Steiger (Automobilhersteller)
Die Firma Steiger wurde 1914 von dem Schweizer Ingenieur Walther Steiger in Burgrieden bei Ulm als Maschinenfabrik gegründet.
Im ersten Weltkrieg wurden dort Flugzeuge und Flugmotoren repariert. Ab 1917 beschäftigten sich der Inhaber und sein Konstrukteur Paul Henze mit Pkw-Konstruktionen. 1920 kam das erste Modell, der Steiger 10/50 PS, heraus. Der Tourenwagen mit 2,6 l - Vierzylindermotor (50 PS / 37 kW) war zugleich das wichtigste Modell, das auch bis zum Zusammenbruch der Firma 1926 angeboten wurde. Die Besonderheit seines OHC-Motors bestand in einer Königswelle, welche die obenliegende Nockenwelle antrieb. Die Fahrzeuge mit U-Profil-Pressstahlrahmen, zwei blattgefederten Starrachsen und Spitzkühler galten als fortschrittlichste deutsche Serienwagen ihrer Zeit.
Ab 1921 wurden auch eigene Karosserien gefertigt. 1922 kam ein zweisitziger Roadster mit größerem Motor (2,8 l Hubraum, Leistung 55 PS / 40 kW) heraus, der ab 1924 in einer nochmals stärkeren Variante (2,9 l Hubraum, Leistung 70 PS / 51 kW) geliefert wurde. Die Fahrzeuge brachten es auf eine Höchstgeschwindigkeit von immerhin 140 km/h (Rennversionen waren noch erheblich schneller) und kosteten 18.000 RM. 1925 erschien der stärkere Tourenwagen Steiger 11/55 PS mit dem Motor des ersten Sportwagens. Die leistungsstarken Sport- und Rennversionen waren in den 1920er Jahren bei zahlreichen Autorennen (Solitude, Avus, Eifel, Klausen, Monza, Targa Florio) erfolgreich.
Zeitweise beschäftigte der Betrieb bis zu 500 Arbeiter und Angestellte. Trotz ihrer hochklassigen Produkte mußte die Firma im Zuge der Automobilkrise 1926 Konkurs anmelden. Bis dahin entstanden ca. 3.000 Fahrzeuge.
Walther Steiger ging nach der Liquidation seines Unternehmens zum Schweizer Automobilhersteller Martini, bei dem er und sein Bruder Robert seit 1924 die Aktienmehrheit besaßen, und brachte dort ein 95 PS (70 kW) starkes, hochwertiges Sechszylindermodell heraus. Der luxuriöse Wagen mit 4,4 l - Maschine, der in der Schweiz als Martini-Six auf den Markt kam, wurde in Deutschland unter dem Namen Steiger-Martini angeboten. Wie zuvor bei Steiger wurden auch bei Martini verschiedene Rennversionen entwickelt, mit denen man z. T. spektakuläre Erfolge erzielte (z. B. zweimal erste vier Plätze beim legendären Klausenrennen 1929). Die in sorgfältiger Einzelfertigung hergestellten Fahrzeuge konnten sich jedoch auf Dauer nicht gegen die zunehmend billigere Großserien-Konkurrenz aus Deutschland, Frankreich und Amerika behaupten. Das Ende der traditionsreichen Marke war unabwendbar: am 12. Juni 1934 verließ der letzte Martini die Werkshallen in Saint-Blaise am Neuenburgersee.
PKW-Modelle
Typ | Bauzeitraum | Zylinder | Hubraum | Leistung | Vmax |
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Steiger 10/50 PS | 1920-1926 | 4 Reihe | 2604 ccm | 50 PS (37 kW) | 95 km/h |
Steiger Sport 11/55 PS | 1922-1924 | 4 Reihe | 2826 ccm | 55 PS (40 kW) | 128 km/h |
Steiger Sport 12/70 PS | 1924-1926 | 4 Reihe | 2902 ccm | 70 PS (51 kW) | 140 km/h |
Steiger 11/55 PS | 1925-1926 | 4 Reihe | 2826 ccm | 55 PS (40 kW) | 100 km/h |
Quellen
- v. Fersen, Hans-Heinrich, u.a.: "Klassische Wagen 1919-1939", Köln (1994), S. 241-244; ISBN 3-8228-8944-X
- Oswald, Werner: Deutsche Autos 1920-1945, 10. Auflage, Motorbuch Verlag Stuttgart (1996), ISBN 3879435197
- Schick, Michael: "Steiger - Die Geschichte einer schwäbischen Autofabrik in den 20er Jahren", 1. Auflage, Laupheim (1999), 160 S. mit 192 z.T. ganzs. Abb.; ISBN 3-00-003913-9
- auto motor und sport-tv: "Die faszinierendsten Autos der Welt - Klassiker", DVD (2002), EAN 4-260000-950484