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Sassnitz

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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

Die Stadt Sassnitz (bis zur Umbenennung am 2. Februar 1993 Saßnitz), ein staatlich anerkannter Erholungsort, liegt auf der Halbinsel Jasmund im Nordosten der Insel Rügen und gehört zum Landkreis Rügen in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland).

Geografie

Stadtgliederung

Zu Sassnitz gehören die Ortsteile

  • Blieschow
  • Buddenhagen
  • Dargast
  • Dubnitz
  • Klementelvitz

Geschichte

Erst 1906 wurde das Bauern- und Fischerdörfchen Crampas und das Fischerdorf Sassnitz zur Gemeinde Sassnitz zusammengeführt. Die Fischerei war (und ist) bedeutsam. Der Wunsch vieler städtischer Bürger nach Erholung an der See führte Ende des 19. Jahrhunderts zu einer raschen und starken Belebung an den Küsten der Ost- und Nordsee, so auch in Rügen. Schon 1824, so wird berichtet, reiste die Familie des Berliner Theologen Schleiermachers zu einem Badeaufenthalt nach Sassnitz.

Theodor Fontane benannte in seinem Buch Effi Briest den Liebhaber Mayor von Crampas nach dem Fischerdorf in Rügen, schrieb über den Herthasee mit seinen wendischen Opfersteinen und ließ im Buch den Ausspruch tätigen: „Nach Rügen reisen heißt nach Sassnitz Reisen.“[1] Johannes Brahms und Kaiser Wilhelm sind weitere illustre Besucher von Sassnitz.

Hotels an der Strandpromenade

1871 wurde die Straße nach Sassnitz ausgebaut, 1883 bzw. 1891 entstanden die Eisenbahnlinien nach Stralsund bzw. nach Bergen gebaut, ab 1878 gab es eine Schiffsverbindung nach Stettin, 1889 dazu der Hafen in Sassnitz und bald darauf Seeverbindungen nach Rönne (Bornholm), Trelleborg und Klaipeda (Memel). Die neuen Verbindungen ließen den Ort schnell wachsen. Die Kreideindustrie wurde ausgebaut, Fische und nun auch Fischprodukte bestimmten das Arbeitsleben und der Tourismus wuchs, wenn auch andere Orte mit Stränden sich besser entwickelten. Anfang des 19. Jahrhunderts entstand die Strandpromenade. Die typische Bäderarchitektur mit Pensionen und Hotels prägte das Erscheinungsbild des Ortes in dieser Zeit. Nach Aufnahme der Fähr- und Postdampferlinien wurde Sassnitz auch ein Beamtenort mit den entsprechenden neuen Wohnhäusern.

Erst 1957 erhielt Sassnitz das Stadtrecht. Die Fischindustrie wurde um diese Zeit ausgebaut, die Pensionshäuser aber verfielen zunehmend. 1984 entstand im Ortsteil Mukran ein neuer Hafen für den Eisenbahnfährverkehr zwischen der DDR und der Sowjetunion. Nach der Wende wurde der Fährhafen Sassnitz bis 1998 umstrukturiert für die Verbindungen in den gesamten Ostseeraum.

Hängebrücke zum Hafen

Ab 1991 wurde der historische Stadtkern im Rahmen der Städtebauförderung gründlich saniert; das Stadtbild hat sich stark verbessert. Die Häuser der Bäderarchitektur wurden renoviert und weitgehend einheilich in weiß gehalten. Der Altstadthafen wurde ab 2000 in die städtebauliche Stadtsanierung einbezogen.

Im Juli 2007 wurde eine 274 m lange Hängebrücke für Fußgänger eingeweiht, die das Stadtzentrum zwischen Bahnhof, Rügen-Galerie, Kurhotel und Hauptstraße mit dem Sassnitzer Hafen verbindet. Von ihr bietet sich einen gute Überblick über fast den gesamten Hafen.

Politik

Die Stadtvertretung der Stadt Sassnitz besteht aus 25 Stadtvertretern bei folgender Sitzverteilung:

  • Die Linke 9
  • CDU 6
  • SPD 2
  • Christlich-liberale Wählergemeinschaft Sassnitz (CLW) 4
  • Freie Wählergemeinschaft Sassnitz e. V. (FWG) 2
  • Alternative soziale Wählergruppe für Sassnitz (ASW) 2

Städtepartnerschaften

Wappen

Blasonierung: „In Blau einen rot-silbern geteilten Leuchtturm mit silbernen Lichtstrahlen, der aus einer Lücke in der oberen Reihe einer roten, silbern eingefassten Ziegelmauer hervorkommt.“

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Viktoriasicht: Blick auf den Königsstuhl

Die Stadt Sassnitz ist der wichtigste touristische Ausgangspunkt zum Nationalpark Jasmund, Deutschlands flächenmäßig kleinsten Nationalpark. Der Königsstuhl ist der touristische Hauptanziehungspunkt des Nationalparks. Mit 118 m ist er der höchste Kreidefelsen des Nationalparks.

alter Fischereihafen
neuer Fischereihafen
HMS Otus im Sassnitzer Hafen
Marktplatz

Seit März 2004 verfügt der Nationalpark über das Nationalpark-Zentrum Königsstuhl, das Besuchern in zwei verschiedenen Ausstellungen einen Einblick in die natürlichen Begebenheiten, Kreide, Ostsee und Buchenwälder des Nationalparks bietet.

Am Rande des Nationalparks Jasmund liegt der Tierpark Sassnitz, der einzige Tiergarten der Insel Rügen. Das Kreidemuseum von Gummanz liegt unweit von Sassnitz in Sagard und zeigt als Freilichtmuseum Originalgeräte sowie Bild- und Texttafeln, die die geologischen Zusammenhänge, den Kreideabbau und die Kreideverarbeitung auf Rügen beschreiben. Im Sommer gibt es regelmäßig eine Fundberatung für Fossiliensammler.

Bereich Stadthafen: Der Glasbahnhof hat durch den Ausbau des neuen Fährhafens Sassnitz seine ehemalige Funktion verloren und beheimatet heute das Museum für Unterwasserarchäologie Sassnitz. Das Fischerei- und Hafenmuseum dokumentiert die Geschichte der Fischerei Rügens und des alten Sassnitzer Hafens. Zu den Exponaten gehört auch der Fischkutter Havel. Im Hafen liegen neben Ausflugsschiffen und Fischerbooten das britische U-Boot HMS Otus als museale Einrichtung sowie der Küstenfrachtsegler Annemarie, welcher bis 2007 zu einem Passagierschiff umgebaut wird.

Der Alaris Schmetterlingspark Sassnitz ist seit Juli 2003 in Betrieb. Der Park beheimatet hunderte frei fliegende Schmetterlinge in tropischer Umgebung.

Der Verein Lichtspiele e. V. spielt seit dem Jahr 2000 jeden Freitag anspruchsvolle Programmkinofilme im Grundtvighaus. In den Sommermonaten Juli und August findet Open-Air-Kino an der Sassnitz Kurmuschel statt.

Das Jugendprojekt E-WERK versteht sich als Gründerzentrum für Projekte und Ideen, welche das Ziel haben, für sozial benachteilitge Jugendlichen und junge Erwachsene sinnvolle und gemeinwohlorientierte Arbeitsplätze auf dem ersten Arbeitsmarkt zu erproben und umzusetzen. 1995 wurde der Verein „Unternehmen Sassnitz“ ins Leben gerufen, um für die Region Rügen ein haltbares soziales Netz zu knüpfen. Aus dem hundert Jahre alten Sassnitzer E-Werk entstand ein Jugend-, Kultur-, Dienstleistungs- und Veranstaltungszentrum mit einer Eventhall, einem Bettenhaus auf Jugendherbergsniveau und vielem mehr.

Das städtische und evangelische Begegungszentrum im Gerhart-Hauptmann-Ring 50, im Februar 2000 als Treffpunkt für ältere Menschen gegründet, ist inzwischen mit verschiedenen anderen Projekten zusammengewachsen: z. B. das Cafe „Kiek in“, die Spinnstube, die Klönstube des CJD Garz, der Klönclub, die Kleiderbörse, verschiedene Selbsthilfegruppen (anonyme Alkoholiker u. a.), ESV Sassnitz (Kraftsport für Jedermann) und der kirchliche Jugendclub SASKIA.

Die städtische Bibliothek im Gerhart-Hauptmann-Ring befindet sich gleich neben dem Begegnungszentrum.

Kulturgruppen sind unter anderen die De Jasmunder Plattdänzer, eine Volkstanzgruppe aus Mädchen und Jungen (im Alter von 6 bis 18 Jahren), das Jugendblasorchester der Stadt Sassnitz, der Volkschor Sassnitz von 1964 sowie der Sassnitzer Karnevalsclub von 1975.

Bauwerke

Molenfeuer Sassnitz
Rathaus
Datei:Ruegen, Sassnitz, ehem. Post.jpg
Post
  • Sassnitz besitzt die längste Außenmole Europas mit einer Länge von 1450 m. Der Baubeginn ist auf das Jahr 1889 datiert, die endgültige Fertigstellung des Molenbaues erfolgte im Jahre 1912.
  • Das heutige Rathaus wurde vom Berliner Architekten Gustav Bähr entworfen und 1910 als Warmbad und Gemeindehaus für die Bürger der vereinten Gemeinde Sassnitz eröffnet. Am Hauptportal erinnert noch eine pittoreske Glasbemalung an die frühere Funktion eines Badehauses.
  • Am Rande des Dwasiedener Waldes liegt das Seniorenzentrum der AWO. Es besteht aus einem Pflegeheim mit über 80 Plätzen sowie einer Servicewohnanlage mit 42 alten- und behindertengerechten Wohnungen, die im Jahre 2005 fertiggestellt wurden. Hinzu kommt noch ein gastronomischer Servicebereich, in dem auch private Feierlichkeiten abgehalten werden. Bis 2006 soll in Zusammenarbeit mit diversen Künstlern ein Sinnesgarten entstehen. Darin wird es auch einen Rundweg geben, auf dem sich Demenzkranke frei bewegen können, ohne sich zu verlaufen.
  • Der Glasbahnhof und die Fähranleger im Hafen von Sassnitz erinnern an die über 100-jährige Tradition des Fährverkehrs nach Schweden bzw. Nordeuropa.
Dwasiedener Wald: Brücke zum Schlosspark
  • Die Altstadt von Sassnitz unweit des Rathauses bietet dem Besucher aufgrund ihrer Architektur und Nähe zum Meer ein malerisches, fast mediterranes Flair.
    • Hier findet sich in der Bergstraße das älteste Haus von Sassnitz mit originalen Fischerbildern alter einheimischer Künstler.
    • Beachtenswert sind auch: Haus Seerose (Ringstraße 5) und die Villa Hertha
  • Die evangelische St. Johannis-Kirche: Sie steht auf einer Anhöhe zwischen Sassnitz und Crampas an der Stubbenkammerstraße. 1880 wurde ihr Bau nach den Plänen von Stadtbaurat Gerstenberg aus Berlin begonnen. Die Einweihung erfolgte drei Jahre später. Hier finden regelmäßig musikalische Darbietungen, insbesondere während der Sommermonate, statt.
  • Die 274 m lange Hängebrücke, die seit 2007 das Stadtzentrum zwischen Bahnhof, Rügen-Galerie, Kurhotel und Hauptstraße mit dem Sassnitzer Hafen verbindet.
  • Das Schloss Dwasieden liegt inmitten eines Parks im Dwasiedener Wald. Die Ruinen lassen die wechselvolle Geschichte dieses einst imposanten Gebäudes erahnen. Der Aachener Großbankier Adolph von Hansemann erwarb den Besitz Mitte des 19. Jahrhunderts von Baron Eduard von Barnekow. Das Herrenhaus wurde zwischen 1873 und 1876 nach einem Entwurf von Friedrich Hitzig im italienischen Renaissance-Stil erbaut. Als Adolph von Hansemann 1903 verstarb, gingen die Besitzungen zunächst an die Witwe, später an seine Enkelin, die mit einem Hauptmann von Oertzen verheiratet war. 1935 verkauften die Oertzens den Besitz an die Reichsmarine-Verwaltung. Nach dem Krieg diente das Herrenhaus als Flüchtlings- und Quarantänelager. 1947 wurde das Gebäude gesprengt, die eingeschossigen Teile der Seitenflügel blieben erhalten. Im Dwasiedener Wald befindet sich auch ein Hügelgrab. Es ist ca. 50 Schritt lang.

Sport

Die SG Empor Sassnitz ist mit etwa 700 Mitgliedern der größte Sportverein der Insel Rügen. Sie umfasst die Sektionen Fußball, Handball, Volleyball, Tennis, Tischtennis, Badminton, Leichtathletik, Judo, Kegeln, Senioren- und Kraftsport. Zum Sporttreiben bieten sich folgende Orte an:

  • Der Sportplatz Dwasieden mit gepflegtem Rasen am Rande des Dwasiedener Waldes, 400 m Aschenbahn und zwei Weitsprunggruben. Ein renoviertes Vereinsheim mit gastronomischer Versorgung gehört ebenfalls zu diesem Ensemble.
  • Sporthalle Dwasieden mit Handballspielfeldabmessungen sowie vier weitere kleinere Sporthallen.

Eine Skateranlage befindet sich auf dem Weg zur Sporthalle Dwasieden.

Fitness-Interessierte erwartet die Fitness Gallery Pro Gym Rügen auf 600 m² in der Rügen-Galerie im Zentrum der Stadt.

Zwei Bowlingbahnen: Eine befindet sich im Stadthafen, die andere im Gewerbegebiet am Stadtrand.

Schwimmen, Sauna und Wellness ist im Rügen-Hotel im Zentrum der Stadt möglich. Die Sassnitzer Rügen-Therme bietet einen umfangreichen Wellnessbereich an, der nicht nur Hotelgästen vorbehalten ist. Das Schwimmbecken ist 8 × 16 Meter groß.

Regelmäßige Veranstaltungen

Der Weihnachtsmarkt in der Altstadt von Sassnitz im Dezember.

Der Sassnitzer Karnevalclub (SKC), gegründet 1975, eröffnet die närrische Session traditionell am 11. November und veranstaltet seine Prunksitzung jedes Jahr am Karnevalssamstag in der Sporthalle Dwasieden.

Das Hauptstraßenfest begeht die Stadt unter Mitwirkung der Gewerbetreibenden seit 2001 am letzten Juni-Wochenende.

Das Promenadenfest ist das Hauptereignis im Monat Mai.

Die jährlichen Rügener Hafentage am zweiten Juli-Wochenende findet drei Tage lang in den Stadthafen statt.

Das Mittsommerfest ist eine Veranstaltung nach schwedischer Tradition mit Gästen aus der Partnerstadt Trelleborg (midsommar ist in Schweden ein wichtiger Feiertag).

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Sassnitz ist der Endpunkt der Bundesstraße B 96 und der Bahnlinie von Rostock / Stralsund.

Neben dem Bahnhof Sassnitz besteht der Fährbahnhof Mukran. Vor dem Ersten Weltkrieg schon wurde in Sassnitz ein großer Fährbahnhof für die so genannte Königslinie von Deutschland nach Schweden (Trelleborg) eingerichtet. In den 1980er Jahren wurde im Ortsteil Mukran ein neuer Fährhafen mit Breit- und Regelspurgleisen gebaut. Von Mukran gibt es Fährverbindungen von und nach Klaipėda in Litauen, Bornholm und St. Petersburg. Auf den Fähren nach Schweden werden außer Straßenfahrzeugen auch Eisenbahnwaggons befördert. Neben der Nachtzugverbindung Berlin–Malmö mit Schlaf- und Liegewagen waren dies im Jahr 2004 ca. 60.000 Güterwagen.

Wirtschaft

Sassnitz lebt zum großen Teil von der Gastronomie und dem Tourismus.

Der Kreideabbau bei Klementelvitz unweit von Sassnitz ist ein traditioneller Industriezweig der Insel. Schon seit 1840 wird hier Kreide im Tagebau abgebaut. Heute findet das „weiße Gold“ nicht nur für die Herstellung von Gips Verwendung, sondern wird wegen seiner hohen Qualität in zunehmenden Maße auch von Kraftwerken für ihre Filteranlagen nachgefragt. Außerdem ist die heilbringende Wirkung der „Rügener Kreide“ für die Gesundheits- und Präventivmedizin interessant und findet in diesem Bereich immer mehr Anhänger und Abnehmer.

Fährhafen Sassnitz

Der Fährhafen Sassnitz im Ortsteil Mukran ist der östlichste Tiefwasserhafen Deutschlands. Diese Lage ermöglicht die kürzesten Seeverbindungen von Deutschland nach Schweden, Dänemark (Bornholm), Finnland, Russland und ins Baltikum. Der Hafen liegt unmittelbar an der offenen See und ermöglicht so der Schifffahrt eine unkomplizierte Ansteuerung. Deshalb können zeitraubende Revierfahrten unterbleiben und es besteht keinerlei Lotsenpflicht. Wassertiefen von 10,50 m machen den Hafen für alle im Ostseeraum agierenden Schiffsklassen zugänglich. Durch seine optimal gestalteten Gleisanlagen hat sich der Fährhafen Sassnitz zu einem Spezialhafen für den kombinierten Güterverkehr entwickelt. Heute werden jährlich etwa 70.000 Waggons auf der Scandlines-Linie von und nach Trelleborg umgeschlagen und etwa 7.400 Waggons auf den Linien von und ins Baltikum. Im Fährhafen Sassnitz sind viele Industrie- und Gewerbeunternehmen angesiedelt:

  • Das Fischwerk Mukran der holländischen Betreibergesellschaft Parlevliet & Van der Plas: Hier werden jährlich über 30.000 Tonnen Hering für die Fischindustrie zu Heringslappen, Filets und Frostware verarbeitet. Ein großer Anteil kommt von Fischern aus Sassnitz und Mecklenburg-Vorpommern, die ihre Fänge zu vereinbarten Festpreisen mit eigenen Kuttern, mit angemieteten Fischtankern oder per Lkw an der Pier des modernsten Fischverarbeitungszentrums in Europa anliefern. Der Rest wird aus Schleswig-Holstein, Dänemark und Schweden importiert.
  • Die INVO Bauplanung GmbH aus Ribnitz-Damgarten. Diese Gesellschaft möchte eine Steinfabrik für 36 Millionen Euro auf dem früheren Bahngelände im Bereich des Fährhafens errichten. Die Produktion basiert auf dem aus Italien stammenden Bretonstone-System. Dabei wird Natursteingranulat durch Pressvorgänge in Verbindung mit Kunstharz zu hochwertigen Steinplatten verarbeitet. Für den Standort Mukran sprechen nach Angaben des Geschäftsführers zwei Faktoren. Erstens lasse sich der Antransport des Granulats aus Italien und der Abtransport der Fertigprodukte am effektivsten über den Seeweg abwickeln. Außerdem seien die hervorragenden Verbindungen des Hafens zum osteuropäischen Markt und in Richtung Skandinavien ein eindeutiger Standortvorteil. Nach 10-monatiger Bauzeit soll ab Januar 2007 die Produktion anlaufen.

Bildung

Eine Grundschule, eine Regionale Schule, eine Förderschule, eine Berufsschule, sowie das Ostsee-Gymnasium Sassnitz stellen die schulische Versorgung sicher.

Sonstiges

Die amtliche Schreibweise von Sassnitz lautete bis zum 2. Februar 1993 „Saßnitz“ und wurde zu diesem Zeitpunkt der Schreibweise in der Ernennungsurkunde für das Stadtrecht vom 23. November 1956 angeglichen. Es bestand also kein Zusammenhang zur Rechtschreibreform von 1996.

Personen

  • Der Berliner Theologe Friedrich Schleiermacher schickte 1824 seine Frau und seine Kinder für längere Zeit nach Sassnitz. Dieses Jahr gilt als das Geburtsjahr von Sassnitz als Badeort.
  • Johannes Brahms weilte 1876 für längere Zeit in Sassnitz. Er komponierte hier den letzten Satz seiner 1. Sinfonie c-Moll.
  • Die deutsche Kaiserin Auguste Victoria verbrachte 1890 gemeinsam mit den Prinzen einen längeren Sommerurlaub in der „Villa Martha“. Das Gebäude befindet sich direkt am Steilufer von Sassnitz über dem Kurplatz und auch heute befinden sich hier zwei Ferienwohnungen, in denen man, wie damals die Kaiserin, seinen Urlaub verbringen kann. Das ehemalige Zofenhaus für die Begleitung der Kaiserin, die „Villa Katharina“ befindet sich gleich nebenan und ist heute ein reines Ferienappartementhaus.
  • Theodor Fontane sammelte in Sassnitz 1895 Anregungen für seinen weltbekannten und verfilmten Roman „Effi Briest“. Hier lässt Fontane die Protagonisten seines Romans im 24. Kapitel folgendermaßen über „einen Aufenthalt auf Rügen“ räsonieren: »Zunächst natürlich Stralsund ... Und dann von Stralsund nach Bergen und dem Rugard, von wo man ... die ganze Insel übersehen kann, und dann zwischen dem Großen und Kleinen Jasmunder-Bodden hin, bis nach Saßnitz. Denn nach Rügen reisen heißt nach Saßnitz reisen. Binz ginge vielleicht auch noch, aber da sind – ich muß Wüllersdorf noch einmal zitieren – so viele kleine Steinchen und Muschelschalen am Strand, und wir wollen doch baden.«
Denkmal für Lenin in Sassnitz
  • Ariane Radfan, Rekordnationalspielerin mit 282 Einsätzen, Volleyballerin des Jahres 1990, wurde am 5. April 1964 in Sassnitz geboren.
  • Die Olympiazweite von Athen 2004 und Europameisterin von Gotland 2006 im Speerwerfen , Steffi Nerius, geb. am 1. Juli 1972, hat bei der SG Empor Sassnitz bis 1986 unter der Anleitung von Günter Piniak ihre leichtathletischen Grundlagen erhalten.

Sagenhaftes und Spirituelles

Die Germanengöttin Hertha, auch Erdmutter Nerthus genannt, soll im Nationalpark Jasmund in der nach ihr benannten Herthaburg gelebt haben. Tatsächlich findet der Besucher im Nationalpark einige Erdwälle, die zu einer ehemaligen slawischen Fluchtburg gehörten. Angeblich fuhr die Göttin Hertha einmal im Jahr anlässlich eines Fruchtbarkeitsrituals, verhüllt in einen dichten Schleier, auf einem Wagen, den schneeweiße Kühe zogen, an den angrenzenden Herthasee, um darin zu baden. Sterblichen war der Anblick der badenden Göttin verwehrt. Deshalb wurden alle Diener und Sklaven, die ihr beim Bade behilflich waren, anschließend im See ertränkt.

Theodor Fontane hat diese Legende in seinem Roman „Effi Briest“ aufgegriffen. Auch heute hinterlässt die Herthaburg und ihre Umgebung dieselbe unheimliche, ja gespenstische Wirkung auf den Besucher, wie sie Fontane damals beschrieben hat. Es scheint, als habe sich nichts verändert. Selbst die Opfersteine sind noch da:

»Der von hohen Bäumen umstandene See lag ganz in der Nähe, Binsen säumten ihn ein, und auf der stillen, schwarzen Wasserfläche schwammen zahlreiche Mummeln. »Es sieht wirklich nach so was aus«, sagte Effi, »nach Herthadienst.« »Ja, gnäd’ge Frau ... Dessen sind auch noch die Steine Zeugen.« »Welche Steine?« »Die Opfersteine.« Und während sich das Gespräch in dieser Weise fortsetzte, traten alle drei vom See her an eine senkrechte, abgestochene Kies- und Lehmwand heran, an die sich etliche glattpolierte Steine lehnten, alle mit einer flachen Höhlung und etlichen nach unten laufenden Rinnen. »Und was bezwecken die?« »Daß es besser abliefe, gnäd’ge Frau.« »Laß uns gehen«, sagte Effi, und den Arm ihres Mannes nehmend, ging sie mit ihm wieder auf das Gasthaus zurück, wo nun, an einer Stelle mit weitem Ausblick auf das Meer, das vorher bestellte Frühstück aufgetragen wurde ... Innstetten, wenn auch ohne Wissen und Ahnung dessen, was in ihr vorging, sah doch deutlich, daß es ihr an aller Lust und Freude gebrach. »Es tut mir leid, Effi, daß du der Sache nicht recht froh wirst. Du kannst den Herthasee nicht vergessen und noch weniger die Steine.«

Auch der Königsstuhl hat seinen Namen aus einer Begebenheit der sagenhaften Vergangenheit. Derjenige wurde König, der von der Seeseite her die Klippen erklimmen konnte. Einige mutige Kletterer sind in letzter Zeit zu Tode gekommen, als sie der Sage auf den Grund gehen wollten.

Eine weitere Sage berichtet, dass der berühmte Freibeuter Klaus Störtebeker im Jahre 1340 auf dem Gut Ruschvitz auf Jasmund geboren wurde. Die Piratenschlucht in Sassnitz unweit der Altstadt soll einer der zahlreichen Schlupfwinkel von Klaus Störtebeker und seinen Vitalienbrüdern in der Ostsee gewesen sein. Klaus Störtebekers Eltern sind der Legende nach leibeigene Bauern des Gutsherrn von Ruschvitz gewesen. Als der junge Klaus sich einmal verbotenerweise einen Schluck Met aus der Kanne seines Leibeigners genehmigt, wird er erwischt, gefesselt und verprügelt. Er kann die Fesseln aber aufgrund seiner schon damals enormen Kräfte sprengen und entkommt. Am Kap Arkona trifft er auf den Hauptmann Gödeke Michels und bittet um Aufnahme in dessen Bande. Dazu muss Klaus Störtebeker eine Kraftprobe bestehen. Mit bloßen Händen zieht er ein Hufeisen auseinander und drückt eine schwere Zinnschüssel wie Pappe zusammen. Anschließend fragt der flüchtige Bauernsohn durstig nach einem Schluck Met. Gödeke Micheels gibt ihm den größten Becher des Schiffes. Mit kräftigen Zügen leert er den stiefelgroßen Becher einmal, zweimal und sogar ein drittes Mal. Beeindruckt davon ruft der Hauptmann: „Du sollst von nun an ‚Störtebeker‘ heißen“, für „stürz’ den Becher“. Wegen seiner Kraft und Kühnheit wird Störtebeker schon bald neben Gödeke Micheels zum Anführer der Piraten mit dem Namen Likedeeler. Seit 1993 finden in den Sommermonaten auf der Freilichtbühne in Ralswiek die Störtebeker-Festspiele statt.

Commons: Sassnitz – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur über Sassnitz in der Landesbibliographie MV

Fußnoten

  1. Theodor Fontane: Effi Briest; Anhang zur Entstehung, S. 355 zu S. 104 und S. 280, in dtv, 1995, ISBN 3-423-02366-x

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