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Schleiz

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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

Die Alte Münze
Rathaus der Stadt
Stadtkirche
Rutheneum
Turm der Schlossruine

Schleiz ist eine Stadt im Südosten von Thüringen. Sie ist die Kreisstadt des Saale-Orla-Kreises und in der Landesplanung als Mittelzentrum eingestuft. Schleiz liegt an der Wisenta, einem Nebenfluss der Saale, auf den Hochebenen des Vogtlands. Bekannt ist Schleiz heute vor allem als ehemalige Residenz des Fürstentums Reuß-Schleiz (bis 1848) sowie für seine Rennstrecke, das Schleizer Dreieck, welches zu den ältesten Rennstrecken Deutschlands zählt.

Geografie

Geografische Lage

Schleiz liegt im thüringischen Teil des Vogtlands unweit der Landesgrenzen zu Sachsen und Bayern. Die Stadt wird in Ost-West-Richtung von der Wisenta, einem Nebenfluss der Saale durchflossen. Schleiz liegt auf der Hochfläche des thüringischen Vogtlands, die im Westen steil zum Saaletal, wo sich auch die großen Saaletalsperren befinden, abfällt. Die Umgebung ist von einer Hügellandschaft geprägt, aus der keine größeren Spitzen herausragen und Wald und Freiflächen einander abwechseln. Nördlich liegt ein Gebiet, welches als Schleizer Seenplatte bezeichnet wird und mit den Plothener Teichen auch das größte natürliche Seengebiet Thüringens umfasst. Vorherrschende Gesteinsarten sind Schiefer und Keuper.

Nachbargemeinden

Angrenzende Gemeinden sind (im Uhrzeigersinn) Zeulenroda-Triebes (Stadt; Landkreis Greiz), Pausa/Vogtl. (Stadt; Vogtlandkreis), Mühltroff (Stadt, Vogtlandkreis), Tanna (Stadt), Saalburg-Ebersdorf (Stadt), Burgk, Remptendorf, Crispendorf, Görkwitz, Oettersdorf, Löhma und Kirschkau im Saale-Orla-Kreis.

Stadtgliederung

Schleiz umfasst die eigentliche Stadt und 10 weitere Ortsteile, überwiegend eingemeindete Dörfer:

  • Dröswein
  • Gräfenwarth
  • Grochwitz
  • Heinrichsruh
  • Langenbuch
  • Lössau
  • Möschlitz
  • Oberböhmsdorf
  • Oschitz
  • Wüstendittersdorf

Geschichte

Eine seit etwa 1200 bestehende Siedlung („Altstadt“) und eine unmittelbar neben dieser Siedlung gegründete „Neustadt“ sind die ältesten Wurzeln von Schleiz. Schleiz wurde 1232 erstmals urkundlich erwähnt. Die Neustadt beherbergte eine Burg und war von einer Stadtmauer umgeben. Altstadt und Neustadt von Schleiz waren lange Zeit völlig selbständige Orte, deren Bürger mit unterschiedlichen Rechten und Pflichten versehen waren. Erst am 2. Dezember 1482 schlossen sich beide Kommunen zu einer Stadt zusammen.

Am 9. Oktober 1806 zogen französische Truppen unter Napoléon Bonaparte durch die Stadt. Um den Kaiser zu beeindrucken, griff sein Kavallerieführer Joachim Murat in der Nähe lagernde preußische und sächsische Truppen an, wurde aber zurückgeworfen. Erst das Eingreifen von Infanterie unter Marschall Bernadotte entschied den Kampf zu Gunsten der Franzosen. Sie verloren rund 200 Soldaten, während die Prreußen 500 Mann durch Tod, Verwundung und Gefangennahme verloren. Das Gefecht bei Schleiz war das erste größere Zusammentreffen preußischer und französischer Truppen in diesem Krieg.

Bis 1848, als die Landesregierung und das Fürstenhaus Reuß jüngere Linie nach Gera zogen, war Schleiz eine Residenzstadt. Im April 1945 wurde das Schleizer Schloss durch einen Bombenangriff der Alliierten zerstört.

Bis zur Gründung Thüringens 1920 gehörte Schleiz zu Reuß. 1922 wurde der Landkreis Schleiz gebildet, der 1952 in den Kreis Schleiz im Osten und den Kreis Lobenstein im Westen zerteilt wurde. Beide Kreise gehörten dem Bezirk Gera an. 1994 wurden sie mit dem Kreis Pößneck zum Saale-Orla-Kreis zusammengeschlossen. Schleiz blieb Kreisstadt, obwohl Pößneck wesentlich größer, aber dezentral gelegen ist.

Eingemeindungen

Am 8. März 1994 wurden Langenbuch, Lössau und Oberböhmsdorf eingemeindet. Am 29. Dezember 1995 folgte Möschlitz und am 4. Juni 1996 Gräfenwarth.

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1960 zum 31. Dezember):

1834 bis 1994

  • 1834 - 4.619
  • 1890 - 4.928
  • 1933 - 6.505
  • 1939 - 6.828
  • 1960 - 7.933
  • 1994 - 8.567

1995 bis 2000

  • 1995 - 9.163
  • 1996 - 9.528
  • 1997 - 9.375
  • 1998 - 9.389
  • 1999 - 9.336
  • 2000 - 9.309

2001 bis 2004

  • 2001 - 9.268
  • 2002 - 9.223
  • 2003 - 9.100
  • 2004 - 9.069
Datenquelle ab 1994: Thüringer Landesamt für Statistik

Politik

Bürgermeister

Zur Bürgermeisterwahl 2006 trat der letzte SED-Bürgermeister der Stadt, Heinrich Rimpel, für die Linkspartei gegen Heidemarie Walther (für FDP/BI Pro Schleiz) an und verlor nach Aufsehen erregendem Wahlkampf gegen die Amtsinhaberin. Als deutschlandweit einmalig kann der Umstand gelten, dass Rimpel nicht nur von der Linkspartei und der SPD, sondern auch von der städtischen CDU unterstützt wurde.

Partnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sehenswert sind die Bergkirche aus dem 15. Jahrhundert mit barocker Innenausstattung, das Rutheneum als Wirkungsstätte Konrad Dudens (heute Museum), die Alte Münze (heute Galerie und Stadtinformation), die Schlossruine mit den beiden Türmen, die Stadtkirche sowie das Rathaus mit Altmarkt.

Im Jahre 1936/1937 wurde des Wisenta-Haus als Verwaltungsgebäude der NSDAP errichtet, für das die Glockengießerei Apolda Franz Schillling Söhne fünf Glocken für ein Glockenspiel im Turm über dem Portal gegossen hat.[1] Das Gebäude wurde 2005 umgebaut und als Sitz der Kreisverwaltung eingerichtet.

Außerhalb der Stadt liegt die Rennstrecke Schleizer Dreieck.

Wirtschaft und Infrastruktur

Schleiz wurde als Mittelzentrum eingestuft. Es gehört zu den kleinsten Mittelzentren des Landes und ist eine klassische „Verwaltungsstadt“ ohne große industrielle Vergangenheit. Dennoch haben sich seit der deutschen Wiedervereinigung zahlreiche Unternehmen (beispielsweise aus der Logistikbranche) in den Gewerbegebieten am Stadtrand niedergelassen. Sie profitieren hierbei von der guten Infrastruktur (A 9).

Verkehr

Schleiz liegt an der Bundesautobahn 9 (BerlinMünchen; Anschlussstelle 28: Schleiz) und an den Bundesstraßen B 2 (GeraHof), B 94 (Schleiz–Greiz) und B 282 (Schleiz–Plauen; früher Jena–Plauen). Darüberhinaus existieren Landesstraßen nach Ziegenrück, Burgk, Bad Lobenstein und Wernsdorf.

Zwischen 1887 und 2006 bestand mit der Bahnstrecke Schönberg–Schleiz eine Bahnverbindung nach Plauen. Zusätzlich existierte zwischen 1930 und den 1996 die Schleizer Kleinbahn, die einst als Zulieferbahn zum Bau der Bleilochtalsperre errichtet wurde und später auch dem Personenverkehr von Schleiz nach Saalburg diente. Sie war elektrifiziert und hatte den Charakter einer Überlandstraßenbahn.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Weitere Persönlichkeiten

  • Jean-Baptiste Bernadotte, französischer Marschall und späterer König von Schweden und Norwegen, eroberte Schleiz am 9. Oktober 1806
  • Napoléon Bonaparte übernachtete am 10. Oktober 1806 im Schleizer Schloss
  • Konrad Duden, der Begründer einer einheitlichen deutschen Rechtschreibung, war von 1869 bis 1876 Direktor am Schleizer Gymnasium

Sonstiges

In Schleiz befindet sich die älteste Naturrennstrecke Deutschlands, das Schleizer Dreieck. Seit 1923 finden jährlich Motorrad- und Automobil-Rennen statt (wie z. B. die Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaften). Seit dem Umbau im Jahr 2004 wird allerdings nur noch ein Teil der ursprünglichen Strecke genutzt.

Einzelnachweise

  1. Apoldaer Tageblatt 5.8.1936