zur Weltsprache erhoben würde, hätte durch diesen Umstand allein einen grossen technischen Vorteil vor allen anderen Völkern, indem seine Bücher und Zeitungen überall gelesen, seine Mitteilungen, Kataloge (...) überall verstanden werden würden, so dass kein anderes Volk (...) bewusst einen solchen Schritt tun könnte. Mit der Sprache geht auch die Weltanschauung (...) auf die anderen über, welche sich dieser Sprache bedienen."[5]

Geschichte

Der Turmbau von Babel (hier von Brueghel vorgestellt) symbolisiert eine von manchen Autoren angeführte "Verwirrung der Sprachen".

Berichte über Plansprachen in Antike und Mittelalter sind mit Vorsicht zu nehmen. So wird beispielsweise manchmal der biblische Prophet Zefanja angeführt, demzufolge Gott eine "gereinigte Sprache" in Aussicht stellte. Dabei handelt es sich um eine problematische Übersetzung, richtig muss es heißen: "reine Lippen", mit denen Gott angerufen werden könne (Zef 3,9). Auch weitere angeführte Bibelstellen wie die babylonische Sprachenverwirrung (Gen 11, 1-9), die Ausschüttung des Heiligen Geistes zu Pfingsten (Apg 2, 1-11) und Adams Verteilung der Namen (Gen 2,19) sind schwerlich in einen sinnvollen Zusammenhang mit Plansprachen zu bringen.

Die mittelalterliche Mysterikin Hildegard von Bingen soll eine Lingua ignota erschaffen haben. Wim Manders beschreibt ihre Schöpfung hingegen als einen bloßen Wortschatz von Substantiven und wenigen Adjektiven zum privaten Gebrauch der Hildegard. Das latino maccaronico des ausgehenden Mittelalters ist ebenfalls keine Plansprache, sondern eine literarische Burleske.[6]

Ein Verbreiter solcher falschen Interpretationen war der sowjetische Esperantologe Ernest Drezen, der auf diese Weise der Geschichte der Plansprachen ein möglichst hohes Alter verleihen wollte (Historio de mondolingvo, 1931). Oft sind diese Fehldeutungen allerdings älter, einige gehen auf einen Vortrag von Leopold Einstein von 1884 zurück.

Erst ab dem 17. Jahrhundert verfassten Gelehrte wie Johann Amos Comenius und Gottfried Wilhelm Leibniz Ausführungen zu einer "neuen" Sprache. Im Mittelpunkt des Interesses standen die sogenannten a priori erfundenen Sprachen, die vorrangig aus Ziffern und Sonderzeichen bestanden und nicht auf vorhandenen Sprachen gründeten. Aufgrund ihrer komplexen, kaum zu erlernenden Struktur waren solche Ansätze allerdings nicht praktikabel. Die zweite Gruppe von Plansprachen lehnen sich deshalb an natürliche – vornehmlich westeuropäische – Sprachen an, sie werden dementsprechend a posteriori gebildete Sprachen genannt.

19. Jahrhundert

Johann Martin Schleyer
L. L. Zamenhof

Die erste etwas bekannter gewordene Plansprache dürfte das eigentümliche Solresol 1817 bzw. 1856 sein. Nennenswerten Anhang erhielt aber erst Volapük. Es wurde 1879/80 vom badischen Prälaten Johann Martin Schleyer geschaffen. Anfangs sehr erfolgreich, brach die Bewegung jedoch schnell wieder zusammen, da die Sprache relativ schwer zu erlernen war. Der Sprachennamen selbst beispielsweise ist aus den englischen Wörtern world und to speak zusammengesetzt; die Wortwurzeln sind also kaum aus den Originalsprachen erkennbar. Darüber hinaus betrachtete Schleyer Volapük als sein geistiges Eigentum, über das nur er zu verfügen habe.

Als Esperanto 1887 erschien, war Volapük auf seinem Höhepunkt bzw. hatte diesen bereits überwunden. Die enttäuschten Volapük-Anhänger wandten sich von den Plansprachen allgemein ab oder wechselten meist zum Esperanto.[7] Beim Esperanto sind die europäischen Wortstämme wesentlich leichter erkennbar als beim Volapük. Spätestens seit 1900 ist die Esperanto-Bewegung konstant die größte Gemeinschaft einer Plansprache. Bis zum Ersten Weltkrieg gründeten sich Esperanto-Organisationen auf allen Kontinenten, und sie ist wahrscheinlich die einzige, in der Kinder (zweisprachig neben einer anderen Sprache) aufwachsen.

20. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg

Giuseppe Peano

Abgesehen vom Esperanto war die so genannte naturalistische Richtung am erfolgreichsten. Ihre Anhänger strebten nach einer Plansprache, die vor allem nach dem Beispiel der romanischen Sprachen gestaltet war. So schlug 1903 der italienische Mathematiker Giuseppe Peano ein vereinfachtes Latein vor, das Latino sine flexione. Latino sine flexione wurde auch Interlingua genannt. Betont westeuropäisch ausgerichtet war Occidental von 1922, das später in Interlingue umbenannt wurde. Drittens ist hier Interlingua der IALA (1951) zu nennen. Die Bewegungen für die naturalistischen Projekte wie Latino sine flexione und Interlingua gehen oft ineinander über.

1907 erschien Ido als eine teilweise apriorische, teilweise naturalistische Abspaltung des Esperanto. Da aber in immer kürzeren Zeitabständen neue Verbesserungsvorschläge herauskamen, wurde die Situation für viele Interessierte so unübersichtlich, dass auch Ido immer mehr Anhänger verlor, die sich dann teilweise wieder der Esperanto-Bewegung, teilweise anderen Projekten anschlossen.

Nationalsozialismus und Kommunismus schränkten die Plansprachenbewegungen auf verschiedene Weise und wegen teilweise unterschiedlicher Motive ein oder verboten zumindest die Verbände. Der Nationalsozialismus vermutete im Esperanto eine jüdische Verschwörung; so ließ Hitler die noch verbliebenen Plansprachenverbände in Deutschland 1936 auflösen.

In der Sowjetunion wurden mehrere Esperanto-Funktionäre - nach jahrelanger Förderung - ab 1937 verhaftet und manche von ihnen hingerichtet, wegen angeblicher Auslandsspionage. Die Sprache selbst wurde von den Regimen meist nicht verboten, aber der Gebrauch war zumindest verdächtig und Auslandskontakte umso mehr.[8]

Seit dem Zweiten Weltkrieg

Französisch verlor nach dem Verlust der Kolonien Frankreichs in den 1960er Jahren und trotz seiner Rolle im europäischen Einigungsprozess immer schneller an Bedeutung, Russisch war nach dem Zusammenbruch des Ostblock immer weniger ein globaler Konkurrent des Englischen. Die vereinfachte Version des Englischen, Basic English, erhielt ebenfalls neben dem Englischen keinen Raum. Dies sind jedoch alles Nationalsprachen mit imperialem Gehabe und entsprechend hohem Fonds zur Sprachverbreitung, nicht zu vergleichen mit dem Streben nach einer Völkerversöhnungssprache, língua de riconciliado las gentois.

Arabisch, Chinesisch, Hindustanti, Urdu, Ki-Suahili, Bantusprachen, Russisch, Spanisch, Portugiesisch u.a. stehen dem gegenüber und fordern von Tag zu Tag mehr Beachtung und wie alle 6400 (heute eigentlich nur noch 3200) Sprachen der Erde die volle Gleichberechtigung in allen internationalen Bereichen, sodass die Verwirklichung und Durchsetzung einer neutralen, niemand benachteiligenden ZWEITSPRASCHE FÜR ALLE immer dringlicher wird. Die Etablierung einer alleinigen, national gegründeten Weltsprache, woran schon Hitler gescheitert war, ist vollends aufgegeben worden. Kommt hinzu, dass anmaßendes Auftreten von Englischsprechern und von Korrespondenten angelsächsischer westlicher Medien in den nicht angelsächisch gepachteten Weltregionen ein Übriges dazu taten, das von diesen Propagandisten vorgeschobene Englisch - das viele der so "Beglückten" wenn sie es überhaupt kennen, nur gerade mal stückweise radebrechen können (von Kultur kann schon gar keine Rede dabei sein!) - zunehmend verabscheuen und sogar deren Vertreter als vom Teufel besessen ansehen.

Die Esperanto-Bewegung hatte und hat zwar immer noch eine gewisse Anzahl von Anhängern. In ihren Reihen entstand eine neue Richtung, die die Bewegung mehr als Hobbysprachgemeinschaft definieren wollte, weniger als Stoßtrupp mit dem Ziel, Esperanto als Zweitsprache für alle einzuführen. So wurde denn beispielsweise auf einem internatiolen TEJO-Kongress (der Esperantojugend) in Rauma/Finnland vor mehreren Jahrzehnten öffentlich ein für alle Esperantisten verbindlich sein sollendes kriecherisches Bekenntnis zur Anerkennung des Englischen als des alleinigen Weltsprachenaspiranten abgegeben, was als Hochverrat an der Ideo Interna des Esperanto begriffen worden ist und der Esperantobewegung in den neutralen blockfreien Ländern und solchen, die sich im Kampf gegen westliche Überfremdung befinden, unermesslichen Schaden zugefügt hat.

Speziell seit Rauma ist deswegen die Bestrebung entstanden, Esperanto definitiv gewaltig zu erweitern und in allem dem Englischen ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen zu machen. Stärkster Vertreter ist dabei das Linguna seit 1992, das sich nichts Geringeres zum Ziel gesetzt hat, als die sprachimperialistische Hegemonie der Anglomanen zu entthronen.

Autoren

Der berühmteste und wissenschaftlich bedeutendste Autor einer Plansprache dürfte der dänische Linguist Rasmus Christian Rask sein, ein Mitbegründer der modernen Sprachwissenschaft. Seine Linguaz Universale (1817) wurde allerdings erst 1996 aus dem Nachlass heraus veröffentlicht und hat die Diskussion nicht beeinflusst. Ein weiterer bekannter Sprachwissenschaftler ist sein Landsmann Otto Jespersen, dessen Novial allerdings kaum Anhänger gefunden hat.

Die meisten Autoren der etwas bekannteren Projekte gehören zur Gruppe der Akademiker: Zamenhof (Esperanto) war Arzt, Peano (Latino sine flexione) war Mathematiker, mehrere Autoren waren Theologen bzw. Geistliche. Ihre sprachlichen Kenntnisse - teilweise handelte es sich um extreme Polyglotte wie Schleyer - sind häufig aber eher als vorwissenschaftlich einzuordnen.

Kritik an der Idee einer Plansprache

Die Kritik an Plansprachen im allgemeinen sind häufig vor allem sprachlicher Art. Eine sehr weitreichende Kritik meint - entgegen der Praxis -, eine Plansprache könne an sich nicht funktionieren, eine gemäßigtere sprachliche Kritik glaubt, eine Plansprache habe keine wesentlichen Vorteile gegenüber Nationalsprachen. Bei den einzelnen Projekten kann die Sprachkritik dann sehr unterschiedlich sein. Fesststeht, dass der internationale so genannte Fremdwörter- und Fachwörter-Wortschatz, welcher nachgewiesenermaßen in der Hauptsache auf römische und griechische Vokabeln zurückgeht, selbst ohne Plansprachenprojekte weltweit die Verständigung von Fachleuten untereinander ermöglicht hat und darum ein Rückgriff auf diesen sehr umfangreichen Thesaurus naheliegend ist, um eine funktionsfähige Plansprache zu erstellen. Dieser Methode bediente sich aber nur ein kleiner Teil solcher Initiatoren.

Darüberhinaus gab es schon frühzeitig Zweifel daran, ob eine Plansprache sich gegen die Sprachen mächtiger Staaten durchsetzen könne. Diese Kritik richtet sich gegen den idealistischen Optimismus, ein moralisch begründeter Anspruch sei stärker als z. B. wirtschaftliche Interessen. Zu diesen Kritikern gehören auch die meisten Marxisten. Die Erfahrung zeigt, dass Menschen auch "schwierige" oder "nicht neutrale" Sprachen erlernen, wenn sie sich Vorteile davon versprechen. Die genannten Zweifel beruhen auf der Auffassung, dass mit einem Weltspracheprojekt - welches immer jedoch nur eine Zweitsprache für alle vorschlagen will - gemeint sei, sich an die Stelle der einen oder anderen mächtig gewordenen National- bzw. Imperialsprachen zu setzen. Diese sich gegenseitig ausschließenden real existierenden Weltsprachen nationaler Herkunft sind aber gar nicht gefährdet. Allerdings gibt es - entgegen jeder selbstherrlichen marxistischen Vorstellung - in der geschichtlichen Entwicklung allgemein und im Weltsprachen-Ambitionsbereich auch oft einen moralischen Impetus - siehe die Verbreitung religiöser Bewegungen mit nachhaltiger Durchschlagskraft auch auf die Weltgeschichte in den verschiedenen Epochen. Ganz abgesehen davon, dass eine hier anstehende internationale Weltsprachebewegung selbstverständlich gleich von Anfang an ungemein praktische Vorteile bietet für diejenigen, die sich darüber verständigen, eine neutrale und leichte Weltversöhnungs-Sprache gleichermaßen oder sogar vorwiegend weltweit zu benutzen, allein schon wenn man berücksichtigt, wie viel Zeit und Geldmittel sonst verloren gehen dadurch, dass man nur auf die immer sehr schwierigen und idiomatisch sehr unterschiedlichen Nationalsprachen angewiesen sein würde. –

Literatur

  • Detlev Blanke: Internationale Plansprachen. Eine Einführung, Berlin (Ost): Akademie-Verlag, 1985
  • Ernest Drezen: Historio de la mondolingvo. Tri jarcentoj da sercxado, 4. Auflage, herausgegeben von Sergej Kuznecov, Moskau: Progreso, 1991 (1928/1931)
  • W. J. A. (Wim) Manders: Vijf kunsttalen. Vergelijkend onderzoek naar de waarde van het Volapük, Esperanto, Ido, Occidental en Novial, Diss. Amsterdam, Purmerend: Muusses, 1947.
  • Benoît Philippe: Sprachwandel bei einer Plansprache am Beispiel des Esperanto, Konstanz: Hartung-Gorre, 1991
  • Alicja Sakaguchi: Interlinguistik: Gegenstand, Ziele, Aufgaben, Methoden, Frankfurt am Main: Lang, 1998

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Detlev Blanke: Internationale Plansprachen, Berlin 1985, S. 135/137.
  2. Detlev Blanke: Internationale Plansprachen, Berlin 1985, S. 157.
  3. Detlev Blanke: Internationale Plansprachen, Berlin 1985, S. 201.
  4. Detlev Blanke: Internationale Plansprachen, Berlin 1985, S. 204.
  5. Wilhelm Ostwald: Die Forderung des Tages, Leipzig 1910.
  6. Ziko Marcus Sikosek: Esperanto sen mitoj, 2. Auflage, Antwerpen 2003, S. 158-163.
  7. Detlev Blanke: Internationale Plansprachen, Berlin 1985, S. 214/215.
  8. Siehe allgemein: Ulrich Lins: La dangjera lingvo - Die Gefährliche Sprache. Die Verfolgung der Esperantisten unter Hitler und Stalin, Gerlingen/Stuttgart: Bleicher Verlag, 1988.