Schnabelschuh
Schnabelschuhe sollen ihre Entstehung (um 1089) dem Grafen Fulko von Anjou oder Angers zu verdanken haben, der wegen seiner deformierten Füße auf diesen Einfall gekommen sein soll und vorn lang zugespitzte Schuhe trug. Wahrscheinlicher ist aber, dass sie in Europa bei den Polen zuerst in Anwendung kamen, worauf der früheste englische Name, Cracowes (von Krakau), vielleicht hinweist; doch schon zuvor wurden sie im Orient getragen. An den europäischen Schnabelschuhen war allerdings neu, dass die Schuhe eines Paars nicht gleich waren, sondern für den rechten und den linken Fuß unterschiedlich geschnitten waren.
Sie wurden zuerst im 12. und bis gegen Ende des 13. Jahrhunderts getragen, kamen dann eine Zeitlang aus der Mode und tauchten im 14. Jahrhundert in Frankreich unter dem Namen Poulaines (Schiffsschnäbel) wieder auf. Sie hatten, auch von den Frauen getragen, bei den vornehmen Ständen bis zu 2 Fuß lange Spitzen, die (um 1360) mit einer Kette oder Agraffe am Bein befestigt, in Deutschland auch manchmal vorn mit einem Glöckchen versehen wurden. So erhielten sie sich trotz aller Verbote bis gegen das Ende des 15. Jahrhunderts, wo an ihre Stelle die Entenschnäbel und später die ganz stumpfen Bärenklauen oder Ochsenmäuler traten.
Zu den Schnabelschuhen kamen in der ersten Hälfte des 15. Jahrhundert bei beiden Geschlechtern besondere Unterschuhe oder Trippen, die aus Holz mit einem Überzug aus Leder, genau nach der Form der Sohle, zur Unterstützung der Schnäbel langspitzig gestaltet und zu ihrer Befestigung mit Spannriemen versehen waren.
Vorlage: Meyers Konversationslexikon, 4. Auflage 1888/89