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Neue Residenz (Salzburg)

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Die Neue Residenz in der Altstadt von Salzburg, einst auch "Palazzo Nuovo" genannt, wurde von Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau im Osten des Salzburger Domes errichtet. Der geistliche Fürst, der damals reichste im gesamten Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, begann mit diesem ersten Bauvorhaben dabei 1588 nach der Demolierung der dortigen Bürger- und Domherrenhäuser.

Anfangs dienten erste Trakte der Neuen Residenz als Wohnsitz für die Brüder des Fürsterzbischofs. Vielleicht war dieses Gebäude auch als spätere ständige private Unterkunft des Fürsten selbst gedacht. Im Jahr 1600 übersiedelte der Regent trotz der weitergehenden Bauarbeiten bereits seine Geschwister in dieses Haus. Als nach dem Jahr 1600 zwei Brüder des Erzbischofs - wohl nach einem vorangegangenen familieninternen Zwist - die Stadt verließen, änderte sich auch die vorgesehene Nutzung. Nunmehr wurde das Gebäude öffentlichen Zwecken zugeführt. Es war dabei vermutlich auch als repräsentative Herberge für fremde Fürsten vorgesehen.

Der von Scamozzi geplante neue Residenzplatz

Ursprünglich sollte vor der Ostfassade der Neuen Residenz (also im Raum des heutigen Mozartplatzes) um einen kleine Hof mit zwei seitlich verbindenden Arkadengängen in der Art der Dombögen ein weiteres zweistöckiges Gebäude entstehen, der von Vincenzo Scamozzi geplant worden war. Die Neue Residenz samt dem Erweiterungsbau sollte den Residenzplatz so im Westen abschließen. Im Süden des geplanten Platzes sollte in Nord-Süd-Richtung (!) der geplante Scamozzi-Dom stehen,, der durch einen Bogengang sowohl mit der Neuen Residenz als auch mit der alten Residenz verbunden sein sollte. Im Osten des geplanten Residenzplatzes sollte folgerichtig die alten Residenz stehen, im Norden war vermutlich geplant eine gerade Flucht zu schaffen und den Platz hier etwa durch ein Marktgebäude in klarer architektonischer Form abzuschließen.

Die Fassaden der Neuen Residenz

Die Fassaden der Neuen Residenz sollten sehr wahrscheinlich - ähnlich wie der Hof der Dietrichsruh oder im Haupthof der Residenz – mit senkrechter Betonung der Architekturelemente, vor allem durch senkrechte Pilastern gestaltet sein. Diese Riesenpilaster hatten dabei die Aufgabe, der spannungsarmen Breite des Gesamtbaues entgegenzuwirken. Die Fenster sollten dabei höchstwahrscheinlich von wechselnden Spitz- und Segmentgiebeln gekrönt werden. Erste Fassadenteile besaßen auch bereits diese Fenstergestaltung. Die Außenfassade der Neuen Residenz wurde aber in wesentlichen Teilen erst unter seinen Nachfolger Markus Sittikus und Paris Lodron fertig gestellt. Diese Gestaltung wurde nun viel nüchterner als ursprünglich geplant vorgenommen. Auf die senkrechten Gliederungselemente wurde jetzt verzichtet und anstelle dessen die Fassade durch schlichte waagrechte Doppelbänder unter den Fenstern verlaufend gestaltet. Die vier Ecken des großen Gebäudes wurden gemäß dem Wunsch von Wolf Dietrich mit den vier Wappen seiner vier Großeltern ausgeschmückt; den Wappen der Geschlechter Medici, Hohenems, Raitenau und Siergenstein.

Der Turm der Neuen Residenz (seit 1702 Glockenspielturm)

Der Turm der Neuen Residenz wurde von Wolf Dietrich von Raitenau dem Bau vorgesetzt und war ursprünglich 5-geschossig. Er besaß zuerst ein flaches Pyramidendach mit aufgesetzter kleiner Tambourkuppel. Der Turm war dabei genau über dem geplanten Arkadengang in den Dom und die Alte Residenz vorgesehen. Durch diesen Gang ergab sich, dass der Turm nicht genau in der Fassadenmitte errichtet wurde.

Im Jahr 1701 wurde diesem Turm von Erzbischof Johann Ernst von Thun ein achteckiger Aufbau mit offenen Rundbogenarkaden für das Glockenspiel aufgesetzt, der von einem Haubendach gekrönt wird. 1702 wurden dann die 35 Glocken des Antwerpener Gießers Melchior des Haze (1688-89) samt Spielwerk geliefert. Die Einzelteile des Spielwerkes wurden hier vom Salzburger Hofuhrmacher Jeremias Sauter zusammengesetzt. Die drei Arkaden direkt vor dem Turm (nördliche Joche) stammen aus der Zeit von Johann Ernst von Thun, die Fortsetzung dieser Arkaden nach Süden hin aus der Zeit um 1860.

Die Neue Residenz im Lauf der Geschichte

Die Neue Residenz war in de zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts einerseits als Hofgebäude, anderseits als Gebäude für die Hohe Salzburger Landschaft genutzt. In einem Teil des Gebäudes war dabei das Zeughaus untergebracht.

Anstelle des einstigen von einer hohen Mauer eingefriedeten Gartens der Residenz ließ Max Gandolf von Kuenburg um einen weiteren Innenhof den heutigen Kuenburg-Trakt der Neuen Residenz errichten. Im ersten Stock dieses Traktes war darauf hin lange Zeit die fürsterzbischöfliche Hofbibliothek untergebracht. Im 2. Obergeschoss des Gebäudes befand sich der Erbämtersaal, dessen Holzkassettendecke mit seinem Akanthusrankenschnitzwerk von 1680 erhalten ist. Erzbischof Colloredo ließ 1786 das Zeughaus in der Neuen Residenz räumen und den Trakt großteils zu Verwaltungsräumen umbauen.

Nach 1803 wurde das Gebäude als Dikasteralgebäude genutzt und in der k. k. Monarchie Verwaltungsgebäude des Hofkameralärars genutzt. Hier waren 1824 das Stadt- und Landrecht, die Berg- und Salinendirektion, das Fiskalamt, das Bücherrevisionsamt, das Kameral-Zahlamt und die Staatsgüterinspektion untergebracht.

1850 wurden hier neue Amtsräume für das neue Kronland Salzburg geschaffen werden, wozu auch ein neuer Landtagssaal und Räume das Landesgerichtes gehörten. Zudem bekam die Postdirektion und das Telegraphenbüro Räumlichkeiten. Nach 1890 wird die Neue Residenz formell zum Regierungsgebäude. Auch in der Zeit der Ersten Republik blieb das Gebäude Amts- und Regierungsgebäude.Die Räume um das südöstliche Eck der Residenz samt dem früheren Prunksaal sala grande wurde 1944 Opfer eines amerikanischen Bombenangriffes. Nur die starken Außenmauern blieben in diesem Trakt hier Großteils erhalten. Nach dem Krieg wurde in Anbetracht der allgemeinen Notlage ohne Rücksicht auf noch vorhandene Rest der historischen Substanz der weitgehend zerstörte Trakt bis zum Erdgeschoss ausgeräumt und neu aufgebaut.

In der Nachkriegszeit war das Gebäude vor allem als Amtsräume für Beamte genutzt. Nach 1990 wurde nach vergeblichen früheren Anläufen das neue Museumskonzept von Stadt und Land Salzbug ausgearbeitet und beschlossen. Im Jahr 2000 wurde dabei für das Salzburg-Mueum ein Raumkonzept vorgelegt und 2003 mit den Bauarbeiten für den notwendigen Umbau begonnen. Nach Übersiedelung der Beamten in neue Räume konnte dann die Neue Residenz mit ihrem Prunkräumen im Rahmen der Ausstellung Viva! Motzart und in der Folge vom Salzburg-Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die erhaltenen Prunkräume der Neuen Residenz

Die Prunkräume der Neuen Residenz

Im 2. Stock des Westtraktes befinden sich die Prunkräume, die mit Spiegelgewölben und reichem bunten Stuckdekor geschmückt sind, den Elia Castello 1602 anfertigen ließ. (die folgenden Räume werden von Süd nach Nord fortlaufend aufgezählt)

Der Bischofssaal, ursprünglich wohl das kleine Geheime Konsistorium besitzt eine braune Kassettendecke aus Holz mit ovalen Feldern und Dreipassfeldern, in dessen Mitte sich ein besonders reichhaltig gestaltetes Wappen Wolf Dietrichs befindet. Früher befanden sich hier die ganzfigurlichen Portraits aller Erzbischöfe von Markus Sittikus bis Colloredo, wovon sich der Name des Saales ableitet.

Der Tugendensaal (ursprünglich wohl das Studiolo) ist ein rechteckiger Saal mit einer Stuckkassettendecke, die allegorischen Figuren zeigt. Die drei theologischen Tugenden füllen dabei die Mittelfelder, während die vier Kardinaltugenden in den seitlichen Zwickelfeldern abgebildet sind. Bemerkenswert sind hier auch die Portale aus der Zeit Wolf Dietrichs.

Der Gloriensaal (ursprünglich die Guardaroba), der westlich anschließt, besitzt einen quadratischen Grundriss. Hier findet sich an der Decke die Darstellung der Gloriole mit musizierenden und jubelnden Engelschören um das Zeichen Gottes. Umgeben ist das zentrale Bild von vier Rechteckfeldern mit den Darstellungen der Verkündigung Mariae, der Heimsuchung, der Anbetung des Jesuskindes durch die Hirten und der Darbringung im Tempel.

Der Ständesaal (ursprünglich das große Geheime Consistorium, Eckraum zum Mozartplatz) zeigt antike Darstellungen des vorbildlichen aufopfernden Verhaltens: Horatius Cocles hält die auf die Tiberbrücke dringenden Feiden auf, während die Römer die Brücke abreißen, Mucius Scaevola legt vor König Porsenna seine Hand ins Feuer, Marcus Curtius springt in den flammenden Abgrund). Fünf umgebende Medaillons zeigen Büsten.

Das südlich anschließende Feldherrenzimmer (ursprünglich das Schlafzimmer) mit dem zentralen Wappen Wolf Dietrichs auf einem Goldmosaikgrund wird umrahmt von vier halbfigürliche Darstellungen von Karl dem Großen, Gottfried von Bouillon, Karl V. und Juan de Austria.

An das Feldherrnzimmer wieder folgt das ebenfalls private Badezimmer. Der Raum besitzt eine Ovalkuppel mit Keramikmosaik und vier Stuckengel mit Palmzweigen. Bemerkenswert ist in der Neuen Residenz neben den genannten Räumen der Rest einer prunkvollen Holzkassettendecke über der kleineren „sala seconda“ im südwestlichen Ecksaal des Wolf-Dietrich-Baues.

Quellen

  • Bernd Euler, Ronald Gobiet, Horst Huber: Dehio Salzburg - Stadt und Land. Verlag Anton Schroll & Co, Wien 1986, ISBN 3-7031-0599-2
  • F.W. Zillner; Geschichte der Stadt Salzburg, - Sonderbände der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg 1885

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