Sesvennagruppe
Die Sesvennagruppe ist eine Untergruppe der Zentralalpen innerhalb der Ostalpen. Anteil haben die Länder Österreich mit dem Bundesland Tirol, Schweiz mit dem Kanton Graubünden und Italien mit der Region Trentino-Südtirol. Circa zwei Drittel der Untergruppe befinden sich auf Schweizer Staatsgebiet. Nur eine kleine Ecke im Nordosten befindet sich in Österreich.
Benachbarte Gebirgsgruppen
Die Sesvennagruppe grenzt an die folgenden anderen Gebirgsgruppen der Alpen:
- Ötztaler Alpen (im Osten)
- Ortler-Alpen (im Süden)
- Livigno-Alpen (im Südwesten)
- Albula-Alpen (im Westen)
- Silvretta (im Norden)
- Samnaungruppe (im Nordosten)
Umgrenzung
Im Norden und Westen bildet der Inn (Unterengadin) die Grenze vom Finstermünzpass flussaufwärts bis Zernez. Im Südwesten bilden das Val dal Spöl und das Münstertal die Grenze. Beide Täler werden durch den Ofenpass miteinander verbunden. Das Münstertal führt die Grenze im Süden bis in den Vinschgau bei Glurns. Zwischen Glurns und dem Finstermünzpass bildet das Obervinschgau mit dem Reschenpass die Grenze im Osten.
Der Reschenpass verbindet die Sesvennagruppe mit den Ötztaler Alpen. Der Ofenpass stellt die Verbindung der Sesvennagruppe mit den Ortler-Alpen her.
Zum Namen "Sesvennagruppe"
Der Name der Untergruppe, ihre Definition als Untergruppe der Zentralalpen der Ostalpen sowie ihre Umgrenzung orientiert sich an der AVE, der Alpenvereinseinteilung der Ostalpen. Die AVE wurde in der derzeit gültigen Fassung im Jahr 1984 im Alpenvereinsjahrbuch des Deutschen -, Österreichischen - und Alpenvereins Südtirol veröffentlicht. Diese Einteilung entspricht der Sichtweise der Alpinisten und Touristen aus dem deutschsprachigen Raum (ohne die Schweiz), wie sie sich im Verlauf von vielen Jahrzehnten herausgebildet hat.
Während für die in Deutschland oder Österreich gelegenen Untergruppen der Alpen die AVE ohne Bedenken übernommen und als alleingültig bezeichnet werden kann, erfordert die Sesvennagruppe eine differenzierte Betrachtungsweise. Denn der größere Teil der Untergruppe befindet sich in der Schweiz.
Der SAC, der Schweizer Alpen-Club, teilt den Schweizer Alpenteil, auch den in den Ostalpen gelegenen Teil, anders auf als dies die AVE vornimmt. Die Aufteilung erfolgt in einer ersten Ebene entlang der Kantonsgrenzen. Die in Graubünden liegenden Alpenteile werden als Bündner Alpen bezeichnet. Diese werden weiter untergliedert. Das hier zu behandelnde Gebiet erhält die Bezeichnung "Unterengadin - Münstertal". Es umfasst nur den Schweizer Anteil an der Sesvennagruppe, geht jedoch auf Schweizer Boden über diese hinaus und beinhaltet auch Teile der Ortler-Alpen, sofern sie sich auf Schweizer Staatsgebiet befinden. Eine Untergruppeneinteilung allein an Landesgrenzen kann jedoch hier nicht berücksichtigt werden. Denn die meisten anderen Untergruppen der Ostalpen sind ja auch nicht durch Landesgrenzen, sondern durch geographische (orographische) Kriterien definiert.
Auch die italienische Sichtweise muss noch erwähnt werden, denn ein Teil der Sesvennagruppe befindet sich auf italienischem Staatsgebiet. Hier sind zunächst aber weniger Widersprüche vorhanden. Denn der italienische Teil der Sesvennagruppe befindet sich vollumfänglich in Südtirol. Die AVE wurden auch vom Alpenverein Südtirol entwickelt.
Der CAI, der Club Alpino Italiano, teilt die Alpen in seiner offiziell für Italien geltenden Einteilung in relativ große Untergruppen auf. Das Gebiet der Sesvennagruppe gehört danach zu den Alpi Retiche, den Rätischen Alpen. Dies ist jedoch im Vergleich mit den Untergruppen der AVE eine riesige Gruppe. Sie erstreckt sich zwischen Splügenpass und Brenner sowie zwischen dem Inntal und dem Tal der Adda. Diese Einteilung kann somit nicht weiter behilflich sein, um das Gebiet der Sesveannagruppe passend zu den anderen Untergruppen der Ostalpen aus der AVE zu klassifizieren.
Trotz der Einschränkungen aus der AVE, die das Schweizer Staatsgebiet betreffen, ist es somit sinnvoll, dass in einer deutschsprachigen Enzyklopädie der Alpenanteil in den o.a. Grenzen als Sesvennagruppe bezeichnet wird.
Gipfel
Höchster Gipfel ist der namensgebende Piz Sesvenna (3.204 m). Weitere wichtige Gipfel sind: Piz Lischana (3.105 m), Piz Cristanas (3.092 m), Piz Muntpitschen (3.162 m) und Piz Lad (2.808 m).
Schutzgebiete
Schweizer Nationalpark
Der Schweizer Nationalpark umfasst größere Teile der Sesvennagruppe. Die Schweiz besitzt zur Zeit nur einen Nationalpark.
Landschaften von nationaler Bedeutung (Schweiz)
Gemäß Artikel 5 des Bundesgesetzes über den Natur- und Heimatschutz führt die Schweiz ein Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung.
In der Sesvennagruppe gibt es zur Zeit eine dieser Landschaften:
- Nr. 1915, Bezeichnung: Schweizerischer Nationalpark und Randgebiete, Jahr der Aufnahme in das Inventar: 1996, Größe: 29.249 ha
Tourismus
Hütten
Im italienischen Teil der Sesvennagruppe gibt es nur eine Alpenvereinshütte.
- Sesvennahütte: Höhe: 2256 m, bewirtschaftet sommers von Mitte Juni bis Ende Oktober und winters von Ende Februar bis Mitte Mai, 78 Matratzenlager, Winterraum mit 6 Lagern offen, Talort: Schlinig bei Mals im Vinschgau, Gehzeit von Schlinig: 1,75 Stunden
Im schweizerischen Teil der Sesvennagruppe befindet sich eine weitere Hütte.
- Lischanahütte/Chamanna Lischana: Höhe 2500 m, bewirtschaftet im Sommer von Anfang Juli bis Anfang Oktober, 42 Matratzenlager, Talort: Scuol im Unterengadin, Gehzeit: 4 Stunden
Fern-/Weitwanderwege
Die Via Alpina, ein grenzüberschreitender Weitwanderweg mit fünf Teilwegen durch die ganzen Alpen, verläuft auch durch die Sesvennagruppe.
Der Rote Weg der Via Alpina verläuft mit zwei Etappen durch die Sesvennagruppe wie folgt:
- Etappe R67 verläuft von Scuol im Unterengadin nach S-charl
- Etappe R68 verläuft von S-charl nach Taufers im Münstertal