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Joachim Angerer

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Joachim Angerer (* 8. Februar 1934 in Rottenbuch, Bayern) ist Universitätsprofessor und war Abt des niederösterreichischen Doppelklosters Geras-Pernegg des Prämonstratenserordens. Angerer wurde am 15. Januar 1986 zum Abt gewählt. Er war in der der Folge unter anderem für die Klosterneugründungen in Fritzlar in Deutschland und Itinga in Brasilien zuständig.

Angerer wuchs in Bayern auf. Sein Vater war Bayer, seine Mutter Österreicherin. 1954 absolvierte er sein Noviziat bei den Benediktinern in Scheyern. Im Anschluss studierte er von 1955 bis 1957 Philosophie in Salzburg sowie gleichzeitig Orgel und Kapellmeisterei am Mozarteum.

Von 1957 bis 1961 widmete er sich dem Studium der Theologie am Pontificio Ateneo di Sant'Anselmo in Rom wobei er 1960 seine Priesterweihe erhielt. Nach seinem Theologiestudium schloss sich bis 1963 ein Studium der Altphilologie (Latein, Griechisch, Geschichte) in Würzburg an. 1963 siedelte er nach Österreich über wo er in Eibenstein an der Thaya als Pfarrer tätig war. 1965 promovierte er zum Doktor der Theologie in Rom und erhielt ein Forschungsstipendium für das „Corpus Consuetudinum Monasticarum“.

1969 trat Angerer zum Prämonstratenserorden über und war als Chorherr, "Provisor und Waldmeister" im Stift Geras tätig. 1972 promovierte er erneut - diesmal zum Doktor der Philosophie. Ab 1974 war er lehrend an der Universität Wien beschäftigt, wo er 1977 als Universitäts-Professor habilitierte. Von 1979 bis 1985 war er Prior.

Im Jahr 1986 wurde Angerer zum 56. Abt des Stiftes Geras wo er sich bis 1994 um die Gesamtrenovierung und Revitalisierung des Stiftes kümmerte. Ebenso war er für die Sanierung des Klosters Pernegg und dessen Ausbau zum Fasten- und Seminarzentrum verantwortlich.

2003 wurde Angerer vorgeworfen, das Stift Geras durch großzügige Renovierungen in die Überschuldung geführt zu haben. So lagen die Verbindlichkeiten zum Stichtag 31. August 2003 bei 10,1 Millionen Euro. Der Vatikan bestimmte deshalb Erzabt Edmund Wagenhofer von der Erzabtei St. Peter und Prälat Kroisleitner aus Stift Vorau zu Visitatoren, um die Vorgänge zu überprüfen. Diese wurden Angerer "zur Seite gestellt", nachdem hausinterne Meinungsverschiedenheiten zu einer "Information Roms" geführt haben sollen. Dabei sei nach Angerers Worten mit Halbwahrheiten gehandelt worden, die ihn zu einer Anzeige bewogen hätten, hätte es sich dabei nicht um Mitbrüder gehandelt.

Als Anfang 2004 der sexuelle Missbrauch an 20 Buben im Zeitraum von 1968 bis 2001, durch einen Bruder des Klosters verübt, veröffentlicht wurde, plädierte Angerer unter anderem dafür, das Pflichtzölibat freizugeben und bekannte, mit der Versetzung des Priesters und der Verordnung einer Psychotherapie nach Bekanntwerden der Probleme falsch gehandelt zu haben. Darüber hinaus kritisierte er Bischof Kurt Krenn und dessen Führung der Diözese St. Pölten. So bezeichnete er am 7. Februar 2004 in einem Radiointerview die Karrieremacher in der Diözese als "Kriegsgewinnler".

Am 8. Februar 2004 legte Angerer seine Funktionen als Abt des Klosters nieder. Am 9. Februar 2004 legt er auch seine Funktion als "Provisor und Waldmeister" (Wirtschaftsverantwortlicher) des Stiftes Geras, als Geschäftsführer des "Kunst- und Bildungszentrums Stift Geras" und der dem Stift gehörenden "Stadt Geras Fremdenverkehrsförderungs- und Betriebsgesellschaft m.b.H." ab. Als Nachfolger wurde im Januar 2004 Andreas Hamberger aus der bayrischen Abtei Windberg bestellt.